[1048] Fliehen zwecklos [Adamo, Davide]

[Davide]

Er war auf dem Weg das Elysium in Richtung Ravecca zu verlassen als Jemand ihm entgegen kam. Er hatte sich, wie es fast schon zur Routine geworden war, mit Iulia zum Unterricht getroffen und hing in Gedanken noch dem Thema der heutigen Nacht nach. Wäre er aufmerksamer gewesen, er hätte sicher viel eher die Richtung gewechselt. Hätte wie ein Hase einen Haken geschlagen in der Hoffnung sich in irgendeine Kuhle zusammenkauern zu können. Natürlich gab es hier keine tatsächlichen Kuhlen. Aber es gab zahlreiche Ecke und Winkel in denen man sich den Blicken eines anderen Besuchers entziehen konnte, wenn man sich denn Mühe dabei gab. Und wenn man denn rechtzeitig reagierte.

Als er Adamo erkannte war es für eine Flucht allerdings schon längst zu spät. Und wäre er sich nicht selbst viel zu albern dabei vorgekommen er wäre vermutlich trotzdem hinter einen der Büsche in Deckung gesprungen. Aber zum Glück hatte auch ein Schäfer ein kleines bisschen Stolz. Zögernd wurden seine Schritte langsamer. Was sollte er tun...
Den Kopf einziehen und die Flucht nach vorne antreten um einfach an Adamo vorbei zu gehen...
Abwarten und ihn zumindest grüßen um sich nicht wie ein der Hase zu benehmen wie der er sich fühlte...
Er wollte ihn eigentlich nicht absichtlich vor den Kopf stoßen. Dazu hatte er wirklich keinen Grund. Deswegen entschied er sich schließlich für eine Kombination. An Adamo vorbeigehen und ihn dabei grüßen. Dann schnellstmöglich die Flucht antreten.

Also hielt er weiter auf ihn zu. Brachte sogar ein grüßendes Nicken zustande. Hoffentlich blieb Adamo jetzt nicht stehen. Denn dann wurde davonlaufen plötzlich wieder unhöflich.

[Adamo Manacres]

Adamo, welcher eigentlich nur auf dem Weg war die Aushänge im Elysium nach Neuigkeiten zu inspizieren, hatte das Elysium wie immer unbewaffnet betreten. Als er seine Schritte in Richtung des Hauses lenkte, wieder einmal mit beschwingtem Schritte, erkannte er von Weitem bereits Davide, welcher sich gedankenverloren aus der entgegenkommenden Richtung näherte. Adamo, wieder in lockere einfache Kleidung gewandet, schritt auf den Gangrel zu, welchen er nun eine längere Zeit nicht mehr gesehen hatte.

Dann, als er erkannte, dass der Gangrel nicht stehen bleiben würde, blieb Adamo stehen. Er nahm das grüßende Nicken des anderen wahr, nickte ebenfalls und sprach den Gangrel an.

" Seid gegrüßt, Davide, Neugeborener vom Clan Gangrel. Wie ergeht es Euch in den Nächten?"

[Davide]

Natürlich würde er nicht ohne ein Wort davonkommen. Sich einfach so davonstehlen zu können war schon eine sehr optimistische Hoffnung gewesen. Trotzdem hatte er sich bereitwillig daran geklammert nur um beim Klang von Adamos Stimme unwillkürlich innerlich zusammenzuzucken. Der Ausgang war so nah und rückte doch in unerreichbare Ferne, als er wie gegen seinen Willen stehen blieb um sich zu dem Toreador umzudrehen.
`Verräter`... zischte er stumm und meinte damit jene innere Stimme die mucksmäuschen still darauf lauerte ihm jetzt in den Rücken zu fallen. Die selbe innere Stimme die ihm kurz vor Sonnenaufgang wenn er am Rand der Weide saß und in die Dunkelheit blickte fragte ob er nicht doch zum Hafen gehen wollte. Es war doch eh unwahrscheinlich dass sie sich begegneten. Und wenn doch... was sollte schon schlimmes passieren.
Nun das würde er jetzt und hier vermutlich herausfinden.

"Uhm... d... du musst nicht f... förmlich werden.", antwortete er. Dass Adamo zum distanzierteren `ihr` gewechselt hatte war ihm irgendwie unangenehm. Genau das waren die Dinge die ihm seit Wochen solche Angst machten dass er sich lieber eingegraben hätte als mit dem Toreador zu sprechen. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung wie sie jetzt miteinander umgehen sollten und was Adamo diesbezüglich erwartete.
"A... also nicht mei... meinetwegen."
Er rieb sich in einer Geste verlegener Unsicherheit über den Arm.
"Ich k... komm zurecht. D... die Dinge b... bessern sich ja l... langsam."
Für einen Moment breitete sich ein unangenehm peinliches Schweigen aus bevor er hastig hinzufügte.
"U... und du?"

[Adamo Manacres]

" Nun, man hat keinen Grund zu klagen" antwortete Adamo in seinem üblichen Plauderton.

" Und ich weiss, dass ich nicht förmlich werden müsste, weil wir das schon geklärt haben, aber dies ist das Elysium und hier könnten immer noch andere Personen anwesend sein, die sich Fragen würden, wieso wir die Förmlichkeiten ausser Acht lassen."

Er seufzte.

" Das muss nicht sein, dass unser gegenseitiges Kennen negativ auf uns zurück fällt, meinst du nicht? Aber es freut mich, dass es sich für dich langsam bessert."

[Davide]

"W... wieso sollte das ne... negativ...", begann er verwundert, verstummte dann jedoch mitten im Satz. Waren das die Dinge über die sich ein Mitglied eines der hohen Clans Gedanken machte... Dass man ihm einen vertrauten Umgang mit einem einfachen Mann wie ihm negativ auslegen konnte....
Der Gedanke tat irgendwie weh und er wand unwillkürlich den Blick ab. So schnell änderten die Dinge sich eben doch. Ganz wie er es aller Versicherungen zum Trotz erwartet hatte. Die Dinge änderten sich immer, wenn man nicht mehr in Augenhöhe miteinander sprach.

Er brauchte einen Moment um ein paar Worte zusammenzusuchen und halbwegs zusammenhängend über die Lippen zu bringen.
"D... das The... Theater ist sehr sch... schön geworden."
Am liebsten wäre er umgedreht und davongerannt. Die ganze Situation war... schwer auszuhalten. Und irgendwie wünschte er sich jetzt in diesem Moment sie hätten die Wahrheit übereinander gar nicht erfahren.

[Adamo Manacres]

Adamo nickte als der Gangrel seine Antwort begann, die Reaktion war durchaus nachzuvollziehen.

" Davide, die Sache liegt recht einfach. Wir beide kennen uns bevor uns einander bewusst wurde wer wir sind. Hier befinden wir uns im Elysium, einem Ort des Schutzes und der, nun nennen wir es einfach einmal Zuflucht. Wir sind hier vielleicht nicht die Einzigen und jemand könnte hören, dass wir uns nicht mit den dazu gehörigen Titeln und Anreden ansprechen. Aus diesem Grunde war ich es, der das Wort an dich richtete, damit es nicht zu einer solchen unschönen SItuation und damit verbunden zu einem möglichen negativen Kommentar dir gegenüber kam. Es war somit eine reine Vorsichtsmaßnahme."

Adamo lächelte den Gangrel freundlich an, stand entspannt, so wie der Gangrel Adamo auch aus der Zeit vorher kannte.

" Ah, danke schön, das ist zu freundlich von dir. Ich bin hochzufrieden mit dem Bau und der exquisiten Einrichtung des Hauses. Es wurde wirklich großartige Arbeit geleistet. Wie ist es dir ergangen, was machst du denn hier ? "

[Davide]

Für seinen Kopf ergab diese Erklärung durchaus eine ganze Menge Sinn. Vor allem seit er angefangen hatte ein gewisses Verstehen für die kainitische Etikette zu entwickeln. So oberflächlich sein Wissen bisher auch war, so hatte er doch begonnen zu begreifen wie komplex und wichtig diese Dinge waren. Der Rest von ihm war immer noch irgendwie gekränkt.
"Ich hasse es.", entfuhr es ihm leise. So spontan und aus tiefsten Herzen dass nicht die Spur eines Stotterns darin zu hören war.
"Ich h... hasse es das.... das d... die Dinge jetzt so kom... kompliziert sind."

Er unterdrückte ein Seufzen. Versuchte diese schalen Gedanken und Empfindungen abzuschütteln. Keiner von ihnen würde spontan wieder lebendig werden nur weil er sich lange genug grämte.
"Oh, ich b... bin... - also war, w... wir sind f... fertig. - z... zum Eti... etikette Unterricht hier."
Das war ein bisschen ironisch.
"M... manchmal k... komme ich auch her um l... lesen zu üben. W... weil es hier Aushänge gibt."
Da er keine Bücher oder überhaupt Schriften besaß, weil er nie geglaubt hatte einmal die Chance zu bekommen lesen und schreiben zu lernen kam er ins Elysium um die Aushänge zu entziffern. Hier hatte er meistens genug Zeit und Ruhe solange er Niemandem im Weg stand.

[Adamo Manacres]

" Aber ich bitte dich, sie sind nicht kompliziert, es gibt nur ein wenig mehr zu bedenken", sagte Adamo freundlich lächelnd. "Diese Dinge sind kein Hexenwerk, auch wenn es derzeit vielleicht danach aussieht."

Adamo ist überrascht, vom Etiketteunterricht des Gangrel zu hören.

" Du erhältst Unterricht? Das ist ja einmal interessant. Bei wem denn? Und nun musst du dich regelmässig im Elysium einfinden, damit man dir in einem Gespräch die Etikette erklärt. Das ist schade. Etikette muss man erleben. Im täglichen Leben, am Hofe, beim Tanz," sinnierte der Toreador.

" Die Etikette ist eigentlich so wunderbar, so intensiv, auf körperlicher und geistiger Ebene. Ich meine damit nicht nur positiv, sondern auch negativ"

Adamos Haltung war entspannt, locker, freundlich. Keine Spur von Gram oder Unsicherheit.

[Davide]

Dass die Dinge auch aus anderen Gründen plötzlich kompliziert geworden waren konnte Adamo natürlich nicht wissen. Der ganze emotionale Ballast der plötzlich an Gewicht bekommen hatte als ihm klar geworden war dass Adamo kein Sterblicher war.

Er bewunderte es wie begeistert und leichtherzig der Toreador über diese Dinge sprach. Fast so als könnten sie tatsächlich so etwas wie Freude machen. Ein Punkt von dem Davide mindestens so weit entfernt war wie Schafe vom Fliegen. Er sah ja ein dass es wichtig war. Aber dass man es mögen konnte...

"Bei S... Signora I... Iulia.", antwortete er und hätte beinahe verständnislos mit dem Kopf geschüttelt. Erleben... er konnte froher nicht sein, wenn er das so selten wie möglich erleben musste.
"Ich k... kann nicht tanzen."

[Adamo Manacres]

Adamos Miene külte sich sichtbar ab, als Davide von der Harpye sprach.

"Ah, die wohlwerte Harpye. Du hast eine sehr..... interessante Wahl in Bezug auf deine Lehrmeisterin getroffen. Sehr .... interessant."

Dann wischte seine Hand durch die Luft und wischte damit scheinbar ebenfalls die negativen Eindrücke an die Seite.

" Ich hoffe, es ist ein produktiver Unterricht, den ihr miteinander habt?"