[1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

[Livio di Ventimiglia]

Livio nickte mehrere Male bedächtig und lauschte den Ausführungen seines Clansbruders.
"Nun, ich spreche mich stark für einen alsbaldigen Erfahrungsaustausch auch; denn, das könnt ihr mir glauben, auch die ungesehenen Diener, deren Anwesenheit der Präsenz eines Windhauchs gleicht, haben gerade in Bezug auf Diskretion ihre Vorteile.", er lächelte freundlich.

"Gewiss. Ich freue mich sehr über eine Zusammenarbeit mit euch und bin über alle Maßen dankbar für euer Angebot, auf euren Gründen jagen zu dürfen. Dies würde mir tatsächlich auch eher zusagen, als Burgus und das Kloster. Ich möchte die Aufmerksamkeit unseres Ältesten nicht... überstrapazieren. Doch um einen formellen Besuch werde ich gewiss nicht herumkommen.", er seufzte resigniert und lauschte den weiteren Ausführungen.

"Ich hätte tatsächlich noch eine nicht unwichtige Frage. Sagt, wie lange währt der Gaststatus in dieser Domäne? Und überhaupt; wie sieht der weitere Fortgang aus?"
Er schenkte seinem Gegenüber weiterhin einen offenherzigen, freundlichen Blick, der sich ebenfalls völlig dem Klischee widersetzte, das seinem Clan vorauseilte. Von der nicht von der Hand zu weisenden unseligen Blässe in seinem Gesicht einmal abgesehen, mochte zumindest in diesem Augenblick recht wenig auf eine untote, kalte und gleichsam seelenlose Hülle hindeuten. Dies war vielmehr das Antlitz eines jungen, aufstrebenden Händlers, der gerade eine fantastische Abmachung abgeschlossen hatte.

[Nubis]

"Nein, um einen formellen Besuch werdet ihr nicht herum kommen." bestätigte ihm Galeno leicht mit dem Kopf schüttelnd.

Auf seine Frage hin nickte er nur knapp und schmunzelte.
"Ihr greift schon vorweg, gut. Er dauert, so lange er dauert, doch kann er euch auch entzogen werden. Man stellt Anforderungen an euch, oder besser gesagt, die höchst verehrte Aurore tut dies. Ihr sollt in den kommenden 5 Jahren Fürsprecher für euren dauerhaften Verbleib in der Domäne finden. Dies können all jene sein, deren Gaststatus von der höchst Verehrten bestätigt wurde oder die Vasallen Genuas oder der See der Schatten sind. Jene mit Ämtern betrifft dies beispielsweise, aber auch jene, die schon etwas sehr viel länger in dieser Stadt verweilen."

Er zuckte mit den Schultern.
"Den Herolden könnt ihr melden, wenn ihr innert der fünf Jahre eure Fürsprecher gefunden habt. Als meinen Clansbruder sage ich euch jedoch, dass die fünf Jahre ein Richtwert sind. Manch einer in Genua ist schon weit darüber und hat beispielsweise einen Aufschub erhalten. Fehlverhalten kann natürlich dafür sorgen, dass der Status generell entzogen wird, auch vor den fünf Jahren. Aber das sollte logisch sein."

Kurz setzte er ab, strich sich sacht mit zwei Fingern übers Kinn.
"Und ihr werdet von mir eine Aufgabe erhalten, die ihn innert dieser Jahre angehen solltet. Doch dies am Ende..."

[Livio di Ventimiglia]

"5 Jahre, um die entsprechenden Fürsprecher zu finden. Ich verstehe. Ich habe nicht vor, länger als die geforderte Anzahl an Jahren zu brauchen. Auch so etwas wie einen Aufschub möchte ich, wenn möglich, nicht in Anspruch nehmen.", ein tiefes Nicken und ein fester, sicherer Tonfall bestätigten, dass es für Livio keinen Zweifel daran gab, die vor ihm liegenden Aufgaben mit Bravour zu bestehen. Es waren Hindernisse wie eben dieses, welche er bereits zuhauf hinter sich gelassen hatte. Steine, die ihm in den Weg gelegt wurden, hatte er genutzt um eben jenen der vor ihm lag, sicherer und gefestigter auszukleiden. Die Vergangenheit hatte ihn geformt und seiner Entschlossenheit auch diesmal zu bestehen, keinen Abbruch getan.

"Gibt es ein festes Kontingent an Fürsprechern, die ich vorzuweisen habe? Vermutlich ist die benötigte Anzahl an Rang und Reputation der jeweiligen Fürsprecher geküpft?", er dachte eher laut nach, als dass er seine Fragen ganz bewusst an seinen Clansbruder richtete.

"Und die von euch angesprochene Aufgabe, die ich für euch zu erledigen habe, wird sicher darüber Entscheidung tragen, ob ich mit eurer Stimme als Fürsprecher rechnen kann, nehme ich an?", ganz gewiss war es so; denn in der Welt in der er lebte gab es nur selten - nein eigentlich nie - etwas umsonst. Gefallen für Gefallen. So war die Regel, die sich in der kainitischen Gesellschaft eisern hielt. So etwas wie einen Vertrauensvorschuss gab es nicht.

[Nubis]

"An Rang und Reputation?" Galeno schmunzelte sachte.
"Nicht ganz. Zwei Fürsprecher, wobei einer ein Vasall Genuas sein sollte. Wen ihr wählt, bestimmt den Blick auf euch, den andere womöglich haben werden. Hoher Rang und Name muss aber auch nicht immer passend sein und ist zudem meist...nunja, kostspielig. Ihr solltet also so viele Kainiten, wie möglich, kennen lernen und euch dann entscheiden, wessen Fürsprache ihr als geeignet anerkennen würdet und ob ihr euch diese leisten wollt."

Nun zog er dann eine Augenbraue hoch und wirkte amüsiert dabei. Diese letzte Vermutung seines Gegenübers war belustigend.
"Werter Livio, diese Aufgabe werde ich euch nicht auf Grund meiner persönlichen Wünsche auftragen, sondern im Auftrag der höchst verehrten Aurore. Eine Leistung, die sie von euch verlangt, um euren Wert in der Domäne zu bekräftigen oder zumindest den guten Willen dazu. Ihr habt Recht, wenn ihr der Meinung seid, dass die Herangehensweise an diese Aufgabe meine Meinung beeinflussen kann, doch meine Fürsprache gebe ich nicht auf Grund dessen.
Ich schlage vor, wir lernen uns erst einmal kennen und dann kann ich euch mitteilen, ob und wie meine Fürsprache erlangt werden kann."

Zu einfach wollte er es dem Neuling dann wohl doch nicht machen.

[Livio di Ventimiglia]

Abermals nickte er mehrere Male bedächtig. Hatte er sich in einigen Belangen zwar geirrt, war seine Vermutung im Kern jedoch alles andere als nicht zutreffend. Quid pro quo. Dies für das. Eine der zentralen Säulen der kainitischen Gesellschaft. Doch glücklicherweise hatte ihn bereits sein menschliches Leben auf eben dieses vorbereitet. Ihm war nie etwas geschenkt worden; warum sollte sich diese Konstante gerade jetzt ändern?

„Dass ihr mir eure Fürsprache nicht schenkt oder sie unter Wert verkauft, dachte ich mir schon. Ich selbst würde nicht anders handeln.“, sagte er, mit einem gerissenen Schmunzeln auf den Lippen. Alles andere hätte ihn auch über Gebühr überrascht und vielleicht sogar etwas enttäuscht; ganz gleich wie vielversprechend das erste Treffen auch sein mochte.
„Nun, was für eine Aufgabe sollt ihr mir von ihrer Gnaden, Prinzessin Aurore, übertragen?“, sprach er nun recht unumwunden.

[Nubis]

Er musterte sein Gegenüber noch einmal genauer und dachte nach. Die Aufgabe sollte natürlich nicht zu einfach sein, denn ansonsten würde man keine Mühe darin erkennen, doch sie sollte auch zu ihm passen, denn er wollte ihn unterstützen und keine zu grossen Klötze in den Weg legen. Also brauchte es etwas, um unter den möglichen Aufgaben für Genua etwas herauszupicken, dass er ihm benennen konnte.

"Ihr seid ein Händler und habt Erfahrungen im Aufbau dessen. Handel ist stets gut, um die Domäne weiter voran zu bringen. Doch es gibt auch Widrigkeiten. Die Handelsstrassen sind noch nicht im besten Zustand. Darum wird sich zwar schon gekümmert, doch mit mehr Unterstützung würde dies wahrscheinlich besser gehen. Das Selbige für den Hafen. Auch die Befriedung der Handelsrouten ist durch Wegelagerer und Piraten stets ein Problem. Ich übertrage euch daher die Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen die Handelswege Genuas auszubauen oder gar neue zu schaffen! Auf dass Genua bald als ein sicherer Handelsknoten bekannt werde."

Diese Aufgabe war vielschichtig, aber definitiv nicht unlösbar. Er war gespannt, wie der Gast dies handhaben würde und wo er seine Prioritäten sehen würde.
Wieder wartete er ab, ob es Fragen geben würde, oder ob er mit dem üblichen Prozedere fortfahren sollte.

[Livio di Ventimiglia]

Als Galeno die Details der ihm übertragenen Aufgabe schilderte, zückte Livio erneut einen Federkiel aus einem ledernen Beutel, griff diesmal nach einem Bogen des Papiers auf dem Tisch - nicht ohne seinem Gegenüber ein freundschaftliches, dankbares Lächeln zu schenken - und begann zu schreiben. Da Livio ein über alle Maßen geübter und patenter Schreiber war, endete er nicht allzu lang, nachdem auch Galeno seine Ausführungen abgeschlossen hatte.

Er räumte beflissen seine Schreibutensilien ein und nickte lächelnd; offenbar hochzufrieden über die ihm überantwortete Aufgabe.
„Das ist fürwahr eine Aufgabe nach meinem Gusto, die überaus meine persönlichen Ambitionen in dieser wundervollen Domäne voranbringen mag. Ich danke euch dafür und seid versichert, dass ich mich alsbald an die Umsetzung ebendieser machen werde.“
Abwartend sah er zu Galeno, ob dieser noch weitere Informationen oder gar nützliches Wissen für ihn bereithielt.

[Nubis]

Galeno schien zufrieden mit seiner Antwort und liess ihn dies auch spüren. Eine entspannte Haltung, ein freundliches, zuvorkommendes Lächeln und weiterhin der Wohlklang in der Stimme.

"Möglicherweise könntet ihr sogar jetzt schon eine Möglichkeit in diese Richtung ergreifen. Genua befindet sich gerade im Aufbau, wie ich schon erwähnte, unter anderem der Strassen wegen. Aber auch andere Projekte, wie Mauer und Hafen, stehen an. Dafür ist Unterstützung sicherlich gern gesehen und euch kann dies für diese Aufgabe durchaus angerechnet werden. Nicht erfüllt...aber zumindest einen Teilbereich bereits angegangen. Was meint ihr dazu?"

[Livio di Ventimiglia]

Livio ließ sich die Worte seines Clansbruders einige Augenblicke durch den Kopf gehen und nickte dann, ebenfalls mit einem offenherzigen Blick, einem Lächeln auf den Lippen.
„Nun, wenn sich ohnehin gerade buchstäblich neue Wege und Türen auftun, warum nicht eben jene ganz unvermittelt beschreiten?“, er nickte noch einmal bekräftigend.
„Das klingt nach einer fürwahr fantastischen Idee, wohlwerter Galeno. Ich würde mich, so möglich, direkt in die Planung um den Ausbau des Hafens und der Straßen einbringen wollen.“

Der wohlwollende Blick weilte weiterhin auf seinen Zügen. Der Vorhang hatte sich gelüftet und er befand sichmitten im ersten Akt seines Auftritts in Genua. Das Präludium gewissermaßen. Nun lag es an ihm, sich in Position zu bringen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dieser erste Auftrag bot tatsächlich eine überaus günstige Möglichkeit für dieses Unterfangen, da er die hiesige kainitische Gemeinschaft nicht nur von seinem Können überzeugen konnte; darüber hinaus ließen sich gewiss die ein oder anderen Kontakte knüpfen. Wer wusste schon wohin ihn all dies noch bringen mochte?
Spannende Zeiten lagen vor ihm.

[Nubis]

"Sehr gut..." die Worte liessen den Frohmut Galenos im kleinen Räumchen erklingen.
"Ich werde euch dementsprechend empfehlen und sicher zu gegebener Zeit den einen oder anderen Kontakt vermitteln. Ihr solltet möglicherweise zuerst mit dem Baumeister Vergonzo, Neugeborener der Nosferaten sprechen.
Er kann euch sicherlich genauer sagen, was er benötigen könnte. Wie ihr euch einbringen könnt."

Dann setzte er ab, überlegte kurz.

"Mhh wir sind etwas abgekommen vom eigentlich Sinne dieses Treffens. Ich denke, ich sollte euch noch zumindest die Amtsträger mitteilen und dann sehen, ob ihr weitere Fragen habt?"
Das Ganze war wohl eher eine Rhetorische Frage, denn er setzte noch einmal an und benannte dann die jeweiligen Amtsträger.

"Der sehr verehrte Seneschall Genuas ist Lydiadas, Ahn vom Clan der Schatten, Consigliere del padrone profondo, sanguigno cacciatore di Catania, Herr der Tiefen, aus der Linie Ahriman min alzilals, Ahnherr des Clan der Schatten, Kind Lasombras..

Die Hofgelehrten sind der verehrte Ferruccio, Ancilla vom Clan des Mondes und Beichtvater der höchst verehrten Prinzessin, sowie als Hofheiler Nicolo Trevisan, Neugeborner vom Clan der Salubri.

Der verehrte Hüter des Elysiums ist Ilario Contarini, Ancilla der Schatten, Kind des Ahnen Lucius Valerius Galba.

Zusätzlich zu mir als Herold, hält noch der werte Toma Ianos Navodeanu, Neugeborener vom Clan der Drachen dies Amt inne.

Die beiden werten Harpyien sind Iulia, Neugeborene vom Clan der Könige, Kind unserer höchst verehrten Prinzessin und Achilla, Neugeborene vom Clan der Verborgenen.
Der werte Arash, Neugeborener vom Clan des Tiers ist unsere Geissel.

Die werten Liktoren sind Liutprand Neugeborener vom Clan der Könige, Benjamin, Neugeborener vom Clan der Jagd ...und ... die Hilfsliktoren Anastasia, Neugeborene des Clan der Verborgenen und Salvador, Neugeborener vom Clan der Gelehrten.

Solltet ihr Anliegen an die Liktoren haben, rate ich euch, euch eher an den werten Benjamin oder den werten Liutprand zu halten, statt an die beiden Hilfsliktoren. Sie stehen nicht ohne Grund weit unter den Liktoren...."