[1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

[Juni '21]
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Die rüden und strengen Blicke der Wachen ignorierte Livrio geflissentlich. Er war es seit Kindheitstagen gewohnt, dass man ihn besonders in Augenschein nahm. Zunächst weil die Hoffnung seiner Familie auf ihm als Stammhalter der Di Ventimiglia lag. Dann als seine unleidige Stiefmutter seine Halbgeschwister aus ihren Lenden hervorbrachte und er nicht mehr viel mehr war, als ein familiäres Ärgernis. Doch zuletzt hatte er unabhängig von seiner adligen Abstammung einen Kontor in Palermo zu einem der prosperierendsten Süditaliens gewirtschaftet, sodass auch hier alle Augen auf ihn gerichtet waren. Was kümmerten ihn also einige gedungene, bärbeißig dreinblickende Wachen?
Besonnen schritt er also an ihnen vorbei, nicht ohne dabei einmal kurz grüßend zu nicken. Das Wahren der Etikette war ihm sehr wichtig.
Auf dem Weg innerhalb des A Tarda Ora nahm er die Ausstattung und auch das Fresko wohlwollend in Augenschein, sodass er tatsächlich kurz etwas zurückfiel, dies aber sogleich mit etwas ausladenderen Schritten wieder wettmachte.

Als er schließlich in das separierte Zimmer trat, musterte er den ihn erwartenden Mann nur für einen kurzen Augenblick, ohne, dass es unhöflich gewirkt hätte.
Er wartete bis der Diener den Raum verlassen hatte und sah den Mann nun unverwandt an; freundlich, lächelnd. Entgegen dessen, was man von seiner Abstammung sowohl im Leben als auch im Unleben wohl erwarten würde.
Es folgte erneut ein tiefes Nicken, ungleich tiefer als noch bei dem Diener.
"Seid auch ihr mir gegrüßt, werter Galeno Fiore, Herold der Domäne. Es ist mir eine außerordentliche Freude, eure Bekanntschaft zu machen. Meine Reise wurde von günstigen Winden und einem geschickten Kapitän geleitet und verlief insofern vollkommen unproblematisch. Habt überdies vielen Dank für eure umsichtige und verlässliche Begrüßung in dieser wunderschönen Domäne."
Falls Galeno noch nicht saß, würde Livio warten, bis sich Galeno setzte und sich dann - wie es die Etikette verlangte - ebenfalls setzen.
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Nubis
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Noch einmal ein nicken, dann setzte sich der Herold und wartete, bis sich sein gast ebenfalls setzte, ehe er ein paar Bögen Papier nahm und bereit legte, sowie ein kleines Fässchen mit Tinte und eine Schreibfeder.

Nachdenklich blickte er Livio an und sprach dann:
"Ihr stammt also vom Clan des Todes in Sizilien? Also von der See der Schatten. Habt ihr ein Anliegen hier in Genua, dass ihr diese Reise auf euch genommen habt?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Livio nahm nun ebenfalls Platz und blickte weiterhin freundlich zu seinem Gegenüber, das sich nun mit Kiel und Papier bereitmachte.

"Clan des Todes aus Sizilien, exakt. Genau genommen aus Palermo. Dort habe ich recht erfolgreich den Handelskontor meiner sterblichen Familie geführt und zu Wohlstand und Einfluss gebracht. Da dieser nun nahezu von selbst wirtschaftet und die Systeme dort gut eingespielt sind, war es mir ein großes Anliegen, mein Handelsnetz zu erweitern. Mein Wunsch ist es also, auch hier in dieser prosperierenden Domäne einen Handelskontor zu eröffnen, der zweifellos auch der hiesigen Domäne dienlich sein dürfte, da solch ein Kontor schließlich als Umschlagplatz für alle möglichen Dinge fungiert.", ein Lächeln zierte seine Lippen.

"Darüber hinaus wurde mir zugetragen, was sich ja bereits jetzt bewahrheitet hat, dass in dieser schönen Domäne weitere Clansbrüder aktiv sind; auch hier wäre es mein Ansinnen, vielleicht einen gewissen Erfahrungsaustausch möglich zu machen. In Palermo war ich, abseits von den Besuchen meiner Erzeugerin, relativ isoliert, wenn man so will."

Seine Stimme senkte sich herab und der Mantel des Schweigens fiel auf die Szenerie. Er blickte nun unumwunden auf sein Gegenüber, studierte dessen Reaktion auf das durch ihn Gesagte.
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Nubis
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Ihr betreibt Handel und wollt diesen hier nach Genua bringen...nun, mit was für Waren handelt ihr? In den letzten Jahren gab es eine schwere Hungersnot in Genua, Nahrungsmittel und Feldfrüchte, sowie Samen für eine Neubepflanzung der Hänge und wenigen Ackerflächen, wäre also etwas, dasd sich lohnen könnte. Aber auch Rohmaterialien für Handwerker und Bauprojekte. Jedoch sind auch schon einige Händler hier zugegen. Es wird also nicht einfach werden."

Er notierte sich etwas in Lateinisch, bisher nur ein Stichpunkt.

"Genua ist nicht ohne Grund eine florierende Handelsstadt. Einige vom Blute Kains haben dies erkannt und sich hier Möglichkeiten geschaffen."

Er sah ihn dann ernst an und legte die Feder bei Seite.
"Ich will ehrlich mit euch zur Lage unseres Blutes hier in Genua sein.
Es ist eine schwierige und für euch wird sie sicherlich auch nicht einfach sein. Vor allem nicht, wenn ihr von Sizilien stammt.
Als ich nach Genua kam, gab es drei Mitglieder unseres Clans. Unseren Ältesten und Ancilla Benedetto, sowie Titus, einen Krieger und Seinfrieda. Statt den Clan zu schützen und wachsen zu lassen, hat unser Ältester herzlich wenig für die Mitglieder des Clans getan und lieber unmögliche Aufgaben verteilt, statt wirkliche Stärken gewinnbringen für den Clan einzusetzen.
Dies sorgte dafür, dass ich mich mittlerweile alleine in Genua verwirkliche und gutes Schaffe. Unsere Bruder und unsere Schester sind zu Asche geworden, von Menschen getötet und die neueste unseres Blutes in Unehren zurück nach Hause geschickt worden. Bis auf Blutsbänder scheint unser Ältester wohl nicht zu wissen, wie man Loyalitäten für den Clan schafft. Ich habe tatsächlich keine Feindschaft zu ihm, halte es aber für nötig, euch zu warnen. Wer sich ihm völlig unterwirft und seinen Lügen Glaube schenkt, mag zwar im Clan akzeptiert sein, doch auf jenen warten überall die Feinde des Ältesten. Eine gute Zukunft sieht anders aus."

Er schüttelte mit dem Kopf.
"Allerdings müsst ihr es natürlich selbst wissen, inwieweit ihr mit ihm Kontakt pflegen wollt. Wenn ihr zu ihm geht, schaut ihm nicht in die Augen. Er hat anderen Kräfte geraubt, Kräfte, die ihn euch lenken lassen.
Als Mitglied der See der Schatten werdet ihr sicherlich mit Skepsis von ihm behandelt werden und wenn nicht, wird er euch ausnutzen wollen. Er ist mit Mailand verbunden, einem Feind der See."


Er setzte ab und seufzte.
"Ich wünschte, die Lage wäre eine andere. Ich wünschte, unser Clan könne zusammenarbeiten und wachsen. Hier gäbe es so viele Möglichkeiten. Doch ich sah sie bisher leider nur zerfallen."

Tatsächlich lag Schwermut auf den wohlklingenden Worten. Ja, er hatte wohl eine andere Entwicklung erhofft.

Doch er kam wieder mehr auf seinen Gast zu sprechen, nachdem er den kleinen Abriss zum Clan geäussert hatte.

Ruhig, wie die ganze Zeit, setzte er fort, die Schwermut bei Seite schiebend.

"Wenn ihr recht isoliert wart, habt ihr euch mehr um den Handel und den Umgang mit Menschen bemüht, oder fanden auch nekromantische Forschungen ihren Platz?"
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Stillschweigend lauschte er den Ausführungen seines Clansbruders und ließ diese zunächst gänzlich unkommentiert. Nur hier und da schenkte er ihm ein bedächtiges Nicken; fast so, als würde die Schwermut des Kappadozianers nun auch ihn erfassen. Fürwahr; er hatte sich bessere Ausgangsvoraussetzungen für seinen Neustart gewünscht. Andererseits hatte er sich jedoch auch aus gewiss ähnlich desolaten Voraussetzungen geschickt herausmanövriert. Tatsächlich bestand nun nahezu sein gesamtes Leben und Unleben daraus, Ungemach nicht nur zu ertragen, sondern es mit Hilfe seines wachen Geistes und eines Quäntchen Glücks zu überwinden und daran zu wachsen. Mochte die Situation auch noch so verfahren und widrig wirken, stets taten sich Hoffnung und neue Wege auf. Sie mussten nur begangen werden. So nickte er, als der Kappadozianer endete erneut; diesmal entschlossener und ernster.

"Nun, offen gestanden verstehe ich etwas vom Handel. Dort, wo Bedarfe bestehen, gilt es eben jene zu decken. Wenn es Genua mithin an Saatgut und Rohstoffen mangelt, dann ist es mir ein Leichtes eben jenes Defizit zu decken."; er kramte nun selbst aus einer ledernen Umhängetasche Pergament und Federkiel hervor; tunkte den durchaus prächtigen Kiel in ein Tintenfässchen und schon bald hörte man das akribischen Kratzen der Feder auf dem Pergament.
"Verzeiht; aber ich bin euch augenscheinlich zu Dank verpflichtet. Ihr habt mich mit durchaus hilfreichen Informationen versorgt, die ansonsten gewiss eine längere Recherche bedurft hätten."
Ein Lächeln auf den Lippen. Fassung und Hoffnung gleichermaßen spiegelnd.

Er kramte seine Schreibutensilien mit der Routine eines Vielschreibers wieder fort und wandte sich nun unumwunden seinem Clansbruder zu.
"Was meine nekromantischen Studien anbelangt... Meine Erzeugerin unterwies mich durchaus adäquat und ich verfüge über mehr als nur ein solides Grundwissen.", er lächelte verschwörerisch.
"Nun, was hat es mit unserem hiesigen Ältesten auf sich. Dem Ancilla Benedetto. Ihr scheint eure Zweifel an ihm und seinem Leumund zu haben. Doch sagt mir, was sind die Konsequenzen, die ihr daraus zieht?"
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Nubis
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Die Lage wird sich sicherlich auch wieder erholen, doch ja, ich denke die Nachfrage wird in Genua stetig gut sein und was Rohmaterialien anbelangt, so werden auch Händler vom Lande sicherlich dann diese Waren gern weiter ins Inland verteilen."

Galeno beobachtete ihn, wie er auf Pergament schrieb und schmunzelte. Er schob ein leeres Papier zu ihm und meinte:
"Für schnelle und persönliche Niederschriften empfehle ich dies hier. Papier. Es ist günstiger, als Pergament, welches man dann getrost den edleren Nutzen zuführen kann."

Er zog die Hand wieder zurück, liess das Papier auf der Mitte des Tisches liegen, sodass Livio sich das Blatt nehmen konnte, es aber auch getrost sein lassen konnte. Wie ihm eben beliebte.
Die Finger faltete er und beliess die Hände so auf dem Tisch, vor sich ruhend.

"Alles in allem müsst ihr eure eigenen Konsequenzen daraus ziehen. Ich für meinen Teil arbeite mit ihm zusammen, wenn nötig, so wie mit anderen Kainiten eben auch. Er ist unser Ältester und damit lebe ich und weiss auch damit umzugehen. Doch dies ändert nichts daran, dass ich nur bedingt meinen Dienst dem Clan zur Verfügung stellen kann, werde ich doch nicht involviert. Zumindest, was den Umgang mit dem verehrten Benedetto betrifft. Mein Dienst gilt also vorrangig Genua und jenen, die meine Hilfe suchen oder eine Zusammenarbeit zu schätzen wissen. Jedoch blicke ich auch mit einem wachen Auge auf die Geschicke unseres Clans und ob sich mit der Zeit Änderungen einstellen mögen, oder nicht. Ich hoffe, dass einige davon nicht eintreffen werden und vor allem keine weiteren Clansmitglieder daraufhin zu Schaden kommen."

Er schüttelte leicht betrübt mit dem Kopf, hatte sogar die Augen dabei geschlossen. Als er sie wieder öffnete, sorgte das Licht der Lampe für einen Schimmer in seinen braunen Augen, Schimmer von einem Ton aus Bernstein oder Honig.

"Unser Ältester ist Chronist Genuas, kein besonders starkes Amt, dennoch eine wichtige Aufgabe. Als solcher ist er natürlich gut im Sammeln von Informationen und würde sicherlich auch damit handeln. Aus meiner Erfahrung allerdings, sind die preise oftmals hoch und ich schätze mittlerweile mehr den Informationshandel mit dem Clan der Verborgenen, zumal dieser in manchen Belangen sogar noch umfangreicher möglich sein dürfte. Im Handel oder der Gesellschaft ist er meines Wissens nur wenig verankert. Anders, als beispielsweise ich oder sicherlich auch ihr, auch wenn ihr hier alles von Null aufbauen müsst."


Noch einmal schloss er die Augen, liess einen Moment Stille einkehren, ehe er sie wieder öffnete.
Manch einer mochte meinen, dass sich im Raum, der nicht gross war, so langsam aber sicher die Raumtemperatur änderte. Als wenn kühle Luft sich einen Weg durch manche Ritzen gesucht hatte und nun anfing bei den Beinen hochzukriechen.

"Doch wir können zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal dazu kommen."

Sein Lächeln kehrte zurück, nachdem er das unangenehme Thema etwas bei Seite geschoben hatte.
"Reden wir erst einmal nicht über den Clan, sondern über Genua und eure Rolle hier. Der Handel dient vorwiegend der sterblichen Welt, wenn sie auch unsere mit beeinflusst. Könnt ihr euch sonst noch eine Aufgabe, einen Nutzen vorstellen, den ihr Genua bieten könnt? Etwas, was bei der höchst verehrten weissen Prinzessin Wohlgefallen auslösen könnte? Und wie viel wisst ihr bereits im Vorfeld über diese Domäne?"
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Livio musterte das ihm angebotene Papier nur kurz.
Ein erneutes dankbares Lächeln huschte über seine aristokratischen Züge, welches jedoch Hand in Hand mit einer gewissen Skepsis ging.
Unschlüssig neigte er seinen Kopf um einen Deut und fuhr mit der Fingerspitze über das Papier.
Dann schloss er kurz die Augen, als müsste er sich an etwas erinnern, nickte dann und rezitierte mit zusammengekniffenen Augen.

"Hanffasern, Flachs und Nesseln. Ich habe von diesem Papier gehört; einige kastilische... Mhm... Nennen wir sie einmal Handelskollegen erzählten mir davon, als ich vor wenigen Jahren zum ersten Mal diese drei Ingredienzen umschlagen durfte. Ich bin noch nicht allzu überzeugt davon, dass es sich durchsetzt. Mag die Herstellung auch durchaus kostengünstiger sein, erscheint mir die Haltbarkeit doch etwas... unterlegen."
Er schmunzelte, machte eine beschwichtigende Geste und wandte sich nun wieder klaren Blickes Galeno zu.
"Verzeiht; vielleicht komme ich beizeiten noch einmal auf euer Angebot zurück; was aber meinen Nutzen für diese Domäne anbelangt, so wäre da zum einen die Gründung eines neuen Kontors, der alsbald Anschluss an mein bereits bestehendes Netzwerk finden soll, zu nennen. Wie ich schon sagte, ist es ein großer Vorteil, auf bereits existente, erprobte Handelsrouten zurückgreifen zu können und darüber eine Vielzahl von Waren nicht nur veräußern sondern auch einfordern zu können. Ich denke, dass dies nicht nur zum Nutzen der Domäne in Gänze dient, sondern gewiss auch Ihrer Regentschaft zu Wohlgefallen gerät. Davon ab verfüge ich über recht... modernes nekromantisches Wissen. Meine Erzeugern - Gott allein weiß, woher Sie dieses Wissen hat - weihte mich ein in einen Pfad, der sich vor allem mit spektralen, körperlosen Entitäten beschäftigt. Ich würde dieses Wesen gerne zum Wohle unseres Clans erweitern und vertiefen. Allerdings warntet Ihr mich nun zu allzu intensivem Kontakt mit unserem Ältesten..."
Er schweifte kurz etwas ab und verwarf dann recht abrupt den aktuellen Gedankengang.

"Nun, offen gestanden ist mein Kenntnisstand über Genua, sagen wir einmal, limitiert. Meine Erzeugern ist eine große Verfechterin des selbst und durch Erfahrung gewonnenen Wissens. Ich glaube, sie nannte es einmal Empirie. Insofern bin ich dankbar über jedes Quäntchen Wissen, dass ihr mir zuteil werden lassen könnt. Oberflächlichkeiten und Offensichtliches ist - wie die derzeitige Regentschaft - ist mir dabei natürlich durchaus gewiss; viel mehr jedoch nicht."
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Nubis
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Einen Moment lang sass der Herold nur da und lauschte den Worten seines Gastes über das Papier, den Kontor und dass dessen Nutzen der Herrscherin zusagen könne. Dann aber sprach er von seinen nekromantischen Fähigkeiten und die Züge begannen sich wieder zu regen.

"Spektrale, körperlose Entitäten? Ihr meint...ruhelose Seelen? Geister?"

Er fasste sich nachdenklich an den Bart und rieb das Kinn etwas.
"Interessant. Ich denke, ihr solltet dies etwas näher ausführen, nur nicht hier. Dafür sollte ein Raum vorbereitet sein, denn in Genua lauschen oft noch andere Ohren mit und wir wollen unsere Clangeheimnisse doch nicht zu weit streuen."

Eine gewisse Neugierde hatte ihn erfasst, die Augen hatten wieder etwas Lebendiges zurückgewonnen.

"Ich kann euch oberflächliche, oder detaillierte Informationen geben, die euch den Einstieg hier erleichtern könnten. Auch im Hinblick auf den Handel.
Was würdet ihr davon halten, zusammen zu stehen und auf diese Weise Clanzusammenhalt zu zeigen? Einander stützen und stärken."

Er setzte ab. "Und auf unsern Gebieten gemeinsam zu forschen?"
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Livio blieb natürlich nicht unbemerkt, dass die Erwähnung seiner nekromantischen Fähigkeiten bei Galeno Tür und Tor öffnete.
Auf die Rückfragen seines Clansbruders nickte er bedächtig.

"Exakt; genau davon spreche ich. Ich habe mir nie viel aus Dienern gemacht, die tumb dahinsiechen. Umso interessierter war ich seinerzeit, als meine Erzeugerin mir von dieser doch sehr modernen Praktik erzählte. Doch ihr habt wohl Recht. Vielleicht sollten wir dies an einem geeigneteren Ort etwas näher ausführen."

Als Galeno schlussendlich die Frage nach einer potenziellen Zusammenarbeit aussprach, musste Livio gar nicht lange nachsinnen. Er brauchte zweifellos Verbündete, um in dieser Domäne etwas zu erreichen und die Dinge, die er einstweilen von dem Ältesten seines Clans vernahm, stimmten ihn nur wenig neugierig. Es war eine Schande, wenn politische Ambitionen vor den eigenen Clan traten.
"Davon, mein teurer Clansbruder, halte ich fürwahr sehr viel. Es wäre mir eine große Freude, wenn wir unser Wissen teilen und vielleicht einen neuen Weg für unseren Clan ebnen. Das klingt tatsächlich ganz fantastisch."
Livio gab sich keine große Mühe, sein Wohlwollen und seine Zustimmung zu verhehlen.
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Nubis
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Re: [1053] Das Präludium [Livio, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Gut!" meinte er zufrieden lächelnd und auf eine gewisse Weise sogar enthusiastisch wirkend, auch wenn man dem Clan des Todes nachsagt, sie sähen aus, wie kalte, wandelnde Leichen. Bei ihm war davon gerade wenig zu sehen, als das ohnehin offensichtliche. Vampire waren nun einmal tot.

"Dann zeigen wir Genua, dass der Clan des Todes wieder zusammen steht und sich zu unterstützen weiss."
Diese Worte unterstützte er mit einem bekräftigenden Nicken.

"Diese tumb dahinsiechenden Diener können allerdings auch eine gewisse Nützlichkeit haben, sind sie doch gute Wächter, die ausserhalb einer Regel hier in Genua zählen. Der Regel der sterblichen Blutdiener und Ghule, die ein jedes Mitglied der Domäne besitzen darf. Unserm Blute stehen vier zur Verfügung, nicht mehr. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regeln, doch das sind spezielle Sonderfälle, die auf Anfrage genehmigt wurden. Kontrolle über das Einhalten dieser Regel hält die Geissel.


Er überlegte kurz und begann dann weiter zu sprechen.
"Fangen wir doch bei den grundlegenden Dingen an und kommen dann später zu den Details. Euer Gaststatus ermöglicht es euch, euch in Genua aufzuhalten und nach den Traditionen zu leben. Ihr dürft bis zur definitiven Annahme eures Status, durch die höchst verehrte Prinzessin Aurore, nicht innerhalb der Stadtmauen jagen. Ausserdem gibt es auch ausserhalb Domänen oder Gebiete, bei denen es nicht erlaubt oder nicht wünschenswert ist. Die Villa Illuminati ist ein solcher Ort, genauso wie das Castelletto. Kreuzdorf solltet ihr auch meiden, sowie auch Quinto al Mare. Burgus und das dortige Kloster stellen zusammen die Domäne unseres Clans dar, oder besser gesagt, die von unserem Ältesten. Solltet ihr euch mit ihm gut stellen, könntet ihr dort sicherlich jagen, jedoch..."

Dies bedurfte keiner weiteren Ausführung. Sicherlich konnte Livio seine eigenen Schlüsse ziehen.

"Maddalena und die Siedlung Nord steht unter meinem Schutz, noch nicht als Domäne, doch ist mein Wirken dort am grössten. Ich hätte kein Problem damit, wenn ihr dort jagt, sofern ihr weder den Menschen schadet, noch die Stille brecht. Eine gesunde Herde ist schliesslich ein guter Garant für ein weniger unangenehmes Dasein."

So setzte der Heold erst einmal ab und liess Platz für Fragen, sollten welche schon aufgekommen sein.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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