[1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

[Juni '21]
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Nubis
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Hoch konzentriert musterte Galeno als nächstes die Augen. Waren geplatzte Äderchen zu erkennen? Nein. War Schaum im Mund, oder ein Fremdkörper, der nicht hinein gehörte? Nein....wobei..ein wenig..doch...Schaum...
Ansonsten einfache Anzeichen des Todes selbst. Eine geschwollene Zunge...Ersticken vielleicht?
Oder konnte er Ertrinken sein? Die Bläschen..der Schlag...es ergab einen Sinn...

Galeno wirkte nachdenklich und begann dann aber die Kleidung des Mannes zu zerschneiden und den weiteren Körper zu untersuchen. Auch achtete er darauf, ob irgendwas aus der Kleidung fiel. Die Kleidung war noch feucht und dreckig von Sand, nachgedunkelt vom Wasser. Keine Flecken, wie bei Leichen, die länger an Land lagen. Also möglicherweise umgebracht und gleich hineingeworfen.
Keine deutlichen Abwehrverletzungen. Blaue Flecke, ja, eine ältere, längst verheilte Wunde an den Beinen. Doch sonst nichts weiter.

Er richtete nach dieser Untersuchung den Blick wieder auf Iulia und liess die Sinne erst einmal wieder zur Normalität zurückkehren, ehe er dann sprach.

"Was ich bisher sagen kann, ist folgendes. Jemand hat ihn ermordet. So viel ist schon klar. Wer, weiss ich nicht. Es besteht eine geringe Chance, es herauszufinden...aber dazu komme ich noch.
Er hat einen Schlag auf den Kopf bekommen. Ich würde sagen, dieser kam zuerst. Daraufhin verlor er möglicherweise das Bewusstsein. Bei Ertrunkenen findet sich oft Schaum im Mund. Wenn sie lebten, ist dies besonders deutlich. Ich weiss nicht genau, warum, aber es scheint eine Reaktion des Körpers auf das Wasser zu sein, dass beim Atmen stört. Ein schon Toter im Wasser weisst dies nicht auf. Bei Bewusstlosen...mhh je nachdem, wie stark der Körper eben noch reagiert....zumindest gab es Anzeichen dafür, dass er noch gelebt hat und ertrunken ist. Sollte ich ihn aufschneiden, was ich ungern tun würde, würde ich vermutlich salziges Wasser in seinen Lungen finden. Doch ich richte mich da nach euch..."


Ungern würde er es wahrscheinlich nicht tun, denn tatsächlich konnte man hier die Lüge erkennen. Eigentlich wollte er gern sehen, wie dieser Mensch innen aussah, ob seine Vermutung stimmen würde. Es war noch solch ein neues, verbotenes Feld in der Medizin, da es eigentlich nicht gestattet war, die Körper aufzuschneiden. Und genau deswegen musste diese Lüge eben her. Man konnte schliesslich einem Angehörigen nicht sagen: Ja, dann schneiden wir ihn einmal auf und sehen, was da los ist! Und am besten noch mit einem freudigen Jauchzen.
Also hielt er sich damit zurück, versuchte so sehr auf Fakten zu bleiben, wie er konnte...und doch, das Glitzern in den Augen, die Anspannung der Neugierde...die konnte er nicht verbergen.

"Nun zu dem Täter. Ich könnte, wie gesagt, den Tod und somit meine Kräfte bemühen, uns hoffentlich ein Bild seines Todes vermitteln zu können und möglicherweise dessen Umstände.... Allerdings nur mit eurer Zustimmung und wenn ihr den Raum verlasst."
Luciano war derweil vorsichtig eingetreten, es roch nach Blut.


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Würfe:
Spoiler!
Doch er war noch längst nicht fertig. War etwas an seinen Augen untypisch, wie sah es im Mund aus? Waren feine Blässchen zu erkennen...so eine Art Schaum vielleicht?

Wahr + Med; Geschärfte Sinne (3 Auspex)
@Galeno (Iris) I rolled 6d10 for you which resulted in 30.
Results: 1 3 5 10 7 4.


Beim vorsichtigen Aufschneiden der Kleidung betrachtete er sich aber dennoch genau, ob etwas an dieser auffällig war. Blut irgendwo, wo es nicht hin gehörte....untypische Flecke, Kratzer oder dergleichen. Fiel womöglich auch etwas heraus, was bisher vielleicht übersehen worden war. Alles konnte ein Anhaltspunkt sein, vor allem für den Fall, dass Iulia definitiv nicht diesen Raum verlassen wollte.

Wahr + Aufmerksamkeit; Geschärfte Sinne (3 Auspex)
RollButler
BOT
— heute um 16:34 Uhr
@Galeno (Iris) I rolled 6d10 for you which resulted in 35.
Results: 9 4 6 9 3 4.


Rest des Körpers betrachten, wegen Flecke, Schnittwnden, Abwehrverletzungen, Stiche und allem, was sich sonst ned auf ner natürlichen Todes gestorbenen Leiche wiederfinden sollte...

Wahr + Med; Geschärfte Sinne (3 Auspex)
RollButler
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— heute um 16:37 Uhr
@Galeno (Iris) I rolled 6d10 for you which resulted in 29.
Results: 1 8 8 7 1 4.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Als Galeno Iulia ein Zeichen gegeben hatte, ihm beim Wenden des Toten zu helfen, hatte diese ihn, ohne zu zögern, darin unterstützt und ihm so die Möglichkeit gegeben, den gesamten Leichnam äußerlich zu untersuchen, bevor sie ihn gemeinsam zurück auf den Rücken gedreht hatten. Als der Kappadozianer geendet hatte, schwieg die Ventrue für einen Moment. Ihr gefiel die Vorstellung den Raum verlassen zu müssen und den Kainiten mit der Leiche allein zurückzulassen, offenbar noch immer nicht wirklich.

„Ich werde euch nicht dazu zwingen ihn aufzuschneiden.“, meinte die Ventrue schließlich mit einer weiterhin leisen, ruhigen und unaufgeregten Stimme, bevor sie sanft weiter erklärte: „Aber ich kann euch auch nicht gestatten, eure Kräfte auf ihn anzuwenden, solange sein Inneres noch weitere Beweise bereithalten könnte. Es gibt, wie ich bereits sagte, Gründe, weshalb ich euch habe rufen lassen und nicht Nicolò, doch so ihr moralische Bedenken habt, respektiere ich euer Nein in diesem Punkt und danke euch für eure bisher gewährte Unterstützung.“

Die Ventrue selbst schien von dem Geruch des Blutes im Raum nicht gereizt zu werden. Offenkundig war sie satt oder aber satt genug, dass sie sich daran nicht störte. Womöglich hantierte sie auch selbst genügend damit oder sie war selbst zu abgelenkt, denn ihr Blick wanderte langsam über den Körper des Toten, während sie offenkundig über die Worte des Kappadozianers nachzudenken schien. Als Galeno in die Augen Iulias blickte, konnte er erkennen, dass sich darin trotz der dunklen Kleidung, die die Ventrue trug, nicht nur Trauer, sondern vor allem Wut widerspiegelte. Eine, die nun da sie sich auf andere Dinge konzentrierte, deutlich stärker in den Vordergrund getreten war als noch zuvor. Ihre Verärgerung galt offenkundig nicht ihm, dennoch zitterten ihre Finger noch immer leicht, als sie vorsichtig die Hand des Toten ergriff und anhob, wohl um dessen Fingernägel noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen, bevor sie nur beinahe resignierend den Kopf schüttelte, diese sanft tätschelte und erneut neben ihm ablegte.*

Mit weiterhin gesenkter Stimme sprach sie zu dem Kappadozianer blickend: „Ihr hattet die Vermutung geäußert, er könnte einen Schlag auf den Kopf erhalten haben? Könnt ihr abschätzen, womit dieser womöglich ausgeführt worden sein könnte, so es einen Täter gab? Ob mit einem Gegenstand oder durch reine körperliche Kraft? Wie müsste eurer Meinung nach ein möglicher Täter zu ihm gestanden haben, um eine solche Verletzung zu verursachen? Oder konnte diese auch vor oder nach dem Ertrinken geschehen sein, da sein Kopf durch den Wellengang gegen einen Stein oder auch Holzpfosten des Stegs schlug? Würde sich eure Aussage, dass er seltsam gestürzt sein müsste, verändern, so er an einem anderen Ort gestürzt und anschließend ins Meer geworfen worden wäre, um die wahre Ursache seines Todes zu verschleiern?“

Ihr Blick wanderte kurz zu Luciano und dem Blut, welchem er bei sich hatte, bevor sie zu Galeno zurücksah, diesem nur zunickte sich nähren zu können, so das Blut für ihn bestimmt war, wusste sie selbst offenkundig darum, wie schnell es kalt werden konnte. „Die Kräfte, welche ihr anrufen wollt.“, begann die Ventrue noch immer leise und nachdenklich, bevor sie sich erkundigte: „Was werden sie euch zeigen, sofern sie euch etwas zeigen?“

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*Untersuchung des Körpers: 1 Erfolg
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Nubis
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Der Herold hob eine Braue und schmunzelte, als sie erneut Bedenken wegen der Moral äusserte.
"Ich habe keinerlei Bedenken dabei. Genau genommen bin ich der Meinung, dass wir den Körper eines Menschen und viele Ursachen vielleicht erst genau dann ergründen können, wenn wir auch hinein sehen. Jedoch... es ist nicht rechtens und somit eine Bürde für jene, die der kirchlichen Moral Folge leisten wollen. So denn ihr es wollt, so kann ich dem schon nachkommen. Es wird allerdings kein sehr schöner Anblick, dies schon vorweg. Euer Sohn, eure Entscheidung."

Er ging noch einmal zum Kopf und betrachtete die Wunde, liess sich dann erst einmal Papier, Feder und Tinte geben und zeichnete die Wunde darauf nach, die genaue Form und Stelle.

"Ich kann euch jetzt nicht sagen, was diesen Schlag verursacht hat. ich vermute, ein eher stumpfer Gegenstand, denn ansonsten wäre diese Wunde grösser und wohl auch tödlich verlaufen, was sie nicht ist. Ich denke ein Holz mit einer harten Kante wäre etwas in der Art, oder ein Stein, ähnlich beschaffen. Etwas, dass die Haut weniger quetscht...mhh aber ich kann mich da auch irren. Ich müsste Versuche angehen, um auszutesten, wie ein solcher Schlag aussehen könnte mit verschiedenen Arten von Gegenständen. Man könnte auch den Strand absuchen...aber vielleicht wurde es auch mitgenommen, oder ins Wasser geworfen."

Er besah sich den Toten noch einmal.
"Offensichtliche Abwehrverletzungen hat er keine, also hat diesen Schlag nicht kommen sehen. Der Schlag kam meines Erachtens vor dem Ertrinken, sonst währen die Anzeichen viel deutlicher. Aber eben, das könnte noch das Öffnen der Leiche verdeutlichen. Mit viel Wasser in der Lunge sollte er geatmet haben und zwar kräftig, wie....nun wie eben jemand, den man unter Wasser drückt. Der Kampf ums Leben...das Japsen nach Luft...der Moment, wenn keine Luft mehr angehalten werden kann und hofft, doch anderweitig an diese zu kommen. Ich denke, dies war hier aber nicht der Fall."

Er liess sich das Blut geben und roch daran, ehe er es dann nach und nach trank. Nichts verkommen lassen, auch wenn vielleicht gar nichts gebraucht werden würde. Wobei...dann kam es eben einem anderen Nutzen zu Gute.

Als er fertig war, wendete er sich wieder ihr zu und hielt die Hände hinter dem Rücken ruhend. Seine Antwort war sachlich und relativ unbetont.
"Die Kräfte bringen hervor, was er erlebt hat. Den Umstand seines Todes. Mehr werde ich euch nicht verraten."

So wartete er auf ihre Antwort. Wie würde wohl der Abend weiter verlaufen? Ihre Wut konnte er irgendwie verstehen und doch wagte er nicht den Versuch, darauf einzugehen. Nicht jetzt. Anderes war wichtiger, sehr wahrscheinlich auch für ihr Gemüt. Doch er würde vorsichtig sein. Nicht dass er diese noch zu spüren bekommen würde. Auch rasende Ventrue hatten Zähne...
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Iulia Cornelia
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Auf Galenos Einwand der kirchlichen Moral verfinsterte sich Iulias Blick zunehmend und ihre feingliedrigen Hände schlossen sich um das Holz der Bahre, während sie leicht über den Leichnam gebeugt dastand, ihren Blick auf die Werkzeuge wandern lassend, um welche der Kappadozianer selbst gebeten hatte. „Ist dem so?!“, erkundigte sie sich mit einem spitzen Unterton in der Stimme, der darauf hinwies, dass sie wohl gerade für derlei Scherze nicht in der Stimmung sein mochte und es ihr Mühe bereitete, nicht ihre Beherrschung zu verlieren.

Dennoch schien sie sich weitestgehend unter Kontrolle zu haben, denn nach einem Moment, indem sie schweigend auf den Leichnam geblickt hatte, löste sich ihr Griff und ihre weißen Knöchelchen nahmen erneut die marmorne Farbe an, die ihnen zu eigen war. Ihre blaugrauen Augen wanderten auf die Zeichnung. Offenbar gefiel es ihr nur bedingt, was der Kappadozianer da tat, doch sie hielt ihn nicht davon ab, sondern schritt mit bewusst leise gesetzten Schritten im Raum auf und ab, während sie bei den Worten Galenos weiter nachzudenken schien.

Als Galeno sich das Blut reichen ließ, wandte Iulia ihren Blick von dem Trinkenden ab, ging zurück zu Bahre und betrachtete den Leichnam, während sie grüblerisch vor sich hinsprach: „Er war sicher nie der Stärkste, aber er hat hart gearbeitet. Seit mehreren Jahren bereits. So er also nicht bereits tot oder bewusstlos gewesen war, hätte er gekämpft.“ Ihre feingliedrige Hand streichelte sanft den Arm des Körpers entlang, der ihrer eigenen Temperatur gleich, bevor sie ihn nur weiter schweigend betrachtete.

„Ich will euch ganz sicher nicht um das Wissen eurer Kräfte berauben.“, erklärte die Ventrue nachdem der Kappadozianer von dem Blut abgesetzt hatte und sie aus den Augenwinkeln heraus zu ihm blickte. „Schließlich bin ich meines Daseins nicht müde genug.“, stellte sie überzeugt fest, bevor sie ergänzte: „Aber ihr sagtet es ist nur eine geringe Chance und ich hasse die unnötige Verschwendung von Blut. Was ich also vielmehr wissen möchte ist, ob ihr ein Bild seines Mörders sehen werdet oder gar den Tatvorgang selbst. Ob ihr es aus seinen Augen heraus sehen werdet oder aus denen einer anderen Wesenheit, die es womöglich betrachtet hatte und dessen Wissen ihr anruft. Ob ihr Geräusche dabei hören werdet oder gar Dinge riecht oder womöglich sogar fühlt. Ob die Beweise, die ihr dabei finden könntet, einer Rechtsprechung standhalten würden. Sterblich oder auch kainitisch. Oder auch, was die kirchliche Moral zu dem Ganzen sagen würde, da ihr sie erwähnt wissen wolltet.“

Iulia machte eine bewusste Sprechpause, bevor sie sich im zuwandte und ihre Hände eine öffnende Geste beschreiben, als sie meinte: „Versteht mich nicht falsch, ich will nicht wissen, wie genau ihr vorgehen würdet, es sei denn ihr würdet hierfür Dämonen oder andere böse Geister herbeirufen müssen. Etwas derartigem würde ich nicht zustimmen. Ich möchte nur verstehen, welchen Mehrgewinn ich davon haben werde, sofern es gelingt. In welcher Form es mich seinem Mörder näherbringen würde. Ich weiß nicht, wie eure Gaben funktionieren, werter Galeno, denn ich bin nun einmal eine Ventrue und kein Kappadozianer. Ich kann mir also unter den schwammigen Begriffen wie „Bild seines Todes“, „was er erlebt hat“ oder auch „Umstand seines Todes“ nur schwerlich etwas vorstellen. Also bitte…“ Die Ventrue pausierte für einen Moment, um dem Wort den entsprechenden Raum zukommen zu lassen, bevor sie fortfuhr: „Versucht es mir zumindest grob in der Theorie zu erklären, was im besten Fall an konkreteren Beweisen dabei herauskommen könnte.“
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Nubis
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Auf ihre spitze Frage hin nickte er nur sachte und ruhig. Es war eben nicht seine Entscheidung, doch er hatte lieber darauf hingewiesen, dass es eben so war. Manch einer mochte es in Wut und Trauer wohl vergessen oder zumindest ignorieren. Er ignorierte es eigentlich komplett. Aber hier ging es um Iulia und ihren Sohn und deren Seelenheil...also wollte er es zumindest erwähnt haben.

Im Grunde eine dumme Regel, wie er fand.

Sein Blick wandert zu dem Toten und er hatte Iulia beobachtet, wie sie agierte, was sie sagte.
"Der Tod ist kein Dämon, nein. Ein Baali bin ich keiner...also rufe ich auch diese nicht an. Ich versuche mich eher mit.. seinem Geist zu verbinden, sofern noch vorhanden. Und somit ist das Erleben des Todes eben genau dies. Ich erlebe den Tod im vollen Umfang mit, so wie er einst. Gefühle, Gerüche, das Knacken der Wirbel, wenn der Hals herumgedreht wird...Je mehr noch von seinem geist vorhanden ist, umso mehr kann ich herausfinden. Es kann eben auch schief gehen. Er kann auch nichts mitbekommen haben oder schon entfleucht sein. Dann würde es nicht gelingen."

Er setze ab und blickte Iulia nun ernst an.
"Ihr wollt herausfinden, wer es war. Ihr wollt ihm aber offensichtlich auch im Tode noch einiges ersparen. Nehme ich das recht an? Ich kann euch versichern, dass ihm nichts widerfahren wird. Und euch ebenfalls nicht. Euer Mehrgewinn kann Erkenntnis sein und sollte selbst bei geringen Chancen durchgeführt werden. Im schlimmsten Fall wisst ihr, dass er vollkommen überrascht wurde. Im besten Falle hat er seinen Angreifer gesehen oder sogar Momente vorher, die dazu führten... Euer Einsatz ist also sehr gering, was herausgefunden werden kann, würde euch sehr viel weiterhelfen."

Erwartungsvoll blickte er sie nun an, aber weiterhin ruhig und besonnen. Er selbst hatte keine Eile.
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Iulia Cornelia
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Ihr lest demnach in gewisser Weise in seinen Erinnerungen.“, schlussfolgerte die Ventrue nachdenklich, während ihr Blick auf den Toten ruhte. Dann wanderten ihre kühlen blaugrauen Augen hinter dem dunklen Schleier auf ihr Gegenüber zurück und betrachteten diesen für einen Moment schweigend, bevor sie sich ihm langsam zuwandte.

„Ja, ich will herausfinden, wer es war, so es kein Unfall war. Vor allem anderen weshalb.“, erklärte Iulia, bevor sie leicht den Kopf schüttelte, als sie meinte: „Und nein, ich will ihm nichts ersparen, ich bin nur Jemand, der nicht unnötig grausam ist, sofern ich es nicht sein muss.“ Die tödliche Kälte in ihrer Stimme mitschwang spiegelte wieder, dass der Grad in diesem Fall äußerst schmal sein mochte, was die Ventrue wohl als nötig oder auch unnötig erachtete.

Dann fanden ihre blaugrauen Augen zu Galenos Diener, dem sie in einem neutralen Ton zu verstehen gab: „Im Hinterzimmer findet ihr ein Fass mit Wasser und einen Krug zum Schöpfen. Ihr könnt dort den Kessel so weit, wie er zuvor mit Blut gefüllt war, füllen. Danach könnt ihr mich nach draußen begleiten und dort so tun, als würdet ihr mich und meinen Diener ebenfalls zur Ader lassen. Gegen Quinto hin, findet ihr danach den Fluss, wo ihr den Kessel sauber ausspülen und von den letzten Blutresten befreien könnt.“

Ihr Blick wanderte weiter zu dem Kappadozianer, als sie mit ernster Stimme ihm zu verstehen gab und zugleich warnte: „Ihr genießt mein Vertrauen auf eure Diskretion in dieser Angelegenheit. Missbraucht es nicht.“ Ihr blaugrauen Augen fixierten ihn für einen Moment, fast so als würde sie damit tief in seine Seele blicken können. Dann wandte sie sich jedoch ab und ging mit noch immer leise gesetzten Schritten in Richtung Tür zu.

„Klopft zwei Mal an der Tür, sobald ihr mit euren Gaben fertig seid. Wir werden uns im Anschluss daran gemeinsam dem Öffnen des Körpers widmen.“, gab sie Galeno zu verstehen, bevor sie in ihrer Körperhaltung sichtlich etwas einsank. Ihre Schultern wanderten weiter nach vorne und ihr Haupt senkte sich etwas, als sie nach draußen trat.

Iulia war offenkundig nicht die beste Schauspielerin, aber womöglich war es auch die Last des Todes des jungen Mannes, der dort auf der Bahre lag, einzig weil er ein Teil ihrer Familie gewesen war, der es dennoch glaubhaft wirken ließ. Die junge Ventrue war sicher kein Mensch mehr, aber eben auch kein gefühlloses Tier. Auch sie trauerte offenbar unter der ständig schwelenden Wut, während sie sich auf der Treppenstufe niederließ und darauf wartete, bis Galenos Diener nach draußen trat.
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Nubis
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

"In gewisser Weise und doch ist es so einfach nicht. Ich werde sehen, welche Informationen ich erhalten werde und ihr werdet sehen, inwiefern sie euch nützen werden."

Er nickte ruhig, bestätigend ihr zu.
"Und meine Diskretion versteht sich bei dem hier von selbst..."
Sein Unterton machte deutlich, dass man nichts anderes denken sollte, denn gerade die Geheimnisse der Toden waren nicht für aller Ohren bestimmt.

Auch seinem Ghul nickte er zu, mehr aber eine Bestätigung, dass er Iulias Anweisungen folgen sollte. Und dieser kam dem auch nach, nahm den Kessel und schickte sich an, diesen mit Wasser zu füllen, sodass es erschien, als wäre weiterhin Blut drain und würde dann Iulia folgen wollen, um eben draussen das kleine Schauspiel vor ihren Männern durchzuführen.

Als Iulia den Raum verlassen hatte, wandt sich Galeno dem Leichnahm zu. Er betrachtete ihn noch einen Moment, ehe er die Augenlider eines der Augen des Toten breizte und sich daran zu schaffen machte. Mit einer Art Spatel hob er es an und trennte die Verbindungen von Muskeln und Sehnerv mit seinem Messer. Dabei achtete er penibel darauf, dass vor allem das Auge nicht geschädigt wurde. Einschnitte um das Auge herum, nahm er natürlich in Kauf.

Danach stach er sich selbst in den Finger, träufelte etwas seines Blutes auf das Auge und schloss die seinen, während er sich auf den Boden setzte und begann für die Seele des Gestorbenen ein Gebet zu sprechen. Lateinische Verse der Bibel erfüllten den Raum.

"Subvenite sancti Dei,
occurrite angeli Domini:
suscipientes animam eius:
offerentes eam in conspectu Altissimi.

Suscipiat te Christus qui vocavit te
et in sinum Abrahae angeli deducant te.
Requiem aeternam dona ei, Domine,
et lux perpetua luceat ei."



Spoiler!
Totensicht (SK 3+ Ritualstufe 1)
SK= 4
#wk
/roll 7d10
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— heute um 14:41 Uhr
@💀Galeno (Iris) ❄ I rolled 7d10 for you which resulted in 34.
Results: 2 5 5 2 6 9 5.

Mit WK 6 Erfolge
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La Cronista
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von La Cronista »

Nachdem Galeno die letzten Worte seines Gebetes gesprochen hatte, fühlte er sich plötzlich wie in eine andere Welt gesogen oder einen sehr lebhaften Traum.

Er fühlte den leichten Seewind auf seiner Haut der vom Meer her kam, das er vor sich sehen konnte. Am Tag! In aller Schönheit, bläulich schimmernd unter dem hellen Licht der Sonne.
Doch es ist nicht Galeno der dort an der Küste steht.
Es sind die letzten Momente des jungen Mannes und doch fühlt es sich nach so viel mehr an. Fast als könnte Galeno wieder lebendig sein. So musste es sich anfühlen wieder lebendig zu sein. Die Wärme der Sonne zu fühlen, die leichte Kälte des Windes. Den eigenen Herzschlag und Atem.

Die Sonne saß niedrig, es schien kurz vor Sonnenuntergang zu sein. Doch selbst das machte Galeno keine Angst, fühlt keine Angst. Denn es war nicht sein Körper, der hier unter der Sonne stand. Er konnte nur zusehen. Alles riechen, fühlen und doch wares nur eine Erinnerung eines anderen.

An der Küste, die links von den ansteigenden Klippen liegen, die sich bis Genua dann ziehen, ragte hier ein Teil eines unfertigen Steges ins Wasser.
Die Küste ist hier leicht abschüssig und kein flacher Strand der sich länger ins Meer hineinzieht.

Galeno sah den eigenen Blick auf die Bretter des Steges gerichtet. Nicht sein Blick, er konnte ihn nicht beeinflussen. Bretter wurden ausgelegt und mit Nägeln zusammen gehämmert. Ein anderer Mann war noch da. Sah italienisch aus. Jung. Sonnenngebräunt und kräftig. Er arbeitete mit ihm zusammen. Hämmerte die Nägel bei einem anderen Brett.

Dann sagte er er müsse nun los. Bevor die Sonne untergeht. Man sieht sich dann morgen.
Das Opfer lachte und wünschte dem anderen einen schönen Abend und winkte dem anderen zu als dieser sich von dem Steg entfernte und dem leichten Hügel hinaufstieg hinter dem inach mehreren Metern erst die Straße nach Quinto entlang führte.

Das Opfer arbeitete weiter, nagelte noch ein paar Bretter fest, während die Sonne sich hinter den Horizont schob.

Es wurde dunkler. Er stand auf, wischte sich die Hände an seiner ledernen Schütze ab und blickte auf das Meer hinaus. Betrachtet die Reste des Sonnenuntergangs und begann die restlichen Materialien aufzusammeln.

Er stolperte.
Etwas war unter seinem Fuß. Trat auf etwas. Der Hammer? Er rutschte weg. Fiel nach hinten, zum Wasser hin. Er fiel. Galeno fiel mit ihm.
Wasser brach über ihnen zusammen. Sie verloren die Orientierung. Sie schlugen um sich. Für einen Moment. Dann tauchtet ihr Kopf wieder aus dem Wasser auf. Prustend spucken sie das Wasser aus, dass ihnen in den Mund gelaufen war. Der Blick war vom Wasser verklärt.
Doch noch bevor sie etwas dagegen tun konnten, schlugen sie sich den Kopf über sich an und Wasser überschwemmte sie erneut. Alles wurde dunkel.
Es ist kalt.
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Iulia Cornelia
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia Ellenbogen waren auf ihre Knie gestützt und ihr Kopf wurde von ihren Handflächen an der Stirn gestützt. Wieviel der Erschöpfung der Ventrue echt war, war schwer zu sagen, doch ihre blaugrauen Augen waren geöffnet und sie fixierte einen Punkt vor sich an. Der Umhang, der um ihre Schultern gelegt worden war, hielt die Restwärme des Hauptmanns, welcher sich auf Iulias Wink hin neben sich auf der Stufe niedergelassen hatte, nachdem Galenos Diener nach draußen getreten war.

Die Worte, welche die beiden gedämpft miteinander wechselten waren kurzgehalten und doch wirkten sie dabei vertraut miteinander. Während sie den Diener des Kappadozianer bereitwillig den falschen Aderlass an sich vollführen ließ, ließ sie sich von dem Hauptmann berichten, ob alles gut verlaufen sei und die Männer wohlauf sind, während sie selbst ihm weitere Anweisungen darüber gab, bezüglich der Ernährung und Ruhezeiten der Männer in den kommenden Tagen, während er an der Reihe war.

Nachdem Luciano geendet hatte, nickte Iulia ihm zu und deutete dezent die Richtung, in welcher der Fluss lag, bevor sie sich mit dem Rücken gegen die Tür lehnte. Sie redete weiterhin gedämpft zu dem Mann an ihrer Seite, ihren Kopf in den Nacken glegt und Blick in den Nachthimmel haltend. Sie tat dies noch immer, so Luciano wenig später wiederkam. Offenbar gab es derzeit nichts, worüber sie ein Geheimnis von fremden Männern des Kappadozianers machte und ihre Eigenen lagerten weitgenug abseits, dass sie im besten Fall ohnehin kaum mehr als schemenhafte Bewegungen in der Ferne ausmachen konnten.

Offenkundig war die Ventrue gewohnt zu warten und schien auch kein gesteigertes Interesse daran zu haben, den Kainiten im Inneren zu belauschen. Stattdessen überbrückte sie die Zeit mit Organisatorischem oder auch damit, sich über die Gerüchte, die unter den Sterblichen kursierten berichten zu lassen. Der Mann an ihrer Seite berichtete ihr gerade von dem begonnenen Bau der genuesischen Stadtmauer, über welchen die Ventrue nicht unglücklich schien.
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Nubis
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Re: [1053] Auf dunklen Pfaden [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Er blieb eine Weile ruhig sitzen, um wieder hier anzukommen, wieder er zu sein...und stand dann auf. Mit einem Tuch wischte er das Blut vom Auge und legte es in die Augenhöhle zurück. Er legte die Augenlider darüber, sodass diese ein mögliches Herausfallen verhindern würden. Auch beim zweiten schloss er sie, falls sie noch offen waren.

Dann besah er sich noch einmal die Wunde am Kopf und fügte seiner Zeichnung zu Form und Lage noch die Erkenntnisse seiner Vision hinzu.

Erst dann gab er Zeichen, dass er fertig war.
Er wirkte nicht ganz glücklich, waren doch seine Vermutungen andere gewesen. Er hätte vielleicht vorher auch fragen sollen, mit was der Mann am Tag genau zu tun hatte. Iulia hatte ihm nur grob mitgeteilt, mit welchen Aufgaben er betraut worden war.
Auch sollten die Untersuchungsmethoden und Kenntnisse darüber weiter entwickelt werden.

An Iulia gewandt sprach er dann:
"Unsere Überlegungen waren teils Richtig, teils falsch. Ich kenne allerdings nun den Täter und den Hergang."

Er seufzte.
"Es war ein Unfall. Ein unachtsam liegen gelassener Hammer, wie das Meer selbst, hatten sich gegen ihn verschworen..."

Und er erzählte ihr, was er gesehen, nein, selbst erlebt hatte. Dies mit ruhigen Worten und ohne viel Drama oder besonderen Ausschmückungen.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Gesperrt

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