[1053] Vermisst [Angelique, Iulia]

[Iulia Cornelia]

Iulia lächelte nur milde auf die Aussage der Malkavianerin hin, dass Geldgier letztlich immer siegen wird. Auf ihre darauffolgenden Worte legte sie dann ihren Kopf leicht schief, als sie sich bei dem Mondkind erkundigte: „Was meint ihr damit, wenn ihr sagt, dass die Verwandten glauben, es sei ihr Wille, der die Welt lenkt?“

Nach ihrer Antwort schritt sie zur Tür, wo sie dem Mann davor leise, mit einer Angelique an der jungen Ventrue womöglich unbekannten befehlsgewohnten Stimme zu verstehen gab: „Ich benötige persönliche Gegenstände von Ancus. Je mehr du davon finden kannst, desto besser. Lass dich dabei von Johanna unterstützen. Frag zudem Tiberius, ob es etwas gibt, was Ancus regelmäßig nutzte bei seinen Reisen. Nimm zwei der Männer mit. Beeilt euch und lasst euch nicht aufhalten. Bringt die Dinge…“ Die Ventrue blickte zu ihrem Gast, als sie sich bei diesem erkundigte: „Hierher oder zu eurem Turm, werte Angelique? Auch wenn sie sich beeilen, dürften sie wohl gut vier Stunden für den Weg benötigen.“ Nachdem sie die Entscheidung darüber dem Mann mitgeteilt hatte, verneigte sich dieser, bevor Iulia die Tür zuzog und zurück zu Angelique kehrte, um es sich auf der Liege erneut bequem zu machen.

Ihr Blick wanderte zu den niedergebranntem Feuer im Herd, bevor sie an die Malkavianerin gewandt erzählte: „Wie ihr womöglich bereits vernommen habt, ist sein Name Ancus und er ist mein Sohn.“ Iulia machte eine bewusste Sprechpause, bevor sie weiter fortfuhr: „Er ist inzwischen sechsundzwanzig und war in den vergangenen Jahren als Händlerlehrling unterwegs. Vor etwa drei Jahren habe ich ihn mit einem gewissen Grundkapital ausgestattet, mit welchem er seinen eigenen Handel eigenständig und längerfristig aufbauen sollte. Ich habe ihm selbst überlassen, wie er dies tut und welchem Zweig er sich dabei widmen möchte. Ob nun lokal, regional oder Übersee. Ob zu Fuß, zu Schiff oder mit Wagen, Pferden und Wachen. Einzig der Handel mit Hehlerware habe ich ihm dabei strikt untersagt.“

Iulia macht eine Pause, in der sie in das Herdfeuer blickt und nachdenklich meint: „Er ist seitdem viel unterwegs gewesen, aber auch immer wieder regelmäßig nach Hause zurückgekommen. Hat Bescheid gegeben, so er länger weg war.“ Ihre blaugrauen Augen fanden zurück zu Angelique, als sie mit hörbarer Sorge erklärte: „Jetzt ist er aber schon bald zwei Wochen verschwunden. Er ist nicht zurück nach Hause gekehrt, obwohl er geschäftlich eigentlich in der Nähe unterwegs gewesen sein sollte.“ Erneut stockte sie kurz, bevor sie gestand: „Ich mache mir entsprechend Sorgen, da ein solches Verhalten einfach nicht zu ihm passt.“

[Angelique]

"Oh, GOtt lenkt die Welt natürlich", erklärte Angelique sanft und ohne den zelotischen Eifer anderer Prediger. "Und wenn es IHm gefällt, menschlichen Tyrannen oder bluttrinkenden gefallenen Engeln große Macht über die Menschen zu geben, so erfüllen sie doch nur SEinen Willen, so rätselhaft SEine Wege erscheinen mögen. So wie Pharao glaubte, sein eigener Wille sei es, sich Moses zu widersetzen. Fragt den wohlwerten Ferrucio danach. Nicht einmal er könnte so sehr heucheln, das zu leugnen."

Als Iulia von ihrem Sohn sprach, da verschwand die höfische Maske der Etikette vom Gesicht der kleinen Vampirin. Das ewige Kind konnte Sorge und Mitgefühl nicht so gut verbergen wie "erwachsene" Vampire.

"Hierher würde reichen, sogar hilfreich sein durch eure enge Bindung zu Ancus. Ich würde wiederkommen, wenn alles bereit ist.
Oh, werte Iulia, ich werde alles tun, Euch Gewissheit über sein Schicksal zu verschaffen."

Fast hätte die Kleine die Hände der Besorgten in Trost und Beistand ergriffen, wie es unter Menschen üblich war. Gerade rechtzeitig besann sie sich, aber die tröstende Geste war dennoch zu ersehen.

[Iulia Cornelia]

„Sofern ich ihn sehe, kann ich das tun.“, erklärte die Ventrue höflich, offenlassend wieviel Kontakt sie überhaupt zu dem Vates pflegte oder auch ob religiöse Angelegenheiten überhaupt ein Thema der Gespräche zwischen den beiden waren.

„Das weiß ich zu schätzen.“, erklärte Iulia nach einem Moment bezüglich der Zusicherung der Hilfe der Malkavianerin. Offenkundig war sie die tröstende Zuwendung eines anderen Kainiten nicht gewohnt, auch wenn diese nur angedeutet war. Dennoch ergänzte sie weich: „Sehr sogar.“

„Wie ihr vermutlich wisst sind die Feinde meiner Familie zahlreich.“, begann die junge Kainitin zögerlich, bevor sie sorgenvoll weitersprach: „Und gerade da es noch keine Forderungen für ihn gab, fürchte ich könnte es schlimm um ihn bestellt sein.“

Noch immer lag die wunderschöne hübsche Frau gleich einer marmornen Statue auf der römischen Liege gebettet und doch wirkte sie hinter der Kühle, die von ihr ausstrahlte ehrlich besorgt, als sie meinte: „Wäre er nur gefangen, von seiner liebenden Familie getrennt, so wäre er womöglich gefesselt, vielleicht auch geschlagen, so er versuchte zu fliehen. Doch da es keine gab.“ Iulia schwieg einen Moment, bevor sie ergänzte: „Ich fürchte Folter.“ Erneut pausierte sie kurz, bevor sie zu verstehen gab: „Womöglich sogar Schlimmeres.“

Ihre blaugrauen Augen wanderten kurz zum niederen Feuer, bevor sie an ihr Gegenüber gewandt sprach: „Ihr müsst nicht gehen. Ihr könnt hier warten, so ihr dies möchtet. Doch so ihr die Zeit nutzen wollt, um euch zu verköstigen oder anderen Geschäften nachzugehen, will ich euch nicht davon abhalten. Ich kann einen Boten nachschicken, der die Sachen dann zu euch bringt.“

Ihre feingliedrigen Finger deuteten dezent auf den Raum, als sie meinte: „Dieser Ort hier hat für Ancus keine Bedeutung. Und so meine Bindung zu ihm von Bedeutung ist, kann ich euch auch später oder morgen aufsuchen. Sofern dies für euch genehmer ist.“

[Angelique]

"Ich würde dann warten und mich vorberietn. Ich bräuchte folgende Dinge." Sie begann aufzählen und obwohl das meiste davon in einem großen Haushalt zu finden war, waren merkwürdige Wünsche wie Kreide, ein schwarzer Hahn oder eine fette Gans und Kerzen darunter.

"Solltet Ihr die Plazenta irgendwo vergraben haben, wie es nach einer Geburt die alte Sitte war, wäre dies hilfreich. Auch sollte er mit einem Häubchen geboren worden sein, wären die Reste davon gut für Weissagungen."

Sie stand wieder auf und verneigte sich. "So weist mir nun einen Ort zu, an dem ich ungesehen die Auspizien lesen kann."

[Iulia Cornelia]

Iulia schwieg für einen kurzen Moment, blickte nur zur Tür, vor der vor wenigen Momenten ihr Diener aufgebrochen war, bevor sie wieder zu Angelique sah. „Sicher, das Meiste davon sollte sich finden lassen.“, erklärte die Ventrue mit einem zarten Lächeln, bevor sie Angelique zu verstehen gab: „Bis auf die Plazenta und das Häubchen. Auch ob meine Diener auf dem Markt Kreide erstehen können und sich morgen ein schwarzer Hahn oder auch eine fette Gans dort finden lassen wird ist eher ungewiss, aber ich bin zuversichtlich, dass es sich auftreiben lassen wird.“ Langsam erhob sich auch Iulia, bevor sie meinte: „Nun, werte Angelique, dies ist meine erste Weissagung überhaupt, um die ich einen Kainiten, ein Orakel wie euch, ersuche. Gibt es denn sonst noch etwas, was ihr hierfür benötigen werdet, so dass ich es gesammelt zu euch bringen lassen kann?“

[Angelique]

"Ein weißes Gewand wäre hilfreich, Silberschmuck, der dem Mond, der in Nacht alles und zum Teil am Tage sieht, heilig ist."

"Und der Ort muss entweder dem Himmel nahe, also ein Turm oder Flachdach, oder den geheimnisvollen unterirdischen Dingen, eine Krypta, ein Gewölbe oder ähnliches, wie Klöster es haben, aber sicher auch Ihr, da Ihr der Princeps so wohlgeraten nachgewachsen seid und alles wie die Altvorderen gestaltet.

Die Mysterien des Orakels sind nicht anders als zur Zeit der Heiden oder König Salomons. Vertraut mir, Astrologie ist eine exakte Wissenschaft mit jahrtausendelange Tradition.

Wenn nicht Schwarze Magie meine Sicht blockiert, sollte ich Hinweise sehen können. Aber bedenkt, den Spruch des Orakels müsst Ihr selber deuten! Das ist mir verboten!"

[Iulia Cornelia]

„Ich glaube, mein Erzeuger erwähnte etwas derartiges beiläufig.“, erklärte die Ventrue nüchtern auf Angeliques abschließenden Worte hin, bevor sie kurz nachdachte und schließlich nickte. Offenbar schien sie einen Ort zu kennen, der hierfür passend sein könnte. Dennoch wirkte sie über etwas anderes noch unschlüssig. „Ihr erwähntet ihr benötigt Silberschmuck, der dem Mond, der in Nacht alles und zum Teil am Tage sieht, heilig ist.“, widerholte die junge Kainitin die Worte ihres Gegenübers, bevor sie sich erkundigte: „Was genau meint ihr damit?“

[Angelique]

"Silber ist das Planetenmetall des Mondes und das der Rhetorik", erklärte Angelique anhand der gängigen astrologischen Lehrmeinungen.

"Und der Mond wiederum ist das Auge Malkavs, der kein Mensch war so wie auch Lillith, der ebenfalls die schwarze Mondsichel des Apogäums heilig ist.
Somit ist ein Orakel, das die Sterne befragt, wohlberaten, ein dem Mond sympathetisches Metall zu tragen.

Diese heidnischen Weisheiten sind vom Kirchenvater Origenes sanktioniert worden und gelten als dem HErrn gefällig. Nie würde ich die Teufel befragen oder Nigromantia betreiben!"

[Iulia Cornelia]

„Natürlich nicht.“, erklärte die Ventrue mit einer hörbaren Gelassenheit und Ruhe in der Stimme, die davon sprach, dass sie sich sehr sicher darin war, dass das kleine Orakel bereits nicht mehr wäre, sofern es anders wäre. „Ich nehme an, als erfahrenes Orakel besitzt ihr Silberschmuck, welcher angemessen heilig ist?“, erkundigte sie sich weiterhin freundlich bei der Malkavianerin.

[Angelique]

"Nein, tut mir leid", sagte Angelique bedauernd. "Es ist aber auch nicht essenziell. Ich habe wesentlich mächtigere Paraphernalien immer bei mir."

Sie zeigte ein kleines unscheinbares kleines Messer mit vor Alter schwarzem Horngriff. Ein Anflug von Melancholie zeigte sich dabei kurz auf ihrem Gesichtchen, aber auch ein leises, liebevolles Lächeln.
Und sie zeigte einen geborstenen Spiegel. Ob Iulia wohl die Geschichte dahinter von ihrer Sire kannte?