[1056] Peripetie [Achilla, (SL)]

[Juni '21]
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La Cronista
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[1056] Peripetie [Achilla, (SL)]

Beitrag von La Cronista »

Es war ein Monat her seit Caio losgezogen war eine Nachricht zu überbringen.
Einen Monat, seit er nicht mehr wiederkehrte. Verschwunden ward.
Doch nach einem Monat stand er plötzlich wieder da. Einfach da vor der Schenke. Mit einem Ohr und fünf Zähnen weniger und den Blick noch leerer und dunkler.

Nur in ihrer Gegenwart hellte sich sein Blick auf, war der ganze Schmerz und Dunkelheit für einen Moment vergessen und das harte vernarbte Gesicht weichte auf und man erkannte die Schwäche hinter den Augen, die so oft versteckt und unterdrückt wurde, aber doch niemals gänzlich verschwunden war, auch wenn sie nur sehr selten ans Tagelicht drang.

Doch hinter seinen Augen lauerte auch die Gier. Eine Gier die sie selbst gut kannte und doch anders war. Die Gier nach ihrem Blut. Der Hunger.

Mit flehendem Blick kniete sich der raubeinige Mann mit der mehrfach gebrochenen Nase vor sie und umklammerte ihre Kleidung.

„Liebste Achilla. Ich ging los wie du gesagt hattest und überbrachte die Nachricht Wort für Wort. Doch er wollte alles wissen. Verzeih, Achilla. Er wollte alles wissen und nun lädt er dich zu sich. Doch das ist gut, oder? Das ist was du wolltest?"

Fragte der Guhl unsicher aber mit einem Ausdruck der Hoffnung im lädierten Gesicht.
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Signora Achilla
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Re: [1056] Peripetie [Achilla, SL]

Beitrag von Signora Achilla »

Die Signora war erschrocken, als sie Caio so sah! Sie beugte sich zu ihm herunter, um ihm die Hände zu streicheln und auch das geschundene Gesicht. Der Duft von Schweiß und Schmerz, Blut und Überleben stieg zu ihr auf und sie sog ihn tief ein. Oh, wie sie die Menschen liebte… .

Und doch war dies erschreckend. “Komm hinein, Caio”, sagte sie ihm. “Ich habe schon gefürchtet, du bist tot. Und habe mich versteckt, denn ich dachte auch, er hätte alles aus dir herausgepresst, alles über dich und mich!” War es ein Fehler, dass sie überhaupt zur Schenke zurückgekehrt war? Ja, das war es wohl. Sie seufzte, aber von dem Mann abwenden wollte sie sich auch nicht. Die Gosse war ein hässliches Pflaster, aber wenn man nicht ganz allein dastehen wollte, dann hielt man sein Wort und man hielt zu seinen Leuten.

Dennoch, ihr erster Impuls war, die Beine in die Hand zu nehmen. Wie dicht waren die Späher und Messer Caio wohl direkt auf den Fersen? Wenn es ihre eigenen wären? Sehr dicht, keine Fehler machen, keine Zeit lassen, Messer raus.

“Scheiße!”, fluchte sie da einmal laut, noch während sie versuchte, Caio die Treppe hinauf zu bekommen und mit einem Wink irgend etwas zu trinken für ihn. Achilla hatte eines der Mädchen mit Masken und Kleidern ausgestattet, damit sie aussah wie sie selbst, doch die war gerade am Hof der Wunder unterwegs, ködern, sich sehen lassen. Viel zu weit weg.
“Was hast du ihm alles erzählt, Caio…?”, flüsterte sie und die Worte fühlten sich an wie trockene Tonscherben in ihrer Kehle.
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La Cronista
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Re: [1056] Peripetie [Achilla, SL]

Beitrag von La Cronista »

"Hat er nicht. Nicht alles aber genug dass er zufrieden war. Es tut mir leid. Doch du wolltest eh. Wolltest ihn doch ködern. Ich glaube es hat funktioniert. Er will dich nun sehen. Soll ich dir sagen. Dass du spätestens in drei Tagen zu ihm kommst." sprach Caio schnell und abgehackt, als müsste er seine Gedanken erst sammeln, doch kamen sie schon heraus bervor er das tun konnte.

Er war müde und so schleppte er sich die Treppe hinauf. Ließ sich auf einen Stuhl setzen und haspelte dann.

"Dass du ein Vampir bist. Hab ich erzählt. Dass dein Blut aber...so gut ist. Dass es stark macht. Er war...ich glaube er war interessiert. Doch gib Acht. Er ist ein schlechter Mann. Natürlich. Aber auch durchtrieben, obwohl er sich nicht mal groß bewegen kann, is er immer noch wach da oben." Caio deutete mit einem Zeigefinger auf seine Stirn. "Und er hat genug Einfluss dass er uns das Leben zur Hölle machen kann. Lass dich nicht fangen! Wenn er dich nicht wieder gehen lässt?" fragte Caio erschrocken ob seiner eigenen Gedanken und sah Achilla auch so besorgt an.
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Signora Achilla
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Re: [1056] Peripetie [Achilla, SL]

Beitrag von Signora Achilla »

Drei Tage, das ist keine lange Zeit. Drei Tage - und die wollte sie sich eigentlich nicht aufdiktieren lassen, nicht von einem gierigen, alten Mann, einem bewundernswerten Teufel in Menschengestalt. Der Mann lebte Macht so wie eben Macht aus der Gosse kommen konnte. Die Reichen und Schönen der Tagwelt und in der Nacht hatten keine Ahnung von der Welt, die hinter ihren mörderischen, aalglatten Kulissen lag.

Nein, sie hatte Caio nicht für den Verrat hinausgeworfen. Sie hätte nichts anderes getan als er: versucht, zu überleben. Hölle, sie hatte ihm sogar wieder und wieder eingeschärft, dass man sein Leben nicht wegwarf. Was er verraten hatte, war wohl dem anderen auch keine Überraschung gewesen: der hatte bereits bis über beide Ohren in der Nacht gesteckt, im Schatten eines Ahnen und gewiss noch anderer im Tauziehen der Stadtpolitik.

Was also tun? Sie konnte dies nicht verstreichen lassen und sie wollte auch nicht den direkten Gassenkrieg mit dem Mann gleich hier und jetzt beginnen. Das war der Grund, weshalb sie sich bereit machte, um ihn zu treffen. ‘Spätestens in drei Tagen’ war ein Begriff, der weit genug war und ihr ein wenig Spielraum für Unberechenbarkeit ließ. Sie hätte sofort gehen können. Hätte er damit gerechnet? Vielleicht nicht. Doch nein, sie wollte nicht sofort springen und sie wollte lieber ein paar Männer, Frauen und Messer mehr zusammen kratzen. Vielleicht würde es doch eine hässliche Nacht werden. Doch die dritte Nacht konnte es auch nicht sein. Dann war es berechenbar, denn die anderen waren bereits verstrichen.

Nein. Morgen Nacht. Mit ihren Leuten im Rücken und so viel Macht und Blut im Leib, dass sie die Seidengespinste singen hören konnte. Oh ja… .


Über den Tag hinweg liefen einige der Vorbereitungen der Signora. Während Caio sich mit Blut, Wein und Schlaf erholte, musste Mauricio strampeln, Leute zusammenkratzen, alte Schulden eintreiben, Gefallen austauschen, Blutgeld lockermachen. Wenn der Alte Mann eine Falle stellen wollte, dann sollte sie wenigstens teuer sein, so hatte die Signora es verkündet und Mauricios Aufgabe war, den Preis so sehr in die Höhe zu treiben wie er es nur konnte. Er war schlau genug, Ort und Zeit noch offen zu lassen, heute oder morgen, dann geht’s los, wir geben schnell bescheid. Claviculas Gassen konnten einem eng und stickig werden, wenn einem die Zeit wie Wasser durch die Finger rann.


Nach Sonnenuntergang dann kam die Signora dazu und mit ihr auch die junge Frau, die in den letzten Wochen schon ihre Masken und Kleider getragen hatte. Sie würde dies auch heute Nacht tun, für den ersten Auftritt zumindest. Und Achilla selbst? Kaum zu unterscheiden von einem der anderen Halsabschneider, Messerstecher und Schläger, die sich nun versammelten. Wenn man es genau nahm, dann war sie vielleicht auch nichts anderes als sie, vielleicht nur ein paar Jahre älter und ein paar hässliche Narben reicher.

Caio würde vorangehen, zu dem alten Mann in seinem reichen Haus. Er sollte ihn holen, zu einem kleinen Brunnenplatz am Rande von Clavicula. Es gab keinen neutralen Boden und wer daran glaubte, war ein blöder Dummkopf. Aber es gab Orte wie diesen, die öffentlich und zugleich eng genug waren, dass man auf ihnen einander begegnen konnte ohne das sogleich die eine Seite die andere abstach.
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La Cronista
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Re: [1056] Peripetie [Achilla, SL]

Beitrag von La Cronista »

Caio leckte sich die Lippen. Schaute nervös. Als sie da so auf dem kleinen Platz am Brunnen standen, alle vorbereitet auf eine Schlacht, eine Schlägerei, ein Gemetzel, was auch immer. Eine Falle in jedem Fall. Und nun sollte er dahin zurück gehen? Zu diesem Haus. Er spuckte auf den Boden. Bah. Er fürchtete sich nicht. Er wollte sich nicht fürchten. Es waren nur Schmerzen gewesen und tatsächlich war dem Guhl nach dem Blut der Nosferatu auch das Ohr und auch ein Zahn schon wieder nachgewachsen. Alles konnte wieder in Ordnung gebracht werden. Und doch hätte er nun tausende Dinge lieber getan als wieder zu Testo zu gehen. Zumal er kaum kommen würde.
Er sagte es ihr. Er wird nicht kommen. Aber er sollte es versuchen. Also tat er es und er ging los. Sprach mit den Wachen und die lachten ihn nur aus. Nein. Er kam sicher nicht. Sie habe zu gehen oder man würde sie holen.

Caio kam zurück überbrachte die Botschaft und sie entschied sich zu warten. Sie hatten noch eine Nacht. Wenn es dem Herren so wichtig war, würde er kommen.
Doch keiner der beiden war bereit hier klein bei zugeben, schon gar nicht der Herr des Hofes der Wunder.
Zehn Halsabschneider, verlauste Messerstecher und Mörder kamen dann zum Brunnen und sprachen fälschlicherweise die falsche Signora an. Sagten, dass sie ihr gar nichts böses wollen. Sie wollte ein Geschäft, sie bekommt ein Geschäft. Aber der Herr Testo, der kann nicht mehr so gut laufn, is halt schon alt. Wäre eigentlich anständig wenn sie zu ihm kommt. Soll ihr Schaden nicht sein. Egal was dem Caio passiert ist. Mussten ja aufpassen, kann ja jeder kommen und iwas versprechen, hat er gesagt, der Herr Testo.

Da sagte sie zu.
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Signora Achilla
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Re: [1056] Peripetie [Achilla, SL]

Beitrag von Signora Achilla »

Die Herrin vom Hof der Wunder ihrerseits haderte nicht lang damit. Die Dinge kamen wie sie kamen und der alte Mann war eben… alt. Und so machte sich die Bande auf zu dessen Haus und überließ ihm die Frage, wie sie mit herumlungernden Claviculanern zurechtkommen wollten. Die meisten davon blieben einfach in der Nähe, während die echte und die falsche Signora gemeinsam mit Caio eintraten, hinein in die Höhle des Löwen.

Ah, wie reich und prachtvoll man von der größten Armut leben konnte! Vielleicht, so dachte Achilla für einen Moment lang, war das das wahre Geheimnis hinter echtem Reichtum.
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Re: [1056] Peripetie [Achilla, SL]

Beitrag von La Cronista »

Bei aller Armut Claviculas stand Testo offensichtlich sehr weit oben auf der Leiter die daraus herausführte und trat sicher auch so fest nach unten wie sie es alle taten, die hier ums Leben, Geld und alles andere kämpften. Währen die die ganz unten waren, verzweifelt versuchten über die anderen zu klettern oder sie wegzureißen und immer höher zu kommen, nur um wieder in den Dreck zurückgetreten zu werden. Doch wer immer höher kletterte, fiel auch tiefer.

Das Anwesen des Alten war keineswegs mit einer Villa aus Mascharana oder manchen aus Platealonga zu vergleichen. Auch keineswegs mit dem Anwesen des Konsuls am Platz der schwarzen Katzen. Doch man sah, dass hier jemand mehr Geld hatte als andere und jeder wusste auch wie er an dieses kam.

Das Gebäude war in seinen Grundmauern noch als römische Bauart zu erkennen, auch wenn darüber längst mit Holz ein neuer Aufbau gesetzt wurde.
Dennoch kam man durch die Tür in eine Art Atrium, indem es jedoch keinen Brunnen oder Wasserbecken gab, sondern mehr wie ein Hinterhof wirkte in dem ungefähr 10 Mann an kampferprobten Männern saßen, redeten, spielten, tranken...jeder mit einem Haumesser am Gürtel und schlecht zusammengeschusterten Lederrüstungen oder nur Teile davon.

Auf der linken Seite des Innenhofes ging eine Treppe ins zweite Stockwerk hinauf und somit auch in den Gebäudekomplex herein. Achilla sah auch noch zwei andere Treppen auf der rechten Seite und viele Türen im Erdgeschoß.

Die Männer musterten sie unangenehm starrend, als sie alle eintraten und grinsten hämisch.

Diejenigen die Achilla und ihre Leute abgeholt hatten, traten einfach vorbei und führten die kleine Gruppe die Treppe hinauf in eine Diele und dort weiter in den nächsten Flur bis sie vor einer Tür stehen blieben wo man anklopfte und einer der Männer hinein ging, kurz drinn blieb und wieder heraustrat.
Er sah die Frau an die er für Achilla hielt und sagte:
"Nur du darfst rein."
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Signora Achilla
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Re: [1056] Peripetie [Achilla, SL]

Beitrag von Signora Achilla »

Tausend Dinge schossen der Signora durch den Kopf. Vielleicht war dies sogar wahr, denn ihre Gedanken schwirrten umher wie tausend Nachtfalter.
Sollte sie die Schaustellerin machen lassen? Für einen kurzen Auftritt war sie gut genug. Doch wozu? Und was dann?
Die Antwort war hässlich: Wenn dies eine Falle war, dann würde die andere direkt hinein laufen und Achilla und Caio Zeit verschaffen, sich zu verpissen. Scheiße!
Doch vielleicht war dies der letzte Moment, um zumindest diese Scharade zu beenden. Erst im Nachhinein zu erklären, dass das meiste nur Mummenschanz war, stärkte nicht eben die eigene Verhandlungspos… .

Ihre Gedanken wurden jäh gestoppt, als Sylvia, die dumme Gans, sich zu ihr umdrehte. Für einen Moment starrte Achilla in ihr eigenes Maskengesicht, sah in den fragenden Blick der Frau dahinter und schnaufte.
“Ai”, sagte sie und verfluchte die Schauspielerin insgeheim. Doch wahrscheinlich ging auch ihr nur der Arsch auf Grundeis. Und vielleicht hatte sie sich auch ausgerechnet, dass sie hier nur ein Köder war. Die Signora - die echte, was auch immer das nun heißen mochte - trat vor.
“Das bin wohl ich”, erklärte sie dem Mann. Dann ging sie an diesem vorüber, um einzutreten. Und was auch sonst? Manchmal war eine Lage so beschissen und verkantet wie ein Eselskarren in der krummen Gasse. Und wenn man nicht gleich den Karren zerschlagen und in Einzelteilen heraustragen wollte, dann blieb einfach nur der Weg voran, mit allem, was man eben so hatte.
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Re: [1056] Peripetie [Achilla, SL]

Beitrag von La Cronista »

Als Achilla als Mann "verkleidet" einfach vortrat und hinein ging anstatt die Schauspielern in Achillas Kleidern, griffen die Wachen nach ihr und versuchten sie zurückzuhalten.
"Hey." sagte einer. "Die Frau."

Offensichtlich verstanden sie nicht was das nun sollte.
Da erklang eine Stimme von innen. Brüchig, alt und doch eindeutig geübt darin Gehormsam zu verlangen.
"Achilla?"

Da nickte sie und der alte Mann, der schon keine Haare mehr hatte und ein so fleckiges und halb zahnloses Gesicht, dass vielleicht nicht mal eine Mutter ihn noch hätte lieben können, grinste sie an.

"Lass ihn rein...pass scho." Offensichtlich wusste er einiges.

Und als Achilla hinein gelassen wurde, setzte er sich auf seiner Liege oder Bett auf, das mit richtigen Kissen besetzt war und deutete Achilla auf einem Hocker am Rand gut ein Meter entfernt von seinem Lager Platz zu nehmen.

"Willkommen Signora Achilla...oder sollte ich Signore sagen? Egal was?" Er kicherte. "Ich weiss was de bist und wem de angehörst. Is weg nun." Er grinste nun etwas gezwungener und leckte sich über die Lippen.
"Ich weiss aber was de willst und du weisst was ich will. Muss hier nich in Ärger enden. Könn beide von profitieren. Na wie is das?"
Erwartungsvoll starrte der alte hässliche Mann sie an.
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Signora Achilla
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Re: [1056] Peripetie [Achilla, SL]

Beitrag von Signora Achilla »

Eigentlich verblüffte dies nun die Signora vollständig. Doch wenn sie eines in all den Jahren und Jahrzehnten gut gekonnt hatte, dann war es wohl, mit all den Merkwürdigkeiten, Schrecken, Wundern und Gefahren der Nacht einfach mitzuziehen, so wie die Nacht sie ihr entgegen spie.
Und so blinzelt sie nur einmal, dann kicherte sie ebenso wie der alte Mann, denn es war in der Tat vollständig egal, wie er sie nannte. Nichts davon war echt.

Sie winkte dann ab und meinte: “Einer wie er, der ist nie ganz weg, eh? Es liegt ihm im Blut, zu verschwinden. Aus den Augen, aus dem Sinn… . Doch bevor’s dich ganz erwischt und du weg wärst, wollte ich sehen, ob da nicht ein Handel geht. ‘s kann gut sein, dass er wieder kommt und zurück will, was ihm gehört. Und dann wird’s so kommen.”

“Doch wenn du damit leben kannst, dann können wir bis dahin diesen Handel machen. Wir gewinnen beide dran, so wie’s mit einem guten Handel ist.” Damit schnalzte sie einmal mit der Zunge. “Nur ein Knoten wär da noch drin: Für die Welt da draußen müsstest du irgendwann draufgehen. Du bist schon jetzt älter als der Methusalem aus der Bibel. Und du und ich sind nicht die einzigen, die hinter die erste Oberfläche der Dinge sehen können. Du fällst auf und das ist schlecht. Das heißt: Wenn wir uns einig werden, dann müssen wir uns was einfallen lassen wie du weiter tun kannst, was du tust, während der alte Mario Testo dann doch vom Schnitter geholt worden ist.”

Damit ging sie nun zu ihm hin, um sich ein Plätzchen zu suchen, auf dem sie sitzen konnte. Auf dem Bett vielleicht?
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