[1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

[Juni '21]
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Diese letzte Frage ließ Giada erneut die Augenbrauen heben. Nein, sie war offenkundig nicht gewohnt, dass jemand ausgerechnet auf diese Weise mit ihr sprach.
“Ich werde Euch an Eure Worte erinnern, wenn es soweit ist”, meinte sie, trocken wie Straßenstaub im Sommer. “Doch ich will Eure Mühen und Eure Pflicht als die Gelegenheit nehmen, die Ihr mit Euren Worten zeichnet: Dass ich mit der Stadt und Domäne vertraut werde und zugleich etwas Nützliches erwirke.”

Sie faltete die Hände über der prachtvollen Schärpe, die sie trug. Dann erklärte sie ihm: “Womöglich waren meine Worte eine goldene Brücke für Euch, meine Bemühungen in Bahnen zu lenken, die Euch nutzen. Ihr versteht offenkundig genug von dem Ringen und Wirken um den Handel hier, dass Ihr daran hättet gewinnen können.”
Wieder dieser Blick, das interessierte Studium ihres Gegenübers, als wären sie beide Gegner über einem Spielbrett, zu einem freundschaftlichen Spiel. Alquerque vielleicht, oder Mühle, oder gar Schach.
“Doch Ihr wahrt lieber eine gewisse Neutralität”, stellte sie dann fest und der Moment verflog. “So soll es also sein.”

“Würdet Ihr mir die anderen Ämter und Amtsträger in der Domäne nennen?”
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

Etwas wanderte seine Braue nach oben. Trockene Antworten konnte er mittlerweile erkennen. Aber er erinnerte sich auch an die Worte anderer. Nicht unbedingt er musste etwas Falsches gehört, sie konnte auch falsch verstanden haben.
Er blieb ruhig und er versuchte es weiterhin freundlich. Es war wahrscheinlich wieder diese Kluft zwischen Ständen, die von Menschen stammten und bei den Menschen bleiben sollten.....

Ruhigen Tones bestätigte er ihre Worte. "Nützliches mit Nützlichem verbinden, ja."

Er wartete ihre weiteren Worte ab und schüttelte dann sacht mit dem Kopf.
Seine Worte waren weiterhin ruhig, mit keinerlei hartem Unterton.

"Versteht mich nicht falsch. Ich gebe euch diese Aufgabe nicht, weil ich mir daraus einen Nutzen erhoffe. Es ist der Nutzen für Genua selbst, der in meinem Sinn liegt. Es ist ein Gewinn für viele und als solches könnte es auch von anderen gesehen werden. Eine Aufgabe die meiner Meinung nach wenig Zwist schafft und Positives schaffen kann. Bei anderen Aufgaben mag dies ganz anders gerichtet sein.
Und ja, ich wahre als Herold eine gewisse Neutralität. Ich möchte gern sehen, wie sich die Dinge entwickeln, ich gebe jedem neuen Gast die erforderliche Starthilfe in dieser Domäne und dies ohne meine eigenen Interessen voran zu stellen. Im Gegensatz zu anderen Domänen, bei denen noch nicht einmal ein Einlass möglich ist..."


Offenbar hatte er selbst mit letzterem schon Erfahrung gemacht.
Er wirkte etwas ernster bei den allerdletzten Worten, doch klarte sich der Blick wieder auf, als die Amtsträger zur Sprache kamen.

"Die Ämter sind folgende...

Der sehr verehrte Seneschall Genuas ist Lydiadas, Ahn vom Clan der Schatten, Consigliere del padrone profondo, sanguigno cacciatore di Catania, Herr der Tiefen, aus der Linie Ahriman min alzilals, Ahnherr des Clan der Schatten, Kind Lasombras. Aber dies wisst ihr sicherlich bereits.

Die Hofgelehrten sind der verehrte Ferruccio, Ancilla vom Clan des Mondes und Beichtvater der höchst verehrten Prinzessin, sowie als Hofheiler Nicolo Trevisan, Neugeborner vom Clan der Salubri.

Der verehrte Hüter des Elysiums ist Ilario Contarini, Ancilla der Schatten, Kind des Ahnen Lucius Valerius Galba.

Zusätzlich zu mir als Herold, hält noch Toma Ianos Navodeanu, Neugeborener vom Clan der Drachen dies Amt inne.

Die beiden werten Harpyien sind Iulia, Neugeborene vom Clan der Könige, Kind unserer höchst verehrten Prinzessin und Achilla, Neugeborene vom Clan der Verborgenen.
Der werte Arash, Neugeborener vom Clan des Tiers ist unsere Geissel.

Die werten Liktoren sind Liutprand Neugeborener vom Clan der Könige, Benjamin, Neugeborener vom Clan der Jagd ...und ... die Hilfsliktoren Anastasia, Neugeborene des Clan der Verborgenen und Salvador, Neugeborener vom Clan der Gelehrten"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ich verstehe Euch nicht falsch”, erwiderte Giada zu Galenos ersten Ausführungen. “Und kein Mann sollte sich für die getreue und eifrige Erfüllung seiner Pflichten rechtfertigen müssen. Eure Worte ehren Euch, Euer Eifer für die Pflicht ist eine Tugend und Eure Neutralität hält Euch aus den minderen Zwisten zwischen Neugeborenen und Neuankömmlingen heraus.” Sie machte eine knappe Geste wie um diesen Teil des Gesprächs nun endlich beiseite zu legen.

Seine Aufzählung der Ämter ließ sie mit einem Stirnrunzeln zurück. Für einen Moment dachte sie darüber nach und fragte dann: “Ich vermisse etwas wie das Amt des Blutsvogtes -oder ist das die Rolle, welche der Herr der Liktoren ausfüllt? Falls ja, gebietet er auch über die Geißel? Hat Genua nur eine Geißel?”
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

Ein anerkennendes Nicken liess erkennen, dass er auch das eine Thema bei Seite strich und sich der neuen Frage zuwenden würde.

"Wir hatten einen Blutvogt vor vielen Jahren, jedoch ist dieser in Ungnade gefallen und das Amt wurde nicht neu besetzt. Zu jener Zeit besass Genua keinen Senechall, doch an dem ist nicht mehr. Ihm obliegt nun die Aufgabe des damaligen Blutvogts. Zudem gibt es unter den Liktoren einen ersten Liktor, der sicherlich ein Auge auf die Aktionen aller Liktoren hält. Auch im Bereich der Geissel gab es Fluktuationen. Für kurze Zeit waren zwei von ihnen aktiv, doch einer fiel in Erfüllung seiner Pflicht."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Dazu nickte Giada einmal. “Eine jede Domäne ist anders, geformt durch den Willen ihres Prinzen, durch die Fügungen und Ereignisse der Vergangenheit und die Notwendigkeiten der Gegenwart.”

Für einen Moment schwieg sie, wieder mit über den Rosenkranz an ihrer Schärpe gefalteten Händen und sann wohl einen Moment nach. Dann sagte sie:

“Ich will Euch einen Gegenvorschlag zu dem Auftrag unterbreiten, welchen Ihr angedacht habt. Einen, der mir nach unserem bisherigen Gespräch hilfreicher erscheint, selbst wenn er mehr von mir fordern wird. Doch von mir wird auch mehr erwartet.”
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

"Mhhh..." er wirkte nachdenklich, schloss einen Moment die Augen und ging in sich. Mit der nötigen Geduld schien er es entsprechend abzuwägen.
"Ein Gegenvorschlag? Dies ist für gewöhnlich hier nicht Sitte, noch hat sich bisher jemand zugetraut solch eine Bitte an den Herold zu stellen. Aber ich bin gewillt, euch dies zu gewähren, jenen Vorschlag dann abzuwägen und in Betracht zu ziehen, sollte er sich als nützlich erweisen. Also bitte."

Galeno versuchte sich so diplomatisch zu geben, wie er eben konnte. anhören konnte er sich das ja einmal, drauf eingehen ...nun, wenn es wirklich ein guter Vorschlag war, dann warum nicht? Ablehnen konnte er schliesslich ebenfalls, sollte er ihn nicht für gut genug empfinden. So zumindest war er kein störrischer Esel, der gleich alles abprallen liess.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Lasombra beobachtete auch diese Reaktion mit Interesse, jedoch neigte letztlich den Kopf.
“Wie Ihr es schon angedeutet habt, gibt es bereits vieler Kainiten, welche sich in Genua mit Belangen des Handels umtun. Das ist nicht verwunderlich, denn die Stadt hat eine wertvolle Lage dafür und die Menschen zieht es ganz natürlich zum Reichtum, den der Handel bringt.”

“Doch woran es mangelt, das merken all jene, die die Reise über Land wagen: Die Straßen und Wege sind schlecht. Ich erinnere mich an das Leid der Händler mit den schweren Karren, die von den Alpenpässen her kamen oder die die Wege hierher nach Genua wagen wollten. Achsenbrüche, abgeschlagene Räder, Gesindel und Räuber. Ich will mich also diesen Dingen widmen. Ich sehe die Möglichkeit, eine Verbindung wieder instand zu setzen, die einst stark und gut war.”
Falls diese letzten Worte eine doppelte Bedeutung hatten, so sah man es ihr nicht direkt an.

“Gewiss ist das Straßen- und Wegerecht eine Pflicht und Ehre des Adels und der Herrschaft in den Städten und Ländereien. Doch auch sie haben einen Gewinn daran, wenn sie ihre Zöllereien gut befestigt unterhalten können. Und ich sehe Wege und Möglichkeiten, dies gütlich in Gang zu setzen. Ich würde den Beginn mit den Handelswegen zwischen Mailand und Genua versuchen - die Strecke in den Ländereien ausgenommen, welche allein unter Pavias Wegerecht fallen. Das ist delikater und soll mit Vorsicht angegangen werden.”

Giada hob ihr Kinn ein wenig an. “Wenn dies gelingt, ist es sicher auch imstande, das Wohl der Menschen hier insgesamt zu mehren, so dass die Herde Genuas erstarkt. Und wenn einmal ein Beginn gemacht ist, könnte dies noch in andere Richtungen ausgeweitet werden, so wie es nützlich scheint.”

Die Lasombra hob knapp die Hände wie um ihr Angebot zu besiegeln. “Und falls es nicht gelingt, falls es der Herrschaft nicht gefällt oder im Senat Genuas bitter abgeschmettert wird: Dann werde ich zu dem zurückkehren, was Euer ursprüngliches Anraten war.”
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

Er zog eine Braue hoch bei ihrem Vorschlag, die allerdings ein wenig nach unten wanderte, als er darüber nachdachte. Er hatte nicht gelogen, dass er sich dies anhören und überdenken würde. So musste Giada eine kleine Weile auf Antwort warten, denn der Herold traf seine Entscheidung offensichtlich hier nicht einfach aus dem Blauen heraus. Er fuhr sich dabei über das Kinn, eine Geste, die er sich wohl angewöhnt hatte. Vielleicht auch, um etwas Lebendiges noch beizubehalten, eine kleine Marotte, wie die Menschen sie hatten. Dann nickte er und sprach im warmen Ton zu ihr.

"An den Strassen wird schon gearbeitet und einige Genehmigungen sind schon eingeholt, aber natürlich ist eure Nähe zu Mailand eine gute Stütze dabei. Zudem zeigt es Mailand, dass wir zumindest nicht abgeneigt sind, den Handel zu fördern und somit durchaus Brücken schlagen wollen. In der Vergangenheit arbeiteten auch oftmals zwei Kainiten an einer Aufgabe, die gross und wichtig war, um diese auch gut zu meistern. Warum also nicht auch in diesem Bereich. Doch ein bitteres Abschmettern des Senats oder anderer Kräfte sollte für diese Bemühungen nicht unbedingt das Aus bedeuten. Interessant wäre dann doch, ob man nicht auf anderem Wege eine Einigung finden kann."

Er nahm die Sache recht ernst. Dies war in seiner Mimik deutlich zu lesen, doch liess er auch nicht die Höflichkeit ihr gegenüber dadurch fallen.

"Somit sei euer Vorschlag angenommen, jedoch unter der Bedingung, dass es bei eben dieser auch bleibt und ihr nicht zu der anderen wechseln könnt. Inoffiziell könnt ihr dieser natürlich dennoch nachgehen, sofern ihr es für recht haltet und es euch nutzt, offiziell sind es die Strassen und Brücken zu Mailand und den zugehörigen Regionen."

Nun war es ein Abwarten, ein auffordernder Blick, der auf Giada lag, gepaart mit einem "Einverstanden?!"
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Dann soll es so sein", stimmte Giada zu. "Es klingt ganz so als wäre es im Einklang mit den Zielen dieser Aufgaben, im Sinne von Stadt und Domäne und auch davon, dass sich Neuankömmlinge einfinden”, erklärte Giada da samtig. Sie hatte Galenos Abwägen durchaus bemerkt.

“Wollt Ihr mir sagen, wer sich bereits an diesen Dingen beteiligt? Es wäre nur recht, wenn man sich hier zusammen tut.”
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

Nun musste er doch schmunzeln, nachdem er kurz zuvor Giada durch ein Nicken bestätigte, dass es seinen Zweck erfüllen würde.

"Mir sind nicht alle Seiten bekannt, vor allem nicht jene, die anonym Gelder zur Verfügung stellen, aber meine Wenigkeit, der werte Livio di Ventimiglia und der angesehene Baumeister Vergonzo arbeiten direkt an den Projekten zum Ausbau der Stadt und der Handelswege, unter anderem auch den Strassen, allen voran jene in desolatem Zustand."
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