[1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

[Juni '21]
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Giada Salvaza Rossi
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[1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Zuerst hatte es zwischen der Dienerschaft am A Tarda Ora und der der Fremden, dann auch mit der des Herolds Galeno einen Austausch gegeben. Boten hatten ihre Botschaften hin- und auch wieder zurück getragen und die Dinge hatten sich ein wenig in die Länge gezogen. Ganz offensichtlich gab es für die noblen Herrschaften auf beiden Seiten keinen Grund zu überhasteter Eile, nicht in Belangen wie diesen.

Doch letztlich war die Nacht gekommen. Wie angekündigt erschien am A Tarda Ora die Fremde, begleitet von einem Wächter und einer weiteren Dienerin, denn Anstand und Anschein mussten wohl gewahrt bleiben.

Die Fremde war offensichtlich fein gekleidet, mit besticktem Tuch und Schmuck, der im Lichtschein im Inneren glitzerte. Die sterbliche Begleitung ließ sie zum Warten und bis zu ihrer Rückkehr zu ihnen hinter sich zurück, als es weiter in das Gebäude hinein ging und sie sah sich mit eben dem Interesse um, das man wohl für Orte haben konnte, die einem neu und vielleicht bedeutsam waren.
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

Das A Tarda Ora lag still in der Nacht. Die Strassen davor waren dreckig und feucht vom Regen am Tage. Den Wächtern war etwas klamm und so hatten sie sich vor der Feuerschale zusammen gerottet. Als die Fremde sie erreichte, wurde natürlich das typische Prozedere eingehalten und sie dann durchgelassen. Im Gebäude selbst, grüsste ein etwas wuchtiger Mann die Dame, gekleidet in einfacher Kleidung, eine tiefe Verbeugung durchführend.

"Seid gegrüsst, mein Herr erwartet euch bereits. Ich geleite euch zu ihm."

Und so führte er sie durch die Halle, an dem Fresko des Meeres vorbei, welches dort die Wand zierte und zu einem kleinen Raum, der nicht mehr als einen Tisch, Stühle und eine Laterne aufzuweissen wusste.
Dort stand auch der Herold, welcher sich zur Tür gewandt hatte und auf seinen Besuch wartete.

Er trug gutes, dunkles Leinen mit Stickereien an den Säumen. Zwei Ringe sassen an den schmalen Fingern. Er selbst war hager und wohl vom Hunger der letzten Jahre gezeichnet. Doch das verschleierte nur wenig sein überdurchschnittliches Erscheinen. Nicht nur die Kleidung mochte einen Edelmann aus ihm machen, sondern auch die gepflegten Haare und der Bart, sowie seine Haltung zeugten davon, dass er wohl eher ein Leben in den höheren Kreisen genoss. Seine Mimik hatte sowohl eine gewisse Strenge und Würde, die er stets mit sich trug, aber auch einen freundlichen Touch. Ganz so, wie man einem unbekannten Gast entgegen treten sollte.

Er nickte ihr zu, tatsächlich ein wenig tiefer, als es für gewöhnlich der Fall war. Denn er wusste nicht, in welche Kategorie er sie einzuordnen hatte. Nur Name und Herkunft waren ihm geläufig.

Mit seiner Willkommensgeste breitete sich auch der wohlige Klang seiner Stimme im Raum aus, hell und klar, kein Stimmbruch zu erkennen. Die Stimme eines Sängers womöglich. Zudem legte er eine gewisse Betonung in seine Worte, um ihre Bedeutung noch einmal zu untermalen. Er war dies wohl schon eine Zeit lang gewohnt.

"Seid willkommen in der Domäne Genua. Ich bin Galeno Fiore, Herold der Domäne Genua, Neugeborener des Clan des Todes, Kind vom verehrten Bruder Martinus, Prior der Einsiedelei Camaldoli, Kind vom sehr verehrten Hephaistos, Ahn des Blutes Kappadozius und Senechall zu Florenz."

Der Diener, der sie bis hier her begleitet hatte, nickte auf einen Blick von Galeno hin und entfernte sich von der Tür in Richtung Treppe, um dort dann zu warten.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada Lauschte diesem Gruß und der angeschlossenen Vorstellung mit großen, vielleicht sogar kritischen Interesse. Es war wohl unzweifelhaft, dass sie deren verschiedene Nuancen, Galenos Stimme, die Kette der Namen seiner Linie, sein Äußeres und auch die Wahl seiner Worte abwog und behielt, was sie hörte.

Doch so wie er die sorgfältige und so scheinbar mühelose Höflichkeit wahrte, tat auch sie es ihm gleich, mit einem feinen Lächeln und einer Erwiderung seiner Geste wie um seine vorsichtige Höflichkeit mit derselben Münze aufzuwiegen.

“Euer Willkommen freut mich sehr”, erwiderte sie zunächst. Ihre Stimme war dunkel und voll, ein samtiger Alt, wenn sie so sprach wie nun. “Ich bin Giada Salvaza Rossi, Neugeboren im Clan der Schatten, Blutstochter von Noellina, Ancilla im Clan der Schatten, Blutstochter von Totila, Prinz von Mailand und Ahn im Clan der Schatten aus der Linie des Boukephos.” In gewisser Weise war diese Vorstellung kürzer als die Galenos, simpler. Und in gewisser Weise sagte das allein schon einiges.

Sie ließ die Vorstellung für einen Moment so stehen und gab sich und Galeno die Zeit, die Dinge einzuordnen. Dann sagte sie: “Ich komme jedoch nicht frisch von Mailand her. Mein letzter Aufenthalt war Brescia.” Mit Interesse sah sie sich an, wie und welche Schritte und Worte der Herold nun wählen wollte.
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

Deswegen also...

Der Herold wartete die Vorstellung ab und schien recht zufrieden zu sein. Ein kleines Rätsel war gelüftet worden und es erstaunte ihn auch nicht wirklich. Denn die Lage Genuas, politisch und geografisch, setzten eine recht hohe Wahrscheinlichkeit einer solchen Begegnung. Und er hatte keinen Zwist mit dieser Person, nein, ganz im Gegenteil. Es würe sich vielleicht sogar lohnen, sie freundlich zu behandeln, statt abweisend, wie es andere vielleicht handhaben würden.

Er blieb freundlich und wies lächelnd zu den Stühlen.
"Bitte, setzt euch doch. Von Mailand nach Brescia und nun nach Genua ... Warum habt ihr diese Reise nach Genua auf euch genommen?"
Auch kleinere Reisen waren stets anstrengend und man hatte mit Widrigkeiten zu kämpfen. Sicherlich würde sie ihm auch nicht die volle Wahrheit sagen, doch er fragte eigentlich jeden zuerst, warum sie hier her kamen, ihre etwaigen Anliegen. Auch um einfach mehr zu haben, was man möglicherweise aufgreifen konnte.

Er setzte sich und rückte sein Schreibzeug zurecht. Papier und Tinte.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

An eben diesem Schreibzeug blieb Giadas Blick für einen Moment lang hängen. Dann ließ sie ihn Galenos bleiche Hände hinauf wandern, die Arme entlang hinauf bis sie ihn wieder direkt ansah. Kaum merklich hob sie eine Augenbraue.

“Es ist wohl kein zu großer Gedankensprung, zu denken, dass Ihr ein Schriftgelehrter seid”, stellte sie fest. “Und mit Eurem Blut wohl auch gelehrt in so manchen versiegelten Geheimnissen der Macht Eures Clans.”
Sie erwartete hier keine Bestätigung Galenos. Es war offensichtlich eine Vermutung, wenn auch eine wohl naheliegende.

“Es ergeht mir ähnlich”, erklärte sie dann und nickte sogar kurz zu dem Schreibzeug hin. “Doch die Welt der Sterblichen hält nicht an und ihre Notwendigkeiten spiegeln sich oft grell in die Nacht.” Sachliche Feststellungen, dem Tonfall nach.
“Diejenigen, die Neugeboren und der sterblichen Welt noch nahe sind, sind auch diejenigen, die ihren Notwendigkeiten zuerst gehorchen müssen. Die einfachste Antwort auf Eure Frage also: Handel und Wohlstand, damit das Land und die Menschen sich nach der Hungersnot erholen. Der Hunger hat vor keiner Domänengrenze Halt gemacht und ebenso verhält es sich mit der Erholung davon.”

Sie untermalte diese Worte mit einer knappen, abschließenden Geste. Viel mehr wollte sie wohl dazu auch nicht sagen. Stattdessen fuhr sie fort:
“Ich will darum um ein Bleiberecht in dieser Domäne bitten. Ihr werdet wissen, dass dies als Geste der Politik gesehen werden kann. Und vielleicht ist es das, denn ich bin, wer ich bin, und diese Domäne und ihr höchst verehrter Prinz sind, was sie sind. Nur, wer in die Zukunft blicken kann, kann sagen, was aus einer solchen Geste wird.”
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

Es kamen immer wieder Kainiten, die den Handel ihr eigen nannten...warum aber auch nicht, es war eine Handelsstadt. Dennoch, der Platz wurde eng und je mehr Konkurrenz, umso mehr Machtsticheleien hier und da. Das war irgendwie schon vorhersehbar. Blieb nur die Hoffnung, dass es ihn nicht all zu sehr betreffen würde...

Er schrieb den Namen, die Herkunft und ihr Anliegen mit geschwungenen, gut leserlichen Lettern auf das Papier. Die Schrift, die Handhabe der Feder, selbst das Abstreifen der Tinte, sodass nicht zu viel das Papier tränken würde, all dies bestätigte Giadas Annahme.

"Euer Handeln hier wird sicherlich als Geste der Politik gesehen werden, sowie die Reaktionen auf euch. Ja, das ist mir klar. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln werden. Ich weiss nicht wie Vasallen der See euch gegenübertreten werden, doch meine Wenigkeit als ein Vasall Genuas, würde jemanden begrüssen, der Genua auch nach der Misere weiterhin eine Stütze sein kann und für die Zukunft. Ich schätze Kainiten, die an die Gemeinschaft denken oder zumindest daran, dass die Herde gesund bleiben sollte und auch dafür hier etwas schaffen wollen."

Er setzte kurz ab und lächelte wieder, offen und ehrlich.

"Natürlich werdet auch ihr die Gesetze und Pflichten hier in Genua anerkennen müssen. Als Mitglied der Clan der Schatten sind euch fünf durch Blut gebundene Diener erlaubt. Ihr müsst innert fünf Jahren zwei Fürsprecher für euch finden, einer davon Vasall Genuas oder der See der Schatten. Innert der fünf Jahre solltet ihr zudem an einer euch gestellten Aufgabe arbeiten, um zusätzlich zu eurem persönlichen Handeln ein Zeichen für Genua zu setzen."

Noch einmal setzte er ab, einen Moment in dem ein Mensch Luft holen würde. Hier schien es eher, als wolle er dem Gespräch etwas Struktur geben und nicht alles hintereinander erzählen.
Doch dann sprach er weiter über die Regeln und Pflichten, die einen gewissen Wohlklang erhielten, auch wenn er sie sachlich betonte... So schaffte die Stimme selbst die Worte schöner klingen zu lassen, als sie eigentlich waren.

"Als vorübergehender Gast ist es euch nicht gestattet innert der Mauern von Genua zu jagen. Die Villa Illuminati, wie auch das Casteletto sind Domänen der höchst Verehrten, bzw. des Clan der Könige und Burgus, sowie das dortige Kloster sind Gebiete des verehrten Benedetto vom Clan des Todes. In diesen Gebieten dürft ihr ebenfalls nicht jagen.
Ausserdem empfehle ich euch Kreuzdorf und Quinto al Mare zu meiden. Zudem sind in Broglio, also diesem Viertel hier, Waffen nicht erlaubt."

Nun sah er sie erst einmal aufmerksam an. Er hätte sicherlich noch mehr erzählen können, doch wollte er dem Gast nicht einfach alles herunterleiern, sondern auch die Möglichkeit für Fragen geben.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Ein Moment der Stille kehrte ein. Giada hob die rechte Augenbraue ein wenig an, nickte dann jedoch wie zum Einverständnis und füllte dann die Stille mit den erwarteten Fragen. “Dann will ich Euch bitten, ein paar Fragen dazu zu beantworten”, begann sie also. Es klang ein wenig so als würde sie tatsächlich mehr von ihrem Gegenüber erwarten als das bloße Herunterleiern von Pflichten.
“Begonnen mit dem, was wohl die Grundlagen sind: Das Amt des Herolds ist nicht in jeder Domäne vertreten. Würdet Ihr mir erläutern, was Eure Pflichten in diesen Dingen sind? Wie weit sie reichen? Welchen Einblick Ihr zu jener Aufgabe habt oder wünscht? Wählt Ihr sie allein aus?”
Sie lächelte nicht, doch klang hier eher interessiert als alles andere.

“Und was ist es für eine Aufgabe, die Ihr mir anraten wollt, dass ich persönlich ein Zeichen für Genua setze?”
Nun war sie es, die erst einmal die obligatorischen Fragen unterbrach und ihm die Antworten überließ.
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

Diese Frage stellten tatsächlich nicht besonders viele Neunkömmlinge. Es war gut, eine gewisse Abwechslung zu haben und es war gut, wenn das gegenüber stets auch Fragen stellte. So musste er sich nicht vorkommen, als hielte er einen Monolog.

Dementsprechend freundlich kam er ihrer Bitte nach und antwortete auf eben jene Fragen.

"Fürwahr. Nun, das Amt des Herolds umfasst mehrere Aufgaben. Eine davon ist der Empfang von Neuankömmlingen in der Domäne und ihre Anmeldung. Doch jeder Herold füllt seine Pflicht auch etwas anders aus. Ich kann somit nur von mir und meinem Amt sprechen, wie ich es sehe. Mein Amtskollege mag es vielleicht anders halten.
So bin ich darum bemüht, dass Neuankömmlinge eine gewisse Grundinformation über ihre Rechte und Pflichten erhalten, sowie die ihnen zu stellende Aufgabe. Hier und da ist auch Platz für einige weitere Fragen, doch diese zu beantworten liegt nicht unbedingt in meiner Pflicht. Ausserdem zählen noch Pflichten auf Geheiss der Höchstverehrten dazu, sollte beispielsweise ein höherrangiger Kainit seinen Besuch ankündigen oder falls eine hohe Festlichkeit geplant ist."


Er setzte kurz ab, allerdings nur so lang, wie ein kurzer Wimpernschlag eines Menschen währen würde. Doch er blinzelte nicht.

"Die Aufgabe selbst übertrage ich euch auf Geheiss der höchst Verehrten Aurore. Solltet ihr signifikante Erfolge dabei erzielen, oder auch im Hinblick auf die Fürsprecher, so könnt ihr mir dies melden und es wird weiter gereicht werden."

Er fasste sich ans Kinn mit Daumen und Zeigefinger und strich leicht über den Bart.

"Was ich euch auftragen werde? Ich dachte mir, da ihr es angesprochen habt, so kümmert euch doch um den Zuwachs der Bevölkerung Genuas. Wie ihr sagtet, steht die Zeit nicht still, Genua wächst, doch für den Wachstum benötigt es auch weitere Menschen, die gewillt sind Arbeit oder Finanzen zu investieren. Menschen, die Leben und Nahrung in diese Domäne bringen. Die Hungersnot raffte viele dahin, dies muss ausgeglichen werden. Besser aber noch, wäre ein genereller Zuwachs der Bevölkerung. Wie ihr dies anstellt, sei dabei völlig euch überlassen."
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Das ist recht offen”, meinte sie dazu. “Glaubt ihr tatsächlich, dass dies ein gutes Zeichen sei?” Auch das klang eher interessiert an Galenos Art und Antwort als irgendetwas sonst. Dann erläuterte sie die Nachfrage:
“Es wäre ungehörig, wenn eine solche Aufgabe dazu führte, dass ich in die Angelegenheiten anderer eingreife, selbst wenn es unwissentlich ist. Und dazu kommt es wohl leicht für einen Neuankömmling. Sicherlich habt Ihr nicht vor, Zwietracht zu sähen - nicht nach Euren offenen Worten für Genua.” Rührte daher das Interesse? Sie schien seine Beweggründe tatsächlich einschätzen zu wollen und war immerhin bereit, den ersten Anschein, den Galeno gezeigt und gewährt hatte, auch gelten zu lassen.

“Darum klingt es so als hättet Ihr bereits etwas im Sinn?”
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Nubis
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Re: [1055] Nur Mut [Galeno, Giada]

Beitrag von Nubis »

Galeno zog leicht die Mundwinkel hinauf, doch nicht weil er amüsiert war, sondern vielmehr, weil er Rückfragen wohl erwartet hatte. Also eher ein Schmunzeln über sich selbst oder die Situation...
Er war gewillt zu antworten, weiterhin freundlich, weiterhin mit entsprechendem Wohlklang und mit etwas Betonung, sodass es nicht rüber kommen sollte, als rede er nur daher.

"Zu offen? Dabei ist doch dies gerade gut, oder nicht? Wenn ihr die freie Wahl habt, wie ihr es regelt, so informiert euch über das Ansinnen anderer...kommt mit ihnen ins Gespräch, findet heraus, bei wem ihr euch in Angelegenheiten einmischen würdet, mit wem ihr zusammen dieser Aufgabe nachgehen könntet und wo es freie Bereiche gibt. Diese Schwierigkeit findet ihr doch in allen Bereichen unserer kainitischen Gesellschaft. Jedes Handeln kann die Interessen eines anderen gefährden. Gefallenaustausch kann über Missgunst und Akzeptanz entscheiden. Ihr werdet nicht drumherum kommen, dass irgendwer in dieser Gesellschaft irgendwann einen Streit mit euch suchen wird, sei es wegen eurer Herkunft, eurer Aufgabe oder weil ihm einfach eure Nase nicht passt."

Wahrscheinlich hatte er selbst schon diverse Erfahrungen in diese Richtung gemacht und dementsprechend überzeugt davon hatte er geklungen. Und er sprach ehrlich weiter. Er wollte sie weder ins offene Messer rennen lassen, noch hatte er ein anderes Ansinnen, als das Wohl Genuas.

"Ich will mit dieser Aufgabe erreichen, dass wir in Genua Zuwachs erhalten. Viele Kainiten hier sind im Handel tätig, einige im Kunsthandwerker- und Baugewerbe, einige in der Seefahrt, wieder einige im medizinischen Bereich und der Versorgung der Menschen und auch der politische oder diplomatische Sektor ist durchaus im Sinne des einen oder anderen. Ihr merkt, es gibt überall Bereiche, in denen man mit anderen zusammen agieren oder gegen sie arbeiten kann. Einige würden sich beispielsweise über Arbeitskräfte sehr freuen oder neue Handelspartner, oder Besucher des Theaters...
Die Entscheidung obliegt euch, wie ihr handeln wollt... Ihr müsst die Aufgabe in den fünf Jahren auch nicht fertigstellen...euch ist also gut Zeit gegeben, um erste Schritte zu schaffen und damit euer Zeichen zu setzen."


Er blickte sie nun ernst und abwartend an.
"Fühlt ihr euch einer solchen Aufgabe gewachsen?"
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