[1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

[Juni '21]
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Für eine Weile sah Giada ihren Gegenüber prüfend an. Sie wägte ab, doch am Ende nickte sie.
“Das macht uns zu ungewöhnlichen Verbündeten. Doch ich denke, dass Ihr und ich in der Tat gemeinsame Ziele haben. Und wahrscheinlich auch einen gemeinsamen Feind, dessen Blick sich gierig auf so viele Ländereien und Städte gerichtet hat. Genua wird da keine Ausnahme sein.”
Wieder oder weiter sah sie ihn aufmerksam an, forschend ob er dafür irgendeine Reaktion zeigte oder vielleicht selbst eine Ahnung hegte.
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Er nickte bedeutungsschwanger, als sie der angebotenen Allianz zustimmte.
Danach neigte er sein Haupt um einen Deut und erwiderte ihren Blick relativ starr, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Erst jetzt, bar jedweden Mienenspiels und im Angesicht eines klaren, leblosen Blickes erkannte man den Kappadozianer in ihm.

"Ihr seid mir während dieses Treffens mit einem - so glaube ich zumindest - Höchstmaß an Offenheit entgegengetreten und insofern möchte ich eben jene nur zu gerne erwidern. So frage ich also frank und frei heraus: Von welchem Feind genau sprecht ihr? Derzeit habe ich das Gefühl, jeder Schritt den man in Genua beschreitet bringt einem für jeden Verbündeten, den man findet, gleichermaßen zwei Feinde ein."
Wie eine ebenmäßig bearbeitete marmorne Fassade brach die Reglosigkeit in seinem Antlitz und ließ darunter wieder ein süffisantes Schmunzeln erkennen, das die Leblosigkeit seiner Erscheinung weit, weit weg verbannte; und damit Platz schuf für den durchaus galanten Jüngling. Der fließende Übergang schien fast etwas unheimlich.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada beobachtete diese Wechsel ihres Begleiters bei diesem Spaziergang und in diesem Gespräch wachsam und nicht ohne eine gewisse Anerkennung. Wer seine Art so zu beherrschen wusste, konnte leichter die Kluft zwischen Tag und Nacht überwinden.

Seine Frage und seine Worte jedoch ließen sie eine Weile abwägen. Letztlich meinte sie jedoch: “Ich schätze Klarheit und Offenheit, doch mache ich mir nicht die Illusion, dass sie immer wahrhaftig sind.” Das war eine recht humorlose Feststellung.

“Dennoch: mein Stand in diesen Dingen wird keinen allzu sehr überraschen. Und was Ihr sagt, über jeden Schritt in Genua, über Verbündete und Feinde, das ist wohl weder für Euch noch für mich überraschend. Es ist ein Teil der Nacht.” Auch das klang eher schmucklos und sachlich. Sie ging von diesen Dingen aus und hielt Livio für jemanden, der dies ebenso tat.

“Ich will Euch Eure Frage dennoch beantworten. Ich bin nicht mehr blutjung und Genua ist auch nicht die allererste Stadt die ich in der Lombardei bereise. Was ich oft hörte und oft genug mit ansah, war, wie von Norden her Einflüsse eindringen und bis zum Mare Nostrum greifen wollen.”
Die Mißbilligung der Lasombra war hier mehr als deutlich, so wie sie ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen presste und eine harsche Geste gen Norden machte.

“Unlängst ist Brescia an die Tedesci gefallen. Savona erging es vor nicht allzu langer Zeit ähnlich. Für Pavia mag dies ebenso gelten und noch für weitere Ländereien, Städte und Domänen. Der Handel auf dem Landweg wird durch sie angegangen oder sogar blockiert. Mit Savona haben sie nun Zugang zur See und es hätte mich nicht gewundert, hätten sie bereits versucht, den Handel auf See offener und dreister zu stören.”

“Ebenso würde es mich verwundern, hätten sie nicht bereits ihre Günstlinge auch in Genua. Ich will nicht glauben, dass Ihr dazu zählt. Siziliens Interessen sind gewiss andere als die Günstlinge von Blutlinien aus den nördlichen Ländern zu hofieren.”
Sie machte eine Geste an Livios Gestalt hinauf, nur um dann einen Augenblick inne zu halten und ihn prüfend zu mustern.

“Doch ihre Art, sich an den Orten, nach welchen sie greifen, auszubreiten, ist tückisch und hintertrieben. Ihrer ist ein Weg des Unfriedens, denn sie vergeben falsche Gunst und machen fadenscheinige Versprechungen, um die Gesellschaft ins Wanken zu bringen.”

“Und ich in diesen Dingen? Ich will dies nicht weiter voranschreiten sehen. Ich will die Lombardei in ihrer vollen Pracht sehen, den Handel zwischen uns und Venedig blühen und den Austausch mit dem Süden erstarken. Ich wünsche mir ein standfestes Genua, dessen Wort gilt und dessen Pracht an der See weithin strahlt.”
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Er lief stillschweigend neben ihr her, während sie ihre Ausführungen tätigte. Nicht ein Kommentar, nicht ein Räuspern ging ihm über die Lippen. Vielmehr stahl sich ein anerkennender, respektvoller Blick auf seine Züge und er nickte mehrere Male bedächtig. Auch als sie geendet hatte und ihre eigenen Ambitionen innerhalb der großen Zusammenhänge konstatierte, blieb er zunächst weiterhin still, als wollte er die Bedeutung ihrer Worte noch einen Augenblick nachklingen lassen.

„Die ewige Nacht ist, wie und was sie nun einmal ist. Sie kleidet sich in Worthülsen und Lippenbekenntnisse und täuscht darin Ehrhaftigkeit und Leumund vor.“, er zuckte fast etwas verächtlich mit den Schultern.
„In jedem Augenblick reckt irgendwer oder irgendwas sein unheiliges Haupt und klammert sich mit vom Verfall gezeichneten Fingern an Macht und Einfluss. Das zumindest ist eine ewige Konstante, die sich im Leben wie auch im Unleben wohl nicht mehr zu ändern vermag. Es ist ein wenig so, als würde man auf einer kleinen Schaluppe die hohe See befahren wollen. Das Meer macht, was es eben macht. Es bleibt unvorhersehbar, unbezähmbar und unbeherrschbar. Wir selbst können nur versuchen den Kurs so vorausschauend als möglich zu setzen, die Karten zu studieren und aufmerksam zu bleiben.“
Als ihm selbst gewahrte, dass er sich ein wenig in seinem eigenen Monolog verlor, merkte er er versöhnlich lächelnd auf.

„Verzeiht, wohlwerte Giada… Ich wollte euch nicht mit pathetischen Lautmalereien langweilen.“, er schmunzelte etwas.
„Ich teile euren Wunsch, dieser Domäne Glanz und Glorie zu bringen. Mein Ansinnen ist es, und da bin ich ganz ehrlich mit euch, in dieser Domäne zu verweilen und dafür bedarf es eines festen, soliden Fundamentes und eben loyaler Verbündeter, die sich bei all den unheiligen Unwägbarkeiten um uns herum stützen und stärken. Ihr macht auf mich den Eindruck einer fürwahr weltgewandten und vor allem auch weitsichtigen Frau. Das sage ich euch nicht, weil ich euch ein Kompliment machen möchte; sondern weil es - aus meiner Sicht - eine nüchterne Feststellung ist. Vielleicht - und wenn es auch in eurem Interesse ist - wäre es ein guter Anfang dieses Projekt gemeinsam in Angriff zu nehmen und unsere Taten für uns sprechen zu lassen.“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Dazu - und wohl auch zu der charmanten Bitte um Entschuldigung - nickte Giada. Sie schien ihm sogar zuzustimmen, auch wenn es der Lasombra an ähnlicher Poesie in Worten fehlte.

“Dies scheint sich gut zu ergeben. Der werte Herold sprach auch davon, dass er selbst und ein namhafter Baumeister aus dem Blut der Nosferatu damit verbundene Arbeiten begonnen hätten.”
Sie faltete die Hände wieder locker vor dem Bauch.
“Mein Vorhaben mit zunächst dem einen Handelsweg ist eng gesetzt, doch schadet es nicht, solcherlei im Großen zu denken, wenn sich viele beteiligen. Und wir alle genießen das Privileg der Zeit.”

“Mein Vorschlag ist, dass wir uns mit jenen beiden anderen in Verbindung setzen, um zu sehen, was bereits in Gang gebracht wurde, woran es mangelt und was zu tun ist. Zugleich will ich beginnen, mir die Berichte der Handelszüge von Norden her anzuhören. Über Land sind es die schlechten Wege, Furten, Fähren und Brücken einerseits, die die Reise erschweren, aber auch Gesindel und Pack. Die Straßen und ihre Sicherung wollen beide bedacht werden. So kann ich vielleicht zu einem Treffen bereits mit einem klareren Bild für den Landweg nach Norden auftreten.”
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Erneut nickte er mehrere Male bedächtig.
„Nun denn; dann scheint es mir, als hätten wir einen Plan und könnten unsere Bestrebungen, zumindest teilweise, in die selbe Richtung lenken. Auch ich werde sehen, dass ich die mir zu Gebote stehenden Ressourcen in die Sicherung der Straßen direkt um Genua lenke. Wenn das Fundament dann steht, lässt sich dies allmählich erweitern. Zudem werde ich mich aber auch der Seerouten annehmen und schauen, was sich machen lässt, um die See direkt vor Genua zu einem - verzeiht mir das Wortspiel - sicheren Hafen zu machen.“, ein Schmunzeln flog über seine Züge.

Im Bruchteil eines Augenblickes verflog erneut sämtliche Heiterkeit aus seinen Zügen. Entweder war ihm etwas Wichtiges eingefallen, oder aber es waren erneut die Routinen, die griffen. Was blieb war ein eiserner, recht unterkühlte Blick, den er ganz unverwandt in ihre Augen richtete. Dann streckte er ihr, als hätte er dies schon unzählige Male getan - was unzweifelhaft so sein mochte - seine Hand entgegen. Ohne gespielte Ritterlichkeit, ganz pragmatisch. So, wie man es nun einmal bei gleichgestellten angehenden Geschäftspartnern auf Augenhöhe tat.
„Wir haben also eine Abmachung?“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Geste ließ Giada ihre Augenbrauen heben. Offenkundig war dies alles andere als gewöhnlich für sie. Und dennoch schlug sie ein, mit einem ernsten und durchaus auch kräftigen Händedruck. Hände wie ihre waren nicht eben die eines noblen Edelfräuleins. Und natürlich waren sie kalt wie die Hände einer Toten.

“Wir haben eine Abmachung zur Zusammenarbeit”, stimmte die Lasombra zu. “Ich werde damit beginnen, die Gegebenheiten zu sichten und will Euch gern von dem wissen lassen, das ich erfahre, dass Ihr damit Eure Pläne machen könnt.”

“Wir können auch den werten Herren Galeno und jenen Baumeister, den werten Vergonzo Faro, zu einem Gespräch laden, um zu sehen, ob sich deren Arbeit und Mühen mit unseren zusammenfügen lassen - oder doch wenigstens, dass wir alle einander nicht ohne Not und Grund überkreuzen.”
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »


Giada Salvaza Rossi vom Clan der Nacht und Livio di Ventimiglio vom Clan des Todes treffen sich auf Gesuch der Lasombra in einer schicksalhaften Nacht auf dem elysischen Grund des Giardino della Rosa silenziosa.
Die Lasombra berichtet dem Kappadozianer, dass es dem Augenschein nach eine gewisse Ähnlichkeit der jeweiligen Interessen und Ambitionen in Genua gäbe und man nun die gemeinsame Schnittmenge ausloten müsse. Es gehe dabei zuvörderst um den Ausbau der Infrastruktur und der damit einhergehenden Handelsrouten Genuas in die Außenwelt. Recht rasch kommen die Beiden zu dem Schluss, dass es doch durchaus sinnhaft wäre, den gemeinsamen Fokus auf diese Bestrebungen nach Art einer Geschäftspartnerschaft zu bündeln und besiegeln ein solches Abkommen.
Die Beiden gehen auseinander mit dem Ziel, erste Informationen einzuholen und weitere Verbündete ins Boot zu holen.
Gesperrt

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