[1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

[Juni '21]
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Giada Salvaza Rossi
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[1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Diese Botschaft war am Elysium abgegeben worden, damit sie Livio di Ventimiglia vom Clan des Todes übergeben werden sollte. Das Papier der Botschaft war fein und mit einer geflochtenen Kordel derart umwunden, dass man entweder das Papier zerknicken oder die Kordel auftrennen musste, um an den Inhalt der Botschaft zu gelangen.

Darin stand in lateinischer Sprache schmucklos zu lesen:
An den werten Livio di Ventimiglia, Neugeborener vom Clan des Todes,

In Angelegenheiten sterblicher Geschäfte lade ich Euch zu einem Gespräch auf dem elysischen Grund des Giardino della Rosa silenziosa ein. So Ihr geneigt seid anzunehmen, hinterlässt für mich Eure Bestätigung und nennt eine von Euch bestimmte Zeit für unser Zusammentreffen.

Giada Salvaza Rossi, Neugeborene im Clan der Nacht
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Wohl in der darauffolgenden Nacht vermochte am Elysium eine Antwort für Giada Salvaza Rossi, Neugeborene vom Clan der Nacht, abgegeben worden sein. Die überbrachte Botschaft befand sich in einem ledernen Behältnis, das mit reichhaltigen, filigranen Ornamenten verziert war. In ihrem Innern befand sich das eigentliche Dokument, welches sich als Pergament von feinster Qualität herausstellte. Die feine, ebenmäßige Maserung der Oberfläche ließ auf verarbeitete Kalbshaut rückschließen.
Das Pergament war aufgerollt und behielt seine Geheimnisse, geschützt von einem wächsernen, karmesinroten Siegel, zumindest vorerst für sich. Das Siegel selbst zeigte das durchaus prunkvolle Familienwappen der di Ventimiglia.

Die Handschrift des Verfassers zeigte sich in nahezu kalligrafischer Präzision. Es handelte sich um eine schmale, aber durchaus ansehnliche und in jedem Fall gut leserliche Handschrift, die auf einen versierten und geübten Verfasser verwies.
Wohlwerte Giada Salvaza Rossi, Neugeborene vom Clan der Nacht,

euer Schreiben erreichte mich jüngst und die Aussicht auf lukrative Geschäfte stimmten mich über alle Maßen neugierig. Insofern wäre es fürwahr eine Freude, euch in Bälde kennenzulernen und die konkreteren Details zu erfahren.

Trefft mich gern in der übermorgigen Nacht auf dem elysischen Grund des Giardino della Rosa silenziosa.

Ich verbleibe mit besten Grüßen,

Livio de Ventimiglia, Neugeborener vom Clan des Todes
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

So kam Giada in der genannten Nacht in den Garten. Ihre Begleitung blieb vor den Toren so wie es auch das Beste für die Sterblichen war.
Die Lasombra war fein gekleidet, mit teuren Stoffen und Schmuck. Der Rosenkranz, den sie an einer breiten Schärpe trug, war besonders schön gemacht, aus Bein geschnitzt und mit Silber und rotem Kupfer verziert.

Sie machte es gewiss auch nicht schwer, sie zu finden und hielt sich auf den leicht einsehbaren Pfaden im Garten auf, in einem langsamen Spaziergang durch die Nacht abseits des geschäftigen Trubels der sterblichen Welt.
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Auch Livio erschien in der ausgemachten Nacht am Treffpunkt. Seiner sterblichen Dienerin deutete er mit einer beiläufig wirkenden Geste, vor den Toren auf ihn zu warten.
Selbstbewusste Schritte führten ihn schließlich in den Garten. Der Mond leuchtete fahl auf das Pflanzen- und Blumenwerk. Er selbst trug ebenfalls feine Gewänder, die in ein tiefes Mitternachtsschwarz gefärbt waren und nur hier und da von hochwertigem, silbernen Schmuck oder aber dem blassen Teint seiner ebenmäßigen Haut kontrastiert wurden.

Auch Livios Schritte mündeten schließlich in einen Spaziergang durch den Garten, der ihn schließlich zu der ihm noch unbekannten Gestalt Giadas führen würde.
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem durchaus offenherzigen Lächeln, das den Gerüchten über seinen Clan zumindest im Augenblick Lügen zu strafen schien. Das nicht unansehnliche, durchaus jung anmutende Gesicht zeigte kleine Lachfältchen und einen wachen, durchdringenden Blick.
Obschon er sich nicht verbeugte, deutete er ein durchaus tiefes, respektvolles Nicken an.
„Wohlwerte Giada Salvaza Rossi…“, erklang das sonore Timbre eines doch recht angenehm erklingenden Basses.
„Seid mir gegrüßt.“, begann er nun abwartend.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Einen guten Abend”, erwiderte Giada. Für eine Frau hatte sie eine tiefe Stimme, weich und voll. “Ich freue mich, dass dies Treffen so glatt zustande kam. Ihr seid offenkundig ein weltgewandter Herr.”

Giada lud ihn dann einfach ein, mit ihr den Spaziergang durch den Garten fortzusetzen.
“Im Gespräch mit dem werten Herold Galeno erfuhr ich, dass auch Ihr vorhabt, Euch für Genua einzubringen. Es erschien als ein guter Anlass, Euch zum Gespräch einzuladen, dass wir einander uns nicht in unseren Mühen überkreuzen. Verschwendung in solchen Angelegenheiten ist für keinen ein Gewinn.”
Sie machte eine kleine Pause und fügte dann doch noch hinzu: “Und es ist ein Anlass, Euch kennen zu lernen.”
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Er folgte ihrer Einladung nur zu bereitwillig und lief gemessenen Schrittes neben ihr.
„Weltgewandt…“, ein süffisantes Grinsen huschte über seine Züge.
„Vielleicht.“
Er lief einige Schritte schweigend neben ihr, ehe er erneut zum Sprechen ansetzte.
„Nun, zunächst einmal möchte ich mich für eure Einladung bedanken. Es ist doch fürwahr eine gute Idee, abzustecken, wer sich in welcher Art und Weise in Genua einbringen möchte und sich… kennenzulernen.“, fügte er nun bedächtig hinzu.
„Potenzielle Verbündete oder aber auch Geschäftspartner können gewiss wichtig sein.“

„Inwieweit hat euch mein werter Clansbruder denn schon von meinen etwaigen Plänen unterrichtet?“, jetzt wandte er sich ihr vollends zu und blickte sie an und versuchte jedwede Reaktion ihres Mienenspiels ausmachen. Es war unerlässlich zu erkennen, ob und was sie bereits wusste.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Äußerst vage”, erwiderte Giada da. “Seine Aufmerksamkeit hat sich vor allen Dingen gewissenhaft auf seine Pflichten gerichtet.” Die Tonlage dazu war sehr neutral und flach und man konnte nicht einschätzen, ob sie mehr erwartet hätte, ob sie spottete oder ob sie dem einfach mit ihren Worten Respekt zollte.

Sie ging langsam neben ihn. Der Garten mit seinen Wegen lud dazu ein und von außen konnte es alles wie ein harmloses Gespräch zweier Menschen bei einem nächtlichen Treffen wirken. Abgesehen vom letzteren war es wohl nichts davon.

“Ich will Euch knapp mein Vorhaben umreißen, dass Ihr es einschätzen könnt. Danach solltet Ihr wohl gleichziehen und wir können sehen, ob wir einander nützen können und wo wir einander nicht überkreuzen sollten.” Die Lasombra besaß nicht seinen leichten Charme, aber sie hielt offenbar direkt auf das Anliegen und Ziel zu.

“Ich habe vor, zunächst einen der Handelswege Genuas in den Norden herauf aufzubessern und instand zu setzen. Wenn möglich, ihn instand zu halten. Das weltliche Gesetz um Wege und Zölle ist ständig in Bewegung und damit muss ich mich bewegen so wie Kapitäne auf See sich nach den Launen der Natur richten müssen.”

“Mein Ziel ist der Handelsweg bis nach Mailand hinauf, doch Pavias Politik mag dies durchkreuzen oder vielleicht gar mit Freuden annehmen. Auch das ist unwägbar, noch. Doch zunächst kann wohl ein Beginn von Genua aus gemacht werden.”
Nun sah sie ihn interessiert an. Seine Art war an ihr wohl nicht einfach unbemerkt vorübergegangen, denn sie schien durchaus offen interessiert an ihm und seinen Worten.
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

Er lauschte ihren Ausführungen mit gebotener Aufmerksamkeit. Die heitere, fast schon etwas joviale Leichtigkeit verzog sich allmählich und schuf einer ernsteren, undeutbaren Miene Platz, die bei Gesprächen geschäftlicher Natur wohl eher geboten war. Am Ende blieb die Frage, ob der Kappadozianer vorher eine heitere Fassade aufsetzte, oder aber die zielgerichteten, direkten Schilderungen der Lasombra gewisse Automatismen und Routinen in Gang setzten. Er blickte mitnichten unfreundlich oder distanziert drein; es schien vielmehr so, dass er nun einen gewissen Fokus setzte; eine Rolle eingenommen hatte.

Als sie mit ihren Plänen und Ausführungen geendet hatte, nickte Livio durchaus anerkennend und sah sie nun wieder direkt an.
"Ihr scheint mir eine Frau zu sein, die weiß, was sie will. Eure Zielstrebigkeit und der offenkundige Tatendrang, die Handelswege wieder in Schuss zu bringen, imponiert mir durchaus.", wertete er ihre Ausführungen. Da war keinerlei Geringschätzung oder leutseliger Spott in seiner Stimme; lediglich nüchterne Achtung und vielleicht ein Quäntchen Vorsicht, wie man sie einem Geschäftspartner auf Augenhöhe entgegenbrächte. Auch der Klang seiner Stimme hatte sich um einen Deut gewandelt; immer noch zweifelsfrei wohlklingend, aber angereichert mit einer nun sachlicheren Klarheit.

Sie hatte ihm reichlich transparent ihre Beweggründe für dieses Treffen offenbart. Augenscheinlich hatte sein Clansbruder vorausgesehen, dass es eine gewisse Schnittmenge gemeinsamer Interessen gab, und die Lasombra und ihn so nun zusammengeführt. Der Ausgang mochte ungewiss sein, aber der Anlass war alles in allem überaus spannend. Dieses Treffens würde Galeno gewiss viel über die Herangehensweisen Livios verraten. Nun gut, sie schien ihm gegenüber recht offen zu sein; warum sollte er selbiges also nicht erwidern? Quid pro quo.
"Wenn ihr eines über mich wissen solltet, dann, dass ich - falls wir so etwas überhaupt noch besitzen - die Seele eines Händlers trage. Bevor ich Genua erreichte, gründete ich für meine sterbliche Familie einen überaus prosperierenden Handelskontor auf Sizilien, in Palermo. Ich beabsichtige zum einen, diesen an das Handelsnetz Genuas anzuschließen - was die hiesige Gründung eines weiteren Umschlagplatzes voraussetzt. Zum anderen wurde ich beauftragt - und dies doppelt sich in durchaus praktischer Art und Weise mit meinem persönlichen Ansinnen - die Infrastruktur Genuas für den Handel auszubessern. Dazu zählt zum einen natürlich der konsequente Ausbau der Straßen, zum anderen aber auch die Beaufsichtigung der Seewege. Aktuell verzeichnen wir gewisse... freibeuterische Tendenzen, die dem dauerhaft gelingenden Handel Genuas im Wege stehen."
Er hatte ihr recht unverblümt und umwunden seine Ambitionen verraten. Sachlich, nüchtern, ohne Wertung. Nun blickte er wieder zu ihr, gespannt auf eine etwaige Reaktion. Würde sie ihn nun ansehen, würde sie erkennen, dass seine Mundwinkel - für den Außenstehenden kaum zu erkennen - zu einem gerissenen Schmunzeln angehoben waren. Er schätzte diese Art geschäftlichen Sebelrasselns über alle Maßen.
Er war - und blieb - nun einmal ein Händler. Im Leben, wie auch im Untod.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Es sind die Händler, die in dieser Zeit die Städte, Länder und Menschen verbinden, die Meere bereisen und der Wildnis jeden Weg abtrotzen. Eine Stadt wie Genua wäre um vieles stiller, gäbe es nicht Männer wie Euch.” Giada nickte damit Livios erste Eröffnung ab, durchaus mit Wertschätzung.

“Von den Piraten und Gefahren auf dem Seeweg hörte ich. Und mir liegt viel daran, dass die Schiffe, die nach Genua aufbrechen, auch unbeschadet hier anlangen. Es scheint in der Tat als lägen unsere Interessen beieinander.” Sie hob dazu die rechte Augenbraue.
“Könnt Ihr mir sagen, wer dem Handel mit Genua auf dem Seeweg zur Zeit wohl am drängendsten zusetzt?”
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Livio di Ventimiglia
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Re: [1057] Den Weg ebnen [Giada, Livio]

Beitrag von Livio di Ventimiglia »

"Nun, offen gestanden konnte ich der Bedrohung noch keinen Namen zuschreiben. Ich denke, die Problematik ergibt sich viel eher aus der Tatsache, dass das Seegebietum Genua zu lange schon recht frei zugänglich erscheint. Dies hat sich gewiss herumgesprochen und so sind es nun die Seewege um Genua herum, die bevorzugt von Freibeutern und Piraten angefahren werden.", er zuckte ein wenig abgeklärt mit den Schultern; wäre sein Lebensunterhalt von solch einer Tätigkeit abhängig, würde er wohl genauso verfahren. Als Händler dachte er da mitunter wohl zu profitorientiert. Auch wenn es ihm an materiellem Wohlstand nie mangelte, glich es eher einer Art sportlicher Herausforderung.

Nun lag es jedoch an ihm, diesen Makel zu beseitigen und die Seewege, wie auch die Landwege sicherer zu gestalten. Giada schien offenkundig ähnliche Ambitionen zu haben.
"Fassen wir also noch einmal zusammen; euer Bestreben ist es, die Landwege und Straßen auszubauen und auch sicherer zu gestalten. Ich hörte, dass das Umland Genuas durchaus von Wegelagerern und Strauchdieben heimgesucht wird; so wie es auch mit den Seewegen geschieht."
Er machte eine rhetorische Pause; ließ die Aussage zunächst und stehen und wägte seinen nächsten Satz dem Augenschein nach sorgfältig ab.
"Was würdet ihr also davon halten, wenn wir unser Wissen und unser Bestreben zusammentun, um unsere Ziele noch effektiver zu erreichen? Ihr selbst scheint mir auch noch nicht allzu lang in dieser Stadt zu weilen - bei mir selbst sind es auch erst wenige Jahre; da wäre es doch gewiss von Vorteil, Verbündete zu haben..."
Gesperrt

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