[1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

[Juli '21]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Andächtig trank Giada aus dem Kelch. ‘Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Dieser Becher ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch ausgegossen wird.’ Das waren die Worte, die aus ihrer Erinnerung emporstiegen, wie ein Echo aus dem Leben. Im Tode klangen sie anders, als hätten sie an Tiefe und Bedeutung noch gewonnen. Wie tief war dieser Abgrund wohl?

Giada reichte den Kelch zurück. Für diesen Moment wirkten ihre Gesichtszüge weicher, friedvoller.
“Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden”, flüsterte sie die Worte des Johannes. Dann straffte sie sich ein wenig und fand zur gewohnten Haltung und Form zurück.

“Ich danke Euch, pater.”
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Macario
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Macario »

Ihre Worte schienen Macario erst nicht zu rühren. Doch dann blickte er auf und nahm den Kelch mit beiden Händen zügig entgegen. Diesen stellte er wieder zurück auf den Altar, um sich dann vollends Giada zu widmen.
Sein aufmerksamer Blick fixierte die fremde Lasombra.

Eine angespannte Stille entstand zwischen den Beiden.
Denn es war klar, dass die folgende Unterhaltung ihr zukünftiges Verhältnis definieren möge.

Als Gastgeber stünde Macario wohl die Initiative zu. Giada schien sich dieses unausgesprochenen, aber allgemein verbindlichem Rahmens der Höflichkeiten bewußt. Das Spiel von Frage und Antwort, von Wahrheit und Lüge, durfte beginnen.

"Euer Name ist wohlklingend...", so begann Macario mit milder Stimmlage, "Gottes Wege sind bekanntlich unergründlich, doch unsere sind es nicht. So frage ich mich, was mag es sein, dass Eure Wege ins genuesische führt?", fragte er in gleichbleibend freundlichem Tonfall.

Eine erwartbare Gesprächseröffnung...
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
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Zenon von Kition
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Um dem Blut, das in unser beider Adern fließt, zu dienen und unseren Stand zu stärken.” Vielleicht war die Antwort ebenso erwartbar wie die Frage. Die Direktheit war es jedoch vielleicht nicht.
“Von Norden her drängen unsere Feinde in die Lombardei. Ihnen sind Domänen zugefallen, die zu schwach waren, ihren Stand zu bewahren. So wie die Krähen über den Verwundeten und Gefallenen auf dem Schlachtfeld kreisen, so kreisen unsere Feinde über der Lombardei.”

Sie reckte das Kinn als wollte oder als könnte sie mit der Geste allein solchem Treiben die Stirn bieten. “Ich kam aus Brescia her, das jüngst an sie gefallen ist, ebenso wie Savona mit seinem Hafen an sie gefallen ist. Und Genua? Sein Prinz ist eine Eidbrecherin und gebrochene Worte machen auch den Stand brüchig. Handelt der Feind bereits durch sie? Doch wenn sie fällt, dann sollen nicht die Feinde aus dem Norden nach dem Löwenthron von Genua greifen.”
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Macario
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Macario »

Dies war weitaus mehr, als er erwartet hatte zu hören.

"Eure Worte gereichen Eurem Stand gewiss zur Ehre. Doch offene Ambition oder juveniler Ehrgeiz werden hier keinen großen Sieg erringen für unser Blut, dessen seid vergegenwärtigt...
Die Tedesci werden weiter mit aller Macht in Richtung der Ewigen Stadt, gen Rom, drängen.
Die Differenzen zwischen unserem Nord und unserem Süd sind des Feindes Wegbereiter. Besser lernen wir a priori, wie wir Ihre Ziele für uns gemeinsam einsetzen, als zwischen Ihnen und Ihrem Drängen separiert, zu Staub zerrieben zu werden.
"

Macario hatte weitaus mehr gesagt, als er hätte sagen wollen. Doch er würde nicht jedweden Inhalt kommentieren...

"Gott behüte uns vor dem Krieg.", erklärte der Geistliche zwischendrin.

"So werdet Ihr in Genua verbleiben als die Augen und Ohren der Lombardei?", fragte er abschließend zum Politischen.

Aufmerksam sah Macario hin, ob das Antlitz der Giada ihm etwas verraten würde.
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Zenon von Kition
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“So werden es jedenfalls die meisten verstehen wollen, ebenso wie Eure Herkunft Euch in den Augen anderer bezeichnen wird.” Es war eine sehr pragmatische, trockene Antwort und ganz offenkundig nichts, das Giada in irgendeiner Weise überraschte oder aus der Fassung brachte. Weshalb auch.

“Vor allem aber gebe ich Euch recht darin, dass hier in Genua die verschiedenen Seiten unseres Blutes einander begegnen. Wir können einander gegenseitig stärken. Vielleicht müssen wir es sogar, wenn wir uns beweisen und durchsetzen wollen. Und mit diesem Ansinnen kam ich hierher.”
Ob ‘hierher’ nun einfach diese Nacht, die Kirche und Macario meinte oder aber insgesamt Giadas Weg nach Genua, das blieb wohl Macario zur Deutung überlassen.
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Macario
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Macario »

Es entstand eine Gesprächspause.

So Giada keine eigene Frage stellte, würde Macario eine Frage mehr an Sie richten.

Macario zitierte mit monotoner Stimmlage wohl aus der heiligen Schrift:
"Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?"

Mit lebendigerer, fester Stimme sprach er weiter:
"Lasst es mich wissen, welches Feld Ihr erwähltet und mit Gottes Hilfe sollt Ihr auch hierher nicht versagen."

Er ergänzte:
"Unzweifelhaft habt Ihr bereits gehandelt..."

Bezog er sich auf Ihre erste Begegnung? Oder wußte er mehr?
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Zenon von Kition
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ich lerne die Mitglieder der Gesellschaft Genuas kennen so wie sich die Gelegenheiten bieten. So muss es beginnen. Ihr selbst habt einem solchen Aufeinandertreffen beigewohnt.”
Giada lächelte schmal und meinte recht trocken: “Sowohl die Geißel Genuas als auch ich bezweifelten, dass dies reiner Zufall war. Er beschuldigte mich sogar, ihn in eine Falle gelockt zu haben.”

Nun hob sie das Kinn ein wenig an. “Sagt mir, was Euch in jener Nacht zu uns führte. Und was Euch so schnell wieder davon trieb. Der Mann aus jener Nacht schien wirr und getrieben. Der Mann nun vor mir scheint gefestigt und klar.”
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Macario
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Macario »

"Zufall? Ihr glaubt an Zufälle im Namen des Herrn?", entfuhr es Macario entrückt.

Mit einem milden Lächeln fing er sich sofort wieder und belehrte Giada eines Besseren:
"Wahrlich, dann gab ich diesem Zufall wohl einen kleinen Schubser..."

Damit war Wahrheit kundgetan. Der Sünde widersprochen.

Mit amüsierter Stimme unterbrach Macario die Rede Giadas an der Stelle, als sie auf Arash zu sprechen kam:
"Eine Falle?! Im Elysium der sehr höchst Verehrten, unter dem Namen des Bruders im Blute, des verehrten Ilario? Der Tierhafte beliebt, so will es scheinen, mit allzu schelmischer Zunge zu sprechen... dessen kann er nicht bei Ernst gesagt haben..."

Auf Ihre Frage hin antwortete Macario folgendermaßen:
"War es Neugier? Ward ich getrieben von Übermut? Oder wollte ich, dass Euer Weg unweigerlich zu mir führt? Entscheidet selbst. Doch ich bin, wer ich bin. Gott ist meine Burg."

Er stellte abschließend seinerseits eine neue Frage:
"Welche Gelegenheit wird sich Euch also als Nächstes bieten? Oder mag ich Euch wohlgefällig eine bestimmte Richtung weisen?"

Noch immer blickte Macario der lombardischen Spionin offen ins Angesicht. So wie es wohl nur Lasombra untereinander taten. Final einer Herausforderung gleich.
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Zenon von Kition
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ich will Euren Rat hören, in dieser Sache und auch einer anderen. Denn so erfahre ich den Rat und lerne auch den Mann kennen, welcher ihn spricht”, antwortete Giada.

“Wollt Ihr den Rat auch geben?”
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Macario
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Re: [1059] 1 Kor 14:33 [Giada, Macario]

Beitrag von Macario »

Macario lächelte. Er lächelte tatsächlich. Dies konnte man trotz der Dunkelheit deutlich erkennen. Doch der Moment des Lächelns währte nicht allzu lange.

Er gab ihr zu verstehen:
"Ihr schmeichelt einem einfachen Mönch... doch will ich Vorsicht walten lassen, bevor ich Euch die Zusage für meinen Rat hin ausspreche."

In der Folge stellte er folgende Bedingung auf:
"So müsst Ihr mir das Thema der Sache zuerst klar benennen. Dann will ich über das Wagnis entscheiden."

Abschließend und mit gewissem Nachdruck sagte Macario:
"Einen Rat gebe ich Euch freimütig... versteht es als Fürsorge... egal wem gegenüber, gleichgültig der Sache, den Prinz Genuas Eidbrecher zu nennen, das ist nicht sehr klug."
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Zenon von Kition
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