Es war eine noch recht kalte Nacht im Frühjahr, als Adamo einen Boten in Richtung des Hauses von Galeno sandte.
Dick eingepackt in wärmende Kleidung machte er sich auf den Weg, zu dem Haus ausserhalb der Stadt und erreichte schließlich das Anwesen, an welchem er einer Wache oder einem Diener die verschlossene Nachricht für den Herrn des Hauses übergab.
Des Weiteren teilte er mit, dass er Anweisung habe, auf eine Antwort zu warten, da beide Seiten nicht umsonst die Reise auf sich nehmen sollten.
Spoiler!
Wohlwerter Galeno, Herold der Domäne Genua, Neugeborener vom Clan des Todes,
einige Jahre sind vergangen seit unserem letzten Zusammentreffen und so möchte ich euch einladen zu einem kleinen Austausch in Bezug auf unseren Handel. Ich wäre höchsterfreut, so ihr die Zeit hättet, euch in 5 Nächten nach der Abendvorstellung im Theater einzufinden, um mit mir ein wenig zu plaudern, Ansichten auszutauschen und vielleicht auch Geschäftliches zu besprechen.
Der Bote musste ein wenig warten, bis ihm ein Schreiben ausgehändigt wurde.
Spoiler!
"Werter Adamo, Neugeborener vom Clan der Rose,
gerne komme ich eurer Einladung entgegen und werde mich in 5 Nächten in eurem Theater als Gast einfinden. Ich hoffe auf interessante Gespräche.
Hochachtungsvoll
und darunter eine Blume mit einem geschwungenen G als Blumenstängel"
Es zogen die Nächte vorüber und in der fünften Nacht, die Sonne war schon länger am Horizont verschwunden, tauchten ein junger Mann, begleitet von einem älteren beim Theater auf. Der junge Mann war ruhig, munter und aufmerksam und trug mehrere Schichten Kleidung, um die doch kühlere Nachtluft vom Körper fern zu halten. Der Ältere wirkte erhaben, war ebenfalls sehr ruhig und betrachtete die Gegend wohl mit einem ganz anderen Blick, als es sein Begleiter tat. Er trug ebenfalls gute, warme Kleidung und würde sicherlich diese auch benötigen auf seine Tage und in seinem Zustand.
So schritten die hagere Gestalt und sein junger Lehrling die Strasse entlang, bis sie bei dem Haus waren, dem Theater und darauf hoffen begrüsst oder eingelassen zu werden.
Schliesslich erwarte der Hausherr ein paar Gäste und die Abendvorstellung war sicherlich schon vorüber, sodass auch Gäste von weiter her noch nach Hause kommen konnten und sich nicht wegen zu vielen Banditen und Wegelagerern des Nachts Gedanken machen mussten.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Eine schwarzhaarige, durchaus attraktive Frau im Alter von vielleicht 24 Jahren stand in der Tür des Theaters und verabschiedete eben noch zwei Gäste, einen Mann und eine Frau in adliger Kleidung, welche sich als letzte auf den Heimweg machten. Sie wurden von 2 Wachen erwartet, welche sie sicher zurück in ihr Haus bringen würden. Man dankte für einen angenehmen und unterhaltsamen Abend und verabredete ein Wiedersehen für ein Abendessen, dann wandte sich das paar ab und die schwarzhaarige Frau wandte sich den beiden Neuankömmlingen zu.
" Einen angenehmen Abend die Herren, die Vorstellung ist gerade zu Ende, falls dies der Grund eures Erscheinens ist. Falls es einen anderen Grund geben sollte, der Eure Schritte in dieses Haus lenkt, eine Einladung vielleicht, so ist mein Ohr offen für dererlei Gründe" antwortete die schöne Frau freundlich und aufgeschlossen.
Galeno nickte der Frau nur knapp zu.
"Der Herr des Hauses hat mich eingeladen."
Seine Haltung ihr gegenüber war die eines Höherstehenden, starrer Blick, die Hände hinterm Rücken, aufgerichtet, ernst wirkend. Die Stimme allerdings mit einem Wohlklang belegt, der von seinen Eigenschaften des Clans, seiner Blässe und dem hageren Erscheinen, ablenkte.
"Ist er noch beschäftigt?"
Sein Blick verfolgte kurz die Gäste, die soeben das Theater verlassen hatten.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Die Frau antwortete leise. " In diesem Falle begrüße ich euch gerne im Theater. Bitte kommt doch herein. Der Herr des Hauses erwartet euch bereits im Theatersaal."
Sie wies dem Gast den Weg, falls dieser nicht wusste, welchen Weg er nehmen musste und hielt sich dann etwa 1 Schritt hinter dem Gast. Der Weg war noch hell erleuchtet, als sie beide in den Saal gelangten. Der Raum hatte sich im Gegensatz zum letzten Mal stark verändert. Die Einrichtung war schlichter geworden in den normalen Rängen, in dem Bereich für die hohen Herrschaften waren noch einige Liegen hinzugekommen. Überall standen Trinkgefäße herum, einfache Becher für den wässrigen Wein der normalen Besucher, edle Kelche für die hohen Herren. Sie würden erst später weg geräumt werden, wenn der späte Gast gegangen war.
Mitten in der Runde, auf der Bühne, mit einer guten Beleuchtung durch 2 Laternen saß Adamo in einem edlen Stuhl an einem Tisch, welcher offensichtlich nicht zur Requisite des Stückes gehörte, auf einem Lehnstuhl und stand auf, als sich der Herold näherte.
Die Frau verneigte sich kurz und teilte mir." Euer Besuch ist da, hoher Herr. Alle Darsteller sind gegangen und ich werde die Einnahmen zählen gehen, wie ihr es gewünscht habt."
Dann zog sie sich zurück. Sie wusste, was zu tun war. Kein weiteres Wort war notwendig.
" Einen angenehmen Abend, wohlwerter Galeno. Es ist mir eine Freude zu sehen, dass ihr die Zeit findet, mich zu besuchen. Bitte nehmt doch Platz." Adamo deutet auf den anderen hohen Lehnstuhl an der anderen kurzen Seite des Tisches. Sofern er Platz nahm, würde sich Adamo ebenfalls setzen und so würden sie vielleicht 2 Schritte voneinander entfernt sitzen.
" Ich hoffe, es ist euch gut ergangen in den vergangenen Jahren" begann Adamo das Gespräch.
Dem Diener wies er an, sich in einem Gang bereit zu halten, sollte etwas geschehen, oder er wieder gehen wollen. Das tat eben jener auch. Dann erst betrat er den Raum mit der Bühne und blickte sich um. Es war ein seltsamer Anblick, Adamo dort auf der Bühne zu sehen, so auf dem Präsentierteller. Das musste wohl der Art der Toreador geschuldet sein. Seine Clansschwester hatte ja ähnlich Allüren bereit gehalten. Nur auf...andere Art und Weise.
Tatsächlich waren die beiden sich recht ähnlich und doch von Grund auf verschieden.
Galeno kam also dem Tisch näher, stand nun auf der Bühne und überblickte kurz den Raum. Es war eigenartig, hier zu sein. Ob sich Schausteller auch so fühlten? Es hatte in diesem Raum etwas von Schutzlosigkeit.
"Einen angenehmen Abend, werter Adamo."
Er nickte dann Adamo zu und setzte sich bedächtig.
"Nun ja... teilweise. Meinte er ruhig. Ich war ein paar mal nicht in der Stadt, hatte ausserhalb zu tun. Ich war recht ausgelastet mit den Reisen und meiner Tätigkeit als Herold, sodass wenig für anderes blieb. Umso erfreulicher war die Kunde, dass die Hungersnot nun endlich wieder abflaut und die Stadt wenigstens in diesem Belang aufatmen kann. Zudem werden Handelswege ausgebaut und wer weiss, wie in weiteren Jahren die Stadt wieder florieren wird."
Er setzte ab und lächelte. "Und wie ist es euch ergangen?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Adamo beobachtete den Herold, wie er sprach, lauschte dabei seinen Worten und machte sich seine eigenen Gedanken zu dem was der Herold sagte.
" Nun, ich denke, ich kann sagen, dass es mir gut ergangen ist. Unser Handel mit Nervi ist in vielen Belangen vollkommen aufgegangen. Das erste Handelshaus wurde bereits erstellt, einige sollen folgen. Die Viehzucht hat die ersten Anhänger und Freunde gefunden und die Stadt erkennt, dass es auch noch andere profitable Dinge gibt, neben der Fischerei. Derzeit plane ich den Handel zwischen Genua und Nervi, vor allem dem Verkauf von Waren aus Nervi auf dem Markt Genuas und umgekehrt, aber auch die Verschiffung in andere Städte."
Er schmunzelte ein wenig.
"Da meine Flotte mittlerweise eine größere Anzahl von Schiffen umfasst, die diese begleiten und schützen bin ich natürlich immer auf der Suche nach lohnenden Aufträgen und dafür ebenfalls ein wenig gereist. Kurz, ich denke, es ist vieles gut gelaufen. Das Einzige, von dem ich bisher noch nichts gehört habe ist der Kult in Nervi. Auch wenn man für mich auf den Straßen die Ohren und Augen offen hält, gab es hierbei noch keinen großen Erfolg."
"Ausgezeichnet. Auch in meinen Bereichen bringen die Felder schon erste Erträge und auch die Obstplantagen scheinen sich zu behaupten. Gut zu hören, dass es also Nervi ganz gut mit euch getroffen zu haben scheint. Und auch, dass ihr bisher wohl mit dem Kult keine Probleme hattet. Vielleicht ist ihm aber auch etwas der Hunger nach all dem genommen und er ist daher still, da es dem Volk besser geht."
Er setzte kurz ab. "Auch ich habe bisher nichts mehr vernommen, bezüglich ihres Priesters und dergleichen. Als gänzlich erledigt würde ich es dennoch nicht sehen wollen. Ihr solltet dies weiter stets im Hinterkopf behalten. So erlebt ihr keine böse Überraschung."
Er faltete die Hände zusammen und legte sie auf den Schoss. "Was die Flotte angeht, ich nenne ein Nef mein Eigen, werde dies aber meiner Gilde zu einer besonderen Einweihung gänzlich überlassen und vielleicht liessen sich dann einige Konvoys gestalten, auf dass die Routen für den Handel sicher sind und bleiben."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Adamo nickte dem Herold zu, als dieser über den Kult sprach.
"Genau das habe ich mir auch gedacht. Die Tatsache, dass man nicht hört und sieht macht bei weitem noch noch nicht deutlich, dass die Gefahr vorüber ist. Ich hörte mitlerweile, dass der Palast Alains wieder von seinem Doppelgänger in Beschlag genommen wurde und dort wieder Feierlichkeiten stattfinden. Bisher ist mir davon noch nicht negatives zu Ohren gekommen, aber auch dort habe ich meine Ohren an der Tür um zu hören, was dort vor sich geht."
Dann lehnte er sich nach vorne, die Hände auf den Tisch.
" Ich bin durchaus interessiert Fahrten für euch oder die Handwerker zu übernehmen. Ich könnte einige Schiffe füllen, wenn es darum geht. Aber die Möglichkeiten hierfür sind derzeit günstig. Habt ihr diesbezüglich schon einen Gedanken, worum es gehen würde?"
"Ich hatte euch bei unserem letzten Gespräch doch darauf hingewiesen, dass er eine Zeit lang alte Verbindungen wieder herstellen soll. Ganz wie gewünscht ist es zwar nicht gelaufen, hat aber einiges doch gebracht. Ihr braucht euch darum keine Sorgen zu machen. Er ist unter Kontrolle und wird stets von einem meiner Diener begleitet."
Er lächelte knapp und wischte dies bei Seite, indem er zum nächsten Thema wechselte.
"Nun ja, worum es gehen würde? Es sind weniger meine Interessen, als die der Gilde und diese sucht natürlich Rohmaterialien und schafft selbst verschiedenes im Bereich des Kunsthandwerkes. Steinmetzarbeiten, Schmiedekunst, Arbeiten von Zimmersleuten...sogar textile Arbeiten .. eben alles in Genua gefertigt. Die Schiffe können dann eben verschiedene Häfen ansteuern und zur Not auch mit Ladeflächen aushelfen, falls doch mehr Patz als angedacht, benötigt wird, da es sich zum Beispiel gerade lohnen könnte, mehr einzukaufen und wo anders wieder zu verkaufen."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
