[1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

[Juli '21]
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Sein Nicken war knapp, aber bestimmt und er, der nun am Werktisch sass, lehnte sein Körpergewicht etwas nach vorn, stütze dieses mit den Ellen der Arme. Die Finger waren ineinander gefalten, die Haltung angespannt.

"Nun gut... Gleich vorweg, ich stamme ursprünglich aus der Nähe von Florenz. Allein daraus ergibt sich schon die erste Problematik. Im eigenen Clan, ein Gegenspieler vor Ort.

Des Weiteren hatten wir einst eine Versammlung der Prinzen, zu welchem ich eigentlich zum Wohlgefallen beitragen wollte, doch ich bin ebenso mit Visionen gesegnet und erzürnte dadurch den euren. Es war nicht beabsichtigt, doch nun einmal geschehen.

Zu guter Letzt wurden beim Kampfe um Süden und Norden die Streiter des Nordens vernichtet. Der Süden gewann, Mailand war wütend und sicherlich wurde mein Anteil daran völlig überzogen mitgeteilt. Dabei hatte ich keine echte Kenntnis über den tatsächlichen Plan und hatte ein Clansmitglied retten wollen, beziehungsweise die Stille selbst. Ich war damals töricht, ich bedauere den Ausgang des Ganzen, die vielen Konsequenzen, die ich nicht hatte kommen sehen...doch eines nicht. Es brachte auch ein schnelles Ende für die Kämpfe und somit das sinnlose Morden von Menschen und Kainiten. Die Stille wäre sonst vermutlich noch mehr, als ohnehin schon gebrochen worden."

Sein Blick war fest und in sich ruhendes. Diese Sache war für ihn abgeschlossen und Bedauern lag auch wirklich in dem Wort verborgen. Nicht nur dahin gesagt.
Auch klang es, obwohl er von sich sprach, ein wenig, als wenn er es doch nicht tat. Als spräche er teils von einem anderen Leben. Einem Damals, dass für ihn ad acta gelegt worden war. Geschichte, die sich nicht ändern, sondern nur mit ihr leben liess.

"Ich weiss nicht, mit welchen Ereignissen ich tatsächlich in Verbindung gebracht wurde, noch weiss ich nicht, was man mir nachsagt. Ich vermute einiges...weiss hier und da etwas, meist Gerüchte, doch eben nicht alles. Vielleicht spricht man auch gar nicht darüber und es mögen ganz andere Gründe sein. Meine Verbindung zu Mailand stand jedenfalls bisher unter einem schlechten Stern."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada lauschte ihm und sie tat dies ohne ein Urteil in ihrem Blick. Wie auch? Sie kannte nur Teile dessen, wovon Galeno sprach, und sie kannte selbst diese nur aus Berichten, aus zweiter Hand oder weiter. Doch was er sagte, das konnte wahrhaftig dazu führen, dass einem die Tore verschlossen wurden. Zugleich bedeutete es jedoch auch, dass ihr Großerzeuger, der Prinz von Mailand, Galeno nicht hatte einreisen lassen nur um ihn dann festzuhalten und zu strafen.

“Der höchstgeehrte Prinz von Mailand ist ein harter und zugleich kluger Mann”, sagte sie langsam. “Er kennt die Macht von Visionen und ich glaube wohl, dass er keinen abstraft, allein weil er mit ihnen gesegnet und verflucht ist. Zu präsent ist die Macht der Sibylle der Lombardei in Mailand, zu deutlich die Präsenz des Ketzers, zu klar der Fluch und Segen jener, die sehen. Doch es mag angehen, dass Ihr auf Eure Weise an Etikette, Stand und Ansehen gerührt habt. Es ist kein verschlossenes Geheimnis, dass der Herr der Lombardei auch der Via Regalis folgt. Er zieht harte Grenzen, so wie Macht und Stand, Rang und Alter, Herrschaft und die Nacht sich fügen. Doch dass Ihr noch hier vor mir steht, dass Ihr diese Worte sprechen und dass Ihr lernen und wachsen konntet, das ist auch eine Bedeutung für sich.”

War das Anerkennung, mit der sie Galeno nun betrachtete? Es war jedenfalls keine blanke Verachtung und keine verschlossene Feindseligkeit.

“So wie Ihr von Eurer Rolle in den Kämpfen in Genua sprecht, wiegen diese wohl deutlich schwerer im Ansehen vor den Alten und Mächtigen”, wandte sie dann ein. “Dies Urteil könnte auf Eure Schultern fallen, doch so wie die Dinge oft gehen, fällt es wohl auf Euren ganzen Clan hier in Genua. Keiner wie wir, neugeboren in das alte und mächtige Blut der Hohen Clans, ist frei von Pflichten, Befehlen, Weisungen und auch verborgenem Drängen jener, die uns in Macht und Alter überlegen sind. Und so werden gewiss auch jene um Euch her nicht als unschuldig betrachtet. An ihnen konntet Ihr nun wohl sehen, wie wert Ihr ihnen seid und wieviel wert Euer Band im Blute mit ihnen ist.” Dies letzte hätte eine Frage sein können, doch es klang nicht ganz nach einer. Giada vermutete hier, mit den guten Gründen, die sie ausgesprochen hatte.

Sie sprach diese Worte langsam und fest. Nichts an ihnen war neu und das wusste Giada auch selbst, doch sie formte einen Blickwinkel auf die Dinge, der sie in ein anderes Licht rücken konnte als zuvor.

“Wahrhaftig beneide ich Euch um Eure Lage nicht.”
Für einen kurzen Moment schwieg sie, doch gab sich dann einen sichtbaren Ruck und meinte: “Sie scheint Euch verwundbar zu machen für weitere Versuche, Euch zu gebrauchen.”
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Gebraucht und manches Mal verbraucht, werden wir alle, sind wir doch stets Spielfiguren in einem Spiel der Alten, von dessen Regeln einige meinen, sie annähern verstehen zu können und schlussendlich es doch nicht tun."

Er schüttelte sacht mit dem Kopf.
"Ich kann nur meinem Bestreben weiter folgen, hier und da abwägen, entscheiden und die Konsequenzen tragen. Bereit, alles auf mich zu nehmen, das meine Taten hervorgebracht haben. Daraus lernen, sofern es von den höheren gestattet wird."

Er senkte leicht den Blick und lächelte....gute Mine zu bösem Spiel.
"Die Zukunft hält ohnehin viele Schrecken bereit und wir werden nicht alle diese überstehen."

Sein Blick fiel auf ein Bild, welches ein paar Gestalten zeigte. Einen Krieger, eine Nonne und ein zartes Mädchen.
"Vieles schadete dem Clan..."
Sein Blick fiel genau auf den Krieger.
"Nun ja, ich lebe zumindest noch, also ist meine Geschichte auch noch nicht völlig fertig erzählt. Ich stimme euch zu, einen Wert mag mein Dasein haben, sonst wäre ich ebenso schon Asche, wie so viele, doch welchen, ist ungewiss, denn die Älteren verraten dies ungern.
Ich selbst sehe meinen Wert in der Arbeit für Genua, Stadt und Domäne, doch sie sehen es sicherlich anders..."

Er blickte sie ernst an.
"Aber genug davon. Nun wisst ihr darum, stellt sich die Frage, was in Zukunft aus diesem Wissen hervor geht."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Was ist Euer Wunsch was daraus wird? Was Ihr sagt, ist wahr: Wir sind jung und fügen uns in das, was die Alten und Mächtigen tun. Doch zugleich haben wir den Raum für unsere eigenen Fehler und Siege gleichermaßen.”
Interessiert sah sie ihn an und machte dann eine langsame Geste über den Raum und die Hand- und Kunstwerke darin hinweg.

“Ist dies Eure Leidenschaft? Kunst und Wissen, Erkenntnisse und die Sorgfalt eines Schöpfers?”
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Nur können unsere Siege oftmals auch unseren Fall bedeuten."

Er folgte ihrer Geste.
"Was es in Zukunft bedeuten mag...nun, ich selbst habe einige Pläne für die Zukunft.

Wie ihr bemerkt habt, schaffe ich, ich fördere, ich unterstütze zugleich. Und sammle natürlich dafür Erkenntnisse und forsche...

Es wäre angenehm, wenn dies irgendwann einmal erkannt und wertgeschätzt wird und alte Fehler überdecken könnte. Aber es mag auch Wunschdenken sein, denn gerade im kainitischen Belang scheint mein Wirken wenig Eindruck zu hinterlassen.
Und dennoch fahre ich damit fort."

Er blickte nun wieder recht ernst zu ihr

"Ich schätze Zusammenarbeit mehr, als dass Fehden unser Handeln blockieren und viel mehr in Mitleidenschaft reissen, als wir selbst reparieren oder aufbauen können. Wie ihr meintet...Brücken zu schlagen ... so ziehe ich dies stets vor.
Mir wurde zudem zugetragen, dass wir möglicherweise einige Gemeinsamkeiten aufweisen, die auch für die Zukunft ihre Wichtigkeit zeigen mögen.

Auch wenn es bei meinem eigenen Clan zu spät sein sollte, so würde ich es schätzen, möglicherweise durch oder besser mit euch den ersten Stein legen zu können."

Er wartete nun ruhig ab, was sie dazu sagen würde.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Dem Blick begegnete Giada gerade heraus. Das war nicht unbedingt üblich unter Kainiten, diese Art von Direktheit. Es barg seine eigenen Gefahren und selbst ohne diese konnte es an tiefer liegende Instinkte rühren.

Doch dann nickte die Lasombra langsam. “Ja. Wir gewinnen beide daran. Und ich habe den Verdacht gewonnen, dass Ihr und ich auch abseits der blutigen Politik der Nacht einander verwandte Interessen haben.”

Einen Moment schwieg sie und ihr Blick ging zu dem Bild, zu dem Galeno zuvor gesehen hatte.
“Die meisten hier in dieser Stadt werden mich als Enkelin des höchstgeehrten Totila sehen, vielleicht als eine mahnende Erinnerung an einen Eidbruch, an den sich zu erinnern hässlich ist. Nichts davon will ich leugnen, denn mein Blut und Schicksal sind, was sie sind. Und doch bin ich, wohl ebenso wie Ihr, auch von eigenen Wünschen angetrieben. Arbeiten wir zusammen und gewinnen beide. Zugleich können auch die Menschen von Genua gewinnen.”

“Ich will Euch jedoch eines noch hinzu geben: Ich sprach bereits mit dem werten Livio di Ventimiglia und habe mit ihm eine Zusammenarbeit in den Angelegenheiten zum Ausbau der Handelswege vereinbart. Ich kann und will hier nicht in die Angelegenheiten Eures Clans greifen, doch nach Euren Worten nun scheint mir nur recht, Euch von dieser Abmachung zu erzählen, dass Ihr dies einschätzen könnt.”
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Unser Blut bestimmt uns, aber nicht so weit, dass eigene Interessen gar nicht vorhanden sind. Einige vergessen, dass man selbst zwar mit jemandem in Verbindung steht, aber eben nicht derjenige ist. Die eigenen Ziele könnten ganz anders liegen und urteilt man nur betreffend der Generationen, verpasst man möglicherweise vieles. Der Blick über dies hinaus ist jener, der nötig wird, um seinen Horizont zu erweitern. Und dies natürlich nicht nur im gesellschaftlichen Bereich."

Er stutzte kurz und lächelte, einer Einladung gleich.
"Ich sagte euch schon, dass daran auch andere arbeiten. Doch nicht als Angelegenheit des Clanes. Ihr greift also nirgends ein. Schlimm wäre, hättet ihr gesagt, ihr hättet keines...dann hätte ich wohl eingreifen müssen. Doch eine Abmachung, um gemeinsam daran wirken zu können, ist doch ein gutes Ergebnis? Oder nicht?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ja, in der Tat”, bestätigte Giada da. Es wirkte ein wenig steif und förmlich, auf ungewohntem Terrain.
“Ich habe den werten Livio als einen Mann mit Erfahrungen im Handel kennen gelernt, die für unser Vorhaben nur nützen können. Ich denke, dass eine Zusammenarbeit wie diese eine treffliche Art ist, einander besser kennen und einschätzen zu lernen.”

Sie machte eine knappe Geste und meinte dann:
“Soweit ich es bislang einschätzen kann, ist die größte Schwierigkeit doch die Qualität der Straßen selbst - dies gilt jedenfalls für den Handelsweg gen Pavia und Mailand. Es wird Männer, Material und Zeit in Anspruch nehmen - und wenn dieser Weg auf andere Wege schließen lässt, dann wird es wahrhaftig nicht an Arbeit für jene Männer mangeln. Ich will jedoch davon ausgehen, dass es um die Küstenstraßen ein wenig besser bestellt ist.”
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Genua besitzt einen guten Baumeister, unter dessen Leitung die Strassen sicher an Qualität gewinnen werden und eine Gilde der Handwerker, die sich unter anderem damit beschäftigen wird... Zudem Hilfsarbeiter..."

Er überlegte kurz. "Nach Meinung des Baumeisters wurden schon einige Strassen erneuert, nur Mailand war wohl stets hier und da blockiert worden...zumindest weiss ich, dass in der Vergangenheit Anträge abgeschmettert wurden...ob nun direkt für die Strassen nach Mailand oder Pavia, ist mir nicht gewiss, doch ist es mittlerweile recht unerheblich. Durch die Jahre, die vergangen sind, hat sich doch vieles gewandelt und wir sollten das Jetzt im Auge halten."

Zuversicht begleitete seine Worte, offensichtlich überzeugt davon, dass die Mittel, die sie hatten, reichen würden und wenn auf politischer Ebene alles passen würde, dass dann die Strassen in den kommenden Jahren im neuen Glanz erstrahlen würden.

"Ich steure Arbeiter und Geld bei, um dies möglich zu machen. Wohin sonst sollte ich investieren, als in Genua selbst."

Auch wenn es womöglich vergeudete Liebesmüh war, doch es war auch mittlerweile Heimat und er sorgte für diese wo er konnte ...
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Es gibt eine mailändische Dynastie an Handelsherren, die Embriaci”, erklärte Giada darauf. “Einige ihrer Familienzweige sind auch hier. Sie werden es sein, die den Ausbau der Straßen voran treiben wollen - oder so wird es aussehen. Sie werden in der sterblichen Welt auch daran einen Nutzen haben, denn auch ihre Waren gehen über diese Straßen.”

“Es ist meine Hoffnung, dass sie, wenn sie den Ausbau der Straßen großzügig in die Hände nehmen, auch die Herrschaft Genuas, Pavias und Mailands wohlwollend darauf sieht und die Mühen eher begrüßt denn behindert. Im Senat Genuas könnte dies hoffentlich auf Wohlwollen treffen.”

“Für unsere Mühen kann all dies die Maskerade für die Tagwelt sein. Und letztendlich ist es wohl nicht einmal Maskerade, denn dass Handelsherren gute Straßen willkommen heißen, das ist wohl nicht schwer auszurechnen.”
Gesperrt

Zurück zu „1059“