[1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

[Juli '21]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Seine Stirn lag nachdenklich in Falten. Sie war nun die Dritte, die von irgendwelchen Zeichen sprach. Gehörte dies zusammen?

"In einer Schlucht? Und keiner wollte oder konnte Antworten liefern? Wisst ihr wie alt diese sind?"

Natürlich fand er es interessant, auch wenn es nicht sein Gebiet war. Vielleicht würde sich mehr ergeben, wenn er es sehen würde.

"Würdet ihr es mir zeigen?"
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Gern würde ich sie Euch zeigen, doch jene Zeichen sind eben dort, in der Provinz Brescia. Soweit ich es sagen kann, sind sie sehr alt - alt genug, dass die Steine, in welche sie geschlagen wurden, schon damit verwittert sind. Einige sind klar erhalten, wo Wind und Regen nicht gut heranreichen konnten, andere nicht.” Es war echtes Interesse, welches in den Augen der Lasombra glitzerte.

“Ich kann Euch die dürftigen Kopien zeigen, welche ich gemacht habe, doch sie werden den Dingen vor Ort kaum gerecht. Und das Kreuzzeichen, das könnte ich Euch hier sogleich aufzeichnen, wenn Ihr mir Kreide oder eine Wachstafel reichen könntet.”
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Nubis
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Ja, zeigt sie mir, damit ich eventuell besser einschätzen könnte, um was es sich handelt. Wenn es allerdings alt ist, ist die Frage, ob ich wirklich dabei helfen kann. Aber möglich, dass in Schriften dazu etwas erwähnt wurde, oder zumindest ähnliches."

Er wirkte weiterhin interessiert, auch wenn er natürlich für alte, schon verwitterte Funde kaum Wissen zur Verfügung hatte. Doch er konnte Griechisch und Latein, Zeugen der Geschichte geschrieben auf Pergamenten, gehauen in Stein. Möglich, dass er schon etwas davon gelesen hatte.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Dann will ich zusammentragen, was ich davon noch besitze. Dann werde ich Euch einladen, dass Ihr es in Augenschein nehmen könnt”, sagte sie und straffte sich wieder ein wenig. Vielleicht war allzu große Begeisterung ungebührlich für jemanden wie sie.

“Was mich an diesen Dingen so in Faszination brachte, lässt sich schwer beschreiben. Es liegt Wissen in diesen Zeichen und Wissen ist eine Spielart der Macht.”
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Nubis
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Tut dies." meinte der Herold nickend und beobachtete sie mit ganz fein hochgezogenen Mundwinkeln, fast nicht erkennbar. Schämte sie sich für ihre Begeisterung etwa?

"Die Begeisterung für Wissen ist mir nicht fremd. Natürlich kommt es auch auf das Wissen selbst an...schliesslich verliert man den Blick fürs Detail, sollte man allem mit grossem Interesse nachgehen. Jeder, der sich um Erkenntnis bemüht, hat sicherlich seine besonderen Felder, in denen er sich vorwiegend bewegt. Und in der er tatsächlich dann auch die Macht dahinter ergründen kann. Wären diese Zeichen denn euer Feld?"

Er musterte sie mit jedem Wort etwas interessierter, als wenn sie selbst sein Studienobjekt sei, doch wie die ganze Zeit über, sparte er ihre Augen aus, vermied einen direkten Augenkontakt. Betrachtete Lippen, Wange, Stirn und fixierte dabei exakt auch diese Punkte. Oder auch das Schlüsselbein und die Schulter, doch vermied, so gut es ging, ihre Augen in den Fokus zu rücken.

"Ihr wart eben so leidenschaftlich. Sind eure Pfade in der Nacht mit dem verbunden? Wissen und Macht im Einklang? Wissen als Sinnbild für Macht?"
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Es schien tatsächlich so als fühle sich Giada in eben dieser Begeisterung oder dem simplen Wissensdurst ertappt. So wirkte sie nun einfach ein wenig steif, bereit zur Verteidigung, bereit zur Gewalt gegen Spott, Hohn, Zurechtweisung, Unverständnis.

Doch als diese zunächst ausblieben, war es, als hielte sie den Atem an. Nicht wortwörtlich, denn der Atem hatte wohl für sie nicht mehr als den Zweck, dem Sprechen zu dienen. Doch so, als hinge der Moment in der Schwebe.

“Dies ist wahr”, sagte sie dann steif und förmlich. Ihre Hände und Schultern, so wie Galeno sie betrachtete, waren still wie in Stein gehauen. Kein Anzeichen von Unsicherheit oder Schwäche oder sonst einem Verrat des Körpers. Derlei wäre unverzeihlich gewesen.

“Wissen ist eine Facette der Macht. Macht ohne Wissen ist blind. Wissen ohne Macht ist wortwörtlich ohnmächtig und ohne Ziel. Fehlen sie einander, dann zerfallen sie einzeln in ihrer Schwäche.”
Sie hob das Kinn. Galeno könnte meinen, es wirke beinahe trotzig, in einer über Jahrzehnte und länger wiederholten Geste der Verteidigung ihrer Ansicht:
“Doch ich ziehe die Macht des Wissens anderen Spielarten der Macht vor. Wie sonst sollen jene, die jung sind wie wir, die Stärke erlangen, die wir benötigen, um uns einst behaupten zu können?”
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Nubis
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Er wirkte weiterhin recht nachdenklich. Spott oder Hohn hatte er wahrlich nicht für sie über. Ganz im Gegenteil. Er strahlte eher nun eine Neugierde aus. Zwar nicht ganz so, wie eben Giada es getan hatte, doch das Thema schien ihn durchaus zu interessieren.

So nickte er und griff gleich wieder auf das eben Gesagte zu.
"In der Tat. Ich beschäftige mich ebenfalls mit eben diesen Spielarten, Wissen zu erlangen und dies zum Vorteil zu nutzen. Wollt ihr mir verraten, wie ihr euren Weg nennt? Die Wege der Nacht an sich sind ein spannendes Thema für sich und in Genua gibt es recht viele unterschiedliche Moralvorstellungen. Da gestaltet sich es manches Mal schwer, gemeinsame zu finden."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada hob ihre Augenbrauen. Eine Frage wie diese war persönlich und sie eröffnete zugleich den Weg zur Gegenfrage nach eben demselben - eine seltene Gelegenheit. Doch Giada war alles andere als ein Zauderer oder Feigling. Im Gegenteil, denn derlei wäre wahrhaftig gegen ihre Natur gewesen.

“Ich folge einem der Pfade der Via Regalis, dem Pfad des Tyrannen.” Sie sagte das direkt, sogar mit einem kleinen Lächeln. “Was ich von Euch sah und erkannte, ließ mich denken, dass Ihr versteht und wir einander gut begegnen können. Welchem Pfad folgt Ihr?”
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Nubis
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Oh..." entfuhr es Galeno, als er von ihrem Weg erfuhr. "Interessant. Ich kannte einst ein paar Kainiten mit eben jenem Pfad. Ich denke auch, dass wir einander gut begegnen können, da dies schon in der Vergangenheit möglich gewesen ist. Ich folge dem Pfad des Wesirs...soweit ich weiss, ist er etwas anders in seinen Schwerpunkten, als der eure. Es dürfte interessant sein, zu verfolgen, wie ihr den euren beschreitet, denn ein jeder nimmt die Wege auch etwas anders wahr. Aber so weiss ich zumindest auch, was ich besser unterlassen sollte, um nicht plötzlich ungewollt - des Pfades wegen - euren Zorn zu entfachen."

Er legte ein zufriedenes Schmunzeln auf.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Fernab des Amtes [Giada, Galeno]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Wenn die Pfade durch die Nacht Sünden haben, die an ihrem Rande lauern wie Strauchdiebe, so ist der Zorn wohl die Sünde dieses Pfades, welche ihn am häufigsten prüft”, stimmte Giada zu. Es hätte humorvoll klingen können, aber das tat es nicht. Und so klang es einfach sehr, sehr trocken.

Dennoch lächelte sie dann, wenn auch nur kurz. Es nahm der Situation merklich die Spannung. “Ich bin froh darum, einem anderen auf einem der Pfade der Via Regalis offen zu begegnen. Den Consuasores wird Geschick in den Belangen der Macht zugeschrieben, und auch die Weisheit, es gut zu gebrauchen.”

“Aus Euren Worten schließe ich, dass es in Genua sonst niemanden gibt, welcher oder welche auf meinem Pfad geht? Doch gewiss neben Euch und mir noch weitere auf der Via Regalis?”
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