[1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

[Juli '21]
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada runzelte die Stirn dazu und sah Arash von der Seite her an. Wieviel konnte sie wohl sehen?
“Dies ist einer der Pfeiler des Christenglaubens: Vergebung. Erlösung durch den Sohn Gottes, welcher auf Erden wandelte, welcher starb und wieder auferstand, welcher sein Blut für uns gab und es mit seinen Jüngern teilte.”

Sie hob den Blick und sah in den Nachthimmel hinauf. “Ich weiß, dass Euch jener Schutz und jene Hilfe nicht im Stich lassen, wenn Ihr sie nur annehmen wollt. Wie sollte er auch? Auch das Land wird nicht aufhören, Euch zu tragen. Die Mächte der Welt werden ihren Fluss nicht brechen.”
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Arash
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

Sie sah einen jungen Mann, der sicher nicht mehr so jung war, wie es sein Äußeres vermuten lies. Vermutlich war seine Wandlung um den 20. Winter herum erfolgt. Vielleicht etwas früher, vielleicht etwas später. Wer vermochte das bei Kainiten schon sagen? Das Gesicht war ernst und ein konzentrierter Ausdruck lag auf den scharfen Zügen, die kantiger erschienen, als es bei Italienern der Fall war. Wie er sagte stammte er offenbar nicht von hier. Durch die schwarzen, zerzausten Haare stachen zwei Ansätze Hörner hervor. Nicht spitz, sondern abgerundet, als wären sie nicht ausgewachsen. Aber sie verliehen ihm ein wildes, gefährliches, fremdartiges Aussehen. Beinahe teuflisch.
Sein Körper selbst war weniger muskulös, eher drahtig und sehnig. Schon der federnde, lautlose Gang und die Bewegungen des Gangrels verrieten ein gewisses Geschick und eine Körperbeherrschung, die nicht viele sterbliche und auch sicher nicht jeder Kainit je erreichte. Ein Körper der schon zu Lebzeiten das Leben in der Natur und mit den Elementen gewöhnt war und dem man dies auch ansah.
Doch trotz der Kleidung, die sicher edler hätte sein können, strahlte er eine Gefährlichkeit, aus, die zwar ihrer Art ohnehin innewohnte, aber das Tier perlte ihm aus allen Poren. Es schien als würde es direkt unter der Oberfläche brodeln und doch eine gewisse Kontrolle über diese Bestie sie zurückhalten. Es war eine Art des Einklangs, welche man nicht oft sah. All dies verschmolz zu einer Aura der Bedrohlichkeit, die sich zusammen mit dem Geruch eines wilden Raubtiers vermischte.

"Das mag einer der Pfeiler dieses Glaubens sein. Trotzdem kann ich mit diesem nichts anfangen. Meine Götter benötigten keinen Sohn. Sie vergaben auch nicht. Wie sollten wir in Ihren Augen sündigen? Sie sind Götter, weit über uns. Sie kontrollieren Wetter, Gezeiten, den Boden. Sie sind überall um uns herum. Wieso sollte ich also an etwas glauben, was so weit entfernt ist?" Dann zuckte er aber mit den Schultern. "Aber dies soll kein Streit zwischen uns auslösen. Wer weiß schon was Götter tun und nicht tun? Sie sind Götter. Eure Talismane sind aber äußerst interessant." nickte er dann. "Wenn ihr mir die Frage erlaubt. Seit ihr in Adligen Kreisen aufgewachsen? Es scheint eher, als würdet ihr euch auf dem Rücken eines Pferdes und abseits der Mauern wohler fühlen." Auch der Gangrel schien eine gewisse Menschenkenntnis mitzubringen. Trotz das er wohl mehr mit Tieren Umgang hatte.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Eine forsche Frage”, meinte Giada. Sie lachte, was vielleicht überraschend war. Leise auch, mit ihrer dunklen Stimme. Das Lachen verklang in der Nacht als wäre es nie gewesen.
“Es ist lange her, dass ich lebendig war. Und was es für ein Leben war? Sagen wir: Es war eines, bei dem ich lieber gestorben bin als ein eingezwängtes Edelfräulein oder eine in Roben und Klostermauern eingesperrte Nonne zu werden. Und so geschah es dann auch.” Sie hob das Kinn wie um selbst nun, viele Jahre später, jenem drohenden Schicksal von einst die Stirn zu bieten.

“Wie war es bei euch? Habt Ihr in Freiheit gelebt? Habt Ihr gewählt, über den Tod hinaus zu gehen?”
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Arash
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

"Interessant." nickte der Gangrel. "Ihr seit eine faszinierende Persönlichkeit von vielen Geheimnissen umweht." Die Neugier in seinen Augen war unübersehbar. Aber schien sich zu zügeln. Eher strich sein Blick noch einmal über ihre Gestalt. Den Gang, die Bewegungen. Wie um einzuschätzen wie beweglich sie war. Welche Art Körper sich unter dem Stoff und Leder verbarg. Beinahe lauernd...oder begehrend, brauchte er einige Momente, bevor er ihre Frage beantwortete.

"Ich war frei...Fischer und Jäger war mein Leben...aber...ich habe nicht direkt gewählt. Ich wurde gewählt und empfand es nicht als falsch. Eher wurde ich befreit von den Zwängen der Menschen und frei in die Nacht einzutauchen. Wie war es bei euch? Wurdet ihr gefragt?"
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Sind nicht alle unsere Geschichten interessant? Wer von uns, der die ersten Jahrzehnte überlebt, hätte nicht eine Geschichte zu erzählen, die es wert wäre, gehört zu werden? Das sind die Geschichten jener, die überlebt haben, wenigstens bis hierhin.”
Giadas Gestalt unter dem Mantel und festen Gewand war nicht allzu klar auszumachen. Kräftig war sie wohl und bewegte sich sicher durch die Nacht. Es war die Art von Präsenz, die Menschen und vielleicht auch Kainiten zeigten, die mit ihrem Körper ganz und gar im Reinen waren. War er perfekt? Sicher nicht, welcher war das schon. Doch sie wusste ihn zu gebrauchen.

“Jeder Clan scheint ...andere Wege und Arten zu haben und darin jede Einzelne wieder eine eigene Entscheidung, wen sie erwählt. Und ich? Ich wurde geprüft. Später erfuhr ich, dass es noch andere gegeben hatte, die ebenso gut hätten erwählt werden können. Doch sie wurden unwichtig und ich setzte mich durch.” Es schien sie nicht zu bekümmern, im Gegenteil. “Ich habe gewählt, doch ohne wahrhaftig wissen zu können, was kommen würde. Wie hätte ich das verstehen sollen? Was ist der Wert einer solchen Wahl?”
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Arash
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

Arash zuckte mit den Schultern. "Nicht jede Geschichte ist vielleicht für jeden interessant. Aber Grundsätzlich habt ihr natürlich recht. Jede Geschichte ist es wert erzählt und gehört zu werden." Sein Blick glitt wieder zurück auf den Horizont, als hätte er sich vorerst an Giadas Anblick satt gesehen, aber hin und wieder schien er weitere verstohlene Blicke auf die Lasombra zu werfen. Eine gewisse Faszination löste sie in Arash aus. Das konnte er nicht abstreiten. Sie war so viel Näher an dr Natur wie es Ilario oder der Seneschall, geschweige denn Maccario waren. Es zog ihn an. Es war wie damals. Nur diesmal etwas weniger stark. Vielleicht lag das daran, dass seine Neugier abgenommen hatte, seit er die Züge der Katzen weitgehend abgelegt hatte. Trotzdem konnte er eine gewisse Anziehung nicht verleugnen.

"Ich glaube es hängt weniger vom Clan, als vom Erzeuger selbst an. Sicher der Clan mag tendenzen abbilden, aber letzendlich ist jeder Kainit ein Individium das denkt frei zu sein, nur um dann in den Mühlen der Politik der Altern zermalmt zu werden." in seine Stimme mischte sich bei diesen Worten eine gewisse Frustation, aggressivität und Schmerz. War es ihm selbst so ergangen?
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Dies, was Ihr Politik nennt und was Euch schwer auf den Schultern lastet…”, begann Giada da leise. Sie vermutete wohl nur, mit dem Klang seiner Stimme und dem, was alle Neugeborenen allzu schnell lernten. “...es muss irgendwann begonnen haben. Einst war da Kain und hernach seine Kinder, dann deren Kinder und ihre Blutlinien. Und mit der Zeit wuchs der Unterschied zwischen alt und jung. Die Spanne in Macht und Alter klaffte weiter und weiter auseinander. Es spielt keine Rolle, ob wir uns vor der urtümlichen Gewalt eines Eurer Ahnen niederducken müssen oder in hilfloser Hingabe vor der makellosen Perfektion eines Ältesten der Rosen niedersinken.”
Worauf wollte sie hinaus? Bislang klangen die Worte nach ruhiger Feststellung, ohne Schwere oder Bitterkeit, ohne den Schmerz, der in Arashs Worten geklungen hatte.

“Ich bin fasziniert davon. Von der Frage, wie dies so gehen konnte. Wir sind zum Schrecklichsten und zum Schönsten in der Lage. Nicht selten sind unsere Absichten in unseren Augen wert und gut. Wir gehen auf tausend mal tausend verschiedenen Wegen und doch münden sie alle auf dieselbe Straße von Macht und Knechtschaft. Werdet Ihr einst anders sein?”
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Arash
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

"Diese Frage habe ich mir auch oft gestellt. Wie kam es dazu? Was hat zu diesem System geführt....und ich habe bisher keine Antwort darauf gefunden." Ein leises Seufzten ertönte, während er Giadas Worten weiter lauschte mischte sich Schmerz in den Ausdruck seines Gesichts. Er schloss die Augen und ein Knurren entran sich seiner Kehle. Nicht aggressiv, sondern eher gequält erklang es. Sie hatte einen Wunden getroffen. Eine Wunde wieder aufgerissen, die erst langsam begonnen hatte sich zu schließen.

Er schloss die Augen, um sich wohl wieder zusammeln, bevor er fortfuhr in einem deutlich leiseren und niedergeschlagenerem Ton. "Ich...habe es versucht. Habe versucht das System abzustreifen. Außerhalb davon zu existieren. Mit der Asche der Städte zu tanzen aber...ich habe versagt. Ich wurde in das System gezogen von Vesprechungen und Macht...es hat mich zermalmt und meine Überzeugungen zerstört."

Traurig blickte er in die Ferne, dabei aber nicht anhaltend. Er hätte ihr gegenüber nicht so offen sein dürfen. Wahrscheinlich würde sich dies als Fehler herausstellen. Als Geißel durfte er keine Schwäche zeigen und doch hatte Giada diese Schwäche gefunden und sie aufgebrochen. Ohne Schwierigkeiten hatte sie seinen Wall niedergerissen. War es, weil er sie faszinierend fand? War er so schwach? War es ihr Verhalten? Ihr Aussehen? Alles davon? Er war sich unsicher und diese Unsicherheit machte ihn noch verwundbarer.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Es schmerzt.” War das eine Beobachtung? Zustimmung? In jedem Fall war es ohne Mitleid, denn Giada hatte keines und achtete ihren Begleiter durch diese Nacht zu sehr, um ihn mit derlei zu beleidigen. Es war eine Wahrheit. Nicht alle Kainiten lernten sie kennen. Es gab solche, die ihre gesamte Existenz lang in einem festen Gerüst aus Wert und Unwert gehalten wurden. Vielleicht waren diese es, die Mitleid verdient hätten, hätte sie welches gehabt.

“Ein Weg der vollständigen Freiheit abseits der Menschen und der Städte… . Das kann nicht gelingen, nicht hier, in der Mitte der bekannten Welt, wo die Menschen und Städte blühen, wuchern und wachsen. Wir sind zu sehr damit verwoben, erschaffen diese Dinge aus unseren eigenen Ambitionen, werden daraus heraus erschaffen, kennen nichts anderes und sind blind für die Weite der Welt und die Tiefe der Nacht.”

Nein, das war kein Trost. Auch das war nichts, das sie hatte. Und wenn, dann hätte sie ihn solchen gegeben, die zu schwach für alles andere waren. Doch dieser Mann, dieser Reisende in der Nacht, der in seinen Jahren vielleicht schon weiter gewandert war als sie es jemals würde, war nicht schwach. Er war nur gebrochen. Woran? Sie konnte es nur ahnen und selbst diese Ahnung war wohl falsch. Sie wusste zu wenig über seine Wege, seine Ziele, über ihn.

“Wer zerbrochen ist, kann sich zu neuer Form neu errichten, so wie aus den zerfallenen Steinen einer Ruine ein fester Wall errichtet werden kann. Was Ihr errichtet, kann den wahren Prüfungen dieses Landes und Eures Daseins standhalten. Darauf wird dann Verlass sein, denn es wurde Euch nicht gegeben und es wurde auch nicht aus schönen Wünschen erträumt. Ihr erringt es selbst und dann ist es Eure Wahrheit.”
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Arash
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

Der Gang des Gangrels hatte sich nicht verändert. Die Schultern waren nicht nach vorne gesunken, oder der Rücken gebeugt. Er mochte gebrochen sein, vielleicht hatte die Lasombra da sogar recht. Aber der Schmerz beugte seine Körper nicht. Er brannte viel tiefer in der Seele. Zu Ihren Worten konnte er aber nur nicken. "Ja. Es schmerzt. Die Erinnerung schmerzt und wird dich vielleicht ewig tun." Ein leichtes Kopfschütteln. "Und trotz das die Städte wachsen und die Menschen sich ausbreiten gibt es noch viele tiefe Wälder und weiter Täler die noch nie ein Mensch betreten hat." Die Traurigkeit verschwand aus den Augen. Der Augenblick in dem sie einen Blick auf den gebrochenen Kern des Gangrels erhscht hatte, erlosch und das Tier schien diesen Platz einzunehmen.

"Eure Worte klingen nicht vertraut, aber auch nicht falsch." er nickte. "Meine Wahrheit ist noch nicht aus der Dunkelheit des Nebels hervorgetreten. Meine Suche ist noch nicht beendet. Aber die Erkenntnis gebrochen zu sein, bringt neues Wissen mit sich. Tief im Inneren. Vielleicht ist dies eine Wahrheit die alle Kainiten suchen. Habt ihr je über die Bestie nachgedacht, die in eurem Inneren schlummert? Versucht ihr sie zu in einen Käfig zu sperren, oder haltet ihr es an einer Leine und hört auf seine Bedürfnisse?" frage er nun interessiert. Die Neugier war in seinen Blick zurück gekehrt den er nun seiner Gesprächspartnerin zuwarf.
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