Im Dunkel der Neumondnacht lagen die schweren Türen der Kirche San Genesio, die einen Spalt offenstanden. Es schien der schwache Schimmer von Kerzenlicht auf die Steinplatten im Eingangsbereich.
Direkt hinter dem Portal hatte sich ein wohl normannischer Soldat positioniert. Er war ganz gerüstet. Metall spiegelte im Dämmerlicht.
Doch dies war gewiss nichts ungewöhnliches in unruhigen Zeiten. Gerade in der Nacht würde ein Gerüsteter mehr Sicherheit, denn Gefahr bedeuten.
Der Soldat versperrte nicht den Eingangsbereich, sondern überblickte diesen lediglich, als ob er schon wüßte, wer hereingelassen werden durfte und wer nicht.
Doch stand das Haus Gottes ohnehin Jedem offen...
Spoiler!
Hinweis: Dieses Spiel ist ausnahmsweise auf 1057 zurückdatiert nach Absprache mit der SL.
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
die Erfahrung der Finsternis gemacht hat.Zenon von Kition
Galeno war mit zwei Wachen und einem Begleiter erschienen. Vielleicht war er zuvor noch bei einem anderen Gespräch in Domus gewesen.
Er betrachtete den Gerüsteten einen Moment lang, denn für eine Kirche war es dennoch ungewöhnlich, dass diese bewacht wurde.
Seine Wache lies er draussen, seinem Diener wies er an zu folgen.
Er würde wie selbstverständlich an der Wache vorbei gehen, ihn optisch ignorieren.
Schliesslich war er auch edel gekleidet und die hohen Herren gaben sich nur selten mit den Wachhabenden anderer ab, ausser sie standen im Weg.
Sein Diener dagegen folgte leicht zögerlich, ein junger Mann mit blondem Haar und munterem Blick.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Betrat man die Kirche, so war der Eingangsbereich von zwei Kerzen spärlich beleuchtet. Das Kerzenlicht flackerte auf, als vom Portal her ein Windzug kam...
Entlang der hohen Pfeiler, aus glattem Stein behauen, welche das Kirchenschiff trugen, waren weitere Lichter platziert, die den Weg zum Altar beleuchteten.
Ansonsten lag das Innere des Kirchenbaus in Dunkelheit.
Vor dem Altar stehend: Macario. Er blickte gen Eingansbereich. Er hatte anscheinend bereits auf diesen Moment gewartet.
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
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Dem Diener wurde der Platz bei der Tür zugewiesen, wo er dann auch still und mit leicht gesenktem Haupt verweilte, während Galeno näher an Macario und den Altar heran trat.
"Seid gegrüsst dieser Nächte, werter Bruder Macario. Eine interessante Wahl für ein Treffen..."
Er hob leicht eine Braue, während noch die Worte in dem Kirchenschiff nachhallten.
"Es scheint, dass eure Bemühungen ihre Früchte tragen?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Zur Begrüßung ließ der Mönch Macario die folgenden Worte mit ruhiger, milder Stimme verlauten:
"Pax tibi..."
Eine Pause folgte, in der der Gast die Möglichkeit hätte, entsprechend zu antworten. *
Macario setzte mit der Begrüßung fort:
"Seid des Grußes erwidert, Wohlwertester, Bruder Galeno, Herold."
Er fügte an:
"In medias Res." **
Eine sehr kurze Sprechpause folgte diesem Ausspruch.
Erklärend äußerte sich der Lasombra mit freundlicher Stimmlage:
"Das ist auch der Grund meines Ersuchens, welchem Ihr dankenswerterweise zu dieser Nacht nachgekommen seid."
*
Spoiler!
*(Anm.: Bspw. mit "et cum spiritu tuo.") **(Übersetzung: In medias res, auch medias in res, ist eine lateinische Phrase und bedeutet „mitten in die Dinge“.)
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"Et cum spiritu tuo (Und mit deinem Geiste)." antwortete Galeno, jedoch mit wenig Ausdruck in der Stimme. Beinahe so, als wisse er zwar die Umgangsformen, weil sie einstudiert waren, weil er sie lange genutzt hatte, doch wirklich fühlen war etwas anderes.
So blickte er auch nur kurz zum Altar und hielt eine Weile die Stille, ehe er dann wieder Macario die Aufmerksamkeit schenkte und weiter mit ihm sprach, statt ins Gebet sich zu vertiefen.
"Dann erzählt mir davon. Wie ihr an der Verzögerung der Terminfindung bemerken konntet, sind die Nächte für mich und mein Amt zur Zeit sehr vielseitig gefüllt. Ich konnte euch ein Treffen zwar heute ermöglichen, doch treffen immer wieder neue ungeplante Aufgaben ein, die erledigt werden müssen, sodass wirklich wenig Zeit für anderes bleibt."
Doch auch mit einem gewissen Zeitdruck im Nacken, blieb der Herold an sich ruhig in Ton und Haltung. Man mochte fast meinen, dass die Worte aus einem anderen Mund gesprochen wurden. Die Stimme war allerdings unverkennbar die seine.
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Macario nickte dem Herold auf das Gesagte hin knapp zu. Er sah Galeno offen ins Angesicht und erklärte alsdann:
"Eure Bürde ist gewiss schwer, nicht nur Eures Amtes wegen. Ad hoc erinnere ich mich an jene, unsrige Nacht Eurer Visionen vor einigen Jahren..."
Es würde ein Moment der Stille und Erinnerung entstehen.
Der Magister musterte den Anderen und ergänzte mit milder Stimmlage:
"Eure Bürde kann ich in realitas nur erahnen. Wenn Ihr mögt, öffnet Euch mir gegenüber, Bruder. Im Hause Gottes soll keine Angst gleich welcher Macht zwischen uns stehen. Seid Euch meiner Verschwiegenheit erneut versichert."
Eine Sprechpause verlieh den Worten mehr an Gewicht.
Macario setzte abermals an zu sprechen:
"In dieser Nacht bin ich es, der Euch Entlastung heißt, in dem ich Euch einen Gefallen, den Ihr benennen mögt, als... Entsprechung... Eures geneigten Wohlwollens zusichere."
Er ergänzte, in erklärender Art und Weise, den Grund des Gefallens benennend:
"Seht, es ist an der Zeit, dass ich nach den Jahren der Gastfreundschaft, Verbundenheit mit Genua eingehe. Der verehrte Ilario befürwortet diesen, meinen Schritt ebengleich."
Abschließend stellte er Galeno diese rhetorische Frage:
"So darf ich im Wissen Eures sicheren Wohlwollens meine nächsten Schritte vollführen? "
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"Meine Bürde ist mir auferlegt und dabei soll es bleiben." waren seine ruhigen Worte Macario gegenüber.
Er hörte sich die weiteren Worte an und überlegte einen Moment.
"Ihr wollt also Vasall werden und mich darum bitte, euer Fürsprecher zu werden? Der verehrte Ilario würde demnach die andere Fürsprache sichern?"
Er grübelte etwas. "Ich weiss nicht, ob eure Wahl in dem Fall nicht etwas...schwierig sein dürfte. Vergesst nicht, dass die Wahl der Fürsprecher auch viel über euch selbst aussagt oder aussagen wird."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Die Rhetorik des Galeno bestätigte Macario mit wenigen Worten:
"So ist es."
Die Zeit der Unklarheiten zwischen den beiden Ordensbrüdern war hiermit beendet. Es würde zu einem neuen Anfang kommen oder in gewisser Weise einen Schlussstrich bezeichnen in Ihrem Verhältnis.
Der Lasombra fragte mit einer gewissen Bestimmtheit in der Stimme nach:
"Sprecht offen, welchen Zweifel hegt Ihr ob meiner Bitte?"
Er ergänzte mit etwas mehr Sympathie in der Stimme:
"Meine Wahl fiel nicht unbegründet auf Euch, Wohlwertester."
Konnte er den Gedanken des Galeno erahnen? Er schlussfolgerte lehrsam:
"Noch sei eine weitere Fürsprache ausgeschlossen."
Sein Blick blieb auf dem Kappadozianer haften.
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"Es gäbe sicherlich andere, bei denen ihr euch mehr Sympathien von Seiten jener sichern könntet, welche schlussendlich die Fürsprecher anerkennt und euch das bleibende Gastrecht oder gar mehr zusichern würde."
Er setzte ab und lächelte leicht.
"Würdet ihr mir den Grund nennen? Warum fällt eure Wahl auf mich?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
