[1054] Semper fidelis [Angelique, Benjamin]

[Benjamin]

Benjamin richtet sich ebenso wieder auf und reibt etwas Sand zwischen den Händen was dazu führt dass die Brise vom Meer den Sand in alle Himmelsrichtungen treibt. Er schaut den Körnern für einen kurzen Moment bei ihrem Tanz zu, lächelt und wendet seine Aufmerksamkeit wieder volkommen dem Hier und Jetzt zu.

"Das ist die Insel. Sie gibt ihre Geheimnisse nicht gern preis. Sie ist gerne für sich, ansonsten wäre sie ja auch Teil des Festlands." er schmunzelt. "Und genau diese Dinge forder sie auch von allem und Jedem der sich auf ihr bewegt. Aber ja du hast Recht wir sollten baldestmöglich aufbrechen. Auch wenn eine Nacht mehr oder weniger nach einem Jahr und einem Tag auch keinen großen Unterschied mehr macht." er grinst Angelique an.

"Wobei Ich denke, dass eure Blutsdiener baldestmöglich von eurer Rückkehr erfahren werden wollen. Aber ein paar Momente der Ruhe bevor wir zum Schiff aufbrechen, in den Sumpf zurückkehren der sich Genua nennt, wem würden diese Momente der Ruhe schon schaden." abermals lächelt Benjamin aber dieses mal ist es mehr die Art von Lächeln die sich nur dann äußert wenn man gleichzeitg etwas verträumt in die Ferne schaut.

Sein Blick findet zurück zu seinen Sachen die er kurzerhand im Sand hatte liegen lassen. "Hast du jemals den Schwertkampf trainiert?"

[Angelique]

"Nur den Messerkampf", gestand Angelique, "um ein Langschwert zu führen, bin ich zu klein und nicht stark genug.

Die Oströmer und Sarazenen haben in letzter Zeit eine Art Pugio als Zweitwaffe, so wie die Legionäre des Alten Roms.
Die gefallen den Normannen sehr gut und auch ich erkenne den Wert solcher zweischneidigen Messer, die den Weg zwischen die Lücken einer Panzerung oder zwischen Rippenbögen finden können.

Sie holte ein altes Messer hervor mit abgenutzten Horngriff, gerader Klinge und stumpfen Winkel an der Rückseite der Spitze. Ein typisches Messer, wie jeder es hatte.

Sie spielte damit ein wenig herum, aber nicht wie ein Kind, sondern wie eine Messerkämpferin, die reichlich darin geübt war.

[Benjamin]

Benjamin nickte mit einem verheißungsvollen Lächeln. „Ich will diesen Moment noch nicht ganz im nichts verhallen sehen. Verschluckt von der Dunkelheit zwischen den Sternen.“ er richtete sich gänzlich auf und seine Füße trugen ihn mit federndem Schritt zurück zu den Dingen die er am Strand hatte liegen lassen. Und holte genau solche doppleklingen Langmesser hervor wie jene von denen sie gerade gesprochen hatte und warf eins davon mit der Klinge voran vor ihr in den Sand.

„Du siehst aus als wüsstest du wie du damit umgehen musst Angelique. Lass uns dafür sorgen dass du es so genau weißt dass die nächsten die dich verschleppen wollen ein übles Erwachen haben werden.“ er nahm das andere Pugio in seine Hand und schaute ihr entgegen. Seine Augen lagen auf ihren Bewegungen und analysierten diese.

[Angelique]

"Ah, das sind diese neuen Dolche, nicht wahr? Die Sarazenen benutzen sie und sie sollen weit aus den persischen Landen stammen.
Meine Normannen finden Gefallen daran."

Sie hob die Klinge auf und prüfte Gewicht und Schwerpunkt. Zufrieden mit ihrer Untersuchung schwang sie die Waffe und machte ein paar Probestiche in die Luft.

Was dem Profi dabei auffiel, war, dass sie dabei in fließender Bewegung blieb und die Waffe von Hand zu Hand wechselte, während sie ablenkende Bewegungen machte.
Die kleinen Füßchen gruben sich dabei in den feinen Sand, um kraftvoll abzuspringen.

So wie sie den Dolch hielt, war sie sich der Schwäche ihrer kleinen Gestalt bewusst und wie sie das zu einer Stärke machen konnte. Schnitte gegen Kniekehlen und Sehnen waren aus ihrer Position so einfach wie Stiche von unten gegen Bauch und Lenden.

"Das habe ich lange nicht mehr trainiert", gestand sie, aber man sah auch,wie sie ohne zu blinzeln den Gegner beobachtete und die dünnen Glieder anspannte, um zu reagieren, wenn sie das Glitzern der Kampfeslust in den Augen sah, oder den Moment des Vorschnellens.

Wie ein kleines Mungo gegen eine große Königskobra.

[Benjamin]

Benjamins prüfender Blick lag auf ihr auch wenn er durchgehend lächelte. Er nickte respektvoll, so als ob er mit seiner Untersuchung zufrieden war.
"Ja das sind sie. Den Erzählungen nach sind sie nach dem Untergang Roms langsam immer weiter in den Osten gewandert um dann wieder zurückzukehen. Deine Normannen sind schlau Gefallen daran zu finden, sind doch nicht nur zum Stoßen oder zum Schneiden zu gebrauchen sondern zu beidem. Ich sehe du hast durchaus gelernt dich zu wehren und weißt was du tust. Deswegen können wir anfangen das was du gelernt hast wieder zu dekonstruieren."

Angelique war aufgefallen, dass sich während er gesprochen hatte keine Sehne seines Körpers bewegt hatte. Er stand bis auf sein Gesicht so ruhig da als wäre er eine Statue. Den Dolch lose in der rechten haltend.

"Man hat dir wahrscheinlich gesagt dass du dich in Bewegung halten sollst. Keine Öffnungen in der Deckung lassen sollst. Das ist bei einem schwachen Gegner auch immer noch korrekt. Erfahrenen Kämpfern jedoch gibst du damit einen Vorteil. Sind deine Bewegungen nicht gänzlich zufällig, oder du nicht tatsächlich im beidhändigen Kampf vollständig ausgewogen, kann dein Gegner den Moment abpassen in welchem du den Dolch in deine schwächere Hand wechselst. Springst du jetzt also nach vorne weiß Ich das du angreifen willst. Stehst du jetzt rechts wirst du dein Gewicht bald wieder nach links verlagern. Ein Kampf mit der Waffe ist auch gleichzeitig ein Kampf mit dem Verstand und wir wollen versuchen unserem Gegner so wenig wie möglich Informationen zu geben. Leg den Dolch zur Seite und wir spielen ein Spiel. Du musst versuchen zu erfahren von welcher Seite Ich angreifen würde und ob Ich stoßen oder schneiden werde." seine Stimme hatte eine interessante Neutralität. Er schien nicht wirklich die Präsenz eines Lehrers zu haben sondern die eines in dieser Sache emotionslosen Beobachters der Angelique auf einer rationalen Ebene die Auswirkungen ihrer Aktionen nahezubringen. Möglicherweise weil er wusste dass sie genau für solche logischen Schlussfolgerungen offen war.

[Angelique]

"Heheh", machte die Kleine, "wenn ich wollte, könnte ich ein paar Tricks des Bluts anwenden, eine ganze Palette sogar, die ich in einem echten Kampf einsetzen würde.
Aber gut, schauen wir mal, ob ich es erraten kann."

Sie legte den Dolch weg, wie geheißen, und sie starrte in Benjamin Richtung. Mit der Macht des Auspex war sie sich gewiss, anhand kleinster Muskelregungen zu erkennen, wann er vorpreschen würde und auch wie er die Klinge dabei führen würde.
Eine nur kleine, harmlose Blutmagie, die sie da einsetzen würde, aber mit großer Effizienz.

[Benjamin]

Benjamin stand immer noch regungslos da. Ganz so als würde er studieren wie sie ihn studierte. Er fuhr langsam die Finger seiner beiden Hände aus. Starrte sie dabei nur an. Bis er sich zur Seite auf das eine Bein fallen ließ. Er verharrte so in seiner Position und schaute Angelique an. Sein Körper war leicht vorübergebeugt. Seine Sehnen zum Sprung bereit und das Messer lag nach hinten anliegend parallel zum Arm und zur Hand.

„Und?“ er grinste während er in der Situation verharrte, sodass sie seinen Körper in der Aktio fast eingefroren einschätzen könnte.

[Angelique]

Obwohl Angelique die Kraft des Blutes bemühte und eigentlich auch besonders geschickt in der Kunst der Auspizen war, gelang es ihr nicht den Meisterassassinen zu durchschauen.
Erstaunt musste sie feststellen, dass die Blutlinie Haqims zurecht als Meister der Täuschung und selbst von Vampiren nicht durchschaubar galt.

Die Malkavianerin hätte als letzte Möglichkeit in seine Gedanken schauen können. Aber so etwas Drastisches hob sie sich für Ernstfälle auf.
So hob sie nach einer Zeit die schmalen Schultern und meinte entschuldigend:

"Ich weiß es nicht. Ich müsste raten, aber das würde ja nur ein Glückstreffer werden, wenn überhaupt."

[Benjamin]

Benjamin erhebt sich wieder und nickt. "Ich habe extra eine Bewegung benutzt die in extrem viele Angriffsarten enden könnte. Mein Plan war es nach vorne zu springen und mich dabei meine Bewegung seitlich zu korrigieren sodass es zuerst aussehen würde als wolle Ich schneiden, der eigentlich Plan jedoch war es den Dolch in der Seitwärtsbewegung in die Beine zu stoßen. Sodass Ich im Ernstfall fliehen könnte. Der Kampf ist immer die letzte Option. Doch sollte man dazu gezwungen werden, so muss man ihn gnadenlos ausführen. Entschuldige meine herausfordernde Art gerade eben, Ich wollte dich dabei nicht forführen oder so etwas, sondern nur zeigen, dass es Gegner geben wird. Bei denen es das beste ist, ihnen so lange keinen Hinweis zu geben bis man eine Fluchtmöglichkeit sieht und diese ohne Umschweife zu ergreifen." er überlegt kurz dann holt er aus seinem den Untiefen seiner Kleidung einen Doppelseitigen Dolch in einer minimalistischen Lederscheide heraus.

Er geht auf Angelique zu nimmt ihre Hand und legt den Dolch hinein. "Falls ein Kampf doch unausweichlich ist, dann verwunde den Gegner hiermit und dann renn. Es ist keine Garantie aber es kann dir einen Vorteil verschaffen. Behalte ihn bei dir aber versprich mir dass du ihn nicht untersuchen wirst, ihn vor Wind, Wetter und Sonnenlicht schützt und nur dann benutzt wenn du keine andere Wahl hast." sein Blick suchte fragend den ihren so als wollte er ohne Worte sagen. Kannst du das für mich tun?

Am Griff des Dolches, der Teil der zwischen Scheide und Handschutz sichtbar konnte man eingerostete Reste von Blut erkennen, so als ob man nach dem letzten Stich vergessen hätte die Klinge zu reinigen. Außerdem musste der letzte Kampf schon einige Zeit, möglicherweise Jahre her sein. Unscheinbar lag das Metall in dem gehärteten Leder in ihrer kleinen Hand.

[Angelique]

"Natürlich", meinte Angelique und steckt den Dolch fort, ohne ihn auch nur näher zu betrachten.
Sie hielt es dabei wie die Sarazenen, die Geschenke betont nicht beachteten, um nicht gierig zu erscheinen.

"Obwohl ich viel vergessen habe, habe ich auch heute viel gelernt. Vor allem Demut. Es gibt immer jemanden, der besser ist, egal für wie gut man sich in einer Kunst hält.
Vielen Dank auch für das Geschenk dieser Lektion!"