[1054] Semper fidelis [Angelique, Benjamin]

[Benjamin]

Die Brandungsgischt nimmt den Sand des Standes wieder zu sich, doch würde sie ihn ihn in einigen Augenblicken wieder ausspucken. So wie jede Nacht, jeden Monat... seit einem Jahr. DerJüngling mit den blauen Augen saß auf einem Stein, so wie jede Nacht, jeden Monat... seit genau einem Jahr. Als sie sich Zeit gelassen hatte, nicht von ihrer Reise zurückgekommen war. Der Pass hatte nichts ergeben, die Straßen in den Osten und in den Westen hatten nichts ergeben, Palermo hatte nichts ergeben. Langsam war die Hoffnung geschwunden. Mit jedem Sonnenuntergang ein bisschen mehr. Manch anderer wäre schon längst wieder in Genuesischen Gewässern. Doch der Jüngling wäre nicht Er selbst wenn er so leicht aufgegeben hätte. Loyalität, Entschlossenheit und eiserne Disziplinen waren das was ihn ausmachten. Und so begann er mit den ewiglich gleichen Übungen seines Trainings. So wie jede Nacht, jeden Monat... seit einem Jahr.

[Angelique]

Sie konnte sich noch erinnern, mit Benjamin unterwegs gewesen zu sein, aber selbst dabei waren Details verschwommen und sie wusste nicht einmal wo genau. Sie erinnerte sich, die Küste Siziliens gesehen zu haben und dann war da nur noch Leere.

Al sie die Augen aufschlug und lag sie an einem Sandstrand und in der Entfernung sah sie jenen Ort, an dem sie mit Benjamin angelandet war. Irgendwie wusste sie so ein Detail dann plötzlich doch.

Etwas später ging sie dann auch zu dem Ort am Strand und fand dort den trainierenden Assamiten vor, als sei nicht viel Zeit vergangen.

"Schiavo!", rief sie mit heller Stimme hinüber, war sich aber nicht mehr sicher, ob selbst das noch stimmte.

[Benjamin]

Benjamins Blick schoss mit einer Geschwindigkeit herum dass es beinahe unmenschlich war und blieb an den Umrissen der kleinen Malkavianerin hängen während er sich die Augen rieb so als wolle er sichergehen dass sie ihn nicht betrogen. Er ließ die Waffe fallen und mit ebenso unmenschlicher Schnelligkeit war er auch schon kurz vor Angelique. Seine Hand war nach oben geschossen so als wolle er ihr eine Backpfeife geben und in seinen Augen stand das Blut. Dann packte seine andere Hand die kleine jedoch und zog sie zu sich und sie sah sich in einer viel zu energischen Umarmung gefangen.

„Wo warst du!?“ hörte sie seine gepresste Stimme ganz nah an ihrem Ohr.

[Angelique]

Angelique war vollkommen überrascht und hätte sich wohl nicht mal gewehrt, wenn Benjamin sie hätte töten wollen.

Um so inniger erwiderte sie die Umarmung. Sie genoss diesen Moment wie einen kostbaren Schatz.

Sie seufzte schwer. "Ich weiß nicht, wo ich war, noch bei wem. Ich kann mich an nichts erinnern. Offenbar wurde ich aber handelseinig mit irgendwem, an den ich mich nicht erinnern kann.
Es ist ziemlich arrogant und dumm, jemanden das Gedächtnis zu löschen und dann zu erwarten, man würde machen, was diese Leute wollen.

Was ich aber weiß und worüber ich nicht reden darf, ist genug, vielleicht das Leben einzufordern, das du mir schuldest. Bevor ich gegen meinen Glauben und meine Schwüre handeln würde, würde ich wollen, dass du mir einen Pflock durch das Herz treibst und mich zum Familienerbstück machst. Ich lasse mich nicht erpressen!

Sei bitte bereit das zu tun, wenn ich es verlange.
Wie gesagt, offenbar darf ich darüber nicht reden, obwohl ich nicht mal weiß worüber! Namen werde ich nicht nennen, aber wenn du mir welche nennen würdest, die hier unten Macht haben oder auch nur in Mythen der Vampire existieren, wäre ich dir sehr dankbar."

Sie seufzte wieder, klang dann aber fröhlicher.
"Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. War ich lange fort? Nicht mal das weiß ich!"

[Benjamin]

Er hörte ihr zwar zu, aber so richtig verstand er nicht was sie sagte, doch das war auch erstmal nicht wichtig. Ein paar versprengte Worte spuckten durch seinen Verstand ehe er sich wieder gesammelt hatte... Pflock... handelseinig... Amnesie.

Er löste sich langsam von ihr und schaute sie an, in seinen Augen sah man immer noch den leichten Rotschimmer. "Wenn du es von mir verlangst dann werde Ich es Frage tun Angelique, auch wenn Ich nicht hoffe dass dies wirklich nötig sein wird. Habe Ich dich richtig verstanden, du kannst dich nach unserer Ankunft an nichts mehr erinnern, hattest aber Kontakt mit jemandem mit dem du einen Handel eingegangen bist von dem du nichts weißt, aber auch nichts erzählen kannst?" es war fast so wahnwitzig dass man schon wieder Lachen musste.

Nachdem dieser erste Fragensturm sich gelegt hatte wurde er für einen kurzen Moment beängstigend still. "Du warst ein ganzes Jahr und eine Nacht verschwunden, beginnend mit der Nacht an der wir hier an Land gegangen sind." er seufzte, eine Mischung aus Erleichterung und Anspannung dann erhob er jedoch nochmalig die Stimme, so als war ihm noch etwas wichtiges eingefallen. "Ah, bevor du dir Sorgen machst, Ich habe deine Männer an mich gebunden, da Ich nicht wusste ob und wann du wieder zurück kommen würdest. Ich habe gesehen was mit jenen passiert die sich nach unserem Blut verzehren... dieses Schicksal wollte Ich ihnen ersparen. Sie sind natürlich deine Männer und Ich überantworte sie natürlich ohne Frage liebend gerne wieder an dich zurück."

[Angelique]

Angelique nickte und sah sehr erleichtert aus, als über ihre Blutvasallen geredet wurde.

"Hab Dank dafür! Auch dafür, dass du gewartet hast!"

Sie lachte hell. "Ja, das hast du richtig verstanden. Wer auch immer das war, ist nicht der Meister der Subtilität, wenn er erwartet, nach einem Jahr würde das nicht auffallen, wenn ein Vampir abgängig ist oder seine Blutvasallen Amok laufen.

Vielleicht dient es auch nur dazu, mit wenig Aufwand Misstrauen zu erzeugen.
Wenn dem so ist, ist das überaus erfolgreich. Ich traue mir jetzt nicht mehr."

[Benjamin]

Benjamin wirkt leicht überrascht. Aber auf seinem Gesicht zeigt sich ein freudiges Lächeln als sie ihm dankt. „Oh nicht dafür Angelique. Ich lasse niemanden zurück. Zumindest nicht dich. Auch wenn Ich ehrlich sagen muss, dass Ich die Hoffnung langsam aufgegeben hatte.“ er fühlte sich nicht schlecht dafür, bereute es auch nicht. Es war die Wahrheit und er sah keine Schande darin es zuzugeben. „Ich weiß nicht ob Ich ein weiteres Jahr geschafft hätte meine Grundsätze zu wahren. Aber zum Glück muss Ich mich dieser Entscheidung nicht stellen nun da du wieder hier bist.“ seine Augen sprachen für sich.

„Doch Ich glaube es könnte eine gute Übung des Geistes sein. Die Situation über und über weitere male durchzuspielen.“ seine Worte und seine Intonation zeigten dass er so etwas nicht zum ersten Mal machen würde.

„Ich kann deine Angst verstehen Angelique. Doch Ich glaube das ist eines der Paradoxen unserer Existenz. Zumindest ein Paradoxon meiner Existenz. Ich existiere doch in meinem Weltbild sollte Ich das nicht. Und doch tue Ich es, aus dem Zweck heraus dafür zu sorgen dass Ich es irgendwann nicht mehr muss. Wenn du also über deine Angst gegenüber dem was du anderen zufügen könntest sprechen willst, so steht dir meine Tür immer offen.“ er lies sich nach diesem Gefühlsausbruch in den Sand fallen wie ein Stein, sah dabei in die Sterne hinauf und seufzte.

[Angelique]

Angelique warf sich daneben und machte lachend einen Sandengel mit Armen und Beinen.
Auch sie schaute verträumt zum Firmament hinauf.

"Sind sie nicht wundervoll?", schwärmte sie. "Wie klein wir sind angesichts dieser gewaltigen Schöpfung des HErrn. Wie albern die Spielchen sind von Untoten an Puppenschnüren, gelenkt von Puppenspielern, die ihre eigenen Schnüre nicht erkennen."

Sie starrte zum Himmel. Man konnte ahnen, warum sie nie blinzelte. Sie saugte wohl jeden Moment ihrer jahrhundertelangen Existenz jeden Eindruck in sich auf.

Angelique wirkte seltsam glücklich, obwohl sie doch eben noch ihre Hilflosigkeit angesichts ihres Schicksals beschrieben hatte.

"Alles steht dort geschrieben, aber niemand vermag das alles zu lesen. Es war vorbestimmt, dass du mit der zweifelhaften Belohnung meiner Wenigkeit für deine Geduld gesegnet wurdest."

Sie schaute ihn lächelnd an. Viel mehr würde eine Vampirin wohl kaum einem anderen Vampir an ehrlicher Zuneigung schenken können als diesen sanften Blick.

[Benjamin]

Benjamin schaute ebenfalls in die Sterne und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. „Ich glaube nicht dass alles dort geschrieben steht. Außer du siehst dort ein nicht endendes Meer an Entscheidungen die wieder andere beeinflussen. Wobei wenn ich es so laut ausspreche dann denke Ich dass du wahrscheinlich genau das dort siehst. Ich glaube wir können einen Unterschied machen. Du und Ich. Und wenn wir damit in den Untergang laufen ohne es zu wissen dann sei es so. Wir haben es im besten Wissen und Gewissen getan!“ er nahm ihr Lächeln mit seinen Augen auf und entgegnete mit einem ebenso freudigen und fürsorglichen Lächeln. Es brauchte keiner Worte um ihr zu sagen dass er sie nicht zurücklassen würde, nicht solange er eine Wahl hatte.

[Angelique]

Sie richtete sich wieder auf.
Sie brauchte nichts erwidern, denn sie sah es ja genauso, wie Benjamin es gesagt hatte.

"Es wird wohl Zeit, wieder nach Genua zurückzukehren, nicht wahr?
Eigentlich schade, denn ich mag den Süden sehr. Aber bisher ist jedes Mal, wenn ich versuchte, etwas Zaghaftes hier unten zu flechten, meine Bemühung sehr rüde beendet worden.
Ich sollte es wohl aufgeben."