[1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

[Juli '21]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Giada Salvaza Rossi
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[1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Diesen Brief gab Giada in die Hände der Dienerin des Elysiums, die ihn wiederum an Toma Ianos Navodeanu überreichen sollte. Der Brief war mit Wachs versiegelt und abseits davon recht schlicht.
An Toma Ianos Navodeanu, Neugeborener vom Clan des Drachen, Herold Genuas,

Mein Aufenthalt in Genua ist erst einige wenige Jahre jung. Doch ich will jene kennen lernen, die um mich her durch die Nächte gehen. Ihr als ein Herold seid oft genug einer der ersten, der jenen begegnet, die in dieser Domäne eintreffen.

Wollt Ihr mir ein Treffen zur Bekanntschaft zwischen uns gewähren? Der Ort soll das Elysium Genuas sein, die Zeit sollt Ihr bestimmen.

gezeichnet,
Giada Salvaza Rossi, Neugeborene vom Clan der Nacht
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Es kam einmal im Monat vor, dass Tomas Schritte sie in das Elysium führten. Früher hauptsächlich um zu sehen ob man neue oder alte Kainiten antraf und nun auch um die Aushänge zu lesen. Sie hatten sich nun doch darauf eingelassen und das Lesen erlernt. Für manche Dinge war es doch ganz nützlich.

So nahmen sie den Brief entgegen und lasen ihn direkt dort und gaben der neuen Elysiumsdame direkt eine mündliche Antwort mit zurück.

"Dem Wunsch Giadas sei stattgegeben. In einem Monat dann."

So war es auch dass sie einen Monat später zu ihrem regelmäßigen Besuch im Elysium eintrafen und in der Casa auf die Lasombra warteten.
Auch Toma sah immer noch aus wie ein femininer Bursche oder junge Frau. In der männlichen Kleidung diesmal mehr nach ersterem.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Als Giada in jener Nacht eintraf, ließ sie sich den Weg zu Toma weisen. Sie ging ohne Eile - das Gewand aus schweren, weiten Stoffen, das sie trug, war auch eher zum herrschaftlichen Schreiten als für irgendeine Eile gemacht.

In der Casa dann sah sie sich um, war hier drinnen noch nie auf lang gewesen. Unweigerlich ging ihr Blick zu den Schiefertafeln, die hier aufgehängt waren und den Raum in der Casa wohl gemeinsam mit dem Brett aus angesengtem Treibholz bestimmten. Ihr Blick glitt über die Zeilen, dann hob sie die rechte Augenbraue als er zu Toma wanderte. Was für ein Ort für ein erstes Zusammentreffen.

“Ich grüße Euch”, begann sie. “Seid Ihr Toma Ianos Navodeanu, welchen ich um ein Treffen bat?” Die Aussprache des wohl eher fremdartigen Namens gelang ihr nicht recht: Das Italienische schliff ihn glatt und rund.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als die Fremde eingetreten war, hatten sie ihr einen Moment gegeben um sich umzuschauen, bevor sie langsam auf sie zugekommen waren.
Sie nickten auf ihre Frage.

"Ja, das sind wir. Toma Ianos Navodeanu, neugeborgen im Blute der Drachen, Erster Herold der Domäne und Kind des Ancilla Navod Sorinescu." stellten sie sich vollständig vor.
Sie wussten auch wer Giada war, doch überließen es ihr wie es sich geziemte sich vorzustellen.

Erst danach deuteten sie auf eine der Sitzgruppen an einer der Wände und boten ihr sich zu setzen, wenn sie wollte. Es war nur zufällig dass das Schachbrett daneben stand. Nicht dass sie es spielen konnten.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Das “wir” ließ Giada für einen Moment stutzen. Es war keine große Regung und sie hatte sich zu gut unter Kontrolle, war zu gut geübt im Auf und Ab von Rede, Antwort und Überleitung. Und doch war da ein kurzes Innehalten.

“Dann will ich Euch begrüßen, als Giada Salvaza Rossi, neugeboren in den Clan der Nacht, Tochter im Blute von Santa Noellina, Ancilla im Clan der Nacht und Tochter im Blute von Totila, Ahn im Clan der Nacht, Prinz von Mailand und Herr der Lombardei.” Giada hatte eine tiefe Stimme für eine Frau. Sie sprach in einem dunklen Alt-Ton und ohne Zaudern. Diese Worte nun hatte sie wohl auch kaum zum ersten Mal gesprochen. Zugleich wusste oder ahnte sie auch mit gutem Grund, dass Toma, der Herold, wohl bereits wusste, wer sie war. So drehten sich die Dinge um sich selbst.

Dann folgte sie seiner Geste und Einladung. Das Schachbrett war etwas, das ihr durchaus zu gefallen schien. Zum ersten Mal in dieser Nacht lächelte sie, nur weil ihr Blick über die geschnitzten Figuren glitt. Es war nicht unbedingt ein schönes Lächeln, denn dafür war es eine Spur zu hungrig. Doch offenkundig gefiel es ihr.
Für einen Moment hing ihre Hand über den Figuren auf dem Brett, doch sie berührte keine davon. Stattdessen sagte sie:

“Wenn Ihr von Euch sprecht und sagt dabei “wir”, dann klingt es als wäret Ihr mehr als einer. Und doch sehe ich nur einen von mir und er trägt nicht den schweren Mantel der Majestät auf seinen Schultern. Wie kommt dies?”
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Wir sind wir, weil wir nicht allein sind. Genauso wenig wie ihr. Es ist ungewöhnlich, sicher. Doch ich gebe meinem Innersten Verlangen einen Platz neben mir. So bin ich nicht allein ich und es nicht es, sondern wir sind wir." erklärte die Tzimisce nachdem sie sich neben das Schachbrett gesetzt hatte.

Sie deuteten mit der flachen Hand auf Giada.
"Eine Enkelin des hochverehrten Totila in Genua...." Sie schmunzelten . "Wir hatten euren Großerzeuger einst zu Gast in unserem Haus." Ein schwieriger Gast, doch das sagten sie nicht.
"Ein geschichtsträchtiger Moment ist das nun, nicht wahr?. Nach dem Bruch von Genua und Mailand hätte man wohl nicht so bald daran gedacht dass sich eine Mailänderin hier wieder einfinden könnte, schon gar nicht direkt vom Prinzenhof."
Das machte sie wirklich neugierig. Was wollte Totila damit bezwecken?

Nebenbei nahmen sie eine der schwarzen Figuren vom Brett und betrachteten sie mit fachmännischem Auge und Gefühl. Wozu waren diese gut?
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Für den ersten Moment wohl nahm Giada die Erklärung des Tzimisce hin. Es war deutlich genug, dass sie damit nicht eben einverstanden war und wohl noch darüber nachdachte. Die leicht gerunzelte Stirn und die in Nachdenklichkeit verhärteten Gesichtszüge sprachen wohl für sich. Doch für nun wandte sie sich seinen weiteren Worten zu anstatt auf den vorigen zu verharren.

“Eure Gastfreundschaft gereicht Euch damit zur Ehre”, stellte sie fest. Auch sie erwähnte ganz gewiss nicht, dass dieser Gast im eigenen Haus wohl sicherlich kein einfacher gewesen war. Dies war ein selbstverständlicher Anspruch und es gereichte dem Tzimisce vor ihr tatsächlich zur Ehre, dass er ihm Gastgeber gewesen war.

Sie beobachtete ihn einen Moment, wie er die Figur in seinen Fingern hielt. Dem innersten Verlangen neben sich Platz geben? Diese Worte missfielen ihr, sie schlugen einen Missklang in ihr an, den sie noch nicht recht deuten konnte.
Und dann fiel es ihr auf.

“Mein Verlangen ist nicht neben mir”, sagte sie. “Es ist ein Teil von mir und ich bin seine Herrin. Zugleich ist es mein Antrieb. Ohne es bin ich lasch und fahl, unvollständig. Stünde es aber neben mir, so gäbe ich ihm Raum und Kontrolle außer mir. Es wäre führerlos, ziellos, ein Maul, das sich selbst verschlingt. Doch dies will ich nicht dulden.” Sie ballte die Hand zur Faust als sie diese Worte sprach so wie eine, die die Zügel fest anzog, die etwas an sich riss und es mit sich behielt. Und sie lächelte dabei ohne auch nur einen Hauch von falscher Scham wie es vielleicht bei einem Menschen gewesen wäre.

Sie reckte ein wenig das Kinn, sah zu der Figur in Tomas Händen hin. “Der Springer - die Geißel - liegt ungelenk in Eurer Hand. Ich lehre Euch das Spiel mit diesen Figuren und dann spielen wir. Es ist eine treffliche Art, einander kennen zu lernen. Was sagt Ihr?”
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma blickte auf die Figur. Ein Spiel war es also? War es so offensichtlich dass sie nicht wussten was es war? Und sie wusste es? Da Ilario es hier aufgestellt hatte, musste es anderen wohl bekannt sein, sonst könne niemand etwas damit anfangen.

„Ja…warum nicht.“ Sie kratzten sich am Kopf. Sie hatten nichts übrig für Spiele. Würfeln und Karten…was die Menschen in Tavernen so taten. Schien ihnen Zeitverschwendung, doch wenn sie einmal hier waren und sie es anbot. Vielleicht konnten sie hier was Neues lernen.

Sie stellten die Figur zurück und ließen sich erst einmal die Regeln erklären bevor sie auf das angeschnittene Thema zurückkommen würden.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada nickte und drehte das Schachbrett so, dass Schwarz und Weiß keinem von ihnen beiden zugewandt oder entgegen standen. Stattdessen richteten sich beide Seiten einfach links gegen rechts zwischen ihnen aus. Weshalb war dies wichtig? Es war ein Zugeständnis an sie selbst: Sie wollte gewinnen, wenn eine Seite ihr gehörte. Doch das war hier und jetzt fehl am Platze. Ein Sieg gegen einen, der noch nicht zu spielen wusste, war keiner: Unwürdig, leer, wertlos. Dies war einer der Unterschiede zwischen dem Spiel auf dem Brett und der Wirklichkeit der Nacht.
Doch für Toma begann sie anders:

“Dies ist ein Spiel und zugleich ist es ein Kampf. So wie ein Wettstreit ein Kräftemessen im Körper ist, das dem blutigen Kampf sehr nahe kommt, ist dies ein Wettstreit im Verstand. Was Ihr hier zwischen uns seht, sind die zwei Seiten, so wie zwei Heere oder zwei Höfe. Doch weil es ein Spiel ist, sind die Dinge einfach gehalten. Es gibt nur zwei Seiten, Schwarz und Weiß, und nur diese Figuren auf dem Brett.”

Sie sah über das Brett hinweg zu Toma hin. “Ihr werdet eine Seite spielen, ich die andere. Eine Seite siegt, wenn der gegnerische König - der Prinz - fällt.”
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Oh. Kriegsstrategie." bemerkten sie und betrachteten das Spiel nun aufmerksamer und mit größer werdenden Augen.
"Und das ist ein Spiel? Macht euch das Freude?" fragten sie dann.

"Wettstreit im Verstand klingt sehr interessant." Sie hatten nicht viel für den Krieg übrig, noch haben sie sich je mit der Strategie oder Planung dahinter befasst, doch dies schien daher umso mehr eine neue Herausforderung zu sein.

"Das heißt die anderen Figuren sind Soldaten und müssen den Prinzen töten und logischerweise halten die anderen Soldaten sie auf?"

Dies hatte nun wirklich noch eine ganz besondere Dimension, wenn man schwarz und weiss als Genua und Mailand sehen wollte.

"Nun gut. Wie benutzen wir diese Figuren?"
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