[1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

[Juli '21]
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Benjamin
Assamit
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin schmunzelte leicht während er sich etwas nach vorne beugte, so als wolle er etwas im geheimen sagen, seine Stimme blieb dennoch in der gleichen Lautstärke wie davor.

„Und was würde euch auf diese Idee bringen dass Ich den sehr verehrten Seneschall besser kennen würde? Ihm gar in Treue ergeben bin?“ er lächelte weiter.

„Nicht das ihr mit dieser Zeit Einschätzung unrecht habt. Ganz im Gegenteil, aber dennoch habt ihr mein Interesse geweckt wer euch diese Informationen anbot, oder ob ihr aus den vorliegenden Informationen geschlussfolgert habt?“ seine Hand fuhr sich langsam an der Kante seines bartlosen Kinns entlang und man merkte mittlerweile kaum mehr etwas von der anfänglichen Verwirrung des Assamiten.

„Hm… er ist jemand der Offenheit zu schätzen weiß, solange ihr ihm den ihm gebührenden Respekt zukommen lasst und ihn nicht anzweifelt. Er ist für einen Ahnen seines Ranges noch sehr aktiv und bereit in die Geschicke der Welt einzugreifen sollte er es für nötig befinden. Die drei Grundsätze die Ich euch gerade genannt habe solltet ihr euch immer ins Gedächtnis rufen wenn ihr mit ihm sprecht. Aber auch deren Implikationen. Ich bin mir vollkommen sicher eine Magista eures Ranges und eurer implizierten Fähigkeiten ob eurer Abstammung wird mit diesen Informationen umzugehen wissen und ihre Anwendungsbereiche erkennen.“ er schaute ihr für einen Moment mit Nachdruck in die Augen, in dieser Welt wurde einem nichts geschenkt, aber sie würde wissen wie sie sich das nahm was sie wissen wollte.

„Seid ihr hier um die Tedescischen Umtriebe für euren Clan im Augen zu behalten, Genua von Innen heraus gegen solche Angriffe zu stärken und Versorgungssicherheit zu gewährleisten, oder seid ihr hier um Informationen zu sammeln wie es zu dem Wortbruch Genuas gegenüber Mailand kommen konnte und die Schuldigen auszumachen? Oder ist es gar so dass ihr eine zweite Hand des sehr verehrten Ketzers seid die seinen Griff zwecks der Christianisierung Genuas verstärken soll? Oder eine Kombination aus den vorherigen Optionen?“ seine Worte schnitten scharf durch die Luft, er sprach nicht aggressiv, aber spätestens jetzt war klar, dass er nicht mehr lange um den heißen Brei herum reden würde.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Als Benjamin so näher rückte, wich Giada nicht zurück. Doch mit seiner Geste ließ er die Anspannung im Raume unweigerlich steigen. Vielleicht konnte er wenigstens ahnen, dass die Lasombra ihren Körper spannte, auch wenn ihre weiten und schweren Gewänder wohl ihr übriges taten, solcherlei zu verbergen.
Doch Giada wich nicht zurück und gewiss tat sie dies auch nicht, als er mit weiteren Fragen auf sie eindrang. Doch sie lächelte auch nicht wie er, nicht einmal zu einem schlecht verhohlenen Zähneblecken.

Stattdessen neigte sie sich nun ihrerseits vor, selbst wenn dies bedeutete, dass nur noch sehr wenige Fingerbreit sie beide trennten.

“Ich brauche keine Spione oder zugetragenes, gekauftes und gestohlenes Wissen, um Euch als einen Mann der See der Schatten zu vermuten”, stellte sie für ihn fest. “Ihr seid kein Mann der höchst verehrten Herrin Aurore von Genua und nach Euren Worten hier und heute braucht es keinen großen Sprung, um Euch als einen im Gefolge und Schatten des hoch verehrten Herren Lydiadas zu erkennen.”
Der Blick der Lasombra war dunkel. Braune Augen, vielleicht im Leben einmal mit einem hübschen, warmen Funkeln. Was ihr Blick im Tode an Wärme verloren hatte, war durch unnachgiebige Härte ersetzt worden.

“Ihr seid der erste hier in Genua, der den Schneid besitzt, diese Fragen, die Ihr nun gestellt habt, auch offen zu stellen. Die meisten anderen sind ahnungslos für derlei oder schleichen in eitler Selbstverliebtheit darum her als fürchteten sie, selbst mit Fragen zu viel über sich selbst preiszugeben.” Sie schnaubte verhalten.
“Ihr habt im Gröbsten wohl Recht mit Euren Fragen. Bis auf jene Sache um den hoch verehrten Ahnen vom Clan des Mondes, den Ketzer. Wie Ihr darauf kommt, das ist mir ein Rätsel. Doch ich würde Euch raten, nicht solche Gespenster zu jagen. Der Christenglaube…” Hier machte sie eine knappe Geste zu der eisernen Fibel hin, die sie ihm mitgebracht hatte, ohne dass sie dabei tatsächlich den Blick von ihm wendete.
“...ist ein Teil dieses Landes, dieser Tage, der Menschen und der Welt um uns her. Es spielt keine Rolle, ob er Euch gefällt oder nicht. In diesem Land fußt auf ihm die Macht von Glaube, förmlicher und in Tradition gebrachter Religion und nicht zuletzt auch der Kirche. Ihr könnt Euch dagegen stemmen oder Ihr könnt diesen Teil der Welt ansehen und als das erkennen, was er ist. Ihr könntet davon lernen und daran erstarken, dass Ihr Erkenntnisse gewinnt.”

“Es mag Euch überraschen, was so mancher vom Blute Euch sagen könnte, der diesen Glauben auch in den Tod weiter trug - so wie ich. Was und wie sie ihre Existenz begehen und wie sie den Prüfungen in der Nacht begegnen können. Haltet dies verdammt so sehr Ihr wollt, doch verkennt niemals die Macht und Stärke darin. Gewiss bedeutet dieser Glaube nicht, dass wir stets noch einmal die andere Wange hinhalten. Jenes Eisen, das ich Euch heute mitbrachte, ist ein Zeichen für die Stärke, die so mancher im Glauben gewinnt und Unmögliches vollbringen kann. Einen Jäger, einen Krieger, einen furchtlosen Richter für die Schrecken und Ungeheuer in dieser Welt.” Sie war noch ein Stück näher nun. Nah genug, dass sie beide die Hitze ihrer beider Gesichter und Worte gegenseitig gespürt hätten, wären sie nicht so lange schon kalt und tot.

“Verkennt nicht, was ist, nur weil es Euch nicht gefällt. Das ist mein Rat an Euch, der Euch vielleicht mehr helfen mag als eine Jagd nach unsichtbaren Ränken eines Ahnen der Seher, der Erleuchteten, des Gebrochenen Spiegels und des Mondlichts, das sich darin bricht. Eine solche Jagd wird Euch nur in die Irre führen, auf Pfade, welche wir alle besser eben jenen vom Clan des Mondes überlassen, um unseres eigenen Verstandes willen.”

Nun lehnte sie sich langsam wieder zurück und damit ließ auch ein Teil der Anspannung nach.
“Denn ich würde nur ungern einen Mann, der mir hier in Genua ein nützlicher Verbündeter sein könnte, an solchen Irrsinn verlieren.”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin hielt dem Blick stand und vergrößerte auch nicht die Distanz zwischen ihnen. Erst nach einer Weile schlug er die Augen nieder und seufzte.

„Denkt ihr nicht es ist etwas vorschnell einem unserer Art eine Abneigung gegen einen Glauben zu unterstellen nur weil dieser ebenjenen nicht nach außen trägt? Ich lehne zwar das Konzept der Vergebung ab, glaube aber dennoch an den Allmächtigen. Ich war Christ in meinem früheren Leben. Doch wie viel schlimmer muss der Fluch von IHM wiegen wenn schon die Menschen der Erbsünde schuldig sind.“

Benjamin schaut auf das mitgebrachte Präsent und dann wieder in Richtung Giadas. „Welche Schrecken und Dämonen der Nacht bekämpfte der Heilige denn wohl?“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Die Legenden über ihn sind zahlreich und die verschwimmen ineinander: Bestien, Dämonen, Drachen, die Perser, das Unbekannte. Doch immer hat er die Menschen umher durch seinen Kampf geschützt. Am Ende jedoch starb er als Märtyrer. Für was wurde er geheiligt? Seinen Kampf? Seinen Tod? Seine Furchtlosigkeit im Angesicht von beidem?” Für einen Moment schwieg sie und beobachtete Benjamin.
“Meine Vermutung ist nicht voreiliger als Eure. Und doch trafen wohl beide einen wunden Punkt sonst wären sie nicht diese Antworten wert gewesen.” Dies war eine Feststellung so sehr wie es ein zumindest vorübergehendes Friedensangebot in diesem Gespräch war.

“Wir wissen nun einander etwas besser einzuschätzen”, stellte sie dann fest. “Und nun bin ich neugierig geworden: Können wir einander auch nützen?”
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Benjamin
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin wiegte leicht den Kopf hin und her als sie erklärt dass ihre Vermutung nicht voreiliger wäre als seine so als drücke er damit ein je nachdem wie man es sieht aus. Hinter seinen Fragen verbarg sich noch einiges, soviel war der Lasombra sicher. Seine Stimme echote ihre Worte, ohne hämischen Unterton oder deresgleichen. Mehr wie Nachhall in der Stille.

"Hat er die Menschen um sich durch seinen Kampf unterstützt...Die Menschen...nicht unsere Art. In diesen Geschichten der Heiligen der Menschen sind wir nicht der heilige sondern der Dämon, der Drache, die Perser und das Unbekannte. Wir sind nicht dass was ihnen wieder auf die Beine hilft, die Sterblichen Hoffnung schöpfen lässt. Wir sind der Stoff aus dem ihre Alpträume gemacht sind. Wir sind der Apfel im Garten Eden, wir sind das was in der Einöde lauerte als Adam und Eva aus ebenjenem verstoßen wurden." er zuckte mit den Schultern als hätte er mit diesem Gedanken bereits vor langer Zeit seinen Frieden geschlossen.

"Nützlich können wir uns natürlich sicherlich sein. Aber Ich glaube mein Ursprüngliches Angebot wäre an euch gerichtete mehr als nur deplaziert. Dennoch seid ihr eine angenehme Gesprächspartnerin und sollte Ich euch hinsichtlich eurer Aufgaben hier in Genua unterstützen können so lasst mich dies gerne wissen.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Lasombra hob die rechte Augenbraue. “Wagt Euer Angebot oder zweifelt für immer, was hätte sein können.”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

"Mit Zweifeln hat meine Reserviertheit nichts zu tun. Mein Angebot würde zuviel über meine eigenen Motivationen preisgeben. Dies kann ich in meiner momentanen Situation nicht riskieren, will Ich mich nicht ... wie sagtet ihr... an den Irrsinn verlieren. Ich werde keine weiteren Worte diesbezüglich mehr verlieren und es liegt mir auch wenig ferner als euch zu erklären was es mit diesem ominösem Angebot auf sich hat um euer Interesse unnötigerweise weiter zu schüren."

"Wenn es euch nichts ausmacht, würde Ich diese unangenehme Situation gerne auf sich beruhen lassen und wir wenden uns einem anderen Thema zu?" er lächelte, dennoch ließ seine Stimme keinen Nachdruck missen.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada nickte und meinte trocken: “Für dies habt Ihr meine Anerkennung.” Sie machte eine knappe Geste die fast so aussah als würde sie eine neue Buchseite aufschlagen, ein Schnitt für das bisher Gesagte.

“Erzählt mir von Euren Pflichten als Liktor und wie Ihr sie bislang habt ausfüllen können. Das Amt ist nicht überall üblich.” Sie nickte zu der eisernen Fibel herüber. “Ist es den Menschen zum Schutz? Oder ist es allein ein Deckmantel über unsere Taten?”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin nickte, eine neue Seite.

"Ich würde sagen sowohl als auch. Denn auch ein Deckmantel über unseren Taten ist schlussendlich den Menschen zum Schutz. Je mehr Wissende es auf Seiten den sterblichen gibt, desto mehr werden sie versuchen uns zuzusetzen, nich wissend dass sie damit in ihren Untergang und einem qualvollen Tod entgegenstürmen. Wie so oft ist es also mehr ein Geflecht aus Anforderungen und Verpflichtungen in dem man sich bewegt als klare Linien. Bezüglich meiner persönlichen Erfahrung... Bis vor kurzem hatte Genua noch ein Problem aus mehreren Egelkonglomeraten die sich aufgrund von Unachtsamkeiten von ehemaligen Mitgliedern der Genuesischen Gesellschaft entwickeln konnte. Die erste Dekade meiner Amtszeit bestand nahezu nur darin diese Egelnetzwerke und ihre strategischen Köpfe ausfindig zu machen und auszulöschen. Und machen wir uns keine Illusionen, dies Ausrottung ist zwar vorerst gelungen. Dennoch bin Ich mir sicher dass es noch Gruppierungen gibt, diese jedoch erstmal in den Untergrund abgetauch sind. Wie viel Gewichtung man den unterschiedlichen Anforderungen des Amtes zukommen lässt ist sicherlich auch von Liktor zu Liktor unterschiedlich."

"Auch wenn die Unterstützung innerhalb der Genuesischen Gesellschaft wegen meines Clans nicht groß war, habe Ich dennoch getan was getan werden musste und das Amt nach bestem Wissen und Gewissen ausgefüllt. Das Amt ist behaftet mit vielen Erwartungen und wenig Gewinn. Aber da Ich nicht nach Macht strebe, zumindest nicht um ihrer selbst Willen, gräme Ich mich nicht über diese Wahrheit." er beschreibt mit seiner Hand eine wegwerfende Handbewegung.

"Wo liegen eure Stärken? Seid ihr eine Strategin, eine Scholarin oder etwas gänzlich anderes? Und wo seht ihr euren Platz in der Genuesischen Gesellschaft in einer Dekade?" er schmunzelte, sicherlich wohlwissend wie forsch seine Frage war, auch wenn sie auf den ersten Moment nicht so wirken mochte.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Unsere dunkelsten Orte [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Es ist kühn, anzunehmen, ich wäre in zehn Jahren ein Teil der genuesischen Gesellschaft. Gerade Ihr, nach all Euren Vermutungen, solltet dies wissen.” Es war eine sehr trockene Feststellung. “Ich habe gelernt, nichts zu erwarten und mit allem zu rechnen. Und damit, dass selbst das bei weitem nicht genug war.” Noch immer klang dies staubtrocken. Und vielleicht war es zugleich ein Anflug von Humor.

“Ich bin eine Scholarin, doch das schließt die Strategin nicht aus oder irgendetwas sonst. Im Gegenteil. Ich tue, was ich tun muss. Was Ihr von Euren Pflichten beschreibt, das klingt ebenso als würdet Ihr das auch.”

“Sagt mir, gibt es eine Sache, bei der ich die Liktoren unterstützen könnte? Was mir der wohlwerte Herold zuerst als Aufgabe auftragen wollte, habe ich längst getan. Ich hätte bei seiner Aufgabe bleiben sollen. Was ich stattdessen als Aufgabe vorschlug, braucht seine Zeit, denn es wird nicht direkt gehen sondern langsam und Stein für Stein - und dies nicht durch meine Hand oder die direkte Hand von irgendjemandem vom Blut.”
Sie ballte die rechte Hand einmal zur Faust, ohne Zorn und wohl mehr als Geste, die die nächsten Worte unterstrich: “Ich selbst bin lieber tätig als untätig.”
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