[1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

[Juli '21]
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Die Anweisung, so wie Ihr sie genannt habt, ist klar. Doch die Beichte selbst ist ein heiliges Sakrament, welches nicht einem jeden Menschen dieser Zeit und auch nicht einem jeden vom Blute bekannt ist. Einige mögen Heiden sein, Ungläubige oder solche, welche sich von Gott abgewendet haben.”
Giadas Blick war klar und direkt. Darin war kein Mitleid für die Ungläubigen, keine Bitterkeit. Wenn man etwas hinein deuten wollte, dann wohl einen unterschwelligen Zorn.
“Können solche, welche weder im Leben noch im Tode je die Größe Gottes erkannten oder die Vergebung der Sünden nach Beichte und Buße - können solche die Beichte verstehen? Sie können den Befehl hören, sie können ihm auch folgen, doch bereits hier scheinen nicht alle dies getan zu haben?”

Giada nickte Iulia damit einmal zu. “So ist meine Frage gerichtet, ob dies zu Frieden für die Beichtenden und Gehorsamen führte, ob es Unfrieden unter den Unverständigen gab oder gibt und wie eine Gesellschaft wie unsere, voller Verschiedenheiten und Eigenwilligkeiten, einen solchen Befehl fortträgt.”
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Eine Gesellschaft wie die unsere, ist vor allem eines: getragen von den Traditionen, die uns alle binden.“, erklärte die Harpyie mit einer gleichmäßigen und unaufgeregten Stimme. Mehr sagte sie jedoch nicht hierzu. Entweder hatte sie damit in ihren Augen bereits alles gesagt, was es hierzu zu sagen gab. Oder aber die Ventrue war nicht gewillt mit der Lasombra über Frieden und Unfrieden oder auch Stabilität und Instabilität innerhalb der Domäne zu sprechen, weshalb sie das Thema umschiffte. Vor allem da die beiden Blutlinien bekannterweise alles andere als Freunde waren. Womöglich war sie als Harpyie, aber auch schlicht der falsche Ansprechpartner, für derlei theologische Fragen. Zumindest trug die Ventrue weder Rosenkranz noch Kreuz noch ein sonstiges Zeichen, welches für einen christlichen Glauben sprach, offen sichtbar.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Und doch - oder vielleicht sogar wegen der Dinge, die Iulia Cornelia eben nicht sagte - war dies eine Antwort. Die Lasombra nickte ernst.
“Dies ist wahr. Und dies sollte uns allen stets gegenwärtig sein.” Für eine Weile ließ sie diese Worte so stehen. Sie wogen zu schwer und es war zu viel, das zwischen diesen beiden ungesagt bleiben musste.

Erst nach einer Weile dann setzte Giada neu an. “Es kam mir auch zu Ohren, dass der Stadtteil Clavicula als Jagdgrund oder gar Lehen als Belohnung für diejenigen ausgesetzt worden sei, welche im Norden Genuas - oder vielleicht auch andernortens in der Domäne? - den Menschen zu Siedelei verhelfen und damit zum Wohle der Menschen und der Stadt beitragen. Was hat es damit auf sich? Und was mit jenem Stadtteil, Clavicula?”
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Clavicula ist in gewisser Weise das schwarze Herz der Stadt.“, meinte die Ventrue mit einem dunklen Lächeln und einem zwielichtigen Unterton in der ansonsten warmen Stimme, bei welchem Unklar war, ob sie zu scherzen beliebte oder ob sie es ernst damit meinte.

„Das Sesterie, so bezeichnen die Genuesen ihre sechs Stadtteile innerhalb der Mauern, war lange Zeit die Domäne von Godeoc, ehemaliger Prinz der Domäne Genua und Ahn vom Clan der Verborgenen.“, erklärte sie der fremden Lasombra weiter, bevor sie eine bewusste Sprechpause machte.

„Was euch zu Ohren kam ist insoweit richtig, dass das Sesterie vom Prinzen als Jagdgebiet oder auch als Domäne ausgelobt wurde. Allerdings ist die Grundlage dessen, was hierfür zu tun ist so nicht korrekt.“, gab die Harpyie weiter zu verstehen.

Dann beschrieb die gepflegte Hand der Ventrue eine sanft abwinkende Geste, als sie ihrem Gegenüber riet: „Ihr solltet euch hierüber jedoch nicht zu viele Gedanken machen. Clavicula ist kein Sesterie, dass ein Kainit wie ihr Zuhause nennen will.“
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“So scheint es mir auch”, pflichtete Giada Iulia bei. “Und doch ist es wohl recht, eine solche Auslobung und den Willen des Prinzen darum zu kennen und also auch danach zu handeln. Ich habe dies wohl unwissentlich getan, als ich heimatlose Arbeiter anwarb und zum Bleiben einladen ließ - es war eine Sache, welche dem Bau von Mauern und Straßen dienlich sein sollte und weiter soll. Doch es ist wohl nicht selten, dass rechtschaffenes Wirken auch weiteres seiner Art befördert. Ich will jedoch nicht in einen Wettstreit jener geraten, welche als ansässige Vasallen des Prinzen um einen solchen Preis buhlen.” Es war eine Randbemerkung, doch Giada machte sie mit einer gewissen, vorsichtigen Sorgfalt. Als Fremde in einer Domäne war es leicht, unwissentlich an Dinge zu rühren, welche andere in den Händen halten wollten.

“Was jedoch geschah mit jenem ehemaligen Prinzen Genuas und Ahnen der Verborgenen? Gab er seine Domäne auf? Wurde er von ihr vertrieben? Ich entsinne mich, dass ich einmal von ihm hörte, doch das mag gut über fünfzig Jahre oder länger her sein.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Über seinen Verbleib ist nichts bekannt.“, entgegnete die Harpyie mit einer gleichmäßigen Stimme, während sie sanft mit den Schultern zuckte, ihre makellosen Hände erneut sorgsam und adrett auf ihrem seidenen Schoß platziert und ruhen lassend.

„Noch ist mir bekannt, wer Teil dieses, wie ihr es nanntet, Wettstreits ist.“, ergänzte die Ventrue schlicht. Offenkundig war sie selbst hieran nicht beteiligt, noch schien es sie groß zu kümmern oder selbst Interesse daran zu hegen, das Sesterie Zuhause nennen zu wollen.

„Gibt es sonst noch etwas, was ihr wissen möchtet?“, erkundigte sich die Kainitin freundlich bei ihrem Gegenüber.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Diese Frage Iulias ließ Giada knapp das Haupt neigen und höflich verneinen. Jede andere Antwort wäre forscher gewesen als recht gewesen wäre.
“Ich danke Euch für Eure Worte und Erläuterungen. Das Amt der Harpyie ist kein einfaches und wird oft verkannt.”
Sie straffte sich ein wenig. “Gibt es etwas, womit ich Euch weiterhelfen kann? Meine Mittel sind begrenzt, wie es wohl für die meisten gilt, die nicht fest in einer Domäne verwurzelt und ansässig sind. Doch ich will nicht voreilig sein, was Fragen und Interessen Eurerseits angehen mag.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Für einen Moment ruhten Iulias blaugrauen Augen unbewegt auf ihrem Gegenüber, bevor ein zartes Lächeln über ihre Lippen huschte, sie kurz auf ihre feingefeilten Fingernägel hinblickte, ihren Blick erneut erhob und schließlich weich meinte: „Ihr sagtet eben, das Amt der Harpyie würde oft verkannt werden.“ Eine sanfte, aber auffordernd wirkende Geste, begleitete ihre weiteren Worte, die einen gefährlich süßen Unterton in sich trugen, als sie meinte: „Wieso erzählt ihr mir nicht davon, welche Domäne ihr bereistet habt oder auch eure Heimat nanntet, in der ihr zu der Ansicht gelangt seid, dass das Amt der Harpyie oft verkannt wird?“
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Lasombra schien weiter eher unbewegt von der feinen und feinsinnigen Mimik und Gestik der Ventrue. Hier nun nickte sie einfach und erklärte: “Das eine hat mit dem anderen wenig zu tun, so muss ich bislang annehmen. Und so kann ich die zweigeteilte Frage auch eher auf zweierlei Weisen beantworten.”

“Zuletzt war meine Heimat die Domäne Brescia, im Nordosten von hier. Der Prinz jener Domäne fiel, die Domäne selbst fiel durch Verrat an die Tedesci.” Es klang schmucklos und vielleicht allein darum bitter, doch die Lasombra ging nicht tiefer darauf ein. Die Kriege in der Nacht wurden ohne Unterlass geführt und niemand beweinte ihre Gefallenen.

“Was das Amt der Harpyie angeht, so kann ich Euch am besten antworten, indem ich Euch ein Gedankenspiel oder sogar einen leibhaftigen Versuch vorschlage: Fragt eine handvoll verschiedenster Kainiten danach, was das Amt der Harpyie sei und beinhalte, was seine Pflichten und Herausforderungen seien, was sein Nutzen sei. Die Antworten, so kann ich Euch aus Erfahrung sagen, sind oft grundverschieden.” Unterstrichen mit einer knappen Handgeste erläuterte sie weiter:
“Ihr werdet in solchen Antworten drei größere Strömungen erkennen: Jene, welche das Amt und seinen Nutzen in der Gesellschaft erkennen, in der Erkenntnis, Wahrung und Entwicklung von Rang und Stand, als eine ewig unermüdlich arbeitende Hand der Mächtigen in den Domänen, deren Sicht auf die Gesellschaft Verwirklichung finden muss, im Einklang mit den Traditionen.”

“Dann gibt es den harten Gegensatz dazu in jenen, welche das Amt der Harpyie als eitlen Tand sehen, als eine Sammelstelle für speichelleckende, sich das Maul zerreißende Höflinge, welche zu echten Taten nicht taugen und ihre Zeit mit Intrigen und der Beförderung der eigenen Wichtigkeit verschwenden.”

“Eine dritte, größere Strömung sieht die Harpyien als Wahrer und Lehrer der Etikette und damit als ein notwendiges Übel in einer Gesellschaft, in der die Mitglieder jeder Herkunft entspringen können und die Jahrhunderte überbrücken muss.”
Giada hatte sich mit dieser Erläuterung bis auf die eine Geste kaum gerührt und sie deutete auch nicht an, welcher Strömung sie selbst anhing - oder ob überhaupt.

“Doch vielleicht habt Ihr bereits Erfahrungen über solcherlei Ansichten gesammelt?”
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Tatsächlich ist mir derartiges gänzlich fremd, spiegelt es doch letztlich nur die mangelhafte Erziehung des Gegenübers wieder.“, erklärte das Ahnenkind des ventrueischen Prinzens mit einer gleichbleibend monotonen Stimme. Das Interesse der Harpyie war derweil sichtlich abgeflacht. Entsprechend wirkte es wenig überraschend, als sie das Thema einfach bei Seite winkte. Mit einer ruhigen Bewegung erhob sie sich anschließend stattdessen, während sie ihrem Gegenüber weiter zu verstehen gab: „Es ist bereits spät geworden.“

Für einen Moment betrachtete Iulia die Lasombra vor sich stumm, bevor sie in einem weiterhin unaufgeregten Tonfall meinte: „Es war überaus nett eure Bekanntschaft zu machen und es würde mich freuen, so sich eines Nachts die Wogen zwischen unseren Linien insoweit geglättet hätten, dass wieder angenehme Gespräche zwischen der Harpyie der Domäne Mailand und Genuas geführt werden können.“

„Ich hoffe unsere Konversation heute, hat dazu beitragen können, die Grundlage hierfür schaffen können.“, erklärte Iulia diskret ihre Erwartungen an Giada weiter, womit sie dieses Gespräch und die Informationen darin beglichen haben wollte. Offenkundig ließ sie der Lasombra hierin jedoch freie Hand, wie sie dies tun wollte und sprach in Angesicht der Situation keinerlei konkrete Forderungen aus, auch wenn die Richtung einer höflichen Annäherung grundsätzlich erkennbar war.

„Sollte es weitere Fragen geben oder einen Wunsch nach einem Treffen bestehen, so könnt ihr eine Nachricht für mich am Leuchthaus zwischen Genua und Quinto hinterlassen.“, meinte die Harpyie weiter, bevor sie höflich zu verstehen gab: „Es würde mich freuen von euch zu hören. Ob nun direkt oder auch indirekt.“ Dann erkundigte sie sich weiter: „Besitzt ihr bereits eine Möglichkeit, wie ich euch erreichen werde, während ihr in Genua verweilt?“
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