[1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada]

[August '21]
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Sie ist es noch immer”, erwiderte Giada ernst. “Die Sibylle der Lombardei ist weithin berühmt und stets kommen Pilger zu ihr. Der Ketzer selbst ist eine Macht. Wenn dies Eure Linie ist, so ist sie stark und Genua auch nicht fern.”
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

"Ja, das ist meine Linie", meinte sie und ein Hauch Sarkasmus lag darin, den man schwer deuten konnte.

Das Mädchen schaut sie wieder neugierig an. "Sagt, was führt Euch nach Genua? Was sind Eure besonderen Talente, die Ihr in den Dienst der Princeps stellen wollt?"
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ich tue, was getan werden muss und was ich tun kann.” Giada legte die Hände ineinander. Die Antwort klang ...vorbereitet. Oder vielleicht auch schon oft gesagt, denn die Frage war wohl auch nicht eben selten gefragt.
“Für das Erste habe ich mich mit meinem Bestreben, den Handelsweg gen Mailand auszubauen, einer Reihe anderer Kainiten angeschlossen, die dabei sind, in und um Genua zu wirken und zu bauen. Wenn ich es recht verstehe, haben einige von ihnen wohl auch das Ziel, die Gunst ihrer höchst verehrten Majestät zu erringen und gewisse Rechte in einem der inneren Sestieri zu erhalten? Clavicula…? Ihr werdet besser wissen als ich, was auf der letzten großen Zusammenkunft in diesen Belangen gesprochen wurde.”
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique winkte ab.
"Politik der Perfecti interessiert mich nicht so sehr, außer dass ich keinem mehr zu sehr auf die Füße treten möchte, nun wo fast alle meine Feinde tot oder verschwunden sind."

Sie nickte aber anerkennend. "Aber die Bestrebungen, den Landhandel zu verstärken, befürworte ich sehr. Ich selbst mache dasselbe mit dem Handel auf See.
Und bauen lasse ich auch ab und an. Der große Turm auf der Felsnadel auf der einen Seite des Hafens zum Beispiel, den habe ich bauen lassen."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ich hörte einmal im Gespräch mit einem der Händler zur See, dass jener Turm ihnen wie ein Wahrzeichen ihres Heimathafens ist”, bemerkte Giada durchaus mit Anerkennung. “Und es wird sich wohl auszahlen. Der Handel zur See blüht auf und mit ihm der Handel zu lande.”

Sie wiegte den Kopf ein wenig. “Es wäre wohl eine gute Sache, könnte man den Zwist mit allen in der Nacht vermeiden. Doch wir sind, was wir sind. Rivalitäten, Feindschaften, Begehrlichkeiten: diese werden immer sprießen. Glaubt Ihr wahrhaftig, dass Ihr all dies hinter Euch lassen konntet?”
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich glaube daran, dass man es minimieren kann. Aber Ihr werdet schon recht haben. Ich kann nicht ewig dem Verhängnis ein Schnippchen schlagen, das man mir von Anfang an bestimmt hat."

Sie lächelte. "Ja, der Handel der Menschen ist wie der Kreislauf der Säfte in einem gesunden Leib und alles ist damit verbunden wie mit Adern und Venen. Man muss ihn fließen lassen und die ganze Menschheit wird prosperieren.
Das ist mein Beitrag für Genua.

Neben meinen Orakelsprüchen natürlich."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Dann tragt Ihr den Fluch und Segen Eurer Blutslinie auch in Euch.”
Giada musterte ihr kleines Gegenüber ernst. “Und doch seht Ihr Euch nicht als einen Teil der Gesellschaft hier? Und obwohl Ihr wohl wie nahezu ein jeder hier der höchst verehrten Herrin Aurore wohl den Treueeid geleistet habt? Wie geht dies zueinander?”
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

"Ach, wenn Ihr die Politik hier näher kennenlernt, dann überdenkt Ihr die Aussage mit der Treue.

Ich sehe mich eher wie Diogenes von Sinope als Kosmopolitan und Kynikerin. Meine Treue gilt der Aurore, nicht dem Handpuppentheater der See der Schatten.
Wenn ich für jeden gebrochenen Treueschwur in Genua auch nur einen Silberpfennig bekäme, bräuchte ich keinen Handel mehr treiben.

Es gibt einige wenige perfecti hier, die treu zu mir standen, als ich sie brauchte. Denen gilt mein Interesse. Den Rest mag GOtt richten."

Bei diesen Worten blieb sie ruhig, fast traurig, gar nicht bitter. So als redete sie über dumme Kinder, die handelten, wie es taten, weil sie nicht weiter denken konnten.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Nun hob Giada doch die eine Hand wie um Angelique doch ein wenig zu bremsen.
“Ah, ich fürchte, dass ich Euch so weit und so schnell nicht folgen kann”, erklärte sie. “Ihr sprecht von jenem Diogenes, der in einem Fass gehaust hat? Und ich bitte Euch, erläutert mir den Begriff, den Ihr nun schon drei Male gebraucht habt, “perfecti”? Die Vollkommenen? Vervollkommneten?”
Latein und Italienisch waren sich in der Sprache ähnlich genug und Latein vermutlich wohl auch der Lasombra ohnehin bekannt, so dass Giadas Schwierigkeiten mit dem Wort wohl nicht von einem Mangel an Verständnis herrührten sondern vom Gebrauch des Wortes in diesem Zusammenhang.
Das Interesse und die Fragen der Lasombra wirken geradeheraus und wahrhaftig. Sie schien auch nicht beschämt dadurch, dass sie nicht die Bildung der Malkavianerin besaß.
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

"Ja, genau der Philosoph, der in einem Faß wohnte. Ihm galt Ethik und Bedürfnislosigkeit als höchstes Gut. Er versuchte, so wie ich, der öffentlichen Welt zu entrinnen und sah den Quell des Leids in der Abhängigkeit von anderen.

Anders als die duldsamen Stoiker haben die Kyniker, wie der Name ja sagt, auch zugebissen wie der mythische Hund, nach dem sich Diogenes selbst benannt hat, als er sich Alexander dem Großen vorstellte.
Sie hielten der Gesellschaft ihre Heuchelei und Verdorbenheit vor wie in einem Spiegel und provozierten durch Satire und Beispiel.

Autarkie, die durch Wissen erlangt wird, führt zur Tugend.

Seneca fasst es gut zusammen, wenn er sagt:

Du bist den Fehltritten des Geistes entflohen: deine Miene ist nicht verstellt, deine Rede ist nicht nach fremdem Willen geheuchelt und das Herz ist nicht von Dunkel verhüllt durch Habgier, welche, was auch immer sie allen weggenommen hat, sich selbst missgönnt, noch voll Verschwendungssucht, die das Vermögen sehr schändlich vergeudet, um es noch schändlicher wieder hereinzubringen, du hast keinen Ehrgeiz, der dich nicht zu Ansehen bringt, außer durch Unwürdiges: du hast noch immer nichts erreicht, hast vieles gemieden, dich selbst noch nicht."

Das kleine Mädchen schöpfte aus einem tiefen Brunnen antiker Weisheit, die einen Gelehrten Ostroms oder Córdobas erstaunt hätte.

Es lächelte entschuldigend, so als erwartete es nicht, verstanden zu werden.

"Ah, perfecti. Eure Übersetzung ist richtig. Das ist meine Bezeichnung für unsere wundersame Art. Einst habe ich den Namen in naiver Hoffnung verwendet, heutzutage aber nie ohne kynischem Unterton." Angelique kicherte wie ein kleines Kind über die Anspielung auf das vorher Gesagte.
"Er beruht auf die gnostische Vorstellung, dass Menschen einst Engel waren und durch das Werk des Widersachers aus ihrer reinen spirituellen Form in eine verdorbene materielle gebunden wurden.
Perfecti sind dann Wesen, die sich dieser ursprünglichen Engelhaftigkeit wieder angenähert haben. Die keine schmutzige Nahrung mehr brauchen, keine schmutzigen Exkremente mehr ausscheiden, die Luft nicht mit ihrem schmutzigen Atem verpesten, die keine schmutzige Sünde begehen müssen, um schmutzig Kinder in das Jammertal der Welt zu gebären, und die sich nur noch von reiner Seelenkraft ernähren: dem Blut."
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