[1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada]

[August '21]
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“‘Die Kunst des Lernens’”, wiederholte Giada. “Ja, das ist eben das, was ich brauche.” Sie setzte sich etwas aufrechter und wiederholte, wohl eher für sich als für Angelique: “mathēmatikē téchnē.”
“Was sind die ‘septem artes liberales’?”
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

"Die sieben freien Künste unterteilen sich in das Trivium und das Quadrivium", dozierte die kleine Vampirin, hüpfte von ihrem Sitz und schritt vor der viel älter scheinenden Schülerin hin und her.

Das sah überaus putzig aus, wie das kleine Gör die Erwachsene belehrte.
Wie eine Umkehr der göttlichen Ordnung. Das Kind, das die Erwachsenen unterrichtete, so wie Jesus es als Bub mit gelehrten Rabbinern getan haben soll.

"Das Trivium umfasst Grammatik, Rhetorik und Logik, die auf Aristoteles beruht.
Das Quadrivium dagegen Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie.

All diese sieben Künste unterteilen sich dann in Untergebiete. Die von Euch geliebte Arithmetik unterteilt sich zum Beispiel in Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division und Kalküle."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Wie geordnet einem die Welt scheinen kann, wenn sich so ihr Wissen ordnen lässt”, bemerkte Giada ernst. Für sie war es eine düstere Erkenntnis, wie eine Drohung an einem Horizont, den ihre Gesprächspartnerin wahrscheinlich nicht kannte. Und dann wieder: Vielleicht kannte sie ihn doch. Die vom Clan des Mondes sahen und verstanden mehr als sie ertragen konnten. Sie oder irgendwer sonst.

“Es muss wohl Gottes Hand sein, die sich in solcher Ordnung zeigt. Doch wer hat sie erkannt und festgestellt?”
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

"Oh, ja, das ist GOttes Hand. Und selbst die großen heidnischen Philosophen haben die GÖttlichkeit in der Ordnung der Welt gesehen."

Angelique lächelte verschämt.
"Ich bemühe mich, die Ordnung der Dinge zu ergründen und aus dem Zusammenspiel der Muster Zukünftiges zu erkennen oder Rätsel der Vergangenheit zu entschlüsseln.
Aber ich bin nur ein dummes Mädchen, das nie die Größe der GÖttlichen Ordnung erfassen kann.
Je mehr ich lerne, desto mehr sehe ich, wie wenig ich eigentlich weiß.

Einzig die Hoffnung, Jahrhunderte lang lernen zu können, falls keine Intrige von machtgeilen Dummköpfen mein Unleben beendet, schenkt mir Trost.
Mein Schicksal wird aber wohl eines Nachts das des Archimedes sein, der von einem bildungsfernen Legionär erschlagen wurde, weil er sich nicht bei seiner mathematischen Beweisführung stören lassen wollte."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Und doch steht Ihr noch vor mir. Ihr seht, was kommen kann. Ihr könnt handeln, um dieses Ende abzuwenden. Ihr seid nicht Archimedes, selbst wenn Ihr seine Kreise Euch zueigen gemacht habt. Ihr seid Ihr selbst und vor Gott steht Ihr in der Pflicht, Euer Dasein gut zu begehen.”

Giada hob das Kinn ein wenig an. Die Geste deutete etwas kämpferisches an. “Eure Worte wollen klingen als wäret Ihr bereits besiegt. Als bedürfe es nur eines letzten Stoßes durch einen Feind, dessen Angesicht Ihr schon jetzt im Vorhinein verspottet, doch den Ihr nicht kennt. Doch Ihr könntet besser sein als Archimedes oder Diogenes, denn Ihr könntet tun, was sie nicht vermochten.”
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

Das kleine Mädchen lächelte milde.

"Oh, nein, besiegt bin ich nicht.
Man hat meine Geschäfte immer wieder vernichtet, ich bin wieder aufgestanden.
Man hat mich verprügeln lassen, ich bin wieder aufgestanden.
Man hat meinen geliebten Roger gefoltert und ermordet, ich bin wieder aufgestanden.
Man hat mich gepflockt und in eine Kloake versenkt, ich bin wieder aufgestanden.
Man hat mich durch Aurore töten lassen wollen, ich bin wieder auferstanden.

Ich glaube, ich erfülle meine Pflicht GOtt gegenüber recht gut."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“So seid Ihr gesegnet in diesem Wissen und gehalten durch Gott. Er bürdet uns keine größere Last auf als jene, welche wir tragen können.”
Für einen Moment zögerte Giada hier nun und meinte dann schließlich doch: “So mancher vom Blute, welcher den Glauben nicht verlor, mag unser Dasein auch als eine Prüfung sehen. Für einen jeden von uns sei sie danach verschieden, denn wir alle sind einander verschieden.” War dies gottergeben? Eine Art von christlichen Stoizismus, auch wenn die Lasombra wohl davon noch niemals gehört hatte? Es klang jedenfalls nicht nach einem Trost, doch nach einer gewissen Festigkeit, wenn nicht sogar Härte.

“Die Dinge, die Ihr nennt, klingen hart und schwer. Eure Kindsgestalt wird vieles auch noch weiter erschweren. Doch wer sind diese Feinde, welche Euch dies alles angetan haben? Welche sogar, nach Eurem Wort, die Hand eines Prinzen lenken wollten, um Euch zu töten?”
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique lachte hell.
"Das wollt Ihr nicht wissen, glaubt mir, sonst würden die auch Euch auch noch auf ihre Liste setzen."

Sie lächelte leise.
"Die Kindergestalt hat auch viele Vorteile. Nicht nur Nachteile.
Und die meisten derer, die mir Übles getan haben, sind inzwischen nur noch Staub und Asche im Wind, während ich noch immer existiere."

Sie zuckte mit den schmalen Schultern.
Dafür, dass sie ein Mondkind war, konnte man eine sinnvolle und erhellende Unterhaltung mit ihr führen, was der untote Volksmund ja zumeist den Malkavianern absprach.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Lasombra schien eine solche Meinung aus einem solchen Volksmund jedenfalls nicht zu teilen. Und vielleicht war dies auch nicht verwunderlich, nicht mit ihrer Herkunft und den Alten und Mächtigen dort.

“Jemand meines Blutes stellt nicht Fragen, deren Antworten sie zu ertragen nicht bereit ist”, stellte sie fest. Doch Giada bestand wohl nicht auf einer Antwort, denn sie fuhr fort: “Doch nicht alle Antworten können sogleich eben solche sein. Einige müssen über die Zeit erwachsen, damit sie verstanden werden können.”
Sie neigte knapp das Haupt und ließ es dann damit auch bewenden.

“Vielleicht könnte ich Euch bis zu unserem nächsten Zusammentreffen zur Lehre noch ein Rätsel teilen, welches mich beschäftigt. Es mag sein, dass Ihr mit Eurem Wissen bereits eine Antwort habt. Oder es mag sein, dass Ihr einen Hinweis wisst.”

“Seht, bevor ich nach Genua kam, war ich in Brescia. Nördlich von Brescia und daran vorbei zieht sich eine wilde Felslandschaft, mit Schluchten und Wäldern. Es gibt im Nordosten einen großen See, Lago d’Iseo, welcher vom Norden her vom Fluss Oglio gespeist wird. In der Nähe jenes Flusses stieß ich auf Spuren in Felsen und alten Kluften. Waldbauern dort erzählten auch, dass es noch mehr solcher Spuren gebe.”
Die Lasombra sprach vorsichtig und eher leise von diesen Dingen. Vielleicht wollte sie nicht von den Wachen im Elysium oder von der Dienerin Mariam gehört werden?

“Sie nannten diese Spuren Zaubereien und Schriften alter Zeiten. Es ranken sich Geschichten darum her, eine wilder als die nächste. Doch die Zeichen haben es mir angetan. Sie sind nicht durch Zufall entstanden und es mag gut sein, dass sie von Menschenhand gemacht sind. Sie zeigen Menschen und Zeichen, Waffen und Wirken. Einige von ihnen sprechen von Macht und Riten.” Prüfend sah sie nun Angelique an.

“Habt Ihr schon einmal von solcherlei gehört? Oder kennt ihr solche Zeichen gar? Könntet sie deuten?”
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Angelique
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Re: [1060] Kein schöner Land [Angelique, Giada, offen]

Beitrag von Angelique »

Angeliques Neugier schien geweckt. Und wie bei einem echten Kind konnte das großäugige Gesichtchen das auch nicht verbergen.

"Nun, Ihr müsstet mir schon beschreiben, wie die Zeichen genau aussahen.
Als erstes würfe ich auf Zeugnisse der Cenomanen tippen, die dort vor 1300 aus dem Norden Galliens einwanderten. Brescia war ihre alte Hauptstadt und sie waren mit den Puniern verbündet gegen Rom.

Vielleicht sind es auch die Hinterlassenschaften der Ligurer, von denen sowohl ich als auch Genua abstammen und deren Blut in sich tragen.

Ihr müsst wissen, dass die Römer eigentlich erst spät dort und hier das Land unterwarfen. Die Genuesen stammen so wenig von Italern oder Etruskern ab wie ich, der ich eine Provinziale bin.

Ich kann sicher sagen, ob Kelten die Zeichen hinterließen oder gar die unbekannten Heiden, die vor ihnen dort lebten, wenn ich ihre Machart sehen würde.
Vielleicht sind es aber auch magische Symbole aus der römischen Zeit.
Langobardische Zeichen werden es nicht sein, denn diese germanischen Eroberer waren zumindest Christen, wenn auch Arianer."
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