[1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

[August '21]
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Jacques Benoît
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[1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

Jacques mochte es nicht so weit draußen außerhalb der Stadt zu sein. Auch wenn er halbwegs wusste wie er hier draußen, abgeschnitten von allem zivilisatorischen Komfort einige Nächte durchstehen konnte, die Aussicht auf das Risiko es vielleicht zu müssen war ganz und gar nicht etwas was ihm Freude bereitete, ganz im Gegenteil. Er hatte sich umgehört nach der Geißel vom Clan des Tiers, diesem Arash, den er auch auf dieser Toten-Gala oder was das im Theater gewesen sein sollte bereits gesehen hatte und man verwies ihn auf das Örtchen Vottori, ein Dorf etwas weiter außerhalb der Stadtgrenzen Genuas.

Hier war er nun hergereist, losgezogen kaum als er aufgewacht und das die Sonne vom Himmel verschwunden war, in der Hoffnung ihn hier nicht lang suchen zu müssen. Oder von ihm gefunden zu werden. Jetzt und hier im Dunkeln auf der Straße war er allein, die meisten Menschen hatte es an überdachte und vor Wetter besser geschützte Orte getrieben, wo sie harren würden bis der nächste Tag gekommen war. An ihm haftete - wie an allem was lang genug in Clavicula umherirrte - der Geruch von Stadt, Elend und Tod. Für übernatürlich scharfe Sinne war er kaum zu übersehen.
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Das Dorf lag nicht nur dunkel da. Es war auch ziemlich still. Nur der Wind und das entfernte Rauschen des Meeres waren zu hören. Hinter den dunklen Fenstern schien keine Bewegung zu sein und doch hatte der Nosferatu nicht das Gefühl allein zu sein. Wurde er beobachtet? Wenn waren die Augen gut verborgen. Oder bildete er sich dies nur ein. Die "Straße" war nichts weiter als ein ausgetrtener Weg aus Matsch und Dreck. Nichtgepflastert wie die Römerstraßen oder befestigt wie in der Stadt. Hier draußen schienen sich die Menschen aber nicht daran zu stören.

Plötzlich ein Flügelschlagen und das Krächzen eines Raben oder eine Krähe, so genau war das in der Dunkelheit nicht auszumachen. Dann wieder stille. Nur das Gefühl beobachtet zu werden schien nicht nachzulassen. Wurde eher intensiver. Zu sehen oder zu hören war weiterhin niemand. Aber hatte sich dort hinter dem Haus gerade ein Schatten bewegt? Und da weiter hinten nicht auch?
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

Jacques blickte kurz nach oben und winkte ins Dunkel. Ein Diener? Oder gar die Geißel selbst? Wer würde das schon wissen? Es schadete nicht, freundlich zu sein - hatte er sich nicht angekündigt wie es hohe Herren tun würden. Er war nunmal kein hoher Herr. So war das mindeste was er hier tun konnte dies: gesehen zu werden und zu warten, bis man ihn bemerkte.

So griff er seinen Wanderstab mit den behandschuhten Fingern erneut etwas fester und machte sich langsamen Schrittes weiter in Richtung Dorfmitte. Dort angekommen, immer mit einem Auge in die Richtung der huschenden Schattens weiter hinten, blieb er stehen und wartete, drehte sich ein wenig umher und beäugte die Umgebung.
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Auch in der Mitte des Dorfes war es Dunkel. Der Dorfplatz bot kein Licht. Zumindest nicht lange. Dann trat eine Gestalt mit einer abgedeckten Laterne hinter einem der Häuser hervor. Gekleidet in einem dunklen Umhang mit hochgeschlagener Kapuze war nicht zu erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Das wenige Licht der Laterne reicht gerade so aus das Gesicht der Gestalt zu erhellen. Dieses war allerdings kein Menschengesicht, sondern scheinbar das eines Tieres. Es war der Kopf einer Schlange mit glänzenden grünen Augen, vielleicht aus Glas und einem feinen Shuppenmuster. Die Gestalt näherte sich dem Neuankömmling auf einige Schritt und sprach dann. "Was suchst du hier Wanderer, mitten in der Nacht?" Es erklang dabei eindeutig die Stimme eines Mannes, der wohl auch nicht mehr ganz jung zu sein schien.
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

"Ich bin auf der Suche nach dem, der Arash genannt wird. Man sagte mir, er ist von Zeit zu Zeit an diesem Ort zu finden." Jacques trat nach vorn und in dem Laternenschein war sein Gesicht zu sehn, wenn gleich nur schemenhaft. Ausdruckslos und entspannt, einer Maske gleich lag es fast halb im Schatten der Kapuze. Oder war es eine Maske gar? Die Züge waren glatt und beinahe lebendig.

"Man nennt mich Jacques, oh Fremder. Aus Genua bin ich herangereist. So sprich, kennst Du den Mann den ich hier zu treffen hoffe?"
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Der Mann machte eine Handbewegung, auf die aber für Jaques keine sichtbare Reaktion folgte. Erst dann antwortete er. "Wartet hier." Mit diesen Worten verschwand der Mann wieder in der Dunkelheit und es wurde wieder still um den Nosferatu.

Lange Zeit geschah rein gar nichts und auch die Krähe kehrte nicht zurück. Nur das gefühl nicht wirklich allein zu sein blieb. Nach quälend langen Minuten...oder Stunden schließlich tauchte am Rande des Dorfplatzes eine weitere Gestalt auf. Ebenfalls in inen dunklen Umhang gewandt, aber ohne eine Laterne und deutlich kleiner und zierlicher, als die erste Begegnung winkte sie dem Nosferatu zu ihr zu folgen. Ohne auf seine Reaktion zu wartenverlies sie das Dorf Richtung Westen. Ob Jaques der Gestalt folgte oder nicht lag nun an ihm.
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

Jacques nickte und musterte den Mann noch einen Augenblick, bevor er sich etwas zum Dagegenlehnen suchte und tat wie ihm geheißen.

Als die zierlichere Gestalt auftauchte und ihm bedeutete zu folgen, ließ er nicht lange auf sich warten. Er hatte schon davon gehört, daß so mancher vom Clan des Tieres eher mit Gesten und weniger mit Worten zu anderen sprach. Oder gar gänzlich gern in Schweigen gehüllt nur Taten sprechen ließ wenn's an der Zeit war.

Wortlos, bis er angesprochen, folgte er nach Westen, raus aus dem Dorf und weiter ins Dunkel.
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Wo es im Dorf noch das Licht des Mondes gegeben hatte, welcher immer wieder zwischen den Wolken hervorgelugt hatte, so umgab die zierliche Gestalt und den Nosferatu bald nur noch Finsternis.Hier unter den Baumkronen mit ihrem Blätterdach schaffte es kaum ein Lichtstrahl und doch schien die Gestalt vor Jaques keine Probleme zu haben einem unsichtbaren Weg zu folgen. Über Wurzeln und Unterholz, ohne zu stolpern drangen sie immer tiefer in den Wald ein. Plötzlich riss die Dunkelheit vor Jaques auf und die gestalt der er bis eben gefolgt war, war verschwunden. Dafür trat er auf eine Lichtung in deren Mitte ein kleiner Bach plätscherte. Am Ufer dieses Bachs saß nun ein weiterer Mann, den Jaques problemlos als die Geißel erkennen konnte. Zwischen den Haaren stachen zwei Ansätze eines Geweihs hervor, die hockende Position hatte etwas lauerndes. Der sehnige Körper strahlte eine gewisse Bedrohlichkeit aus. Die grünen Augen fixierten den Nosferatu ohne zu blinzeln. Wie ein Raubtier seine Beute. Er hatte den Jäger gefunden.
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

Der Nosferatu blieb wie angewurzelt stehen und es verging eine kleine Ewigkeit, dann machte er eine tiefe Verbeugung und einen Schritt vor. Dann noch einen.

Seine Hand wanderte zu seiner Maske und löste die Riemen, woraufhin das fein gearbeitete Stück von seinem Gesicht glitt und seine ganze verfluchte Pracht offenbarte. "Ein feiner Herr hätt' einen Boten g'schickt, sich anzukündigen und laden zu lassen. Ich bin kein solcher Herr, doch komm' ich nicht mit leeren Händen zu dem, der nächtens Genua geißelt." Ein weiterer Schritt näher und seine Maske verschwand in einem Beutel am Gurt, während er einen anderen Beutel hervorzog und dem Jäger zuwarf.*

"In einer meiner ersten Nächte hier in Genua traf ich eine Seresa, die mit mir einer Mär' nachjagte. Wir fanden ein g'sunken Schiff unweit der Stadt, daß einem Unwesen Zuhause bot und viele Seel'n in die Tief' gerissen. Ein Ende setzten wir gleichwohl dem Schiff und dieser Kreatur, auf das die Herde Genuas gar frei vom Schrecken war. Und die Geschichte dieser Jagd bring ich Dir heute zum Geschenk, wie auch das Andenken des Kahns der nun in Trümmern seit Jahrzehnten auf dem Meeresgrund verweilt. Es ward mein erster Schritt zum Schutz der Menschleins in der Stadt und ich versprach nach ihrer G'sundheit dann und wann zu schauen. Mich da nützlich zu machen, wo die Händ' zu fein sich waren in den Schmutz zu greifen. Denn meine sind's nicht und der Tod wird immerdar mein Bruder sein, doch lass ich ihn nicht springen mehr von Leich' zu Leich' und bringe fort, was fort gehört. So nenn' mich Jacques von den Verborgenen, ein Nichts unter den Adelshäusern, doch beinah' Herzog unter Ratten und Getier, wenn's darum geht die Adern Genuas frei zu halten von Seuch' und Siech, so sehr ich kann."

Eine weitere, wesentlich tiefere Verbeugung folgte.


Spoiler!
Der Beutel enthielt eine sorgsam aus Fischernetz gearbeitete Kette an der ein herausgebrochenes Stück morsches Schiffsholz baumelte, etwas was von Blut und Algen, Seepocken und Teer berührt worden war und mittlerweile beinahe versteinert, nachdem das Wasser es seinerzeit aufgeschwemmt haben musste.
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Der Beutel den der Nosferatu warf traf mit einem "pflumpf" auf den Waldboden auf, ohne das der Gangrel anstalten machte diesen aufzuheben oder auch nur Beachtung zu schenken. Seine Augen fixierten weiterhin des Nosferatu. "Ein kluger Kainit hätte sich angekündigt." knurrte er und erhob sich in einer flüssigen Bewegung. Langsam begann er einen Kreis um den Besucher zu ziehen. "Dafür das du kein feiner Mann bist, drückst du dich aus wie einer." ein verächtliches Schnauben ertönte, während der Jäger den Kreis langsam enger zog. "Eine Geschichte bietest du mir dar. Hoffst das ich diese noch nicht kenne und glaubst damit einfach in mein Territorium kommen zu können?" Die Stimme des Gangrels wurde lauernder.


"Also. Nenn mir einen Grund, weswegen ich dich nicht wegjagen oder mit Pfeilen spicken sollte?"
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