[1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

[August '21]
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

Die geklaute Etikette fiel in sich zusammen wie eine Weinblase, die man mit einem scharfen Säbel tranchiert hatte. Die Haltung wurde deutlich weniger steif und der Kopf knickte ein wenig zur Seite, während der Nosferatu ein leises, beinahe pfeifendes Zischen ausstieß. Ein Seufzer oder ein Einatmen zum sprechen vielleicht? Er machte einen Schritt weiter in die Mitte des Umkreisens, spielte mit das Spiel vom Jäger und seiner Beute, um die er schlich, beinahe wie ein eigenartiger, ursprünglicher Tanz der älter war als die Menschheit selbst.

"Weil Du rein garnichts davon hättest.", brummte er. Noch immer freundlich, aber die Unterwürfigkeit war aus seiner Stimme verschwunden.

"Ich glaub' auch nicht, daß Du mein Kommen nicht bemerkt. Und ob nun stimmt was man über die alten Deines Blutes sagt und Du mit dem Land selbst sprichst oder ob es Deine eig'ne Art ist wie Du Deine Gegend hast im Auge." Der Humpelnde winkte ab. "Ich bin gekommen um Dich kenn' zu lernen. Wie alle offiziellen nach und nach, wo ich nun in der Stadt bin. Wenn Du drauf pfeifst, ist's wohl Dein gutes Recht, doch meine Schuldigkeit mich mal zu zeigen ist getan."

Er deutete mit dem unteren Teil seines Stabes in Richtung seines Gastgeschenks. "Und das da, die Geschichte, nimm sie oder nicht. Wenn Du sie hören willst, kannst Du sie haben. Wenn nicht, bleibt sie halt unerzählt. Es ist Dein Land, es ist Dein Wald, ich biete an - mehr nicht."
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Als Arashs Kreis erneut an dem Beutel vorbeiführte hob er diesen mit einer flüssigen Beweung auf und ohne seine Schritte zu verlangsamen. "Nichts gehabt." wiederholte er die Worte Jaques in einem ruhigeren Ton und blieb dann sogar stehen. Ohne den Nosferatu aus den Augen zu lassen öffnete er das Geschenk und betrachtete die Kette, bevor sein Blick wieder seinen Besucher fixierte. "Es geht nicht um "Etwas davon zu haben", sondern darum das Territorium eines anderen zu respektieren. Die Traditionen solltest du doch kennen." Es war keine Frage, nur eine Feststellung.

"Man könnte sagen es ehrt dich, dass du dich noch einmal persönlich vorstellen willst, auch wenn wir uns schon im Theater begegnet sind. "Trotzdem schuldest du mir etwas mehr, als die Geschichte und dieses Geschenk, welches du mitgebracht hast. Also. Wie lautet deine Geschichte die du zu erzählen hast?" fragte der Gangrel dann lauernd und hob die Kette mit einem Finger in die Höhe, so dass der Anhänger daran herumschwang.
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

"Mein Respekt gebührt Dir uneingeschränkt, hier in Deinem Wald und in Genua, als Geißel wie auch als Langjähriger Bewohner.", seufzte Jacques als wäre es selbstverständlich und bedürfe keiner weiteren Erwähnung. "Ein weiterer Grund, warum ich entgegen meiner verborgenen Natur offen und sichtbar an Dich herantrat, sei's auch auf Deinem Grund." Er winkte ab. "Aber nun zu der G'schicht, so Du Dich entschieden hast sie zu hören...", begann er und nahm eine etwas gestütztere Haltung auf seinen Stock ein, wie ein alter Mann, der am Brunnen vom Dorfplatz schaulustige mit einer Erzählung beglücken wollte.

"Es begab sich eines Nachtes, daß ich zwei Fischer reden hörte als sie Netze knüpften. Sie wiederholten das, was ich von einem Seemann in der Woch' zuvor gehört und was ich auch von einem Kapitän des Monats davor. Es verschwanden mehr und mehr im Meer, die Menschleins, einer nach dem anderen, alle paar Nächte wurde wohl einer in die schwarzen Tiefen gezogen und nichts als eine abgefetzte Mütze oder ein Schuh verblieb von denen die noch eben unter uns waren." Jacques machte eine Handgeste, um die Dramatik zu unterstreichen. "So lauerte ich am Wasser, legte Köder b'reit, tauchte Stücke frischen Fleisches und ähnlich blutig Dinge. Doch nichts!" Eine theatralische Pause folgte. "Meine Baderg'sellen schnappten doch nach einer Weil' Gerücht um Gerücht auf, daß eine Monstrosität in einem alten Wrack wohl weiter die Küste lang hausen sollt. Wo es nach Tod riecht und nach Schuppen, von etwas was schwimmt wie ein Fisch und doch kein Fisch sein sollt! Muränen sei'n der Kreatur zu Diensten und hässlich soll sie sein wie ein Leichnam der im Wasser aufgequollen und wie ein halber Hai zugleich, mit Haut so grau wie schmutz'ges Wachs im Mondenschein."

Der Nosferatu erzählte weiter, wie er am Hafen auf Seresa getroffen war als er mit einem Schürhaken bewaffnet nach der Bestie schauen wollte, wie sie die Küste entlanggingen und schließlich die Behausung dieses Ungetüms fanden. Wie sie es stellten, verwundeten, es in die Fluten stürzte und von seinen eigenen Dienern in Stücke gerissen wurde, während das Wrack über ihm in die Tiefe glitt und die glitschige Masse aus sich windenden Körpern, Fleisch, Salzwasser und Blut unter sich begrub in einer schaumigen Prozession aus knarzendem Holz, berstenden morschen Balken und Strampeln und Gefauche.

"Und so fand auch ein Ende, daß die Seeleut' von der Sirene Genuas verschlungen wurden. Wir kehrten zurück und sie erlegte mir auf mein Werk in Genua wohl weiter zu vollbringen, auf das die Herd' gedeihen sollte frei von Weh und Pestilenz. Und bis zu meinem Schlummer und von meinem Erwachen an tat ich wie mir geheißen, als Bader und von Zeit und Notes her auch Abdecker zuweilen." Er beendete seine Erzählung mit einer ausladenden Geste und einer Verbeugung seinem einzigen Zuschauer zu.

"Dieses Stück Holz, an diesem Netze, ist alles was noch über ist vom Schiff. Und die Geschicht' ist alles was noch über ist von dieser Kreatur, bekannt nur diesen beiden dort erwähnten und nun - auch Dir."

Der Nosferatu räusperte sich, als Zeichen dafür, daß seine Erzählung ihr Ende gefunden hatte und nahm wieder eine gewohnt buckelige Haltung ein.

"Was ich Dir dafür schulde, daß ich so wie's geschah zu Dir gekommen, kannst Du selbst bemessen.", fügte er gelassen hinzu. "Was Du auch für geboten hältst, soll mir genügen - als Dank, daß Du mich hast empfangen und gehört." Ein grinsen umspielte seine Mundwinkel. "Und nicht mit Pfeilen hast gespickt und dann davongejagt, auf daß ich einem übergroßen Igel gleich die Straß' gen Genua zurückgerobbt." Der Gedanke schien den Nosferatu auf selbstironische Weise zu amüsieren.
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Jaques wurde bei der Gesichte nicht unterbrochen. Nur von grünen Augen beobachtet. Die Haltung des Gangrels blieb dabei Neutral und erst als der Nosferatu geendet hatte nickte er. "Eine gute Geschichte. Du kannst erzählen, dass muss ich dir lassen." Ein leichtes Schmunzeln überzog seine Lippen. "Ich bin ebenfalls froh dich nicht in einen übergroßen Igel verwandelt zu haben, obwohl die Vorstellung dich so nach Genua zurück robben zu sehen sicher erheiternd wäre." er schüttelte den Kopf und fixierte schließlich wieder den Nosferatu. Sein Blick war wieder lauernd geworden. DEr Jäger, war zurück. Oder war er nie weg?

"Dafür das du so ohne weiteres in mein Territorium eingedrungen bist verlange ich Informationen über den Aufenthaltsort von zweier deiner Clansgeschwister. Dottore Narcosi und Federico Augusto sind scheinbar verschwunden. Es ist meine Aufgabe sie zu finden." er betrachtete Jaques Reaktion darauf.
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Jacques Benoît
Nosferatu
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

Jacques erwiderte das Schmunzeln und verblieb dabei auch als der Jäger sich wieder herausgesellte. "Mir sind die beiden Namen nicht bekannt, doch werd' ich wie versprochen schau'n, was ich herausbekommen kann. Wo sie zuletzt geseh'n, mit wem geredet gar vielleicht. Auch wenn ich nicht ganz einer dieser Verborg'nen bin, vielleicht hat jemand was gehört und möchte teilen. Sind sie schon lange fort? Wirst Du sie ihrem Ende zuführ'n, wenn Du ihrer habhaft wirst? Ich hört', daß einige meines Blutes gejagt würden - sind die das?"

Er legte den Kopf etwas schief und senkte seine Stimme etwas. "Wenn Du sie über die Klinge springen lässt, wärst Du dagegen wenn ich zuschau'? Ein Ende von einem wie der Uns'ren bekommt man selten zu Gesicht und kann ihn noch selt'ner studieren. Oder willst Du sie finden und vor aller Augen richten, daß das 'was offizielles sei im Rahmen Deines Amtes? Verzeih' die Neugier einem alten Manne, der Tod ist eins der wenigen Geheimnisse, die selbst solchen wie wir noch Rätsel und auch Weisheit bieten."
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Arash nickte. "Es wäre eine Lüge beides zu verneinen. Auf diese beiden Mitglieder des Clans ist eine Blutjagd ausgerufen worden. Sie erschienen nicht zum Hoftag vor 19 Jahren. Auch einer der gründe weswegen dein Clan derzeit solche Repressionen erleidet. Ich vermute das dein Clan die Beiden in Clavicula versteckt. Pass also auf wen von deinem Clan du fragst."

Der Gangrel schien keinen Groll gegen die beiden Nosferatus zu hegen. Dafür war er zu sachlich in seiner Antwort. Es war wohl schlicht seine Aufgabe als Geißel. "Ich werde sie vernichten. Stellte er dann weiterhin fest. Wenn du zusehen willst, so habe ich nichts dagegen. Wo und wann sie vernichtet werden, werrde ich sehen, sobald ich ihnen habhaft geworden bin." schloss er die Erklärung.
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

"Eine Blutjagd, weil jemand nicht zum Hoftag erschienen ist? Aha!", nickte Jacques. Es war ihm anzusehen, daß er das für dezent übertrieben hielt, aber es ihm offenbar nicht quer genug im Magen lag, um sich darüber auszulassen. Dinge waren für manche Toten eben nunmal wie sie waren. Es waren auf sein Blut im Laufe der Jahrhunderte aus unterschiedlichsten Gründen eine Jagd ausgerufen worden, manchmal zum Sport, manchmal zum Vergnügen, die hohen Herren scherten sich nicht um die Angemessenheit des Anlasses. Das mussten sie nicht und das zu demonstrieren, dafür waren solche Gelegenheiten offenbar willkommen. "Vielleicht ging's denen wie mir und sie sind irgendwo am Schlummern. Sei es unter in einem eingestürzten Haus oder sie hatten eine miese Begegnung mit einem Stück Holz, welche sie verloren haben. Ich hör' mich um. Für Dich, Geißel Arash. Wenn irgendwer was weiß und bereit ist zu teilen, solls mir recht sein. Andererseits bin ich ein Außenseiter, nicht gebürtig in der Brut zu Genua, ich bin aus dem Norden - wer weiß, was sie darüber denken. Hatt' noch keine Gelegenheit das rauszufinden, aber wir werden es ja seh'n." Er wirkte nicht unbedingt zuversichtlich, aber sichtlich gewillt zu tun was er konnte um seinen Teil zu erfüllen.

Der Nosferatu schien nachdenklich und fragte nach einem verstrichenen Moment. "Wie denkst Du über den Tod, das Ende was auf jeden von uns wartet? Wenn Dir die Frage nicht zu persönlich ist, natürlich nur. Sei's über Deinen oder den von and'ren."
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Arash zuckte mit den Schultern. "Die Teilnahme von jedem Gast und Vasallen wurde vorab von den Ahnen gefordert, da eine Bestrafung einiger Kainiten durchgeführt werden sollte, die Traditionen gebrochen haben. Vorab wurde ebenfalls verkündet, dass ein nicht erscheinen zu einer Blutjagd führen würde. Sie waren daher gewarnt. Das dein Clan anführte, dass sie sie sicher verwahrt hätten, war sicherlich auch nicht gerade hilfreich dabei die Blutjagd und die Bestrafung deines Clans als ganzes abzuwenden."

Arash schüttelte mit dem Kopf. "Der Tod ist nichts vor dem ich mich fürchten müsste. Ich habe ihn einst gesehen und kehrte zurück. Ich habe nicht vor irgendwann in Asche zu vergehen. Ich überlebe. Städte mögen brennen, Völkr sterben, Nationen und Domänen zerfallen. Am Ende überlebe ich. So ist es immer gewesen und so wird es immer sein." erklärte er recht simpel.
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

"Verwahrt also? Hm... Stöckchen rein und eingegraben oder irgendwo eingesperrt, frag' ich mich. Wenn sie nicht kommen konnten, weil unser Alter sie gespickt und zum Abhängen und Nachreifen irgendwo hinbugsiert hat, wird außer ihm wenig wer wissen wo sie stecken. Hab' da mal was läuten hören, daß er das mit in Ungnade gefallenen unter uns'ren zu machen pflegte. Aber sei's wie's sei, ich werd' schauen was sich...", sein Mund verzog sich bei diesem Wort, welches er sich auf der Zunge zergehen ließ, zu einem Grinsen, "...ausgraben lässt."

Als der Gangrel ihm so schmucklos wie direkt eine Antwort auf seine Frage gab, nickte der Nosferatu bloß. "Ich verstehe. Der Tod anderer zieht an Dir vorbei und so tut's Dein eig'ner." Er sah ihn eine Weile schweigend an und sprach dann nur noch ein einziges Wort, ruhig und ohne es zu überladen, so aufrecht und ernstgemeint wie die Begegnung bisher gewesen war. "Danke."

"Gibt's etwas, was Du über mich zu wissen wünschst?", fragte er nach einer weiteren kurzen Pause. Ein Handel. Des einen Frage, des anderen Antwort - jetzt war er dran, zumindest so er das wollte.
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Arash
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Re: [1060] Eine überfällige Begegnung [Arash, Jacques]

Beitrag von Arash »

Arash lies die Kette geistesabwesend durch seine Fingern wandern, während er den Nosferatu erneut musterte. "Du sagst du kommst aus dem Norden. Woher genau? Jenseits der Alpen?" Sein Blick fixierte kurzzeitig den Anhänger an der Kette, wie er sich vor seinem Gesicht drehte. Dann wieder den Nosferatu. Was fasziniert dich am Tod Jaques von den Verborgenen. Tod ist eines der wenigen Dinge die unsere Existenz nicht kennt. Warum sollten wir sterben? Unsere Körper werden nicht krank. Sie werden nicht Älter. Wieso stellst du den Tod über das Leben?"

Das Interesse des Gangrels zu diesem Thema schien der Nosferatu geweckt zu haben.
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