[1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

[August '21]
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Jacques Benoît
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[1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

Jacques schmierte ein wenig von der speziellen pflegenden Salbe auf die Maske und setzte sie wieder auf. Jetzt glänzte sie wieder, als sei das Gesicht das sie trug fast noch am Leben. Wären da nicht seine Augen und die steinerne Mimik des guten Stücks, wäre sie beinahe lebensecht, erst recht bei diesen Lichtverhältnissen.

Er hatte Galeno eine Nachricht im Elysium hinterlassen wie man ihn kontaktieren konnte, aber auch daß er in Erwartung eines Treffens gelegentlich nachhorchen würde ob ein solches möglich und gewünscht sei. Beinahe zwei Wochen später bekam er Antwort. In der entsprechenden Nacht im Elysium eingefunden, ließ er einen Bediensteten wissen, daß man ihn im Pavillon finden könne und er dort warten würde. Der Nosferatu war gerade mal eine Handvoll Mal hier gewesen, hauptsächlich um wichtigen Herrschaften eher weniger wichtige Nachrichten zu hinterlassen - an einer Veranstaltung hier vor Ort hatte er jedoch bislang noch nicht teilgenommen. Doch gehört hatte er davon, zumindest einige Gerüchte. Einige Jahre mag es wohl her gewesen sein, daß so mancher Eklat und so einige Anfeindungen hier gewechselt wurden. Oder war das woanders? Ach hol's der Teufel, sein Gedächtnis war auch nicht mehr das was es einst gewesen!

Er setzte sich unter einem Ächzen und einigen knackenden Gelenken auf eine der Sitzgelegenheiten und stützte sich auf seinen Stock, der mindestens ebenso knorrig wirkte wie seine Handschuhe, die unter den Ärmeln der groben Leinenrobe hervorlugten. Einen Herold würde er heute treffen. Einen der Todeskinder. Was jemand aus dem Blut wohl mit Politik wirklich anzufangen wusste? Der Nosferatu kratzte sich ein wenig im Nacken und irgendwas glitschiges fiel mit einem schleimigen Geräusch zu Boden. Er brummte irgendwas und schaute sich ein wenig um.
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Nubis
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Re: [1060] - Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Nubis »

Der Herold hatte eine Nachricht erhalten und darauf antworten lassen. Mündlich überlieferte Nachrichten zeugten meist davon, dass die Bildung fehlte und somit der Stand niedrig ausfiel. Niedrig hiess nicht unwichtig, aber gesellschaftlich sicherlich unter ihm und somit nicht so dringend, wie andere Treffen.

So hatte sich der Kappadozianer wie jemand vom Volk gekleidet und war mit den Totengräbern zusammen in die Stadt gekommen, um dann zum Elysium weiter zu gehen. Am Tor kannte man ihn schon, zierte doch ein Gemälde von ihm mittlerweile das Casa des Elysiums. Seine Begleitung liess er wieder draussen stehen und schritt hinein. Er änderte auch nichts an seinem Aussehen der Kleidung, recht schmuddelig, wie eben die Verkleidung hat sein müssen, um durch die Tore der Stadt zu gelangen. Die Kapuze der Gugel war weit ins Gesicht gezogen gewesen, doch hier im Garten zog er sie zurück und das gepflegte Angesicht stand im starken Kontrast zum Dreck auf den Textilien. Auch wenn ein jeder vor allem um die Füsse herum stets einiges an Schmutz sich aufzuladen pflegte.

Ihm wurde mitgeteilt, dass man nicht im Casa auf ihn warten würde, sondern dem kleinen Pavillon und so führten ihn seine Schritte dort hin. Er war sich nicht sicher, ob er seinen Besucher kennen würde, wohl eher nicht, doch man liess sich gern auch mal überraschen. Der Name sagte ihm zumindest vorerst nicht viel.

So trat zum Pavillon ein Mann, irgendwo zwischen 40 und 50 Jahren, gepflegter Bart und gepflegte Haare, ein bleiches Gesicht, leicht kränklich, vor allem aber abgemagert wirkend. Die Kleidung vor allem an den Säumen dreckig und abgegriffen, einfaches Leinen. ein einfacher Gürtel, der eine kleine Lederbörse und ein Messer in einer Scheide hielt. Auch das Schuhwerk war einfach und abgegriffen. Kein Schmuck zierte die Finger, Arme oder den Hals.
Seine Mimik war steinern, kaum erkennbare Gefühlsregungen, doch ein leichtes Lächeln, als er seinen Gast bemerkte. Ein knappes, grüssendes Nicken folgte.

"Seid gegrüsst, ich bin Galeno Fiore, Herold der Domäne Genua und Neugeborener im Blute Kappadozius." Es war eine knappe Vorstellung mit allen nötigen Informationen. Mehr würde sicherlich nicht nötig sein.
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

Jacques stand auf, als der Kappadozianer sich näherte. Sein Gewand - ob nun aus praktischen oder geschmacklichen Gründen gewählt - machte ihn qua sofort ein wenig sympatischer, war er wohl trotz Amts und Würden niemand, der sich der erzwungenen Schnöseligkeit und des Pomp bemüßigt zeigte. Er machte eine angemessene Verbeugung, wenn man bei seiner leicht buckeligen Pose davon sprechen konnte, und erwiederte die Grüße - doch nicht ohne eines fremdländischen Akzentes, vermutlich von nördlich der Alpen her. Seine Worte wirkten von hier, sicher war er schon eine ganze Weile in Genua, doch seine Aussprache und die Sprachmelodie - wenn man denn von einer solchen sprechen konnte bei diesem Elendssonett an Stimme - erinnerte eher an etwas was man bei den Franken sprach. "Meinen Dank, daß Ihr Zeit für mich finden konntet, überaus hoch geschätzter Herold Galeno Fiore. Man heißt mich Jacques Benoît, Freigesprochener aus dem Geblüt der...", man konnte förmlich schon hören wie sich die Mundwinkel unter der Maske zu einem Lächeln verzogen just bevor er sie mit einem mühelosen Handgriff heruntergleiten ließ und sein graues pustelübersähtes Gesicht offenbarte, "...Schönheit." Er hustete etwas trocken und versuchte sich etwas gerader hinzustellen, was an mehreren Stellen seines Körpers ein ungesundes Knacken zur Folge hatte.

"Ich wollte Euch aus der Gründen zweierlei kennenlernen und sprechen. So es Euch beliebt, würde ich sie Euch vortragen und Ihr könnt gern entscheiden zu welchem ihr mehr zu wissen oder zu sagen wünscht.", führte er weiter aus, jedoch nicht ohne daß seine eitrig weißen Augen geheimniskrämerisch nach links und rechts huschten, während er die Maske, die für das geübte Auge offensichtlich einst ein Gesicht gewesen war hat in dem Beutel verschwinden lassen, der von seiner Kordel baumelte. "Zum einen legte mir die gute Seresa nach meiner Ankunft nahe, daß ich mich bei den Offiziellen vorstellen soll und sobald es mir nur irgend machbar, mich als Gast bemerkbar und nützlich genug präsentiere auf das zwei Fürsprecher für mich gefunden würden. Ich traf mit ihr eine Vereinbarung als Bader, Abdecker und Sauberhalter die Straß und Adern der Herde zu schützen und zu heilen, bis ich soweit sei. Ein unglücklicher Wind wehte mich jedoch in Schlafes Arme und da ich nunmehr kürzlich bin erwacht, dacht' ich setz' ich dort an wo ich geendet habe und hole nach was nachzuholen ist. Drum ists mir eine Ehr' Euch heut zu treffen, ein Schritt von vielen wohl die ich noch tun muss, ja gewiss, doch ein wichtiger!"

Sein Kopf knickte unversehens zur Seite und es gab ein weiteres, wirklich widerliches Knorpelgeräusch.

"Das andere...", begann er mit etwas leiserer Stimme, während er sich mit dem Stock wieder den Schädel geradedrückte, "...ist eh'r der Natur des Blutes. Als ich hier ankam hat's geheißen mein Blut und das Eure stünden um die Orte des Todes, die Freudhöfe... ehm, Friedhöfe, in Streit und Konkurrenz. Von Argwohn ward sogar die Rede, etwas was mir zuweilen fremd, besonders mir als Skolarius des Endes - es ist doch genug Tod für alle da, sag' ich!" Er wirkte aufrichtig peinlich berührt und entrüstet, in dem Rahmen in dem das einer Kreatur die sich zumindest an derlei Gefühle duster erinnerte sie nach außen in ihr Verhalten sickern lassen konnte. "Wie dem auch sei, heut', über dreißig Jahre später seh' ich davon nichts mehr bei den meinen. Und einen Zweck schon gar nicht, daher dacht' ich - geh ich auf Euch zu mit erhoben-ausgestreckter knoch'ger Hand auf das wir zwischen unseren Bluten Zwist begraben, denn wahrlich im begraben sollten wir doch glänzen wie's sich gehört!" Er deutete ein Nicken an. "Mehr noch als das, treu meines Weges, bin ich bereit zu teilen und zu lehren was ich hab' bisher erlangt. Auch wenn's vielleicht nicht viel ist für die Kinder des Todes selbst, doch ist's was mich im Kern schon immer ausgemacht und da nur Austausch ein Verständnis bringt für all die Dinge jenseits unser aller Augen, wollt' ich's geboten haben im Namen unseres guten Friedens, sowie auch in dem meinen eig'nen."
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Nubis
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Re: [1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Nubis »

Er hörte sich alles mit einem ruhigen Blick an, abwartend auf Jaques gerichtet. Keine Regung, als jener sein Gesicht offenbarte. Andere mochte es schocken, doch ein Mitglied des Clan des Todes, welches sich des Öfteren mit viel schlimmer erscheinenden Leichen befasste....nein. Er war es wohl gewohnt. Ein kurzes Interesse war sogar zu erkennen, eine Überlegung, an was das gegenüber wohl einst verendet sein konnte oder welche Anzeichen des Todes er nun nach aussen trug. Aber das Interesse blitzte nur kurz auf.

Anders, als er Seresa erwähnte, denn dies führte zu leichten Falten auf der Stirn. Er war also schon länger hier in Genua und dann in einen Schlaf gesunken?

Als er denn das andere Thema ansprach, kehrte wieder eine Art Gleichgültigkeit in den Blick zurück, eine Neutralität einer Person, die nichts mit dem Thema wirklich zu tun hatte.

Mit ruhiger und ungebrochener, hoher Stimme sprach der ältere Herr, um Jaques einige Antworten zu bieten oder auch Fragen in den Raum zu stellen.

"Was verschaffte euch den langen Schlaf? Die werte Seresa ist vor einigen Jahren von uns gegangen. Als Bader und Abdecker? Mhh nun, diese Pflicht könnt ihr gern weiter verfolgen, da sie stets wichtig ist. Die Heilung überlasst aber dem neu ernannten Hofmedicus der höchst verehrten Aurore und dem dafür geschaffenen Heilerhaus in Maddalena."

Sogleich wirkte er viel ernster.

"ich weiss um die Streitereien zwischen meinem Clan und dem euren. Und doch sind es nicht die meinigen und somit bin ich auch die falsche Person, mit der ihr diese Dinge zu besprechen habt. Was allerdings den Friedhof und die Pflege um die Toten der Stadt anbelangt, so obliegt dies unter anderem unserem Clan, sowohl meinem Ältesten, wie auch meiner Wenigkeit, um Ursachen zu finden und dergleichen. Je weniger im Vorfeld an den Leichen herumgefuscht wird, umso besser. Nachdem ich sie aus meiner Obhut entlassen habe, ist es mir egal, wer noch Hand daran legt."

Sein Blick war starr auf ihn gerichtet, das Starren eines Toten. Die Hände lagen ruhig hinterm Körper, welcher aufrecht gerichtet war und eher dem des Adels gleich kam, als einem gewöhnlichen Bürger. Würde und Erhabenheit aasstrahlend, trotz der Kleidung, die ihn optisch zumindest herab setzte.
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

Jacques kicherte heiser. "Den Schlaf verschafft' mir eine Verkettung wenig glücklicher Umständ' in dem Viertel in welchem meinesgleichen hauste. Einige der Bauten waren schon vor den Einschlägen und Trümmern nicht die besten und da ich mehr vom Bau des Corpus denn des Hauses versteh', ward das Schicksal eines Verschütteten wohl für ein Weilchen das meine. Nicht, daß ich die Nähe zu Todes Bruder, dem Schlummer der unserer Art so inne liegt wie einer Leich', gar scheuen würde, doch bin ich guter Dinge wieder in der Nacht zu wandeln, nachdem ich mich befreit." Eine Geschichte schal gewordenen Glücks und doch des Glücks im Unglück. Clavicula war schließlich nicht für seine schönen und robusten Häuser bekannt.

"Seresa ist nun in der nächsten Welt?!", er war etwas erstaunt und doch blitzte Neugier in ihm auf. "Hach, was würd' ich gern mit ihr darüber sprechen wie es war für sie. Dahinzuscheiden ist immer so persönlich, für wahr, was gibt es noch persönlich'res als eben dies? Verzeiht, daß mich die Frage überkommt, ist über die Umstände Näheres bekannt? Unsereins fällt ja nicht einfach so vom Fleische, der Tod ist meistens exquisiter und gar nicht selten sieht man ihn am Horizont noch eh' er an die Türe klopft..."

Er wurde wieder weniger wuselig und legte den Kopf - zur anderen Seite als gekippt - etwas schief, als er wieder auf die Toten zur Sprache kam. "Wenn's Euch denn gleich ist was mit Leich' ist, wenn Eure Obhut sie verlassen - so könnt ich mich für die aus Eurer Hand erwärmen, die für eine Beisetzung weder Groschen noch Verwandtschaft haben. Ich würd' ein Plätzchen für ihre letzte Ruh' ihn'n bieten und dafür Sorge tragen, daß sie nicht Brunnen, Straß' und Acker uns vergällen. Im Gegenzug würd' ich Euch eine Frische bringen noch ohne, daß jemand Hand an sie gelegt - ihr solltet wissen, daß meine pelz'gen kleinen Freunde mir oft die Kunde bringen von G'storb'nen hier und da. Können sie schneller riechen als ein Menschlein es vermag. Und wenn Ihr und Euer Ält'rer auf Spurensuche seid, wär' es mir ein Vergnügen sie zu Euch zu karren und gegen was gebrauchtes einzutauschen, frisch von der Sense gegen kurz vor der Schippe - in der Art." Der Nosferatu gluckste wohlwollend. "Vielleicht kommt ihr eines Tages so schneller auf die Spur von irgendwas und ich hab meine Arbeit an der Grenz' von Tod und Leben auch getan. Was sagt Ihr, ist's ein Handel der Euch mundet?"

"Was diesen Zwist zwischen den Bluten angeht, so ist's auch meiner nie gewesen. Ich bin gewissermaßen qua meiner Natur den Euren eher aufgeschlossen - an wen müsst ich mich wenden, wessen Streit ist das denn Ursprungs mal gewesen, habt Ihr da einen Namen für den alten Jacques?" Er lächelte ein Bißchen breiter als es sein Gesicht eigentlich hergeben müsste und das machte das Geräusch von knitterndem Papier. "Denn wenn ich schon beginne Unstimmigkeiten, oder wahrhaft - egal was zu begraben - bring' ich's gern zu Ende."
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Nubis
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Re: [1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Nubis »

"Da könnt ihr euch wohl glücklich schätzen, dass ihr so verschüttet wart, dass das Feuer in Clavicula euch nicht verzehrt hat."
Der Kappadozianer sprach weiterhin ruhig und mit wenig gefühlsbetont. Fakten, die die Vergangenheit geschaffen hatten und an deren Wahrheit nicht zu rütteln waren.

"Weniger Glück hatte Seresa. Ihr Bruder im Blute teilte mir ihr Dahinscheiden mit und nun, die Umstände sind durchaus rätselhaft geblieben. Allerdings liegt auch schon einiges an Zeit dazwischen, mehr als eine Dekade. Einige Umstände in Genua, aber auch weiter weg, im Inneren Italiens, sorgten dafür. Ihr solltet allerdings eher an solcherlei Informationen gelangen, euer Clan ist schliesslich bekannt dafür, mit eben solchen Handel zu treiben. Sicherlich weiss einer eurer Clansbrüder oder eine Schwester darüber Bescheid.
"Ich bin allerdings der Meinung, dass sie womöglich zu tief grub, etwas oder jemandem auf der Spur war und dann ... ausgeschaltet wurde. Nur gibt es dafür keine wirklichen Beweise, sodass man jemanden damit beschuldigen könnte. Und wenn doch welche gefunden würden, würde es wohl niemanden mehr interessieren, denn auch ihr Bruder im Blute wurde zu Asche. Dies allerdings konnte der Grossteil der Domäne sogar mit den eigenen Augen miterleben."

Er setzte ab und überlegte ganz kurz.
"Für euch sollte sich in der zeit, in der ihr geschlafen habt, einiges geändert haben, auch den eigenen Clan betreffend..."

Tatsächlich zogen sich nachdenklich die Augenbrauen zusammen und der Blick wurde starrender, prüfender.

"Wobei wir dann auch zu den Streitigkeiten zwischen eurem und dem Clan meines Ältesten kommen. Er betrifft sicherlich nicht mich und euch...auch mit den anderen eures Clans, komme ich beipielsweise bestens aus. Er dürfte euren Ältesten und Benedetto betreffen. Ich weiss nicht, inwieweit ihr dazwischen steht oder stehen wollt."

Ein kurzes Achselzucken, dann wandt er sich dem Thema der Toten zu.
"Wenn ihr die Toten alleine oder mit euren Leuten, auf wen auch immer ihr Einfluss haben möget, eher findet und hier her bringen könnt, ohne dass sie zuvor bei meinem Ältesten landen, so würde ich diesem Handel zustimmen. Manch einer, der in einer namenlosen Gasse verendet, mag so manch interessante Geschichte erzählen."

Nun lehnte er sich locker an eine der Säulen des Pavillons und verschränkte die Arme leicht vorm Körper. Dennoch konnte man die Haltung weiterhin als aufrecht und gerade bezeichnen, wenn auch mit einer leichten, kaum merklichen Neigung. Er war keineswegs angespannt, aber hielt stets einen gewissen Abstand zu Jacques.

"Was Clavicula anbelangt...ihr sagtet selbst, dass es dort eher...schlecht bestellt ist... Vor allem um die Bauten, aber auch um die Menschen. Wenig Perspektiven für ein besseres Leben. Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob in diesem Belang grosse Änderungswünsche existent sind, oder nicht. Was meint ihr dazu?"
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

"Oh, so manch einer, der tiefer hat gegraben wunderte sich schnell wie ihm das nicht bekommt!", entfuhr es Jacques als der Kappadozianer ihm mehr über Seresa erzählte. "Was meinen Clan betrifft, so ist es, auch da kamen und gingen die Gesichter. Von denen die ich kannt' ist nur der Baumeister und unser Felsen übrig, den Rest hat's wohl in alle Wind' verstreut oder dahingerafft, hab ich mir sagen lassen."

Der Nosferatu schüttelte den Kopf. "Wenn's Zwist zwischen den Ältesten und nur den Ält'sten ist, dann will ich meine hübschen Fingerchen da raushalten, ich war mir nicht so sicher welche Kreis' es zog und mir war ein Anliegen gewesen, daß ich nicht fälschlich zu denen gezählt, die gegen des Todes Kinder etwas haben. Aber Ihr sagtet ja bereits wie ihr zu diesen Dingen steht und das ist so beruhigend wie ein Spaziergang auf 'nem Friedhofe bei Neumond." Dann schaute er Galeno an, als wär ihm noch etwas eingefallen. "Ah! Friedhöfe! Wenn dies wie auch die Fürsorge der Toten in Euer Reich fällt und das Eures Blutes, so muss ich um der alten Regeln willen doch Euch um die Gestattung bitten, wenn ich auf jenen ein' Spaziergang in Gedanken machen möcht', nicht wahr? Ich würde ungern jemanden vergrätzen und verärgern, nur weil ich achtlos in einer Nacht des Bregens dahingeh' wo die Füß' mich tragen."

Jacques schien für einen Augenblick in Gedanken versunken. "Die Toten, ja richtig. Gut, dann sei es so beschlossen! Was für 'ne Leich' ich finde, bring ich zu Euch, bevor sie jemand anders kriegt." Er fuhr etwas leiser fort: "Und wenn ich läuten hör', daß and're Leichen woanders hin sind unterwegs... wär's sinnig die Kadaver zu stibitzen oder beschränkt sich Euer Interesse auf gefunden Körper?" Verstohlen blickte er ein wenig umher, bevor sein - scheinbar gelegentlich sprunghafter - Geist das Thema erneut wechselte: "Ach Clavicula ist einfach Clavicula. Es ist ein schmuddel'ger Morast aus im Matsch zertretenen Träumen und dem letzten keuchenden Atem einer sterbenden Hure. Wenn dort Euch nicht der Hunger oder die Verkühlung holt, dann tut's der Schlägertrupp bei dem die Pacht des Bretterverschlags fällig wird, wenn mal ein Groschen die falsche Farbe hat. Wer noch nicht aufgegeben hat, versucht sein Glück zumeist eher anderswo, kommt nicht zurück solang's nicht muss und meidet es fortan wie die Erinnerung an eine schlimme Krankheit, sollt er je herauskommen. Zu wünschen, Dinge stünden anders hat in dem Viertel bisher niemanden wohingebracht und mittlerweil' sind sie so sehr an den Dreck gewöhnt den sie ihr eigen nennen, daß man ihnen weder Ohr noch Aug' auswaschen könnte, klar sehen würden sie wohl kaum." Ein etwas schiefes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Man kann ein Menschlein aus Clavicula holen. Aber Clavicula aus dem Menschlein wohl kaum."
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Nubis
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Re: [1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Nubis »

Ihr Felsen... Der Herold hob bei dieser Erwähnung fragend eine Braue, äusserte aber diese nicht zusäzlich mit Worten. Doch ja, die Aufzählung war ziemlich schwach...

"Es scheint mir, dass Genua ohnehin eine Stadt scheint, in der einige Kainiten ihre Hoffnungen einbringen wollen, glänzen wollen, doch wenigen gelingt es, dies auch längerfristig durchzuhalten. Die trügerische Wahrnehmung, dass es hier genug Platz für alle gäbe, um ihre Zukunft neu und ungezwungener zu gestalten, nur um später der Realität ins Auge sehen zu müssen, dass vieles begraben und aufgegeben werden muss und die Freiheit nur der Käse in der Falle ist und man selbst die Maus, die darin verenden wird. So mancher erkennt dies zu spät und verweht wie Asche im Wind oder sucht sein Heil in der Flucht."

Er seufzte leicht.

"Und doch gibt es ein paar von uns, die Genua nicht einfach so den Rücken kehren wollen oder können. Ein wenig eurer Worte zu Clavicula trifft möglicherweise auf die ganze Stadt zu. Man könnte Genua verlassen, doch würde dies Genua überhaupt gänzlich zulassen?"

Und doch wanderte ein wissendes Lächeln über seine Lippen. Eines, welches sogar die Augen berührte. Es verharrte eine kleine Weile, bis es wieder dem ernsten Theman wich.

"Was die Friedhöfe angeht, so besprecht ihr dies besser mit Benedetto. Er hat zumindest für jenen in Burgus Besitzansprüche geltend gemacht und wird diese auch zu verteidigen wissen. Ich denke, darüber dreht sich auch der von euch angesprochene Zwist zwischen unseren beiden Ältesten. Ich halte mich dabei raus, selbst wenn ich auch dort zu schaffen habe, eine Erlaubnis werde ich euch dafür nicht erteilen können."

Wieder setzte er kurz ab und schüttelte sacht mit dem Kopf, um Jacques Aussage deutlich zu verneinen, als jener auf die Leichen zu sprechen kam und Galenos Interesse daran.
"Nein, ich interessierte mich für jede Leiche Genuas und der Umgebung. Schliesslich obliegt es mir als Angehöriger meines Blutes, diese zu untersuchen und etwaige Unstimmigkeiten zu melden. Dies kann erfahrungsgemäss alles Mögliche sein und gerade bei der Gefahr Seuchen oder auch Stillebrüchen betreffend, ist es doch ratsam, diese frühzeitig zu erkennen und zu handeln, nicht wahr?"
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Jacques Benoît
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Re: [1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

"Da sprecht ihr fürwahr ein treffend Wort!", gackerte der Nosferatu ein wenig heiser. "So manchem ist Genua nicht bekommen, doch noch weniger'n war's vergönnt sich der Stadt in all ihrer Pracht zu entzieh'n. Als wäre jeder, der hier strandet verdammt dazu, hier zum strahlenden Stern zu werden oder bei dem Versuch zu verglüh'n wie eine Fackel im Orkan. Ich selbst bin da eher stoisch, ich hab' 'nen Platz in der Welt und einen Zweck und so der Tod mich nicht zu früh hier holen kommt, kann ich den ausfüll'n und das einbringen was ich hab gelernt!"

"Wo find' ich Euren diesen Benedetto? Ist es denn ratsam, sich mit ihm zu besprechen? Ich möchte ungern seine Zeit verschwenden, es heißt ja nicht umsonst - je höher der Herr, desto wertvoller seine Zeit - ganz gleich wie viel er dieser er noch hat oder schon hatte." Jacques legte den Kopf ein wenig schief und wirkte etwas buckeliger als zuvor, vermutlich entspannte ihn diese Haltung etwas.

"Was der Toten Körper angeht, so hab' ich es verstanden! Und Seuch und Stillebrüche sind 'ne Plage die zu bekämpfen es wohl lohnt und da werd' ich mich vor meinem Beitrag nie und nimmer drücken." Sein schiefes Grinsen wich ein wenig zeremonieller Ernsthaftigkeit. "In einer Stadt ist's wie auf einem Friedhof, keiner ist schön wenn man Kadaver liegen lässt und keiner freut das Auge wenn die Hecken nicht zur rechten Zeit gestutzt sind. In diesem Sinne, Euch meinen Dank, verehrtester - ich habe Antworten auf meine Fragen und mehr noch, in Zukunft ein Örtchen für gefunden Fleisch!" Der Nosferatu machte eine angedeutete Verbeugung.

"Doch eine Frage hätt' ich noch, wenn sie gestattet ist - blickt ihr mit Hoffnung auf Clavicula? Oder gar auf Genua als Ganzes? Ihr seid nun schließlich auch seit einem Weilchen hier, nicht wahr?" Neugierig blitzten seine Äuglein hin und her und fixierten den Kappadozianer schließlich.
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Re: [1060] Das Ende hat viele Namen, der Beginn nur einen [Galeno, Jacques]

Beitrag von Nubis »

"Das Kloster nahe Burgus ist seine Domäne, wenn ihr euch also bei ihm vorstellen wollt, wäre dies wohl der beste Ort dafür, vorausgesetzt, er will euch überhaupt sehen. Ob es ratsam ist, kann ich euch nicht sagen. Aber ihr wollt etwas. Wobei ich denke, dass ihr möglicherweise dabei eher den Kürzeren ziehen werdet. "

Wieder wurde sein Blick etwas ernster, nachdenklicher.
"Wieso legt der Clan überhaupt solch einen Wert auf einen Friedhof? Eure Verbundenheit zum Tode kann man euch zwar auch ansehen, doch ist diese bei Weitem nicht so stark, wie die meiner Blutsbrüder- und Schwestern. Doch nur um einen Ort zu haben, um totes Fleisch los zu werden, scheint mir eine Thematik zu sein, die nicht unbedingt in Streitigkeiten ausarten müsste und doch hat es das wohl.
Was also interessiert euch so speziell am Tode, dass ihr den Friedhof so explizit in den Vordergrund rückt und so wertig hervor hebt? Habt ihr nicht sogar in Clavicula selbst viel weitreichendere Möglichkeiten für eine Vielzahl unserer gesellschaftlichen Belange, Informationen, Handel - wenn auch etwas anders, als auf den grossen Märkten -, Blut..."

Er schüttelte wieder sacht mit dem Kopf.
"Clavicula? Hoffnung? Ich blicke so gut wie gar nicht auf Clavicula. Es ist euer Herrschaftsgebiet und ein jeder, der sich darin einzugraben versucht, wird wahrscheinlich irgendwann die Rechnung mit eurem Ältesten machen müssen, sollte dieser doch wieder auftauchen.
Andere mögen die Bauprojekte in der Stadt fördern, da sie ein Stück von Clavicula sich versprechen, doch wir hatten es eben doch schon erwähnt, Clavicula bleibt irgendwie immer Clavicula, wenn man es nicht aus den Menschen heraus bekommt. Selbst wenn es sich jemand als Domäne einverleiben will...die Menschen füllen die Strassen mit Leben, die Menschen verändern den grössten Teil, wenn sie denn wollen. Kein Kainit. Das Gleiche kann man anderswo beobachten. Grosse Interessen, viel Eigeninitiative, doch am Ende fühlen sich die Menschen überrollt und wollen all die neuen schönen Dinge gar nicht, da sie anderes gewohnt sind.
Natürlich wäre es schön, wenn in Clavicula sich dennoch einiges ändert. Aber ich denke, dass dies Zeit benötigt und die Unterstützung eben durch das Volk selbst.
Ich für meinen Teil unterstütze hier und da gern, aber im Kleinen...und fördere auch die Bauprojekte, doch die Domäne kann euer Clan gut und gern behalten.
Ich habe vor ein paar Perspektiven zu schaffen, mit Arbeit, die gut geeignet und notwendig ist und auch bezahlt wird....aber eben auch nicht zu viel, um ein Ungleichgewicht zu vermeiden...ich habe schon einige Umgangsformen dort kennen gelernt...gibt man zu viel, denke ich, kann dort ein jeder leider auch zu viel wieder verlieren."

Weiterhin nachdenklich adressierte er nun sein Gegenüber wieder direkt mit einem starren Blick und auch den folgenden Worten.
"Was meint ihr? Inwieweit will denn eigentlich euer Clan dort etwas verändern? Oder soll alles beim Alten bleiben? Schätzt ihr es, wenn andere dort ein paar Möglichkeiten schaffen, die dem Volk helfen können und würdet ihr dies unterstützen oder läge euer Interesse eher daran, dies mit der Manipulation von Geldhäschern und Banden, die Menschen auf einem offenen Platz köpfen, im Keim zu ersticken?"
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