[1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

[August '21]
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Arash
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash führt die Lasombra und das Pferd ein Stück zurück über den Wildwechsel und bog dann in einen weitere, schmaleren Wildwechsel ein, den Giada vermutlich nicht einmal gesehen hätte, wäre der Gangrel nicht hinein getreten. Er schien sich hier wirklich auszukennen und keine Probleme damit zu haben sich orientieren zu können.
"Ich verstehe euch. Der Verlust schmerzt manchmal nur allzusehr, insbesondere, wenn man selbst nicht in der Lage war dies zu verhindern. Ich verlor einige meines Rudels durch Verrat." ein dunkles unheilvolles Knurren hatte sich dabei in seine Stimme geschlichen. Es war ein Versprechen an den der den Verrat beging.

Ohne Giadas Antwort abzuwarten beschleunigte der Gangrel schließlich seine Schritte. Der Wildwechsel war inzwischen breiter geworden und das Unrtholz deutlich geringer. Dafür war es dunkler geworden. Die Kronen der Bäume standen hier dichter zusammen und ließen wohl nur wenig Sonnenlicht durch. Mit langsameren Schritten diesmal huschte Arash durch die Bäume, immer darauf achtend, dass seine Begleiung ihn nicht vollkommen aus den Augen verlor.

Eine ganze Zeit lang führte der Gangrel die Lasombra so durch die Dunkelheit und Stille des Waldes, die nur ab und zu vom Rascheln des Unterholzes oder dem Ruf einer Eule durchbrochen wurde. Schließlich führte ihr Weg zurück auf die Sraße am Ufe des Meeres. Die Bäume wichen zurück und gaben den Blick auf das weite Meer preis. Der Gangrel wandte sich indess nach Westen und folgte der Straße, nun allerdings wieder in deutlich höherem Tempo, so dass auch seine Begleitung der Stute die Sporen geben musste, um weiter mithalten zu können.

Wie lange der Gangrel Sie nach Westen führte war schwer abzuschätzen, aber sie überquerten 2 Brücken und trafen doch auf keine Menschenseele in dieser Nacht. Schließlich schälte sich aus der Dunkelheit ein roßes Gebäude heraus. Umgeben von Gras und Blumen lag die Kirche San Siro et Vittorio vor ihnen. Die Fenster waren dunkel und auch die Tür geschlossen. Aber kein Wohnhaus weit und breit. Die Kirche schien Einsam über das meer und die Küste zu wachen. Ein Rückzugsort für Gläubige weit ab der Städte und Dörfer. Trotz dessen war die Kirche nicht verfallen. Nur einsam.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Es war die Öffnung zum Meer hin, die Giada zuerst anhalten ließ. Die Stute stand einen Moment lang vollkommen still und die Reiterin im Sattel blickte in die dunkle Weite hinaus. Es gab einen Grund, weshalb die See der Schatten solche Macht besaß. Manche sahen ihn in den Küstenstädten, den Korsaren und mächtigen Flotten, in den Gerüchten um den Sitz Lasombras selbst. Doch all dies waren nur Folgen des eigentlichen Grundes und für einen kurzen, erstarrten Moment lang sah Giada ihn so wie viele ihres Blutes vor ihr und nach ihr es taten als sie über die Weite der See blickte.
Erst als das Pferd begann, sich nach etwas von dem harten Gras hier an der Küste umzusehen, erwachte auch Giada wieder aus ihrer Starre und folgte Arash weiter in die Nacht.

An der Kirche saß Giada ab. Sie blieb bei Arash stehen, sah auf die offene Fläche um die Kirche her.
“Es sieht aus wie ein Haus Gottes, doch welche Hände haben es errichtet und wer predigt hier?”, fragte sie leise.
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Arash
Gangrel
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash war stehen geblieben, als auch Giada innegehalten hatte und betrachtete die Lasombra, während diese offenbar das Meer anstarrte. Ohne Hast lehnte er sic an die dicken Mauern des dunklen Baus, welcher sich hier in die Nacht erhob. Er hatte dieses etwas abgelegene Gotteshaus schon früh gefunden, nachdem er nach Genua gekommen war, hatte sich aber nie damit länger beschäftigt. War sie doch für ih nur ein Gebäude aus Stein. Dementsprechend schüttelte er auch nur mit dem Kopf auf ihre Fragen.
"Ich kann euch weder sagen wer diesen Bau errichtete, noch wer hier predigt. Des Nachts sind die Tore stets geschlossen und tagsüber betreten weder ich noch mein Rudel so ein Haus." er zuckte mit den Schultern. Offenbar war er entweder nicht sonderlich gläubig oder hing einem anderem Glauben an, als es die meisten Menschen und Kainiten taten.

Seufzend ging sein Blick nun ebenfalls auf das Meer hinaus. "Ich habe den Großteil meiner Existenz, seit es zu Lebzeiten oder nun in der Nacht abseits der Städte und Dörfer, fern der Menschen gelebt. Ich habe selten Hungern müssen und noch seltener mich verstellen müssen, um jemandem zu gefallen. Ich jagte, ich lernte und überlebte. Wieso sollte das einem Menschen nicht gelingen? Die meisten Menschen sind nur zu bequem ihre Häuser zu verlassen. Sie leben hinter steinernen Mauern aus Angst vor dem was jenseits dieser liegt. Sei es die unbarmherzige Natur oder andere Menschen. Sie fürchten uns und ihresgleichen gleichermaßen. Aber das Größte Hinderniss befindet sich hier." dabei tippte er sich geen die Stirn, welche unter den wilden schwrzen Haaren hervorlugte. "Die Menschen bauen Mauern aus Angst um ihren Verstand auf und das schränkt sie ein. Verhindert das sie über diese Mauern hinwegsehen und ihr eigentliches Potential erkennen. Ein Potential das sie damals vor allen Städten noch hatten. Freiheit."

Die Worte des Gangrels schienen beinahe inbrünstig. Er hatte wohl für sich eine Wahrheit gefunden, die zumindest in seinem Weltbild Sinn ergab. Aber brauchte es überhaupt etwas anderes? "Mein Rudel und ich leben nicht in den Städten. Einige von ihnen leben Zeitweise in den Dörfern um Genua herum, aber sie alle sind Menschen die hier ihre Freiheit gefunden haben, die sie ohne diese Möglichkeit nicht gehabt hätten. Waisenkinder und Sklaven, die ich die freikaufte und meine Lehren lehrte. Sie nahmen sie an, sie leben sie. Sie folgen mir und bilden ein geschlossenes Rudel." kurz dachte er weiter nach. "Ob wir alle Menschen zu diesem Leben bringen können? Ich befürchte nur, wenn die Städte brennen und wir mir ihrer Asche im Wind tanzen, werden die Menschen sich ändern."

Wort der Endgültigkeit, die Arash hier aussprach und doch war klar das er die Worte ernst meinte.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Und das könnt Ihr nicht.” Die Worte waren ernst und hart, doch nicht unbedingt unfreundlich.
“Denn diese Stadt und auch jede andere, in der ich jemals war, sind die Domäne eines Mächtigen, manchmal eines Bundes. Und Ihr oder ich, wir sind darin Gast, im Hause eines anderen. Die Menschen darin gelten als die des Mächtigen, so wie alles andere in seiner Domäne.”
Sie ließ die Stute am Rande ein wenig grasen und betrachtete Arash.

“Dieses Gesetz, das der Domäne, ist eines der Stärke. Es wurde nicht künstlich von außen her irgendwie abstrakt erdacht, es wurde mit echter Macht durchgesetzt und es wird mit echter Macht erhalten. Wenn Ihr dieser Überzeugung von Euch folgen wolltet, so müsstet Ihr einst Eure eigene Domäne erobern und halten. Ihr müsstet überdauern, stärker werden und bis dahin doch dem Wort eines anderen in dessen Domäne Gehorsam leisten. Ihr müsstet Euren Traum, Eure Idee davor bewahren, zermalmt zu werden. Nur so könntet Ihr sehen, ob Euer Traum Wahrheit werden kann.” Sie sah ihn direkt an, erwartungsvoll, ernst - Giada wollte sehen, aus welchem Holz Arash geschnitzt war.
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Arash
Gangrel
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Ein stilles Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Gangrels aus, während Giada sprach. Sie hatte durchaus den Kern des Problems dieser Ansichten verstanden. Freiheit war nichts was sich einfach erringen lies. Vielleicht auch nie wirklich. Wer wusste das schon. Auch hatte sein Horizont sich erweitert, während seiner Reise in den Osten. Daher nickte er ihr zu, nachdem sie geendet hatte. "In einigen Dingen habt ihr recht. In anderen unterliegt ihr einem Trugschluss." begann er ohne Hast oder Aggression in der Stimme. Sein Blick war dabei entspannt auf die Lasombra gerichtet.

"Städte brennen zu sehen geschieht immer wieder. Es ist eine Frage Zeit, bis die Mauern eingerissen werden und die Häuser zu Asche verbrennen. Denkt nur an den letzten Krieg den Genua mit der Domäne Mailand führte. Die Stadt musste in großen Bereichen neu aufgebaut werden. Irgendwann werden die Menschen wieder Krieg miteinander führen. Sei es auf das Geheiß eines Alten oder auf Geheiß ihrer Gier. Sie werden die Städte selbst dem Erdboden gleich machen. Villeicht habt ihr recht, dass wir niemals alle Menschen wieder zu diesem anderen Leben führen können, aber vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Vielleicht reicht ein Anteil der uns ernährt auch vollkommen aus." Er zuckte mit den Schultern. "Sie sind nichts anderes als Beute und solange sie sich in Angst verstecken, werden sie nie eine Herausforderung für uns Jäger sein. Wir entwickeln uns dahingehend kaum weiter, weil es nicht nötig ist."

Er machte eine ausholende Armbewegung, die wohl die Domäne einschließen sollte. "Alles was ihr hier seht ist die Domäne der vererhten Aurore. Ich müsste sie nicht erobern. Ich müsste sie nicht halten. Es reicht sie niederzubrennen und die Asche im Wind zu zerstreuen. Die Menschen werden dasselbe tun. Wieder und wieder. So wird es die Domäne ebenso." Dann sah er sie mit hartem Gesichtsausdruck an. "Ich habe Ziele, Träume und Ideale. Ich hatte diese auch schon früher. Aber vor nicht allzulanger Zeit wurden diese zermalmt, mit Füßen getreten und weggeworfen. Ich zerfiel wie sie zu Asche und erhob mich erneut. Ich näherte mich dem Abrgrund in uns und sah heinein. Ich blinzelte nicht, als er zurück sah und kehrte um. Am Ende zählt die Jagd nach seinen Zielen, den Idealen und an erster Stelle. Das Überleben." führte der Gangrel weiter aus. Er war offenbar niemand der viele schöne Worte fand. Seine Art war direkt und nicht von falscher Freundlichkeit gefärbt. Genauso wenig wie Giada.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Für einen Moment schloss Giada die Augen. Es war künstlich geschaffene Finsternis, ein Tribut an das Bild, das Arash vor ihrem inneren Auge heraufbeschwor: Kampfgezeichnet, vernarbt, blutend, vor dem Abgrund, undurchdringlich und unendlich.

“Ich stimme Euch zu”, sagte sie leise. “Dies ist die Wahrheit hinter all den Formen und Worten, welche nur wenige erkennen oder auch nur wahrhaben wollen.” Sie machte eine Pause und dann fügte sie noch eine Spur leiser hinzu.
“Ich verabscheue diese Fassaden. Ich soll sie alle kennen. Konversieren, flanieren, funktionieren. Doch ich verabscheue sie aus ganzem Herzen.” Damit öffnete sie die Augen wieder.

“Meine Abscheu ist vollkommen bedeutungslos. Ich muss sie aufgeben, jedes Mal aufs neue, wie ein Lamm auf dem Opferaltar. Jedes Mal erneut tue ich es, lasse sie zurück und doch steigt sie wieder empor wie die Dämpfe des Styx in die Welt.”

“Ich will all dies hinter mir lassen. Doch ich weiß, dass ich dies nicht kann. Ich bin, wer ich bin und was ich bin. Mein Dasein gehört dieser Pflicht und meine Dankbarkeit gehört jenen, die sie mir gaben. Und so bleibt es bei diesem ewigen Ritus, dem Opfer. Doch durch ihn erkenne ich diese Wahrheit, die Ihr in so klare, harte Worte fasst.”
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Arash
Gangrel
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash nickte. "Jeder ist auf der Jagd nach der eigenen Freiheit. Sie ist individuell. Dies ist eines was ich in Genua gelernt habe." Arash beobachtete iada weiter aufmerksam. "Ich persönlich habe nicht aufgehört danach zu suchen, sehe aber nun den Weg dorthin als Teil des Ziels."

er steiß sich von dem Gemäuer ab, an dem er bisher gelehnt hatte und machte einige Schritte in Richtung des Meeres. "Für mich bedeutet das Meer Freiheit. Ungezwungenheit. Allein, nur mit Wind und Wellen in einer blauschwarzen Unendlichkeit." fast klang seine Stimme dabei schwämerisch. "Das Streben nach Freiheit liegt jedem von uns inne und auch jedem Lebenwesen. Aber jeder muss wissen welche Freiheit er sucht." er drehte sich wieder zu Giada um und nickte ihr zu.

"Ich kann eure Gefühle verstehen. Mir ging es einst ganz genauso. Ich fühlte mich wie an Fäden gezogen, bis jemand kam und diese Fäden durchtrennte. Ich kann euch nicht sagen, ob ich oder jemand anderes in der Lage wäre die Euren zu durchtrennen, aber ihr könt zumindest weiter nach einer Möglickeit suchen. Eure Art der Freiheit."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giadas einer Mundwinkel wanderte ein wenig nach oben. Es könnte beinahe lässig aussehen, jedenfalls war dies weit entfernt von der steifen, gespreizten Förmlichkeit, die die Etikette am Hofe oft verlangte.
“Ich finde meine Freiheit in diesem Opfer.” Ihr Blick ging durch Arash hindurch, als sie das sagte. “Meine Dankbarkeit und Ergebenheit gehört meinem Blut. Ich glaube fest daran, dass ich durch dieses Blut meinen Platz, meine Erfüllung und auch meine Freiheit finde.”

Und mit einem Male fokussierte ihr Blick sich wieder auf Arash selbst. “Es gibt einen Grund, weshalb mein Blut dem Meer so verbunden ist. Es gibt einen Grund, weshalb Freiheit in diesem Opfer liegt, und in der vollständigen Hingabe in die Pflichterfüllung. Es ist kein schöner Grund.”
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Arash
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Die Worte Giadas schienen den Gangrel zu erreichen, wobei dieser langsam die Augen schloss. Nachdenklich lies er die Worte seiner Gesprächspartnerin kurz in der Luft hängen. Schließlich wandte sein Blick sich dem Himmel zu. "Wenn ihr eure Freiheit selbst in diesem Opfer findet, dann habt ihr mehr erreicht, als ich." Er seufzte. "Ich bin mein Leben lang unter diesem Sternenmeer aufgewachsen. Habe meine Lebtage und die Nächte darunter verbracht. Viele würden sagen ich hätte eine große Freiheit. Hält mich doch nichts irgendwo. Ich gehe wohin mich meine Füße tragen, wohin mein Instinkt mich führt. Und doch. Doch fühle ich mich nicht frei. Nur gefangen. Wie kann so etwas sein?"

Der Blick aus den Grünen Augen legte sich wieder auf Giada, fragend. Oder...hoffend? Hoffte der Gangrel auf eine Antwort? Oder war die Frage rethorisch?
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Für diese Freiheit müsst Ihr loslassen können. Das ist, was ich meinte, als ich sagte, es sei nicht … ‘schön’.”
Langsam ging Giada in die Hocke. Leder und Stoff ihrer Kleider schaben leise übereinander.

“Wenn wir in die Welt gehen, von Geburt an oder auch später, nach unserem ersten Tod, so gehen wir mit Gier im Blick und Begehren im Herzen. Wir wollen etwas, haben Ziele, hüten unsere Werte und bereits errungenen Schätze wie ein Lindwurm seinen Hort hütet.”
Sie griff zu, hinab ins Erdreich, grub ihre Finger in Gras und Erde, dass man Laub und feine Wurzeln knirschen hörte. Fest hielt sie ihre Faust voll Grund so gepackt.

“So können wir unser ganzes Dasein zubringen, mit immer festerem Griff, mit neuen Griffen nach mehr und mehr von diesem oder jenem.” Langsam aber stetig zog sie den Griff an, so dass sie selbst sich tiefer und tiefer beugen musste.
“Je größer unsere Ziele, je fester unser Griff, desto stärker nimmt es uns ein”, sagte sie. Es wurde schwerer für sie, überhaupt noch gerade heraus zu Arash auf zu sehen.

“Es ist gleichgültig, welcher Art diese Ziele, Schätze und Werte sind. Sie können nobel sein, ehrenvoll, schrecklich, düster, schändlich. Es ist gleichgültig, denn sie binden uns allesamt gleichermaßen. Euch, die höchst verehrte Herrin Aurore, einen jener Menschen, die Ihr freimachen wolltet, einen jeden.”

“Doch wie kommen wir frei? Wahrhaftig frei?” Sie war dem Boden mittlerweile so nah, dass sie Arash nicht mehr ansehen konnte. “Wir geben alle diese Dinge frei. Das Begehren, unsere Schätze und Werte, unsere Drachenhorte.” Mit einem Mal löste sie den Griff und erhob sich in einer einzigen, flüssigen Bewegung. Lässig schüttelte sie die Hand einmal um ein paar Krumen Erde und ein altes Blatt abzuschütteln.

Ihr Blick ruhte nun prüfend auf Arash. "Die Natur von Freiheit."
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