[1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

[August '21]
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Arash
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[1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Die Sommersonne war hinter dem Horizont schon eine ganze Weile verschwunden, als Arash an die Küste westlich von Genua heran trat. Unter ihm, am Fuß der Klippen, spritzte die Gischt empor, während die See dort einen undurchsichtigen Tanz aufführte. Die Nacht war warm und die Sterne funkelten am Himmel, während ein fast voller Mond in ihrer Mitte prangte. Arash trug wieder dieselbe Jagdkleidung, die er bereits bei ihrem letzten Treffen getragen hatte. Die Haare waren allerdings heute gewaschen und waren nicht annähernd so zerstrubbelt.

Wie verabredet hatten die beiden Kainiten erneut Zeit gefunden sich zu treffen, nachdem das letzte Treffen durchaus in Erfolg war. Zumindest aus Arashs Sicht. Die Absprache des Treffens lief über das Elysium und Mariam, welche die Nachrichten jeweils an den anderen Kainiten übergab.

Das Pferd würde sie sicher nun tragen, wenn sie seine Anweisungen über den Umgang mit diesem und die Fütterungszeiten eingehalten hatte. Nun aber wartete er auf seine Begleitung dieser Nacht, während eine kühle Brise vom Meer her die Hitze des sommerlichen Tages langsam vertrieb.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Es war auch zuerst der Hufschlag des Pferdes, der Giada ankündigte. Sie hatte ihre Begleiter in dieser Nacht hinter sich gelassen, schon an den Stadttoren. Und hätte Arash sie nicht in dieser Nacht hier erwartet, hätte er nicht die Fuchsstute wieder erkennen können, er hätte die Frau vielleicht nicht erkannt. Ihre Kleidung war grob und fest, weit genug, dass der weibliche Körper darin nicht zu erkennen war. Ein weiter Schal verbarg einen Teil ihres Gesichtes, die regenfleckige Kapuze tat ihr übriges dazu. In einer Zeit wie dieser und einem Land wie diesem war es nicht leicht, als Frau allein irgendwohin zu gehen, schon gar nicht zu Pferde, schon gar nicht hinaus in das wilde Land. Doch diese Frau hatte offensichtlich einen Weg gefunden. Was ihr das Wagnis wohl einbringen würde?
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Arash
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash wandte sich vom Meer ab, als er die Geräusche der Hufe wahrnahm und hob überrascht eine Augenbraue, als er die vermumte Gestalt auf der Fuchsstute sah. Kurz legte er den Kopf schief und wäre in Verteidigungshaltung gegangen, wenn er nicht gewusst hätte das nur eine Kainitin diesen Ort und diese Zeit kennen sollte. Aber man wusste nie. So blieb der Jäger wachsam bis sich Pferd und Reiter genähert hatten. Dann lächelte er kurz.
"Seit mir gegrüßt werte Giada Salvaza Rossi. Ich hoffe eure Erwartungen an diese Nacht erfüllen zu können." Dann wanderte sein Blick erneut über die Kleidung der Lasombra, auch wenn er sich nicht sicher sein konnte, ob sie wirklich unter der Kapuze steckte, ging er für den Momemt davon aus. "Eine nützliche Verkleidung hier draußen. Aber zumindest die Kapuze und den Schal werdet ihr nicht mehr brauchen. Wir werden keine Menschen mehr treffen. Zumindest nicht in dieser Nacht. Wie ist es mit der Stute ergangen?" eher eine rethorische Frage.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Als Arash so sprach, zügelte Giada das Pferd. Sie konnte ihn nicht sogleich ausmachen, doch als sie es konnte, nickte sie ihm zu und zog die Kapuze zurück. Sie lockerte den Schal und schlang ihn sich kurzerhand als Schärpe um den Leib, so dass das eher weite Gewandt etwas enger zusammengehalten wurde. Praktischer.
“Buona notte, wohlwerter Arash”, grüßte die Lasombra. Hier draußen gebührte ihm diese Anrede. Hier waren er und sein Blut stärker als in den Städten, zwischen den Menschen, und er war die Geißel dieser Domäne. Dennoch klang der Gruß der Lasombra weit weniger förmlich oder ernst als es sonst ihre Art war. Es hatte eine gewisse Leichtigkeit - war sie gern hier? Freute sie sich?

Sie saß von ihrem Pferd ab und hielt die Zügel locker in einer Hand. “Die Stute hat mir ermöglicht, was ich seit wohl einem Jahrhundert nicht mehr tat: Den Ritt hinaus und fort.” Sie sagte nicht, wovon sie fort ritt. “Nach all der Zeit ist es ungewohnt, doch Ihr habt eine gute Wahl getroffen. Sie hat einen leichten Tritt und ist klug, was meine lange Zeit ohne sie und ihresgleichen aufwiegen hilft.”
Giada hob das Gesicht in den Nachtwind. “Ist dies eine Schwäche von mir? Einst waren für mich die Ritte durch das Land Augenblicke der Freiheit. Ich habe sie verloren geglaubt.”
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Arash
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash beobachtete Giadas tun und die Bewegungen beim Abstieg. Ihre Bewegungen bewiesen was sie erzählte. Früher hatte sie diese Bewgeungen oft ausgeführt, bis sie in die Nacht gegangen war und die Tiere sie nicht mehr ohne weiteres trugen. Der Körper erinnerte sich noch an diese Bewegung und doch brauchte er wieder etwas Übung bis sie so flüssig und selbstverständlich wurde wie früher.

"Es freut mich das euch das Tier so gut angenommen hat und ich bin sicher, dass sich euer Körper bald wieder wie eins mit dem Pferd anfühlen wird, wie früher. So etwas vergisst der Geist. Aber der Körper nicht." Der Kopf des Gangrels wiegte sich leicht nach rechts und links, bevor er fortfuhr. "Die Freiheit von der ihr sprecht ist ein hohes Gut und viele glauben sie zu verlieren, wenn sie in die Nacht treten. Ich habe sie erst gefunden, als ich den Übergang tat. Die Freiheit zu reisen und die Freiheit nicht mehr von Mauern und Felswänden umgeben zu sein. Eine Enge die nicht nur den Körper einschränkt, sondern auch den Geist so Vieler in Ketten legt." Es klang beinahe wie eine Predigt die der Gangrel hielt. Eine Wahrheit die er für sich gefunden hatte, die er nun verbreitete, wenn auch weniger fanatisch wie vielleicht Ferruccio seinen Glauben, so waren die Worte Arashs doch mit einer gewissen Inbrunst vorgetragen.

"In der heutigen Nacht sollt ihr den Wind in den Haaren spüren und den Körper des Pferdes zwischen euren Schenkeln. Der Tanz der Freiheit kann beginnen, wenn ihr wünscht. Gibt es etwas was ihr insbesondere sehen wollt? Ich habe einige Orte im Richtung Westen ausgewählt, die ich euch zeigen möchte, auch wenn wir vermutlich nicht bis nach Vottori oder Pontedecimo kommen, wird der Weg dorthin doch einiges zu sehen geben...und die Domäne ist zu groß um sie in einer einzigen Nacht vollständig zu erkunden. Auch mit einem Pferd." erklärte er. Dabei schien ihm Giadas weniger förmliche Art nicht zu stören. Viel mehr schien er sich ebenso zu freuen durch die Nacht zu reisen und ihr Dinge zu zeigen.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Lasst uns dies nicht zu einem düsteren Gespräch über unsere Freiheit und die Illusion von dieser machen.”
Giada saß wieder auf.

“Dies sind die Augenblicke, die uns und dieser Nacht gehören. Zeigt mir, wonach Euch der Sinn steht! Ich will unverstellt auf dieses Land blicken, das älter ist als die Domänen und so alt wie die Schöpfung der Welt.”
Die Fuchsstute schien die Aufregung des Moments zu spüren, schnaubte und tänzelte auf der Stelle. Sie konnte gewiss nicht allzu viel sehen, doch im Mondlicht wohl genug.
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Arash
Gangrel
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash schmunzelte und nickte dann. "Ihr habt recht. In dieser Nacht soll es keine dunklen Gedanken geben." Noch einmal schüttelte der Gangrel seine Gliedmaßen aus. Wahrscheinlich eine Angewohnheit aus einem früheren Leben, denn Kainiten brauchten keine Durchblutung.

"Dann folgt mir." sagte er in Richtung der Lasombra gewandt und begann im selben Moment loszulaufen. Erst ein langsamer Trab dann aber zunehmend schneller werdend. Nach einigen hundert Metern die Straße entlang schien er seine Geschwindigkeit gefunden zu haben. Zwar würde ein Pferd im vollen Gallop ihn sicher immer noch überholen, aber des Nachts ein Pferd in vollem Gallop über die Straße zu treiben war nicht nur für das Pferd, sondern sicher auch für den Reiter nicht ungefährlich.

Die Bewegungen des Gangrel waren eher die einer Raubkatze. Er rannte geduckte, mit weit ausholenden Schritten und schien immer wieder die Arme zur Hilfe zu nehmen, um mehr Schwung zu generieren. Dabei waren die Bewegungen mindestens genauso geschmeidig. Der ganze Körper schien auf eine lange Jagd ausgelegt zu sein und würde er keine Kleidung tragen, würde man wohl die Sehnen und Muskeln des drahtigen Körpers arbeiten sehen.

So liefen sie nebeneinander her. Der Gangrel auf der einen Seite, Giada auf der Fuchsstute auf der Anderen. Niemand sprach. Arash genoss die Bewegung, den Wind im Gesicht. Die Bewegungen und das gefühl der Stute neben sich. Es war wie früher. Oder wie es hätte sein können, vor dem Krieg. Er dachte nicht nach. Er wusste wohin er wollte und welchen Ort er Giada als erstes zeigen wollte.

Daher bog er irgendwann von der Straße ab, in den Wald hinein. Einen schmalen Wildpfad entlang. Die nun einsetzende Dunkelheit und die neue Unwegsamkeit des Geländes schienen ihn dabei nicht zu bremsen. Ohne an Geschwindikeit zu verlieren brach er durchs Unterholz. Wurzen und Fangstricke ignorierend. Nicht daran denkend, dass Giada auf der Fuchsstute vermutlich langsamer werden musste.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Stute wurde auch langsamer. Giada, die sie anfangs noch angetrieben hatte, um Schritt mit Arash halten zu können, ließ damit nach, je tiefer es in das Unterholz ging. Sie ließ das Tier seine eigenen Schritte wählen. Sie rief allerdings auch nicht nach Arash - kein unnötiger Lärm und der andere würde schon schnell genug bemerken, dass er zu weit voraus war. Und vielleicht war das auch sein Plan?

Doch noch gab es hier nichts zu fürchten außer der Nacht selbst und sie war hier kaum zu spüren. Der Wald war zu wirklich, die Welt zu stark und dicht, lebendig und wachsend überall um sie her.
In diesem Augenblick wurde Giada bewusst, wie sehr sie sich von der Frau von einst entfernt hatte. Ja, damals wie heute war sie für einen Ritt aus der Stadt geflohen, fort von all den Pflichten und Entscheidungen, welche sich eng und immer enger um einen schnürten bis sie den letzten Rest des Selbst erstickten. Wann war das geschehen? Denn geschehen war es, oftmals schon. Wenn sie wieder daraus hervorgegangen war, dann war sie verändert worden, jedes Mal ein wenig weiter.

Es war eine düstere und stille Erkenntnis, die ihr dieser Moment bescherte und sie ließ sie nachklingen während sie das Pferd dem Wildwechsel folgen ließ und in den nächtlichen Wald hinein lauschte.
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Arash
Gangrel
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Arash »

Der Wildwechsel führte einige Zeit weiter, tiefer in den Wald hinein und schien keine wirkliche Abzweigung zu haben. Zumindest konnte man keine in der umgebenden Dunkelheit ausmachen. Tatsächlich schien der Gangrel in der Nacht verschwunden zu sein. Vor Giada war kein Geräusch des rennenden Mannes mehr zu hören. Kein knacken von Ästen. Nur das Rascheln des Unterholzes, das Schnauben der Stute, die leichte Brise welche durch die Blätter der Bäume ein dauerhaftes Rauschen erzeugte. Ein Geräusch das sich wie ein Teppich unter all die Laute von Tieren legte. Eine Eule hier, ein Kauz da. Nachtaktive Jäger wie Giada und Arash.

Dann aber öffnete sich der Wildwechsel zu einer kleinen Lichtung, die von einem ebenso kleinen See dominiert wurde. Die Baumgrenze lag nur wenige Meter vom Ufer entfernt und der Mond spiegelte sich in der glatten Oberfläche. Der See hatte einen kleinen Zufluss und ebenso einen kleinen Bach aus dem das Wasser wiedr abfloss, nur um vermutlich irgendwann im Meer zu enden. An einer Seite des Sees lagen große Felsen, die mit Moos überwachsen waren und es schien als hätten Riesen vor langer Zeit mit ihnen Ball gespielt, so vollkommen unzusammenhängend lagen sie herum.

Arash stand am Ufer des Sees, den Rücken zur Baumgrenze und schien die Ruhe für einen Augenblick zu genießen.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1060] Passeggiate in natura di notte [Giada, Arash]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Stute blieb von selbst stehen so wie sich dieser Anblick vor ihr und ihrer Reiterin ausbreitete. Das Tier verstand die Natur von Jägern, von Flucht und Überleben. Es verstand auch die Stärke seiner Reiterin und den Hunger in beiden Jägern.
Giada sah gemeinsam mit dem Tier über den kleinen See hinaus. Mondlicht spiegelte sich auf dem Wasser, Mücken tanzten darüber. Die kleinen Tiere in der Nacht waren geflohen oder verbargen sich still. Und doch schien der Augenblick ihr voll von alledem.

Sie saß schweigend ab und trat langsam ebenfalls an das Ufer heran. Behutsam ging sie dort in die Hocke, um mit den Fingerspitzen das feuchte, noch sommerwarme Erdreich zu berühren. In dem Augenblick hatte die Hexe ein merkwürdiges Gefühl, eine jähe Vision: Sie konnte all das Leben um sich her spüren, kleine und größere Tiere, Wald und Erde, Wind und Wasser, Sommer zu Winter, all das Zusammenwirken, in dem diese Dinge auf wundersame Weise zusammenhingen. Was, wenn das Land ein Ganzes war, auf diese Weise? Was, wenn die Welt ein Ganzes war, so wie Gott sie geschaffen hatte? Hatte sie ein schlagendes Herz? Waren die Kräfte, die sie ahnte, ihr pulsierendes Lebensblut?
Gesperrt

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