[1060] Nutzen von Wissen [Arash, Iulia]

[Iulia Cornelia]

Ruhig stand Iulia an den Steilkippen, ihren Blick aus blaugrauen Augen auf die raue See zu ihren Füßen gerichtet, die im Mondlicht silbern glitzerte und die Stille mit dem Brechen gegen die scharfkantigen Steine regelmäßig durchzog. In einiger Entfernung brannte das Licht des Leuchthauses, während etwas abseits eine kleine Gruppe gerüsteter und bewaffneter Männer lagerte. Die Ventrue selbst dagegen stand etwas abseits allein da. Ihre hochgewachsene Figur nur unter dem weißen Seidenkleid verborgen und ihre langen Haare von zartem Tuch bedeckt, das vom sanften Lichtschein des Windlichts erhellt wurden, während die warme Seeluft an dem Stoff ihrer Kleidung spielte.

Es war Spätsommer in Genua geworden und die Temperaturen entsprechend selbst nachts noch schwül, doch sie selbst schien sich daran nicht zu stören. Stattdessen lag ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, während sie es offenkundig genoss hier draußen zu sein. Die Ventrue hatte den Gangrel hierher eingeladen, indem sie ihm eine Nachricht zukommen lassen hatte, wo und wann sie ihn erwarten werde. Worüber sie mit ihm genau sprechen wollte, darüber stand nichts in dem Schreiben, doch es gab ohnehin wohl nur wenig Anliegen, für die sie ihn wohl außerhalb des Elysiums treffen wollen würde.

[Arash]

So wie von Iulia geplant hatte der Gangrel die Einladung erhalten und so schritt er beinahe lautlos durch die Dunkelheit in der Nähe des Leuchthauses. Der Platz an dem die Ventrue ihn sehen wollte war ihm wohl bekannt, hatten sie sich doch schon letztes Mal hier getroffen.

Die Schwüle schien auch den Jäger nicht zu belasten und doch hatte er sich im Vergleich zu letztem Mal verändert. Nicht im körperlichen Sinne, wohl aber in der Kleidung. Diese hatte nun einen deutlich östlicheren Flair und besaß einen Schnitt der in Italien so nicht üblich war. Trotzdem war die Kleidung praktisch gehalten. Für lange Reisen über Land sicher gut geeignet, aber für eine Jagd vielleicht zu locker und wenig sinnvoll.

Immer noch beinahe lautlos trat er schließlich neben die Harpiye, etwa zwei Schritt entfernt ebenfalls an die Klippe. Sein Blick glitt ebenso zu der lebendigen Brandung hinunter, die immer wieder gegen die Klippen drängte, als würde sie sie einreißen wollen. Und wer wusste schon wann sie dies wirklich schaffen würde? Kurz beließ er den Moment der Stille zwischen Ihnen nur umgeben vom Rauschen der Wellen, bevor er sich Iulia zuwandte und ihr zunickte. "Ich grüße euch werte Harpiye. Eure Wege waren hoffentlich sicher in der letzten Zeit." begann er schließlich das Gespräch.

[Iulia Cornelia]

„Seid auch ihr mir gegrüßt, Arash vom Clan des Tiers.“, entgegnete die Ventrue ihrem Gegenüber, bevor sie sich dem Gangrel zuwandte. „Eure Umgangsformen sind erquickend wie eh und je.“, erklärte sie mit einem leichten Schmunzeln, bevor sie abwinkte und etwas ernster weiter meinte: „Doch ich bin nicht hier um mich mit euch über gutes Benehmen oder gar die richtige An- und Aussprache von Ämtern zu unterhalten.“ Iulia machte eine kurze Sprechpause, die klar machte, dass ihre Worte deutlich schwerer wiegen mochten, als sie dies vorgab, als sie beinahe unbekümmert davon weiter fortfuhr.

„Ihr fragtet mich vor einigen Jahren, weswegen Brimir fallengelassen wurde.“, gab sie stattdessen das Thema des heutigen Treffen vor, bevor sie bestätigte: „Und was ich damals bereits vermutete, hatte sich letztlich bestätigt.“ In ihrem hübschen Gesicht spiegelte sich keinerlei Überraschung hierrüber wider. Stattdessen berichtete sie unaufgeregt weiter: „Brimir hatte während den Nächten für Lydiadas gestritten, genauer gesagt für Acacia. Die Lasombra hatte ihn in ein Band gewickelt gehabt, das eng und fest war. Ähnlich wie es Brimir mit euch getan hatte.“ Ruhig lagen ihre blaugrauen Augen in denen ihres Gegenübers als sie weiter meinte: „Als Acacia dann vom Mob zerrissen wurde, sei Brimir durchgedreht. Er habe einige unverzeihliche Dinge getan und die Traditionen gebrochen. Mehrfach. In seiner damaligen Position hätte Lydiadas keine andere Möglichkeit gehabt, als auf jene Weise zu reagieren, wie er es getan habe. Er meinte, der Hund sei treu gewesen, aber sei der Tollwut erlegen. Also habe er ihn loswerden müssen. Dass er entkommen sei, nannte er einen Jammer.“ Iulia zuckte nur leicht mit den Schultern, sagte jedoch nichts weiter hierzu.

„Brimir wurde von Aurore, wie ihr vermutlich wisst, auf Grund des Bruchs der fünften Tradition verurteilt, der illegitimen Vernichtung des ehemaligen Botschafters Siziliens und der See der Schatten. Laut Lydiadas hatte Brimir allerdings eine lange Liste an Dingen getan, die eine Verurteilung ebenso begründet hätten. So habe Brimir ein duzend Mal die sechste Tradition während den Nächten gebrochen, und auch schon im Laufe der Jahre immer und immer wieder. Ebenso die Zweite, weil er Acacia Aurore vorzog. Dazu käme dann noch ein größeres streitbares Repertoire an Dingen, wie seine weit ausgelegten Befugnisse während der Rebellion gegen den damaligen Seneschall Maximinianus, welche ebenfalls als Bruch der zweiten Tradition angesehen werden könnte, sowie die aktive Sabotage der genuesischen Armee während des Mailand Krieges, wo Brimir mehr Boten abgefangen habe, als jeder andere.“, gab sie weiter zu verstehen, bevor sie abschließend meinte: „Von der Vernichtung Tarek bin Kaya, den Brimir zuvor gefangen genommen und schließlich bei einem Hoftag vernichtet hatte, ganz zu schweigen.“

[Arash]

Arash nickte stumm und schien die Worte der Ventrue in sich aufzunehmen. Offenbar war es auch für ihn keine wirkliche Überraschung, aber immerhin eine Bestätigung. "Ich entschuldige mich für die falsche Anrede, 'wohlwerte' Iulia Cornelia vom Clan der Könige." begann er seine Erwiderung, nachdem er ihren Worten gelauscht, und diesen Raum gegeben hatte. Er schien einige Momente diese Worte abgewogen zu haben.

Dafür konnte man fast meinen, dass der Gangrel sich noch einmal zusammen gerissen hatte, was die Ansprache anging. Zumindest erschien es nicht gekünstelt oder provizierend. "Ich hatte mir bereits etwas ähnliches gedacht, aber eure genaueren Informationen werfen noch ein anderes Licht auf die Sache." Wieder nickte er und sah schwieg dann, während sein Blick nachdenklich über das dunkle Meer schweifte. "Ein gerissenes Band hat also solch eine Wirkung...". eher nachdenklich zu sich selbst zu sagen. "Interessant."

[Iulia Cornelia]

Die Ventrue wirkte auf seine Entschuldigung besänftigt, doch gab sie ihm keinen Antwort darauf, ob sie ihm auch verzieh. Auf seine letzte Feststellung hin, meinte sie nur schlicht: „Ich denke damit sind wir quitt.“ Die Harpyie machte eine bewusste Sprechpause, bevor sie ihrem Gegenüber mit einer angenehm warmen Stimme riet: „Seid vorsichtig, mit wem ihr diese Informationen teilen werdet.“

[Arash]

Arashs Blick lag weiterhin auf der Schwärze des Meeres. Sah er dort etwas, was Iulia verborgen blieb? Oder war er nur in Gedanken vertieft? Schwer zu sagen, aber er schien die Worte der Ventrue durchaus wahrgenommen zu haben. "Diese Informationen sind nicht dazu bestimmt verbreitet zu werden, sondern dienen der Vorbereitun meiner Jagd." Auch der Gangrel machte eine bewusste Sprechpause, schien aber weiterhin seinen Gedanken nachzuhängen. Schließlich hatte ihm die junge Frau einiges zum Nachdenken gegeben.

"Aber ihr habt natürlich recht. Wir sind quitt." bestätigte er dann mit ebenso warmer Stimme.

[Iulia Cornelia]

Iulias blaugraue Augen betrachteten schweigend den Gangrel vor ihr. Musterten ihn einen Moment eingehender, bevor sie schließlich meinte: „Ihr sagtet einst, ihr jagt mit der Brujah gemeinsam.“ Es klang mehr wie eine schlichte Feststellung, denn wie eine Frage, was wohl seine Haltung hierzu verändert haben mochte. Doch die Harpyie ging darauf nicht weiter ein, sondern riet oder auch wünschte, so klar war dies durch die Sanftheit in ihrer Stimme nicht zu bestimmen, mit der sie sprach: „Gebt auf euch acht.“ Die Ventrue schwieg noch einen längeren Augenblick, ihre Augen noch immer auf ihrem Gegenüber ruhen lassend, welches ihr keinen Blick schenkte. „So ihr etwas benötigt, wisst ihr, wo ihr mich finden werdet.“, erklärte sie abschließend. Ruhig abwartend, ob es von Seiten des Gangrels noch etwas gab.

[Arash]

Der Blick des Gangrels ging überrascht wieder zu Iulia, als diese wieder sprach. Dann schlossen sich kurz die Augen. "Ich jage...aber ich weiß nicht mehr mit wem, oder gegen wen." dies schien ein Eingeständnis zu sein. Eine Erkenntnis zu welcher er gekommen war. Seine grünen Augen öffneten sich wieder und blickten nun direkt in die blauen Augen Iulias. "Ich danke euch für dieses Teffen. Ich bemühe mich, meine Umgangsformen zu verbessern." hängte er dann noch an.

[Iulia Cornelia]

„Nun, ich nehme eure Worte erfreut zur Kenntnis.“, versicherte die Ventrue dem Gangrel, bevor sie mit einem milden Lächeln meinte: „Und ihr werdet in Bälde die Gelegenheit dazu erhalten zu beweisen, in wie weit es um eure Bemühungen bestellt ist.“ Mehr sagte die Harpyie hierzu vorerst nicht, doch ihre Worte klangen nicht nach einer Drohung, sondern vielmehr einer Chance für ihn.

Iulia machte eine Sprechpause und für einen Augenblick wirkte es, als würde sie das Gespräch beenden, bevor sie jedoch mit einer gleichmäßigen Stimme meinte: „Dass ihr nicht mehr wisst, mit wem oder gegen wen ihr jagt, ist wenig verwunderlich. Das Thema ist ein hochkomplexes, auch wenn es auf den ersten Blick recht einfach erscheinen mag.“

[Arash]

Die Augen des Gangrels verengten sich, als die Ventrue die Worte einer Gelegenheit aufbrachten dies zu beweisen. Innerlich knurrte sein Tier, aber er beruhigte es. Inzwischen hatte er gelernt, dass dies nichts weiter war als eine andere Form der Jagd. Hier gab es keine Hetze der Beute durch einen Wald. Keine physische Falle die man stellen konnte. Nur ein Netz aus Intrigen, Aussagen, Betonungen und unausgesprochener Worte in denen man sich verheddern konnte. Er würde noch lernen wie man sich dort bewegte und selbst Fallstricke auslegen zu können. Es würde Zeit brauchen diese neue Art der Jagd zu perfektionieren. Aber wenn sie etwas hatten dann war es Zeit.

Er nickte Iulia dann schließlich zu. "Es wäre mir eine Freude euch dies beweisen zu können." lies er dann schließlich verlauten. Es hatte keinen Sinn sich in diesem Moment mit der Harpyie zu messen. Dies würde später erfolgen. Auf ihrem eigenen Grund und Boden. Diesmal würde er die Jagd bestimmen nicht sie. Aber alles zu seiner Zeit.

"Nicht einmal auf den ersten Blick ist dieses Thema einfach. Es liegt Politik, Treue, Verrat und das Spiel der Ahnen zugrunde. Nichts was mit dem Spiel der Ahne zu tun hat ist jemals einfach." stellte der Gangrel fest, ohne nun eines der Wörter direkt einem Kainiten zuzuordnen. Was er hier tat war die Grundlagen der Kainitischen Gesellschaft zu beschreiben.