[1060] Besuch am Leuchtturm des Mondes [Angelique, Adamo]

[Adamo Manacres]

Unglauben zeigt sich im Gesicht von Adamo.

" So viele Herzogtümer und alle betrachten den König als eine Person ohne Macht? Anscheinend wird er kontrolliert oder ist an die Leine gelegt."

Er deutet mit der Hand auf den Brunnen.

" Wollen wir uns setzen? Ich habe das Gefühl, dass dies eine längere Unterhaltung werden könnte."

Adamo schreitet in Richtung des Brunnens.

" Nun, ich hörte bisher nur von einem Ahnen meines Clans, Carravalia, Prinz zu Nizza. Er ist der EInzige, dess Kunde zu mir durchgedrungen ist. Ihr scheint mir diesbezüglich deutlich mehr zu kennen ?"

[Angelique]

Angelique setzte sich so würdevoll, wie das ein kleines Mädchen bewerkstelligen konnte.
"Nur die der großen Handelsmetropole Marseille und natürlich die meiner Heimatstadt Arles, dem Erzbischofssitz und ehemaligem Königshof Burgunds.

Aber diese Kenntnis ist natürlich nützlich, wenn man dort Handel treibt.

Bestimmt auch die Bekanntschaft Carravalias, wenn man darauf hofft, dass einst aus dem armen geplünderten Städtchen wieder eine echte Stadt wird, die sich an Reichtum und Glanz mit unseren Städten messen kann.

Der arme Prinzeps! Wenn man Handel mit ihm treiben würde, mag er vielleicht halbwegs dankbar sein, dem besseren Kuhdorf zu neuer Größe zu verhelfen. Genua hat vor gar nicht so langer Zeit auch am Boden gelegen wie Nikkaia nach den Angriffen der Sarazenen.

Wie wär´s, wenn Ihr mich ihm vorstellt und ich stelle Euch dem Vizegrafen von Marseille vor?"

[Adamo Manacres]

Adamo lauschte den Worten der Malkavianerin ruhig. VIele der Namen waren ihm unbekannt, lediglich der Name des neuen Prinzen zu Nizza brachte Erkenntnis.

"Carravalia, ja. Ich hörte bisher nur von ihm und kenne ihn nicht persönlich. Ich werde ihm gerne eine Nachricht schreiben und ihn um ein Kennenlernen meinerseits und eurerseits bitten, um dies in die Wege zu leiten. Das gegenseitige Vorstellen kling durchaus interessant. Ich hörte jedoch, dass Carravalia nicht wirklich gut auf Genua und seine Bewohner zu sprechen ist. Ist es euch erlaubt, Handel mit Nizza zu betreiben?"

[Angelique]

"Um so wichtiger ist es, eben diese Beziehungen zu verbessern. Bitte stellt diesen Kontakt her.

Nun, Handel ist die Lebensader Genuas. Es ist besser, hinterher um Verzeihung für eine gelungene Bereicherung Genuas zu bitten, als vorher für etwas um Erlaubnis zu fragen, was scheitern kann.
So funktioniert Handel schon, noch bevor Krösus das Geld erfunden hat. Kein Herrscher ist wütend, wenn die Händler in reicher und mächtiger machen.

In der heutigen chaotischen Zeit sind Händler wie ich das, was früher Gesandte zwischen Reichen waren. Ohne Händler hätten Christen und Sarazenen und Heiden keine Möglichkeit, lebensnotwendige Dinge wie Gewürze zu bekommen.
Titel, Ämter und Religionen sind heute ein Hemmschuh, Waren dagegen ein Türöffner."

[Adamo Manacres]

" Ihr habt absolut recht. Ich freue mich immer, wenn meine Flotte neue Orte ansegeln kann und auch noch etwas schönes mit nach Hause bringt, über das man sich freuen kann. Sei es Geld oder Schmuck oder andere Dinge, die das Auge oder den Geldbeutel erfreuen."

Adamo rieb sich ein wenig die Hände.

" Nun denn, ich werde gerne versuchen einen Kontakt herzustellen und einen Besuch in die Wege zu leiten. "

Er schaute die Malkavianerin an.

" Gibt es einen Bereich, auf den ihr euch beim Handeln spezialisiert habt, oder handelt ihr mit allem, was sich lohnt. "

[Angelique]

"Ich bin ein kleiner, flatterhafter Nachtfalter, der seinen Nektar von vielen Blumen holt", meinte sie lächelnd, "aber im Laufe der Jahrzehnte habe ich Geschmack an bestimmten Blumen gefunden.

Einzig das Handeln mit Waffen und Sklaven überlasse ich lieber anderen. Ich kann das Weinen geschändeter oder kastrierter Kinder nicht ertragen, selbst wenn es Heiden der Slawen oder Ascomannen sind.
Und zu denken, mein Handel würde zum Entstehen von Kriegen beitragen, kann ich auch nicht mit meinem christlichen Gewissen vereinbaren.

Also, wenn Ihr in beidem Euch spezialisiert, so will ich es nicht wissen, denn es ist notwendig für Genua und ihr wichtigster Export, aber ich es dreht mir den Magen um, selbst wenn ich weiß, dass viele Sklaven ein besseres Leben bei den Sarazenen haben als mancher Adlige bei uns und das aus siegreichem Krieg Wohlstand für die Zukunft erwächst, ist es das Elend des Moments, das mein kleines totes Herz zerreißt."

[Adamo Manacres]

" Oh nein, Dank der wohlwerten Iulia Cornelia konzentrierte ich mich schon vor den Zeiten der Hungersnot auf den Transport von Nahrungsmitteln in die Stadt und konnte mein Standbein diesbezüglich auch danach noch ein wenig aufrecht erhalten. Nun sind es vielfach Baugüter, Schmuck und Kunst."
Er lächelt freundlich.

" Krieg muss nicht sein, jedoch kann ich derzeit noch nicht die Situation mit Pisa einschätzen. In der letzten Zeit ist es ein wenig still um die Stadt geworden, wie ich finde."

[Angelique]

"Das täuscht. Genuas Söldner und Genuas Geld morden mit in aller Welt. Jetzt, wo wir gerade sprechen, laufen unermüdlich Versorgungsschiffe unter Genuser Flagge nach Süden, um die Eroberungszüge der Normannen zu unterstützen, während die Arsenale und Werften der Kriegsflotte Ostroms unter Genueser und venezianischer Verwaltung sind.
Wie das Alte Rom sind die kriegslüsternsten Städte die, die selber dadurch friedlich sind."

Sie seufzte. "Wie gerne würde ich mal nach Ostrom pilgern, aber die Herrscher der Stadt erlauben keine Kinder Malkavs dort, die die Zukunft lesen können."

[Adamo Manacres]

" Nun ich muss gestehen, auch ich bin kein Freund des Krieges, jedoch war ich nun gezwungen, meine Flotte um zwei Galeeren zu erweitern, gerade um den ganzen Unwägbarkeiten auf den Reisen zu begegnen. 9 Schiffe sind es nun insgesamt, und trotzdem nimmt die Kriegstreiberei rund herum zu. Städte, die aufrüsten um sich zu verteidigen, bilden damit eher eine Herausforderung als ein abschreckendes Beispiel."

Er seufzte ebenfalls. " Leider"

Dann fuhr er fort.

"Manchmal denke ich, ich hätte eine zweite Schiffswerft bauen lassen sollen als einen Teil meines Geldes in die Erweiterung meiner Flotte oder in Nervi zu stecken. Aber man solcherlei Dinge im Voraus zu erahnen ist schwierig."

[Angelique]

"Oh, Ihr habt eine Werft?!", rief Angelique erfreut aus. "Ich habe nämlich Bedarf an Schiffen und die Werft in Marseille, wo ich normalerweise bauen lasse, stellt sich quer, weil es politische Reibereien der Verwandten dort mit Genua gibt.

Ich habe Geld genug und würde gerne neue Schiffe von Euch bauen lassen. Vielleicht könnten wir auch gemeinsam eine weitere Werft finanzieren. Genua braucht sicher eine."

Sie legte dabei eine kindliche Begeisterung an den Tag oder besser die Nacht.