[1058] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

[Juni '21]
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Il Cavaliere
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[1058] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Il Cavaliere »

Nachdem der Ancilla seine Anfrage überbracht hatte, war Macario formell zum Ältesten der Schatten Genuas eingelagen worden. Nicht jedoch wie andere in das A Tarda Ora, sondern an einen anderen Ort. Es hatte geheißen, der sehr verehrte Seneschall würde ihn bei Neumond in Gemäuern der alten Ordensfeste erwarten.
Kein Führer erwartete den Neugeborenen in der fast lichtlosen Nacht, kein Licht brannte am Weg der zum einstigen Ordenssitz führte, Macarios Weg führte hinauf durch die Finsternis,

Die Martinsfeste war heute kaum mehr als eine Ruine. Seit die Martinsritter vom Bischof entrechtet worden waren, der Orden zerschlagen, die Ruinen von Seuche, Hunger und Tod heimgesucht worden und anschliessend die umliegenden Bauherren einige Gebäude und Wände als Steinbrüche für ihre eigenen Bauunternehmungen entdeckt hatten, bewegte sich mit stoischer aber bedrohlicher Ruhe die nächste Bedrohung auf die Feste zu: die neue genuesische Stadtmauer. Zwar war die Baustelle dieser noch auf der anderen Flusseite und noch ein paar hundert Meter entfernt, aber die Richtung die der Bau eingeschlagen hatte sah so aus als ob man gedenke den Fluss zu überqueren. Und dann bliebe von der einst stolzen Festung sicher wenig mehr als ein Wachturm oder bestenfalls ein Quartier für die Stadtwächter von Domus.

Neben dem Geröll, den Steinen, die sich zwischen den halb eingefallenen Mauern überall am Boden fanden, sprossen hier und da junge Bäume in die Höhe, offenbar hatte jemand die Feste zum Schluss eine Weile für eine gute Umzäunung seines Schweinepfuhls gehalten und hatte diese übermässig mit Eicheln und Kastanien gefüttert. Aber auch jener traurige Tiefpunkt war kaum mehr als eine blasse Erinnerung. An die grunzenden Bewohner erinnerte heute so gut wie nichts mehr, außer jenen Gewächsen und ein alter zerbrochener Wassertrog.
Weit und breit war keine kainitische oder menschliche Gestalt zu erblicken, und doch musste jemand hier sein. Eine schwere Kerze wie man sie an den Altären mancher Gotteshäuser fand brannte flackernd auf einem hüfthohen Mauerrest.
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Macario
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Re: [1062] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Macario »

In der besagten Neumondnacht kam Macario allein zu den Ruinen der Martinsfeste unweit der Siedlung Nord. Vorsichtig bahnte sich der Mönch den Weg durch das verfallene Gemäuer. Immer weiter zu in Richtung des schwachen Lichtscheins, der wohl den Treffpunkt mit dem Ältesten markierte.

Er sei bereit.*

In der nahen Siedlung hatte er sich noch genährt, um einer Herausforderung, die manch Ältester allzu gern dem Unbedarften aufoktroyierte, entgegenzutreten.

Dieser Weg war erforderlich, würde er in Genua ein Fortkommen haben...

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Zenon von Kition
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Macario
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Re: [1062] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Macario »

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Zenon von Kition
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Il Cavaliere
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Re: [1062] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Il Cavaliere »

Im Schein der flackernden Kerze bemerkte Macario eine weiteres Flackern, dort wo die Schatten nahe einer Mauer am tiefsten waren, noch ehe die dunkle Gestalt des Seneschalls um jenen Mauerrest herumtrat. Das schwache Licht brach sich, nach allem was Macario über die Gesetze Gottes und der Natur wusste, falsch um den Ältesten der Schatten.
Dieser trat noch ein, zwei Schritte in den Lichtschein und deutete dann mit flackernder Geste den Neugeborenen näherzutreten, forderte ihn auf gleichsam das korrekte Protokoll zu durchlaufen und zu sprechen. Ein Test, eine Herausforderung?
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Macario
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Re: [1062] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Macario »

Macario wurde der eindeutigen Präsenz des Lasombra-Ahnen gewahr. Licht und Schatten waren ihrer Wirklichkeit entrückt. Doch es gab jetzt keine Gelegenheit diese dauerhafte Abnormität weiter zu betrachten oder gar zu ergründen.

Der Neugeborene folgte der unmissverständlichen Geste des Ältesten. Er trat noch ein, zwei Schritte näher in den flackernden Schein, senkte seinen Blick, gar den ganzen Oberkörper, demütig gen Boden und ließ sich auf ein Knie gestützt herabsinken, um dem Ahn nach Sitte und Tradition Respekt zu zollen.

So verstrich ein Augenblick der stummen Bezeugung, bis Macario mit leiser, aber klarer Stimme ohne weitere Aufforderung zu sprechen begann:

"Sehr verehrter Lydiadas, Ältester unseres Blutes und Seneschall in Genua, Consiliarius des abyssalen Meisters, Blutvogt Catanias, Herr der Tiefen, aus der Linie Ahriman min alzilals.", war die Anrede, der die Vorstellung folgte, "vor Euch in tiefer Ehrfurcht ist Macario, Neugeboren und in die Nacht geführt von Stefanos, dem Büßer, aus der Linie des Erminulf zu Benevent, die den endgültigen Tod gestorben sind, freigesprochen von der Herrin des Goldenen Streifens, Prinz Rhegiums, der sehr verehrten Ginevra Busca."

Eine Sprechpause machte deutlich, dass nun nach der Vorstellung Inhalte folgen würden, sofern Lydiadas keine Einwendung erhob.

"Ich bin hierher gekommen, um Euch meine Aufwartung zu machen und ersuche um Euren Rat."
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Zenon von Kition
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Il Cavaliere
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Re: [1062] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Il Cavaliere »

Ein grimmiges Lächeln flackerte kurz über des Ältesten Gesicht, ehe er verächtlich schnalzte. "Manch anderer Kainit würde euch für die formalen Fehler kriechen lassen." Doch schien sich Lydiadas nicht damit, oder auch nur einer Erklärung wo der, oder die, Fehler des Neugeborenen gelegen haben mochte, aufhalten zu wollen. Er verschwänkte die Arme vor dem Körper und seine Hand kam dabei auf dem Knauf seines breitklingigen Schwertes zu ruhen. Eine kleine Geste, die jedoch nicht weiter an Bedrohlichkeit gewann.

"Nun denn... Macario, Neugeboren aus einer erloschenen Linie, freigesprochen von der Herrin des Goldenen Streifens, eure Aufwartung habt ihr mir hiermit gemacht. Welchen Rat möchtet ihr von mir?"

Etwas Lauerndes schlich sich in den Blick des Seneschalls und Ältesten der Schatten. "Ihr seid schon ein paar Jahre in Genua, doch was mag euch bewogen haben den Süden zu verlassen? Was erhofft ihr euch hier unter der Herrschaft einer Ventrue, was der Goldene Streifen nicht bieten kann?"
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Macario
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Re: [1062] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Macario »

Wie konnte er nur in diesem so entscheidenden Moment etwas so wichtiges übersehen haben? Hatte er die Titel in eine falsche Reihenfolge gebracht? Hatte er ihn als Ahn doch als solchen benennen müssen, anstatt allein den Ahn als Ältesten in Genua zu titulieren? War die Anrede als "sehr verehrt" zu gering bedacht? Wie gewichtig war der oder gar die Etikette-Fehler gewesen?! *

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Macario
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Re: [1062] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Macario »

Macario konnte es sich selbst nicht sagen, wie gewichtig sein Fehler gewesen war. Doch blieb ihm auch keine Gelegenheit, seine Worte erneut zu überdenken.

So blieb er in der demütigen Pose verharrend.
Er wähnte kein Unheil, trotz des offenbaren Fehltrittes.

Macario sprach mit klarer, aber leiser Stimme:
"Mein Erschaffer erhoffte sich wohl etwas, in dem er mich nach Genua entsandte. Doch was genau, das vermag ich nicht zu sagen. Seine Gedanken blieben mir weitestgehend verborgen...
Doch nun, da ich hier bin, will ich auch bleiben und ein gutes Werk tun. Man kann viel tun. Ich habe damit begonnen, Kirchen errichten zu lassen und vielen Menschen in der Siedlung Nord eine neue Heimstatt zu geben...
"

Eine kurze Pause ließ die Möglichkeit einer Nachfrage oder eines Kommentars offen.

Mit etwas lauter werdender Stimme setzte er fort:
"Ich beabsichtige dem höchstverehrten Prinzen der Domäne, den Eid zu sprechen und Gefolgschaft zu leisten."

Eine erneute Redepause hob hervor, dass nun die Stelle käme, als da er um den Rat des Ältesten ersuchen würde:
"Ich ersuche um Euren Rat, sehr verehrtester Lydiadas, in einer Angelegenheit... des tiefen Wissens um den Abgrund... es betrifft meine Person direkt. Mein eigener Schatten..., ich habe in einer entscheidenden Phase Schwäche offenbart, seit dieser Nacht ist mein Schatten nicht mehr mein eigen, sondern beherrscht von den Mächten des Abgrunds selbst. Es ist gar so, dass dieser neue Schatten mich verhöhnt, nachäfft oder Dritten nachstellt.

Mit Nachdruck in der Stimme ergänzte Macario dazu abschließend:
Dies muss aufhören."
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Zenon von Kition
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Macario
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Re: [1062] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Macario »

Eine dunkle Ahnung spukte einen Moment durch Macarios Geist.

Hatte Macario seinen Kopf gerade etwas angehoben?*

Der junge Lasombra fokussierte seine Sinne auf eben jene Stelle nahe einer Mauer, eben dorthin, wo die Schatten am tiefsten waren.

Wurde er betrogen? Erlaubte sich der Ahn gar einen Streich mit ihm? War dies die Prüfung?

Sein Kopf und damit seine Blickrichtung wechselte wieder gen Lydiadas.*

War alles eine Täuschung?*

Nein, die unwirkliche Lichtbrechung, das Flackern der Schatten, all das war doch Teil der wahren Präsenz des Ältesten und kein Trugbild oder es wäre ein sehr gutes Trugbild... seine Unsicherheit wuchs und die Fehler..., eine unerträgliche Situation.

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(Wahrnehmung + Aufmerksamkeit) (Schwierigkeit 9) (Patzer) (Gestern 16:12 Uhr)
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Re: [1062] Ruinen [Macario, Lydiadas (SL)]

Beitrag von Il Cavaliere »

Noch während die Worte des Neugeborenen in der Nacht verhallten, flackerte die Kerzenflamme und tauchte die Ruine somit in aufgeregt tanzende Schatten. Lydiadas selbst gestattete sich eine Gefühlsregung, indem ein Mundwinkel sich für einen kurzen Augenblick verächtlich verzog.

"Schwört euren Eid, wenn euch nicht theologische Gründe davon abhalten. Doch vergesst niemals, dass ihr dann Vasall Genuas seid und damit auch geschworener Gefolgsmann der See. Nicht nur der des Prinzen."

Der Ahn trat einen halben Schritt vor, die Hand fast zärtlich am Schwertknauf. Dann streckte er sich, legte den Kopf etwas schief und liess einen Wirbel knacken.

"Was euer anderes Problem betrifft, nehme ich nicht an, dass ihr euer Leiden hier und heute endgültig beendet wissen wollt... Ich bin weder Gelehrter noch Schattenhexer, aber ich habe solche Anomalien schon einige Male erlebt. Es ist nicht mein Handwerk irgendjemanden zu erretten, mein einfacher Rat wäre in die Sonne zu gehen. Es zu beenden. Allerdings muss der einfache Weg nicht der einzige sein. Mein Netzwerk erstreckt sich über Sizilien und weite Teile der westlichen See. Erkundigungen könnten eingeholt werden, geflüsterte Lösungen gefunden. Falls es diese gibt. Alles was ihr im Gegenzug dafür tun müsst, ist in den Dienst Aurores zu treten und mir über alles zu berichten. Alles was ihr in den Diensten des Prinzen tut und erfahrt."
Abwartend sah Lydiadas ihn an, nahm die Hand vom Schwert und lächelte sardonisch. "Egal ob ihr diesen Handel annehmt, ich werde euch frei ziehen lassen und euch, solltet ihr euch dagegen entscheiden, mit eurem Schandmal weiterexistieren lassen."
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