[1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

[August '21]
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Iulia Cornelia
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Während Tankred nach der Rolle zu ihren Füßen fischte, hatte sich die Harpyie von dem Nosferatu leicht abgewandt und sich derweil anderen Dingen im Raum gewidmet. Ihre blaugrauen Augen lagen mitunter bei dem Ancilla an ihrer Seite, dem zweiten Ancilla im Raum und schließlich einen Moment länger schweigend bei Vergonzo. Erst als sich der Verborgene bei ihr wieder erhoben hatte, wandte sie sich diesem erneut zu und betrachtete das ihr dargebotene Geschenk für einen Moment schweigend, bevor sie zart lächelte und es vorsichtig entgegennahm, wohl darauf achtend, ihn nicht dabei versehentlich zu berühren, auch wenn der Nosferatu dabei nicht das Gefühl haben mochte, dass die Ventrue Angst oder gar Ekel vor diesem Kontakt gehabt hätte.

„Die Haltung eines Volkes zu einem anderen, aber vor allem auch die kleinen feinen Unterschiede in den Sitten und Gebräuchen ihrer Bewohner, erfüllten mich schon immer mit einem gewissen Interesse.“, erklärte die Harpyie, bevor sie meinte: „Entsprechend weiß ich diese Geste sehr zu schätzen und danke euch für euer Präsent in der heutigen Nacht.“ Ihre feingliedrigen, gepflegten Finger lagen locker, aber sicher um die Rolle in ihren Händen. Dass der Verborgene sie zuvor unter dem Arm getragen oder sie gar auf dem Boden gelegen hatte, schien sie dabei nicht zu stören. Offenkundig hatte die Ventrue sich über die Jahrzehnte einen gewissen entspannten Pragmatismus angeeignet.

„Ihr erwähntet ihr kommt nach Genua, um Vasall des Fürsten zu Genua zu werden?!“, griff die Harpyie wenig später das vorherige Thema auf, während ihr Blick leicht zu Benedetto ging, bevor sie an Tankred gerichtet meinte: „Ein hehreres Ziel, wie ich meinen will, gerade für ein Mitglied vom Clan der Verborgenen. Leider kenne ich mich jedoch mit den Gepflogenheiten im Süden noch immer nicht gut genug aus, um beurteilen zu können, ob ihr damit wohl den Prinzen Aurore von Genua meint, euren Clansältesten oder einen Oberen eures Wegs.“ Ruhig wanderten ihre blaugrauen Augen über den vor ihr stehenden Nosferatu, den sie länger zu mustern und einzuschätzen schien.

„Würdet ihr mich freundlicherweise diesbezüglich aufklären?“, bat die Harpyie, bevor sie milde ergänzte: „Und auch, ob es dort Sitte und Brauch ist eine Neugeborene mit verehrt anzusprechen, während zwei Ancilla im Raum anwesend sind, einer hiervon neben mir stehend?“ Ihre freie Hand deutete bei ihren Worten dezent auf den Kappadozianer, dem sie mit einem offenkundigen Respekt weiter begegnete. „Es erscheint mir zu viel der Ehre in ihrer Gegenwart, auch wenn es mir selbstverständlich sehr schmeichelt.“, gab sie dem Verborgenen freundlich zu verstehen, bevor ihr Blick kurz Benjamin streifte und sie meinte: „Weit mehr als das überhebliche, selbstüberschätzende und respektlose werte von anderen Zweitverfluchten aus dieser Gegend gegenüber meiner Person.“
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Vergonzo Faro
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Der kleine Fauxpas seines Clansbruder war dem Baumeister nicht entgangen.*1
Dies erinnerte ihn ein wenig wehmütig an Anastasias Hundepräsent, welches einen ersten Eindruck der vermeindlich schlechten Erziehung der Nosferatu ins Leben rief, was heute Abend eventuell ein Fortsetzung bekommen würde.

Der Blick wanderte in Richtung Iulia, Tankred und Benedetto.
Mit stummer und regungsloser Miene beobachtete er das Geschehen. Ohne ein Blinzeln, das Zucken eines Gesichtsmuskel oder ähnlicher Regung nahm er kurz Iulias Blick auf, welchen er beinahe zeitgleich mit ihr wieder abwendete, ohne ihr irgendeinen Eindruck über sein Urteil zu diesem Geschehen zu zeigen.*2
*1: Bemerken
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Results: 6 5 4 2 8 1 8 3.

*2: Gefühle verbergen
@𝕍𝕖𝕣𝕘𝕠𝕟𝕫𝕠 | 𝔽𝕣𝕒𝕟𝕜 I rolled 6d10 for you which resulted in 44.
Results: 5 6 4 9 10 10.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Tankred Drengot
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Tankred Drengot »

Tankred ging einen kurzen Schritt zurück. Er legt die geschlossene Faust auf sein Herz und beugte seinen Kopf zu seiner Brust hinab. Er erbebte im Inneren, so unangenehm war ihm sein Missgeschick. Mit geschlossenen Augen hebt er schließlich an.

"Bitte verzeiht mir diese Unbotmäßigkeit, wohl werte Dame Cornelia. Es lag nicht in meiner Absicht, die verehrten Herren Ancillae herabzuwürdigen oder Euch in die unangenehme Lage zu versetzten, von mir, wider die Gepflogenheit erhöht zu werden.
Es liegt auch für gewöhnlich nicht in meiner Natur, mich zu rechtfertigen. Bitte seht mir meinen kommenden, etwas hölzernen Versuch nach.
Meine Person stammt aus Palermo, der Domäne des höchst verehrten Bari ibn Wael, Ahn des Clans der Schatten, Hüter des tartessischen Kelches, Seefürst des Thyrrenischen Meeres, Ältester der Linie Arganthonios, Emir Palermos und seiner Besitzungen. Dort sind die Ehrerweisungen etwas verschoben. Ich werde mich allerdings bemühen, mich schneller anzupassen.
Zum anderen betrachte ich es so, dass Ihr als einflussreichere Angehörige des Hofes, Harpyie der Gesellschaft, Gastgeberin und Nachfahre des Fürsten" der Normanne wird etwas leiser, dass ihn nicht jeder verstehen mag" die meisten Neugeborenen an Glanz übertrefft und es mir unangebracht vorkäme, Euch auf dieselbe Stufe zu setzen.
Ich verstehe es natürlich, dass mein Verhalten meine Defizite aufzeigt und selbiges nicht so stehen bleiben kann. Es wird die Zeit kommen, da ich diese Schuld begleichen werde.

Tankred Worte wirkten authentisch. Er war kein Aufschneider oder Possenreißer. Alles in allem wirkte er, trotz seiner grotesken Gestalt, wie ein aufrechter und ehrenhafter Vertreter seiner Art. Stolz und Ehre schien er zu besitzen und er machte sich kaum die Mühe, seine Aussagen zu verhehlen.
Hält mich auch kein anderer beim Worte, so wird es um desto mehr Pflicht, dass ich mich selbst dabei halte.
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Iulia Cornelia
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Ich vermag nicht für die verehrten Ancillae zu sprechen, doch für meinen Teil, will ich in der heutigen Nacht gerne Nachsicht üben.“, erklärte Iulia auf die abschließenden Worte des Nosferatu hin. Ihre Haltung und Körpersprache waren noch immer freundlich und trotz des vermeintlichen Missgeschickes, wirkte die Harpyie entspannt und nicht wie Jemand, der jeden neuen Kainiten in der Domäne nutzen würde, um ihre Klauen daran zu wetzen. Stattdessen brachte sie ein gewisses Verständnis für seine Situation entgegen, als sie weiter fortfuhr: „So ihr Unterweisung in der hiesigen Etikette sucht und ihr euch nicht an einer Ventrue als Lehrmeister stört, hinterlasst eine Nachricht am Leuchthaus zwischen Genua und Quinto al Mare, sobald ihr euch etwas in Genua eingelebt habt und über eine Stelle verfügt, über die ich mit euch in Kontakt treten kann. Zwar würde ich unter anderen Umständen diese Aufgabe vertraulich in die Hände eurer Clansschwester legen, doch scheint Signora Achilla bedauerlicherweise derzeit verschwunden zu sein. Zumindest konnte ich sie seit längerem nicht ausfindig machen.“ Ihr Blick wanderte dezent zu Benedetto, sich rückversichernd, dass der Chronist sich gerade nicht langweilte, sowie ihm stets die Möglichkeit gebend, die Unterhaltung in seine Hände zu nehmen, sobald er dies wollte.
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Tankred Drengot
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Tankred Drengot »

Tankred folgte dem Blick der Gastgeberin und vergewisserte sich seinerseits den Ancilla nicht im Wort zu beschnedien.

"Habt vielen Dank" hob er im ruhigen Ton an "meine Person weiß Eure Nachsicht sehr zu schätzen. Darüber hinaus ehrt mich Euer Angebot. Wenn ich damit Eure Geduld und Kapazitäten nicht zu sehr strapazierte, nähme ich es gerne wahr."

Der Krieger pausierte einen Moment.

"Leider sprecht Ihr wahr. Signora Anchilla wurde unserem Blut nun länger nicht vorstellig. Über Ihren Verbleib, weiß ich leider nichts konkretes."

Der Normanne blickte auf die Rolle in Ihren Händen. Zu oft hatte er Angehörige der hohen Clans erlebt, die offenkundige Abscheu für seines Gleichen an den Tag legten. Es imponierte ihm, dass sich diese so holde Dame nichts dergleichen anmerken ließ. Vielleicht empfand sie tatsächlich keinen Ekel.
Andererseit müsste es auch in den reihen des Szepters Personae geben, die den niederen Geblütern zugewandt sind. Ohne die Unterstützung jener Clans, konnte sich ein Fürst selten lange auf dem Thron halten.
Der Nosferatu blickte weiterhin auf die Rolle, vielmehr auf die zarten Hände der Maid.
Er riss sich aus seinen Gedanken und blickte sie freundlich an, was durch seine Monstrosität nur schwer zu erkennen war. Er nickt schließlich sacht, was als dezente Aufforderung verstanden werden konnte.
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Vergonzo Faro
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Nach dem Gespräch mit Ilario am Rande der Veranstaltung machte sich der Bucklige dann auf den Weg zur Einladung in die Runde von Iulia, Benedetto und Tankred.
Hinkend und das schräge aber typisch freundlich anmutende Lächeln im Gesicht, begab er sich zu besagter Gruppe.

Dort ankommend legte er die Hand von Hinten auf Tankred´s Schulter als er sich in die Runde gesellte ehe er sich Benedetto gegenüber länger verneigte als nötig, den Blick dabei zum Boden gerichtet. So präsentierte er dem Chronisten scheinbar recht eindringlich seinen Buckel einen Moment lang ehe er sich wieder aufrichtete. Auf eine etwaige Andeutung Benedettos hin, würde er diesen entsprechend des Ancillas Standes begrüßen. Würde dieser keine Anstalten machen ihm solch ein Zeichen zu geben, sprechen zu dürfen, würde er anderweitig fortfahren.

Er nickte Iulia mit einer bewusst geführten Geste zu und nutzte die von ihm geschaffene Unterbrechung des Gesprächs um Iulia anzusprechen.
"Ich danke euch für die Einladung dieser erlesenen Runde zu einem Gespräch beiwohnen zu dürfen. Und verzeiht meine Verspätung aber wie ihr sicher bemerkt hattet, gab es durchaus wichtige Dinge die meine Aufmerksamkeit verlangten. Aber nun bin ich ja hier und frage mich, was ich bisher verpasst habe?"
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Il Canzoniere
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Il Canzoniere »

Benedetto, der ja irgendwie Schuld an diesem Gespräch war, hatte die ganze Zeit nur gutmütig lächelnd dagestanden, dann und wann den Blick von Iulia zu Tankred wandern lassen (wobei er länger auf Tankred lag als auf Iulia) und hatte geschwiegen. Ja dem aufmerksamen Beobachter hätte gar auffallen können das er den beiden nicht einmal sonderlich konzentriert zuhörte. Als ob seine Aufmerksamkeit irgendwo anders im Saal lag. Erst als Vergonzo sich zur Runde gesellte, verschob sich dieses Gefühl und die gewichtige Aufmerksamkeit des Kappadozianers glitt in die Runde wie ein Walross das sich von einem Felsen hinab ins Wasser warf.

Mit einer wegwerfenden Geste machte er Tankred klar das von ihm keine Gefahr ob solcher etiketteller Probleme ausgehen würde. Der überaus bleiche, aufgedunsene Mann, der nur unwesentlich hübscher war als die beiden Nosferatu, wirkte ein wenig wie eine Wasserleiche. Wobei man sich nicht sicher sein konnte ob er nur fett war oder gar aufgedunsen, wie eben jene es nach einer gewissen Liegezeit taten. Seine Lippe leckte sich über die bleichen Lippen als Vergonzo seine Aufwartung machte und mit einer bestägigenden Geste entließ er diesen rasch aus etikettelen Zwängen. Offenbar machte er sich nicht allzu viel aus dieserlei Dingen.

Er lächelte ein wenig zu breit - und erinnerte dabei an eine Kröte - als er den beiden Nosferatu einen "Guten Abend." wünschte. Iulia zwinkerte er in diesem Atemzug zu. An Vergonzo gerichtet beantwortet er dessen Frage sogleich: "Der werte Tankred berichtete soeben das er den weiten Weg aus Palermo auf sich genommen habe um Vasall ihrer Majestät zu werden. Ein nobles Unterfangen!" ergänzte er in Richtung Tankred gewandt.

"Ist der Ruf der principessa bianca bereits so weit erklungen das sich aus der Ferne Recken aufmachen um sich ihrer goldenen Sache anzuschliessen. Das ist wirklich erfreulich, nicht wahr?" richtete er die Frage offen in den Raum, blickte dabei allerdings Vergonzo an, als ob er insbesondere an dessen Meinung dazu interessiert war. Vom Prinzenkind schiene r nicht zu erwarten das sie zu diesem Thema etwas abseits der Parteilinie von sich geben würde.

"Was sagt man denn, im fernen Palermo, über die Herrin Aurore und das stolze Genua das ihr den ganzen Weg hierher kommt, vorbei an fremden Küsten und über die raue See, um euch ihr anzuschliessen? Gar eine Vasallenschaft anstrebt?" hier klang ein echter Teil Neugierde mit und der Teil Amüsement der eben noch in seiner leicht gurgelnden Stimme auszumachen war deutlich geringer als noch zuvor. Der Blick der beiden kleinen Schweinsäuglein des Mannes in der schwarzen Mönchsrobe lag nun wieder auf Tankred.
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Iulia Cornelia
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Ventrue erwiderte nichts weiter bezüglich der Rückversicherung auf ihr ausgesprochenes Angebot hin gegenüber dem Nosferatu. Offenkundig war sie Niemand, die sich gerne wiederholte, entsprechend lag es hier bei Tankred, ob er ihre Worte als schlechten Scherz auffassen wollte oder aber als ernstgemeinte Einladung. Die Harpyie selbst erweckte jedoch nicht den Eindruck, als würde sie diesbezüglich Witze machen. Andererseits schien sie aber durchaus Humor zu besitzen.

Auf Tankreds vermeintliches Unwissen hin, nickte Iulia nur sanft. Ob sie ihm dies glaubte, war schwer zu sagen, doch hakte sie auch nicht weiter nach, ganz so, als würde sie sein Nein an diesem Punkt respektieren. Womöglich hatte sie auch keine andere Antwort von ihm erwartet und gab sich gerade deshalb damit zufrieden, während sie in einer ruhigen Bewegung und mit zarten Fingern, das Geschenk von Tankred öffnete, um sich dem Inhalt gebührend zu widmen.

Das Nicken der Harpyie gegenüber dem wenig später hinzugetretenen Vergonzo war knapp, kaum mehr als einen fingerbreit tief und erfolgte erst, nachdem er ihr zugenickt hatte. Dann erst widmete sie sich ihm überhaupt, nicht ohne zuvor ihren Blick aus blaugrauen Augen noch einmal kurz auf den Ancilla vom Clan der Schatten wandern zu lassen, bevor sie auf Vergonzos Erklärung hin ruhig zu Benedetto blickte, während sie das Schriftstück wieder geübt in eine Rollenform zurückbrachte, jedoch nichts weiter zu Vergonzos Entschuldigung sagte, sondern stattdessen seinem Clansbruder für sein Geschenk noch einmal dankend zunickte.

Der Wechsel zwischen Sprechen und Schweigen erfolgte bei der Harpyie Genuas geradezu fließend, während sie sich derzeit offenkundig für Zweiteres entschieden hatte, nachdem der Ancilla seine Stimme erhoben hatte. Auf dessen Zwinkern hin, fand ein zartes Lächeln auf ihre Lippen, während sie sich nicht dazu äußerte, was sie wohl von Tankreds Ziel der Vasallität hielt, hatte sie dies ohnehin bereits zuvor diskret durch ihre Rückfrage zu verstehen gegeben, weshalb sie auch keinen Anlass sah, sich hierzu weiter zu äußern. Stattdessen wirkte sie durchaus interessiert, was Vergonzo als sein Clansbruder hiervon halten mochte.

Ihre blaugrauen Augen wanderten weiter zu Tankred auf die Fragen des Chronisten hin, die in ihrer Art deutlich konkreter und direkter waren, als die eher subtil gehaltenen der Harpyie zuvor, die jedoch nicht weniger an deren Antwort interessiert zu sein schien. Gerade oder insbesondere in Anwesenheit von Vergonzo.
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Tankred Drengot
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Tankred Drengot »

Der Krieger kniff die Augen zusammen. Er hatte sich in die Mitte eines öffentlichen Gespräches begeben. Der Nachfahre des Fürsten und dessen Ancilla und Chronist schenkten ihm ihre Aufmerksamkeit. Viele weitere waren im Raum, die sich sicher an der Szenerie labten und darauf warteten, dass der Neuankömmling Fehler begann. Bedauerlicherweise hatte er die schon getan. Nicht nur, dass er die hiesigen etikettären Gepflogenheiten noch nicht zu Gänze verinnerlicht hatte, verwechselte er wohl den Status des Bürgers und des Vasall.
Wie sollte er nun verfahren. Konnte er zurück und SEIN Missverständnis erläutern? Wie stand er dann da? Zwei solche Irrtümer innerhalb weniger Augenblicke ließen ihn sich als einfältig oder Torhaft erscheinen. Außerdem wäre ein Zurückziehen auch hinsichtlich des hochverehrten Fürsten brüsk.

Er spürte die Hand seines Freundes auf seiner Schulter. Diese Geste verschafft ihn etwas Ruhe.
Tankred war froh, dass der Baumeister anwesend war. Er kannte die Anwesenden zumindest und wusste sicher im Zweifel, welche Worte Erfolg versprächen, sie zu besänftigen.

Der Nosveratu blickte zwischen der wohlwerten Gastgeberin und dem verehrten Ancilla hin und her. Beide hatten dieselben Fragen gestellt, die nun nicht länger unbeantwortet bleiben durften, ohne als unhöflich zu gelten. Der Nordmann bemerkte, dass die holde Julia das Präsent anfing zu öffnen. Dies freute Ritter Misero sehr. Ihre kühle aber freundliche Art, ihr Antlitz, ihr gesamter Habitus erinnerte ihn an eine Vergangenheit, die ihm sehr wertvoll war.

Schließlich zog er Luft ein. Sein Brustkorb hob sich und seine Lungen rasselten und schnauften.
Er verbeugte sich gegenüber Benedetto und sprach, das Wort an beide gewandt.


"Ihr sprecht wahr, verehrter Benedetto. Der hochverehrte Bari ibn Wael, Ahn des Clans der Schatten, Hüter des tartessischen Kelches, Seefürst des Thyrrenischen Meeres, Ältester der Linie Arganthonios, Emir Palermos und seiner Besitzungen hat von Genua..."

Tankred senkte während der Intitulation demütig das Haupt. Eine Geste, die der aufmerksame Beobachter bereits mitbekommen haben konnte, sprach er über Höhergestellte.


"Allerdings weiß ich nicht, was dieser über die Fürstin oder die Domäne denkt. Von den allerhöchst verehrten Gesichtern der Ätna..."

wieder diese Geste der Demut.

"ganz zu schweigen. Ich kann Euch allerdings versichern, dass der Hof von Palermo voller Freude war, als Genua der heiligen Schatten der See beitrat. MAN"

Tankred betonte das Wort etwas, um es von Benedetto aufzugreifen.

"sagte sich, Genua sei so fest wie die See."

Der Wikinger ließ die Worte kurz verhallen und prüfte die Reaktionen der Anwesenden.Es gab noch eine zweite Frage zu beantworten. Allerdings scheute er sich davor, diese zu geben.Zu viel Persönliches müsste er preisgeben. Tankkred entschied sich zur Wahrheit. Deutlich leiser fuhr er fort.

"Bitte verzeiht verehrter Herr Benedetto, wohlwerte Julia. Der Grund meines Aufbruchs ist ein sehr persönlicher, den ich nicht in die Öffentlichkeit tragen möchte. Daher bitte ich Euch um den Gefallen, Schweigen zu dürfen. Es liegt nicht in meiner Absicht Euch zu brüskieren. Genau jedenfalls erschien mir als neues Territorium innerhalb der See als ansprechendes Ziel. Außerdem wollte ich meinen Consanguinei zur Seite stehen und unterstützen. Mein Ziel ist es hier Fuß zu fassen, Untertan des Fürsten zu werden und schließlich meinen möglichen Wert zu beweisen. Welch anderes Ziel kann ein Kainit haben, als nützlich und wertvoll für die Domäne und den Fürsten zu sein. Ich kann mir kaum ein ehrenhafteres vorstellen."

Damit endeten die Ausführungen des Kriegers. Er hoffte, nicht zu lächerlich, nicht zu verklärt zu klingen. Er blickte stolz und tapfer zwischen dem Ancilla und der Gastgeberin hin und her.

Julia hatte inzwischen eine Schriftrolle aus Leder entrollt. Sie enthielt eine neu angefertigte Überlieferung des ersten Kapitels der Edda, dem Schöpfungsmythos der Nordmänner.
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Vergonzo Faro
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Re: [1060] Auf dem Weg des Wandels [Iulia, Tankred, Vergonzo, Benedetto (SL)] [elysisches Hofgeflüster]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Zuerst beobachtete er die Reaktionen Benedettos und Iulias mit geschultem Blick und lächelte schief.
Dann legte er an auf das gehörte zu reagieren.
"Genua ist ein Ort der mir lebendiger und wandelbarer ins Ort flüstert als manch andere Domäne. Wie jeder Ort wird er stehts gefüllt sein von einem Volk das mitunter sehr eigen sein kann. Was uns die Geschichte und somit die Vergangenheit gelehrt hat, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat,..." er blickte kurz zu Benedetto, dann entschuldigend zu Iulia,"ist dass Herrscher kommen und gehen, das Volk aber bleibt. Daher ist das ehrbare Unterfangen meines Bruders im Blute Genua zu dienen eine Aufgabe die ihm langfristig betrachtet ein erfülltes Unleben bescheren wird. Man wird sehen, wo Genua ihm seinen Platz einrichten wird."

Dann wanderte sein neugieriger Blick zum Ancilla und er schürzte die trockenen Lippen.
"Verehrter Benedetto, ich bin neugierig und bitte gerne danach um Verzeihung, aber was lässt euch denken, dass mein Bruder über die raue See kam? Vielleicht hat er den längeren Weg über festes Land gewählt und einen Bogen um Rom gemacht, den kurzen Sprung übers Meer bei Messina mal außer Acht gelassen." ein demütiger Augenschlag folgte.
Hatte Benedetto beide Möglichkeiten Genua zu erreichen im Blick durch sein Netzwerk oder war es mehr oder weniger geraten, beziehungsweise ein Versuch eben genau das heraus zu finden.
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