[1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

[Oktober '21]
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Il Canzoniere
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

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Aurore hatte den Worten Iulias mit leicht gesenktem Haupt zugehört, nickte hier und da und warf dann und wann einen Blick zu einem der beiden hinüber über die gerade gesprochen wurde. Als ihr Kind geendet hatte nickte sie ihr dankend zu, warf einen Blick zu Lydiadas hinüber, der offenbar jedoch bisher ebenfalls nur seelenruhig zugehört hatte. Dann fuhr sie fort.

"In Ordnung. Kommen wir zu den gegenseitigen Vorwürfen, wegen denen wir heute hier sind. Du beginnst, Ferrucio." der Unwille sich damit beschäftigen zu müssen war nur noch leicht in ihrer Stimme erkennbar, hatte sich beinahe komplett verflüchtigt. Offenbar war der Vates häufiger einmal für eine Überraschung gut. Allzu langweilig sollte es daher nicht werden.

Eben jener barfüssige Zelot verneigte sich abermals tief und erhob ich dann auf einen Wink der Prinzessin hin. "Vielen Dank für eure Zeit, Herrin. Ich bedauere sie mit dieser Angelegenheit verschwenden zu müssen, falls es euch angemessen erscheint, erledige ich solcherlei Dinge in Zukunft selbst." tart er zwar unterwürfig, aber auch selbstbewusst auf. Gefährliche Dinge schwebten in seinen Worten mit. Aurore zeigte jedoch keinerlei Anstalten darauf zu Antworten, also fuhr er fort.

"Es geht um jene Beichte, die ihr allen Kainiten auftrugt sie bei mir, als eurem Hofgelehrten, abzulegen. Der Sachverhalt ist ganz einfach: er weigert sich dieser Anweisung folge zu leisten. Zuerst kam er überhaupt nicht, reagierte jahrelang in keinster Weise. Dann als er merkte das er einer der letzten war die noch immer nicht jene abgelegt hatten, wurde er bissig. Er bat um ein Treffen um eben jene abhalten zu können, tauchte jedoch nicht allein auf. Und auch nicht zur Beichte. Stattdessen wollte er seine Funktion als Liktor nutzen um um die Beichte herumzukommen und stattdessen ein Verhör zu einem völlig anderen Thema daraus zu machen - der Kontrolle der Ghulmenge die im aschenen Pakt festgelegt wurde. Ich willigte hierzu selbstverständlich ein, beantwortete dem wohlwerten Liktoren Liutprand auch einige der drängendsten, mit jenem Benjamin aber war kaum ein Wort zu wechseln. Es kamen lediglich Beleidigungen, heidnische Ideen und die Weigerung zu bereuen - und damit die Weigerung zur Beichte, was er ausdrücklich und auf meine Nachfrage ob ich dies zu Protokoll nehmen dürfe bestätigte. Der wohlwerte Liutprand wird dies sicherlich bestätigen. Er hat sogar versucht jenen heiligen Ort an dem wir uns trafen, die Kirche San Giorgio, zu entweihen, indem er jenes Verhör das er plante im Beichtstuhl stattfinden lassen wollte - was ich natürlich verweigerte. Aufgrund weiterer ketzerischer Aussage titulierte ich ihn als eben solchen. Mit der Kraft des mir verliehenen Amtes. Er weigerte sich jedoch nicht nur die auf euch zurückzuführende Authorität anzuerkennen, nein er spottete sogar. Ich hatte mehrfach den Eindruck das er jene Dinge gezielt sagte um mich zu reizen und mein Tier hervorzutreiben. Damit er die Situation mit roher Gewalt lösen und mich ermorden könne." er warf einen Blick zu Benjamin hinüber um unmissverständlich klar zu machen das dieser gemeint sei.

"Die ungeheuerlichste Tat an jenem Abend jedoch war das er meine von euch verliehen Würde als Hofgelehrter schlichtweg nicht anerkannte. Dies sogar noch bekräftige, indem er statt den Anordnungen, die ich ihm als euer Stellvertreter in diesem Kontext gab, lediglich lapidar antwortete das er euch dazu noch einmal beraten werde das ich eine äußerst schlechte Wahl für jenes Amt sei. Lediglich die Anwesenheit Liutprands, sowie dessen Authorität Benjamin gegenüber ließ den Abend ohne Blutvergießen und Stillebrüche vergehen." nun glitt sein Blick einmal zu dem Nachfahren des Mithras hinüber. Sein Blick wurde dabei kein wenig weniger durchdringend. Der Malkavianer war jemand der jeden Augenblick ein Messer ziehen konnte, aber aus irgendeinem Grund tat er es seit Jahrzehnten nicht. Wann war der Zeitpunkt gekommen das er entfesselt wurde, wie damals, als es beinahe zwei Dutzend Kainiten und hunderte Gefolgsleute brauchte um ihn niederzuringen?

"Wir drei einigten uns darauf diesen Vorfall hier vor euch zu klären und euren Urteilsspruch darüber zu akzeptieren. Ich halte sein Betragen jedoch für eine Unverfrorenheit. Mir gegenüber aber noch viel mehr euch gegenüber, das er euch belästigt indem und euch hierher bemühen lässt, damit ihr wiederholt was ihr ohnehin bereits öffentlich verkündet habt. Es ist jedoch ein gutes Beispiel für seine Unverfrorenheit und seine Anmaßung Älteren gegenüber." ein kurzer Blick glitt die Gestalt der weißen Prinzessin hinauf, dann senkte er den Kopf umso tiefer. Schweigend.

Aurore runzelte die Stirn, nickte, wandte sich Benjamin zu: "Ohne auf die Anschuldigungen des verehrten Ferrucios bezug zu nehmen: was sind deine Anschuldigungen ihm gegenüber, Benjamin?" dann legte sich ihr Blick wie ein schwerer Mantel auf die Schultern des banu haqim.
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Benjamin
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin hatte die Anschuldigungen in seine Richtung nur stumm verfolgt. Der geschlagene und gepeinigte Ausdruck eines Hundes war dem eines stillen Zuhörers und Beobachters gewichen. Doch als es an ihm war zu sprechen konnte man für einen kurzen Moment zitternde Hände erkennen, als er die Schnalle an seiner Tasche versuchte zu öffnen. Ob vor Angst oder vor überkochender Erwartung und Anspannung... war jedoch nicht auszumachen. Wenige Momente später hatten sich jene nämlich auch wieder beruhigt und mit langsamen, kontrollierten Bewegungen holte er ein Pergament aus der Depesche auf dem mit gestochen scharfer Schrift und peinlichst genau Punkte notiert waren. Nachdem der Prinz ihn angesprochen hatte nickte er nur ergeben und began in alt anmutendem Latein seine Anklagen vorzutragen.

"Höchst verehrte Majestät falls Ich einen der vorgetragenen Punkte weiter ausführen soll so bin Ich natürlich jederzeit bereit dies auf Rückfragen zu tun. Ich weiße ausdrücklich alle Vorwürfe gegen meine Person zurück, Ich hätte in dieser Sache aus persönlichem Interessen gehandelt. Ebenso war es nie meine Absicht eure Autorität in irgendeiner Art und Weise während meines Disputes, und auch in anderweitigen mir in böser Absicht nachgesagten Situationen, mit dem verehrten Ferrucio in Frage zu setzen.

Erstens: Im Zuge der Beichte mehrere Einsätze von Disziplinen gegen Mitglieder der Domäne diese haben entweder die Stille verletzt oder hätten diese verletzen können. Die werte Achilla, welche bedauerlicherweise verschwunden scheint..." hierbei lässt er einen langen und aussagekräftigen Blick auf Ferrucio liegen "berichtete davon dass sie nach ausgieber Beichte den Beichtstuhl in ihrer Raserei fast auseinander gerissen hätte. Der werte Nicolo berichtete dass er ebenfalls während der Beichte von unvermittelnden Gefühlswellen erfasst worden wäre. Der werte Toma berichtete dass er einen Disput mit dem verehrten Ferrucio gehabt hätte. Kurze Zeit später wurde das A Tarda Ora während des Tages angegriffen. Ein Angriff nicht nur auf den von euch ernannten Herold, sondern ebenso auf den sehr verehrten Seneschall. Ebenso hat dieser Angriff auch mehreren sterblichen eurer Herde das Leben gekostet. Ein Zufall? Möglicherweise aber ein Zustand der mich zumindest innehalten ließ.

Zweitens: Kollaboration mit Egelgruppierungen, Jägern und Mittelsmännern der Kirche, namentlich dem Priester der Broglioer Kirche Santa Melitta. Weitergabe von Wissen was direkt oder indirekt die Stille verletzte. In den Nächten des Krieges berichten mehrere Stellen, dass sie inmitten der sterblichen am Hafen welche über für sterbliche besonders gefährlich Fähigkeiten verfügen, einen Mann gesehen haben dessen Beschreibung genau auf den verehrten Ferrucio zutrifft. Nach weiterer Recherche und dem auswerten von weiteren Zeugen soll der verehrte Ferrucio bereits früher den Umgang mit jenen sterblichen mit besonders gefährlichen Fähigkeiten gepflegt haben.

Drittens: Drohung gegenüber einem Amtsträger, in diesem Fall meine Wenigkeit, der verehrte Ferrucio implizierte er könne dafür sorgen, dass der vom Bischof eingesetzte Kainitenjäger mir in Pontedecimo einen Besuch abstatten würde und Fragen stellen würde, was letztendlich zu meiner Vernichtung führen würde. Ich Frage mich also wie er dies, sollte er nicht nach Punkt zwei schuldig sein, bewerkstelligen wolle. Ich empfahl daher dieses Anliegen vor eure höchst verehrte Majestät zu bringen.

Abschließend möchte Ich hinzufügen, dass Ich zu einer umfassenden Beichte bereit bin, jedoch um meine Sicherheit und die Sicherheit der sterblichen, sollte Ich wie die werte Achilla durch das Einwirken des verehrten Ferrucios zum rasen gebracht werden, besorgt war. Ich bin mit deutlich mehr körperlichen Fähigkeiten ausgestattet als die werte Achilla es war und Ich brachte den wohlwerten Liutprand mit mir um, sollte Ich in die Raserei getrieben werden, trotzalledem die Stille schützen können. Ebenso wollte Ich die Zeit des verehrten Ferrucio nicht durch zwei Termine belasten und empfand es als eine gute Idee beide Dinge. Die Inspektion der Ghulmengen und die Beichte, nacheinander abzuhalten." damit wurde er wieder still, hielt den Blick auf das Pergament gerichtet und faltete dies sorgfältig wieder zusammen.
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Il Canzoniere
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Aurore lauschte den Ausführungen des Assamiten mit der gleichen Ungeduld und stiller Verärgerung wie denen des Hofgelehrten und nickte als dieser geendet hatte lediglich einmal knapp.

"Ich sehe, es kommen mehr Punkte hinzu die besprochen werden sollen. Die Anschuldigung des Liktoren das Ferrucio mehrfach während der Beichte die Stille verletzt oder zumindest bedroht habe, die beiden Anschuldigungen er habe mit der Egelgruppierung, insbesondere dem Priester von Santa Melitta zusammengearbeitet, sowie das während des Konflikts während der fünf Nächte im platealongischen Mob gesichtet worden sei, die vierte, das er Benjamin mit dem durchstecken von Informationen an den bischöflichen... Kainitenjäger?... bedroht habe." zählte sie die einzelnen Angelegenheiten noch einmal auf, ehe sie sich von Benjamin ab und an alle wandte, leicht zu Liutprand geneigt.

"Da die drei ersten Anschuldigungen nicht in der betroffenen Nacht stattgefunden haben, besprechen wir diese im Anschluss. Zuerst kümmern wir uns um die Nacht in der ihr, Liutprand, Zeuge wart. Bitte berichtet uns was ihr gesehen habt, welche der Anschuldigungen Ferrucios eurer Ansicht nach zutreffen und welche nicht. Berichtet uns auch ob die Anschuldigung Benjamins zutrifft, das der verehrte Hofgelehrte damit gedroht hat aktiv Informationen an den Jäger des Bischofs weiterzugeben die Benjamins Sicherheit bedrohen. Auch würde ich gerne hören wie ihr die Situation einschätzen würdet wen hier die Schuld trifft." sprach sie dann den zweiten Liktoren an, der glücklicherweise - zumindest für diese Punkte - als Zeuge dienen konnte. Dann warf sie einen Blick zu Lydiadas hinüber der wenig Regung zeigte. Keiner der anderen Anwesenden erinnerte sich daran was das letzte mal passiert war als diese beiden einen Gerichtsprozess abhielten, auch wenn dies sicherlich nicht so weit eskaliert war wie damals merkte man doch das sie beide mindestens genauso sehr miteinander beschäftigt waren wie mit den Worten der Neugeborenen insgesamt.
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Liutprand
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand straffte sich in dem Moment, in dem Aurore ihn ansprach. Er trat vor, den Speer in der Hand...eher als eine Art zeremonielles Abzeichen denn als eine Waffe haltend. Die weiße Prinzessin war klar im Zentrum seiner Aufmerksamkeit, doch er stellte sich so, dass er Lydidas nicht den Rücken zudrehte. Seine Stimme hatte dem Anlass entsprechend einen ernsthaften Ton. Er wirkte keinesfalls eingeschüchtert oder unbeholfen. Klar und deutlich erklang der Bariton durch die steinerne Halle.

"Höchst verehrte Majestät..."

Er verneigte sich tief vor der Prinzessin, bevor er sich wieder aufrichtete und fortfuhr.

"...im Austausch eines Gefallens, den mir der Liktor Benjamin erwies, erklärte ich mich bereit, ihn zu dem verehrten Hofgelehrten Ferrucio zu begleiten, als ein unabhängiger Zeuge mit gutem Leumund. Als Erklärung, warum ich bei der Beichte anwesend war, sollte eine Überprüfung der Blutsdiener im Anschluss der Beichte dienen. Auch mir sagte Benjamin, dass es seinen Informationen nach bei früheren Beichten bereits zu Situationen gekommen sei, in denen die Stille des Blutes gefährdet worden wäre.

Während des Streites konfrontierte Benjamin den verehrten Hofgelehrten mit Vorwürfen die Stille des Blutes gebrochen zu haben und deutete an er habe Informationen, die einen Zusammenhang und eine Zusammenarbeit zwischen ihm und verschiedenen Egelgruppierungen beweisen würden."


Dann erörterte er das Thema der Drohung Benjamin an den Kainitenjäger zu verraten

"Um die Befragung und Verhöre der Ghule des verehrten Ferrucio durchzuführen, schlug Benjamin vor den Beichtstuhl zu benutzen. Der verehrte Hofgelehrte erklärte, dass dies eine Absonderlichkeit wäre, die unweigerlich diesen Kainitenjäger auf den Plan rufen würde. Ich gestehe ein, dass dies für mich zunächst auch wie eine Drohung klang, doch im anschließenden Gespräch zwischen dem verehrten Hofgelehrten und mir konnte er mir glaubhaft die unheilvolle Kausalität darlegen, die in diesen Nächten eine solche Auffälligkeit im Zusammenhang mit der Kirche auslöst. Somit bleibt meiner Einschätzung nach dies keine Drohung aktiv eine Information weiterzugeben. Der verehrte Hofgelehrte Eurer höchst verehrten Majestät in Fragen der Kirche und Religion hat Benjamin die Konsequenzen aufgezeigt, die die ungebührliche Benutzung des Beichtstuhls zur Folge haben könne und erklärte, dass er diese Konsequenz für Benjamin nicht aufhalten könne, ohne seine eigene Tarnung zu gefährden."

Dann wies er mit eine Geste auf den Malkavianer, seine flache Hand ausgestreckt in seine Richtung mit der Handfläche nach oben.

"Ich kann die Aussagen des verehrten Hofgelehrten vollumfänglich bestätigen, Benjamin trat ihm gegenüber respektlos und beleidigend auf, er verweigerte die Beichte und er bezweifelte die Amtsfähigkeit des verehrten Hofgelehrten an und auch seine Autorität, die mit dem von Euch verliehenen Amtes einhergeht."

Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort, um schließlich seine Einschätzung, wie gefordert abzugeben. Nun wies er mit seiner Hand auf Benjamin.

"Benjamin hat dem verehrten Ferrucio die Befähigung offen abgesprochen Euer Hofgelehrte in Fragen der Kirche und Religion zu sein. So er nicht beweisen kann, dass der verehrte Ferrucio seines Amtes unwürdig ist, so ist dies eine falsche Anschuldigung und letztlich eine Verächtlichmachung Eurer Entscheidung, das Amt des Hofgelehrten an ihn vergeben zu haben."

"Benjamin hat Euch gegenüber einen Treueeid geschworen, den Ihr, höchst verehrte Majestät, mit der Bedingung annahmt, dass er bei dem verehrten Ferrucio die Beichte zu dessen Zufriedenheit ablegen solle. Bis heute hat er diesen Befehl verweigert. Dies stellt ein Bruch der zweiten Tradition dar."

Er ließ die Hand sinken und eine Bitterkeit mischte sich in seine sonst so ruhige Stimme.

"Und Benjamin hat geplant das von Euch verliehene Amt als Liktor zu missbrauchen. Auch diese Vermutung des verehrten Hofgelehrten muss ich bestätigen. Benjamin hatte vor den verehrten Hofgelehrten zu einer stillebrechenden Raserei zu treiben, um ihn anschließend wegen eines Bruches der sechsten Tradition festzusetzen und von Eurer höchst verehrten Majestät hinrichten zu lassen."

Damit endete er und er verneigte sich abschließend tief vor der Prinzessin.
Nobilitas obligat
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Nachdem Liutprand seine Aussage gemacht hatte, nickte ihm Aurore dankend für diese zu und wandte dann ihre Aufmerksamkeit Benjamin zu. Runzelte die Stirn, als überlegte sie was nun zu tun sei. Abrupt verschob sie dann jedoch ihre Aufmerksamkeit zu Ferrucio.

"Was ist mit den anderen Punkten die er erwähnte? Die Sichtungen im platealongischen Mob?" stieß sie unumwunden das nächste Thema an.

Ferrucio, der starr auf den Boden geblickt hatte während Liutprand seine Aussage tätigte, sah nun erneut auf: "Ich habe mich in die Höhle des Löwen begeben um jene von uns zu retten die ich retten konnte. Wie euch Mareno bestätigen konnte habe ich ihm dort das Leben gerettet, indem ich ihn aus der Masse heraus geborgen und in Sicherheit gebracht habe. Das mir das selbe nicht auch mit Mattia Bragadin gelungen ist, lag daran das er zuvor etwa zwanzig eurer Untertanen zerhackt hat. Nicht daran das ich vor Ort war. Ich führte den Mob nicht an, ich war lediglich bei ihm. Das kann jeder bestätigen der damals dabei war. Ich hatte den Eindruck das, wenn man den Mob nicht verhindern könne, ein wahlloser Mob gefährlicher wäre als ein beeinflusster, so klein meine Möglichkeiten darin auch waren, denn ich konnte es nicht wagen irgendwelche Kräfte anzuwenden. Die Kainitenjäger in ihm hätten mich sofort erkannt und zur Strecke gebracht. Ich habe mich also barfuss, unbewaffnet und völlig ohne Blutskräfte in diesen fackeltragenden Mob begeben um jene von uns zu retten die ich retten konnte. Das mir das lediglich bei Mareno und Vergonzo gelungen ist lag an diesen beiden. Mareno entschied sich beispielsweise dafür den Mob nicht frontal anzugreifen, wie Mattia. Das hat ihm das Leben gerettet und Mattia das seine genommen. Vergonzo entschied sich dazu wegzurennen und mir gelang es den Mob zu zerstreuen und an verschiedenen Stellen zu suchen, so das er, dank seiner Blutskräfte zwischen ihnen hindurchschlüpfen konnte. Acacia hingegen beschwor dunkle Blutskräfte aus der Hölle und tötete den halben Mob, ehe die vielen Fackeln ihr Tier in Panik versetzten. Sie rannte weg und wurde auf der Flucht abgeschlachtet. Was, frage ich den Liktoren, hätte ich tun sollen? Wäre es besser gewesen wenn ich nicht dort gewesen wäre? Mareno und Vergonzo wären heute höchstwahrscheinlich ebenfalls vernichtet." seine Stimme war ruhig geblieben, wie die eines geübten Redners der zwar seinen Punkt deutlich machen wollte, aber wusste das seine Zuhörerschaft aus scharfen Denkern bestand die sich ihre eigenen Gedanken dazu machten.

Aurore nickte abermals, als ob sie die Erklärungen des Malkavianers für plausibel hielt, ehe sie sich erneut an ihn wandte: "Was ist damit das ihr mit den Egeln zusammengearbeitet habt, dem Priester in Santa Melitta?" ihr Blick ließ den Malkavianer dabei nicht aus den Augen. Vermutete sie etwas ähnliches?

Ferrucio nickte dankend sich erklären zu dürfen: "Wie ihr wisst verkehre ich gelegentlich in Kreisen die unsereins mit Mitleid und wenn wir Glück haben auch etwas Barmherzigkeit betrachten. Gläubigen die tief in ihrem Herzen wissen das jener Fluch der auf uns liegt schrecklich ist und die uns daher häufig fürchten oder meiden. Einige von ihnen kennen sich untereinander. Einige befinden sich im Dunstkreis des Bischofs, andere in dem der Egel und andere wollen ein ungestörtes Leben führen. Mit ersteren habe ich hier und da losen Kontakt über einige Mittelsmänner und hatte daher die Möglichkeit hier und da Informationen auszutauschen um zu erahnen was in den Kreisen der Egel vor sich geht. Ob gar die Villa Illuminata oder das Castelleto im Gespräch sei, das Elysium oder andere für uns essenzielle Orte. Im Gegenzug gab ich ihnen falsche Fährten, lose Enden und tote Spuren. Immer jedoch noch so nahe an der Wahrheit das sie die Quelle nicht kappen würden und wir in Zukunft vollends blindlings dastünden. Ich habe jedoch niemals und unter keinen Umständen Informationen die einen Kainiten oder gar die Domäne bedroht haben an Sterbliche weitergegeben. Im Gegenteil: ich stimme mit dem werten Liktoren überein: meine Recherchen über die ausgesprochen gut informierten Kainitenjäger haben auch mich in die Kirche Santa Melitta geführt. Die in einem üblen Scherz nach Melissa benannt wurde. Und Zentrum des zweiten Egelzirkels Genuas ist: der Melissiden. Offenbar haben die beiden Egelnetzwerke untereinander Informationen ausgetauscht. Und von wem die Melissiden ihre Informationen beziehen das..." er machte eine abgehakte Pause, seine Augen flogen zu der Gestalt des Seneschalls hinüber "..kann ich nicht sagen."

Auch Aurore blickte nun lange und nachdenklich zu ihrem Seneschall hinüber, der seinerseits mit völlig unbeteiligter Miene Ferrucio betrachtete. Wie als ob er überlegen würde was mit diesem nun zu tun sei.

Aurore wandte sich dann, für den letzten Punkt aus Benjamins Anklage, ein drittes Mal an Ferrucio: "Und was hat es mit den Anschuldigungen bezüglich der Stillebrüche oder zumindest beinahe-Stillebrüche auf sich?"

Auch hier nickte der Malkavianer dankbar und begann sofort damit, mit der Sprache herauszurücken: "Die Beichte ist eine sehr emotionale Angelegenheit. Für jeden von uns. Beängstigend für das Tier und uns selbst, müssen wir doch Schwäche eingestehen, unsere Unvollkommenheit anerkennen, sich mit unseren Taten und insbesondere unseren Untaten auseinandersetzen. Jeder der hierbei keine starke Emotionalität an den Tag legt ist nicht ehrlich zu Gott, zu sich selbst und mir als seinem Beichtvater. Ich gebe Benjamin daher in soweit recht das es tatsächlich zu starken Reaktionen unter einigen der Neugeborenen kam. Ich versichere jedoch das ich dafür Sorge getragen habe, dass die Stille oder jede andere Tradition nicht verletzt wird, ganz wie es meine Aufgabe als Hofgelehrter ist. Es ist offensichtlich das dieser Vorwurf einzig und allein daraus geboren wurde, dass er mir nicht zutraut das ich das Amt korrekt ausführe. Ihm fehlt das Vertrauen das ihr in mich setzt. Daher stellt er es in Frage." schlussfolgerte er, machte gar den letzten Pfeil der auf ihn abgeschossen worden war zu einem der nun auf Benjamin selbst zeigt. "Die Methodik hat sich jedoch bewährt. Dieser... Beichtstuhl ist zwar unorthodox, aber er verhindert Sichtkontakt mit anderen Personen außerhalb des Prozesses. Und jene die er erwähnt, Achilla und Nicolo, haben sich nach der Beichte als wesentlich stabilere Persönlichkeiten dargestellt als noch zuvor oder? Achilla war zuvor eine lausige Sünderin mit den Händen in den Taschen. Danach stieg sie gar zur Harpyie auf, wurde ein nützlicher Teil der Gemeinschaft. Und Nicolo zeigte, nachdem er jahrelang nichts tat als Alarm zu schlagen, auf dem Tophet gar etwas selbstloses, rettete jene Schutzlosen und bereits bestraften Vasallen ihrer Majestät vor dem Ansturm derjenigen die ihre Strafe erste empfingen." dann schwieg er, offenbar hatte er seine Sache ausreichend dargelegt.

Aurore hingegen behielt ihn noch eine Weile im Blick, ehe sie sich an Benjamin wandte. "Nun stehen einige Anschuldigungen euch gegenüber im Raum. Bruch der zweiten Tradition durch Missachtung meiner Weisung, wie der wohlwerte Luitprand es anbringt. Nichtachtung des Amtes des Hofgelehrten. Der Plan Ferrucio zu reizen bis sein Tier hervortritt, ihn dann in Starre zu schlagen und mich als Werkzeug dieses Traditionsbruchs zu missbrauchen." ihr Blick war nicht ungehaltener als noch zuvor, als ob sie sich noch kein abschliessendes Urteil gebildet hatte, aber er war ernst.

"Ihr könnt dazu nun Stellung nehmen, wenn ihr wollt." gab sie ihm noch einmal die Chance hier einiges klar zu stellen.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin hatte still verharrt und die Farce einer Verhandlung über sich ergehen lassen. Als Liutprand begann zu sprechen hob Benjamin zum ersten mal am heutigen Abend den Blick und würde ihn so schnell auch nicht mehr senken. Man konnte fast denken er nickte dem Ventrue aufmunternd zu. Es war alles nur Scharade gewesen. Pflichtgefühl, gewobene Geschichten von Ehre und Kameradschaft. Am Ende beutelte ihn die Habgier genauso wie der Hochmut Ferrucio. Nur als die principessa Bianca mit ihren Worten zum Ende kam sah man für einen kurzen Moment einen Anflug von Irritation, der aber nach einem Wimpernschlag bereits wieder verflogen war. Eigentlich war es auch egal denn den Brudermördern war eine fatale Fehleinschätzung unterlaufen. Nämlich dass Benjamin sein Unleben etwas wert war. Er würde mit Freuden und offenen Armen die ewige Verdammnis willkommen heißen wenn es bedeutete, dass er auch nur einen der Beiden mitnehmen konnte.

Als Aurore ihm gestattete Stellung zu nehmen hatte seine Haltung etwas gelassenes, so als hätte er seinen Frieden bereits gemacht.

„Habt Danke eure höchst verehrte Majestät. Ich versichere euch dass Ich nie die Absicht hatte euch als Werkzeug eines Traditionsbruchs zu missbrauchen.“ sein Gesichtsausdruck wanderte angewiedert von Ferrucio zu Liutprand. „Alleine so eine Anschuldigung zu äußern halte Ich für eine Unverschämtheit... gegenüber meinem aber vor allem eurem Intellekt. Als ob es ausreichen würde einen langjährigen Vasallen eurer höchst verehrten Majestät bis zur Raserei zu reizen sodass er die Stille bricht, damit Ihr euch von ihm abwendet. Nachdem er euch seine Treue ein ums andere Mal bewiesen hat in die Zeiten des Krieges. Eure Integrität, höchst verehrte Majestät, auf diese Art öffentlich in Frage zu stellen halte Ich für äußerst fragwürdig. Der verehrte Hofgelehrte und der wohlwerte Liktor scheinen nun wirklich keine hohe Meinung von eurer Loyalität zu euren Untertanen zu haben wenn sie denken dass ein derart dilettantisch ausgeführter Plan eure Hand ernsthaft zu etwas zwingen würde. Warum hätte Ich wenn mein Plan wirklich das mir gerade eben vorgeworfene gewesen wäre den wohlwerten Liktor zu meinem riskanten Manöver mitnehmen sollen? Hat dieser nach den Worten des verehrten Hofgelehrten nicht genau das verhindert? Wenn in der heutigen Nacht eine Entscheidung gefällt werden wird, dann aus euren Gnaden heraus eure höchst verehrte Majestät und nicht weil Ihr von einem Neugeborenen Stümper wie mir mit einem in der Priesterschule Kinderplan dazu missbraucht worden wäret.“ sein Blick war zum Schluss ergeben auf Aurore gerichtet gewesen. Dann wanderte er wie vorher zu Liutprand. Sein Unterton ließ keinen Spielraum über seine eigene Haltung in dieser Sache. Er hatte sie nie derart herabgewürdigt und würde auch in Zukunft nicht den Fehler machen sie so gravierend zu unterschätzen. Sollte es für ihn eine Zukunft geben. Ein sachtes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht bei diesem letzten Gedanken.

„Das einzige was Ich zu den Worten des wohlwerten Liktors sagen werde ist die Frage ob er seine Worte im genau gleichen Wortlaut auch unter einem zur Wahrheit gemahnenden Schwur ablegen würde? Mit einem Meineid ist nämlich außer auf der Via Peccati nicht zu Spaßen und es ist auch nichts womit man sich als aufrichtiger Vasall in Verbindung bringen sollte.“ ein fragender Blick legte sich auf den Ventrue.

Dann glitt seine Aufmerksamkeit weiter zum domäneneigenen Judas von Genua.

Non usurpabis nomen domini dei tui frustra quia non erit inpunitus qui super re vana nomen eius adsumpseri.(lat. Du sollst den namen des herrn, deines gottes, nicht mißbrauchen; denn der herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen namen mißbraucht.).” richtete er seine ersten Worte direkt an den Malkavianer.

„Wenn die Worte des verehrten Hofgelehrten wahr wären, dann frage Ich mich wo die Warnungen vor den Menschen mit außerordentlich gefährlichen Fähigkeiten geblieben sind. Fähigkeiten von denen der verehrte Hofgelehrte bereits seit dem Kreuzdorf-Vorfall gewusst zu haben scheint, da er sich damals mit eben jenen Menschen umgeben hat. Es sei denn gleich mehrere Mitglieder der Domäne haben sich ebenfalls gegen den verehrten Hofgelehrten verschworen. Die Namen gebe Ich eurer höchst verehrten Majestät selbstverständlich doch bitte darum dies nicht im Beisein des verehrten Hofgelehrten tun zu müssen, da Ich ansonsten sorge um die Sicherheit eben jener habe. Diese Warnungen hätten die Leben zahlreicher eurer Vasallen geschützt höchst verehrte Majestät. Das des wohlwerten Gasparos, Das Leben eurer treu ergebenen Geißel, dem wohlwerten Titus, der wohlwerten Seinfrieda um nur ein Paar zu nennen. Wo blieben die Informationen an die Stellen die die Stille tatsächlich verteidigen? Zu schade dass wir Mareno nicht mehr fragen können ob er sich durch das beherzte Eingreifen des verehrten Hofgelehrten errettet fühlte? Was wir aber tun können ist den werten Vergonzo zu befragen warum er dem verehrten Hofgelehrten nicht schon öffentlich für seine heldenhafte Rettung gedankt hat. In gewisser Weise bin Ich dem verehrten Hofgelehrten zwar dankbar, dass sein Eingreifen noch gravierendere Risse in der Stille verhindert hat, dennoch hat er bei der Bekämpfung eines Monsters eine noch viel gefährlichere Bestie geschaffen. Eine die er selbst nicht mehr kontrollieren kann. Außer die Warnungen sind ganz zufälligerweise, genauso wie schlussendlich wohl auch die Kontrolle der Ghulmengen im Schoße des pflichtbewussten wohlwerten Liktors gelandet. Das ist nur ein Beispiel von vielen für die Informationen die durch den verehrten Hofgelehrten hätten geteilt werden können wenn er so tapfer an vorderster Front des Informationskrieges kämpfen würde wie er vorgibt.“ fing Benjamin an mit mit der Präzision eines Skalpells Schicht um Schicht der Lügen des Priesters abzutragen.

„Was seine Involvierung mit den Egelgruppierungen angeht lügt euch euer verehrter Hofgelehrter schlichtweg an eure höchst verehrte Majestät. Ich wünschte es wäre nicht dazu gekommen, aber Ich kann meine Behauptungen beweisen so ihr mich lasst. In der Kirche Santa Melitta beichtet ein Mann Namens Mario welcher ein Diener des verehrten Hofgelehrten ist, auch nach jahrelanger Überwachung wurde der verehrte Hofgelehrte zwar nie dort gesehen. Aber dies ist noch kein Beweis für die Unschuld des Selbigen… die Heimlichkeit liegt manchen Clans im Blut. Ihr könntet noch heute und hier eine Festsetzung von selbigem anordnen eure höchst verehrte Majestät und hättet unabhängige, neutrale Gewissheit. Ich hoffe auf eine umsichtige Entscheidung von ihrer höchst verehrten Majestät diesbezüglich. Aber die Einordnung der Wichtigkeit dieses Unterfangens liegt natürlich wie vorher bereits betont einzig und allein bei euch höchst verehrte Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige.“ abermals neigte er den Kopf ergeben.

„Warum der verehrte Hofgelehrte meinte er könnte unter eurer scharfen Auffasungsgabe die drastischste Anschuldigung bezüglich der Beichten und seine mögliche Verwicklung darin einfach so unter den Tisch fallen lassen, und stattdessen seine für andere nicht nachzuvollziehende Methodik erklären, ist mir schleierhaft. Aber Ich bin mir sicher er wird euch dafür zu einem passenderen Zeitpunkt Rede und Antwort stehen.“ Benjamins Blick richtete sich für einen zäh wie Kleber wirkenden Moment auf den Seneschall, schnallte dann jedoch wie ein Aufziehmännchen wieder zurück.

Für einen weiteren Moment blieb er still und verweilte in der Stille, den Moment betonend wenn alle Fassaden gefallen waren. Wenn jedem klar war, dass sie nichts anderes waren als Monster die die Gesichter toter Sterblicher trugen.

„Oder aber… Ihr nehmt euch was euch rechtmäßig zusteht eure höchst verehrte Majestät… die Wahrheit. Statt jedem Indiz Äonen zu widmen nehmt ihr euch die Wahrheit einfach wie damals Zeus die liebliche Europa. Fragt euren wohlwehrten Liktor ob er euch gerade eben ohne Skrupel angelogen hat und den verehrten Hofgelehrten ob er euch die Jahre wegen eurer Selbst treu war oder aber um die Vision eines heiligen Krieges in Italien und dem Mittelmeer, zwischen Menschen und Kainskindern, voranzutreiben. Zeigt ihnen das diese Domäne und ihre Spielchen überhaupt nur existieren dürfen aus zwei einfachen Gründen... eurem Wohlwollen und eurer Nachsicht. Ich bin mir über meine Verfehlungen bewusst. Bin ich manchmal unverschämt… ziemlich sicher. Bediene Ich mich beizeiten fragwürdiger Methoden… definitiv. Aber habe Ich euch hintergangen und euch skrupellos ins Gesicht gelogen… auf keinen Fall.“

Ein kurzer Moment der Stille folgte. „Außer natürlich Ihr, eure höchst verehrte Majestät, wusstet bereits alles von mir geschilderte. Dann hoffe Ich dass ihr mir entschuldigt euch derart exzessiv Zeit gekostet zu haben.“ er neigte in ergebener aber aufrechter Pose den Kopf.

„Abschließend bleibt noch zu sagen, dass Ich um ganz sicher zu gehen noch ein weiteres Mitglied der Domäne zu dem heute verhandelten Abend mitnahm. Den werten Baumeister, Vergonzo vom Clan der Verborgenen. Aber Ich verstehe dass die Worte zweier Neugeborener aus den niederen Häusern gegen den tadellosen Leumund des verehrten Hofgelehrten und des wohlwerten Liktors natürlich keinesfalls bestehen würden… und kann somit auch im weitergehenden Verlauf dieser Nacht getrost ignoriert werden wenn gewünscht.“ in diesem Moment erlaubte er sich einen kurzen Anflug seines süffisanten Lächelns. Manchmal verlor man und manchmal gewannen die Anderen.

Dann wurde er still, senkte langsam den Blick und begab sich wieder auf die Knie. Seine Lippen bewegten sich aber für einen Moment noch weiter und formten die folgenden Worte die man gehört hätte, hätte man direkt daneben gekniet.

Ich bereue nichts….
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Iulia Cornelia
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Der Blick der Harpyie wanderte ruhig zwischen den Anwesenden hin und her, während ihre Hände entspannt an ihrer Seite ruhten und sie ihnen allen aufmerksam zuhörte. Stumm verfolgte sie die Emotionen der beiden Ahnen im Raum oder vielmehr das Fehlen eben dieser. Auf Aurores wohlwert gegenüber ihrem Clansbruder hin, zuckten ihre blaugrauen Augen unmittelbar höher. Kurz sinnierte* sie über die ungewöhnliche Wortwahl, bevor sie zu Lydiadas blickte und dann mit artig verschlossen verbleibenden Lippen schweigend die Anhörung weiterverfolgte. Inmitten von Benjamins Stellungnahme hob sich der Oberkörper, der ansonsten regungslos ausharrenden Ventrue an, als sie offenbar unbewusst einen tiefen und langsamen Atemzug tat, dabei ihren Blick zwischen Aurore und Lydiadas hin und her gleiten lassend, bevor sich ihre Augen wieder auf Benjamin richteten und sie gemächlich ausatmete. Doch verweilten diese dort nicht. Stattdessen ließ sie sie weiterhin geduldig über allesamt wandern.

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*Grund für „wohlwert“ herausfinden: -> 1 Erfolg
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Il Canzoniere
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Lange hatte ihr Blick auf den jeweils sprechenden Gelegen. Gedankenversunken lauschte sie ihren Worten. So genau das sich ihr ihr Kopf abwandte und sie dem jeweils sprechenden das Ohr zudrehte, die Stirn gerunzelt, als wolle sie jede Nuance wahrnehmen die in der Stimme des jeweiligen transportiert wurde. Jede geschliffene Silbe und stockende Wortwahl. Jedes Wort das fehlte und jedes das zuviel war. Schließlich, einige Augenblick nachdem das letzte Wort verklungen und Liutprand sich gerade umwenden wollte um Gegenrede zu halten, schnitt sie diesem das Wort ab. Ihre Worte richteten sich jedoch an Benjamin: "Viele Worte warum etwas keinen Sinn ergibt. Und nicht ein einziges Nein. Nur das etwas unlogisch ist, heißt nicht das es nicht genau so passiert ist. Nichts ist absolut." kommentierte die weiße Prinzessin Benjamins Redeschwall. Liutprand blieb nur der wütende Blick hinüber zum banu haqim "Einen Eid benötigen wir von Liutprand nicht. Wir haben schon sein Wort, was beinahe genauso viel wiegt. Ich vertraue darauf wie auch du es tun solltest." fügte sie, dann etwas milder, noch hinzu.

"Wenn ihr neue Informationen über die Vernichtungen von Gasparo, Titus oder Seinfreda habt oder auch über Cynolycus Verschwinden, dann gebe ich euch jetzt die Chance mit Fakten herauszurücken. Solltet ihr jedoch die Namen nur ihres schönen Klang willens nutzen, denn dann schneidet ihr euch gerade ins eigene Fleisch. Was Mareno angeht: nun er fühlte sich durch das beherzte Eingreifen des Hofgelehrten gerettet. Zumindest hat er das jedem erzählt. Meines Wissens trat er sogar dem Kult der letzten Tage bei um diese Schuld abzutragen?" er Blick glitt zu Ferrucio, der nur leicht mit dem Kopf nickte.

"Ich glaube du rufst nur allerlei Namen und greifst nach Treibholz wie ein Ertrinkender. Gasparo wurde gewarnt. Titus starb in einer Auseinandersetzung mit sardischen Partisanen auf Sardinien, wie der höchst verehrte Joseph Szokyel, Ancilla des Clans der Gelehrten, Prinz der nördlichen Territorien Sardiniens und Vasall meiner Person mir bedauerlicherweise mitgeteilt hat. Und Cynolycus habt ihr sogar selbst verhört. Und was Ferrucio angeht... Ferrucio warnt die ganze Zeit. Er warnt wirklich jeden der ihm zuhören möchte. Du hörst ihm aber nicht zu, weigerst dich sogar das zu tun. Ferrucio warnt gar so viel das ihn niemand mehr Ernst nimmt. Vor Gottes Zorn, dem Ende der Welt, unheiligen Mächten und auch... ja - auch vor heiligen Mächten. Das seine Warnungen von so vielen Seiten in den Wind geschlagen werden ist ein Problem... aber nicht seins." abschätzend blickte sie Ferrucio ein weiteres Mal an, ehe sie den Blick über alle anderen fliegen ließ und schlussendlich wieder zurück zu Benjamin fand.

"Ihr ruft nun Zeugen auf, Vergonzo, den ihr aber nicht mitgebracht habt... wie auch diesen Mario von Santa Melitta. Der ebenfalls nicht hier ist." sie blickte in den Saal, der bis auf die Kainiten und den feisten Ghul dessen leises, schnaufende Atmen das lauteste Geräusch im Raum war, leer war. Dann blickte sie zu Liutprand: "Setz diesen Mario von Santa Melitta fest. Bring ihn zu einer Aussage in wie weit er mit dem Hofgelehrten in Verbindung steht. Und dann befrag Vergonzo über diese... Rettung." dann wandte sie sich erneut an alle.

"Ich will nicht in wenige Jahren schon wieder alles von vorne durchkauen müssen. Daher kommen wir schon heute zu einigen Feststellungen." ihr Blick glitt zu Ferrucio, musterte ihn erneut und ließ es zu das sich einen kurzen Moment ihre Blicke kreuzten, ehe der seine gen Boden fiel. "Ferrucio, sieh ihn an. Sieh ihn dir genau an. Seine Seele ist verdammt, Kannibale, abstoßend. Ihm ist nicht mehr zu helfen. Er geht, ob du willst oder nicht, in die Hölle. Auch eine Beichte wird daran nichts ändern. Ich entbinde ihn daher von dieser. Gib ihn auf. Ich kümmere mich nun um ihn. Sein Beitrag zur Gemeinschaft ist ein anderer als deiner. Kümmer du dich um die anderen, jene die du wirklich noch retten kannst." ihre Worte dabei waren eindringlich, aber sanft gesprochen, als ob sie wüsste das dem Malkavianer das kaum möglich sein würde, er war nicht durch die Grenzen der Logik oder gar der Realität gebunden. Trotzdem sollte dies etwas Abstand zwischen die beiden bringen.

Als nächstes blickte sie zu Benjamin, die Stimme wurde frostiger, aber nicht eiskalt, wie man es hätte erwarten sollen: "Benjamin, ich entlasse dich aus meinem Dienst als Liktor. Du trägst fortan kein Amt mehr und stehst nicht mehr im Dienste der Domäne Genua...." es gab eine kurze Pause die lediglich dazu diente diese Worte wirken zu lassen "...sondern in meinen. Die Steuer ist gezahlt. Du hast sie selbst nach Manzil Alqameh gebracht. Dein Clan überstellt dich als Söldner in meine Dienste. Du wirst dich ab sofort der Blutjagd von Brimir widmen und du wirst es zu einem Ende bringen. Vernichte ihn auf die Art die dir am besten erscheint. Aber vernichte ihn. Er wird... schon wieder... zu einer Last." ihre Augen suchten einen kurzen Moment die Reaktion ihres Seneschalls, dann begann sie zu Lächeln.

Mit einer Spur Vergnügen in der Stimme wandte sie sich nun an Liutprand: "Ich danke dir für deine Dienste in dieser Angelegenheit. Du hast angemessen reagiert. Ich befördere dich daher hiermit zum Ersten Liktoren Genuas. Du hast die Befugnisse weitere Liktoren zu ernennen und kannst dich ihr Anführer nennen. Ernenne in den kommenden sieben Jahren zwei neue als Ausgleich für die.... ausgeschiedenen." huldvoll unterstrich sie den letzten Satz mit einer Geste, dann wandte sie sich Lydiadas zu.

"Seneschall. In eurem Gefolge versammelt ihr offenbar Egel... Kannibalen... und Geistlose. Ihr seht ja was dies für chaotische Auswirkungen auf meine Domäne hat. Ihr solltet euch also schleunigst darum kümmern... oder ich tue das." ihr Blick glitt dabei wie eine giftige Schlange hinüber zu dem reglos dastehenden Mann, dessen Konturen sich nach rechts und dann wieder nach links verzogen wie flüssiges Wachs. Kühl hielt er ihrem Blick stand, in beinahe beleidigender Art und Weise, dann nickte er lediglich. Sein harter Gesichtsausdruck war noch immer mit Unzufriedenheit gekennzeichnet, wie bereits den ganzen Abend. Offenbar hatte er etwas in dieser Art - wenn vielleicht auch nicht im Detail - kommen sehen.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Benjamin »

Die Härte der Realität traf Benjamin mit voller Wucht ins Gesicht. Beim ersten mal versteinerte sich sein Gesicht. Beim zweiten mal spannte sich sein Körper unter schier unertragbarem Druck an und beim dritten Mal rannen ihm in einem feinen Rinnsal blutige Tränen die Wangen hinunter. Die Wut, die Fassungslosigkeit wich und Taubheit sowie Leere nahmen ihren Platz ein.

War war nicht nur einmal, nicht zweimal, sondern dreimal heute Abend verraten worden. Ihn interessierte nicht wer nun welches Amt zugeschachert bekommen würde. Er bemitleidete sie alle. Liutprand weil er Macht über Ehre, Einfluss über Tugenhaftigkeit und sich selbst über sein Wort gestellt hatte. Aurore weil sie nie sein würde was sie wirklich wollte... frei. Wie viel Jahrhunderte hatte sie wohl schon hinter sich in denen sie sich Tag ein Tag aus eingeredet hatte sie träfe ihre eigenen Entscheidungen und doch an den Fäden derer getanzt hatte die sie schlussendlich verraten, verkauft und zu den Hunden in die Gosse geschmissen hatten? Doch der letzte Verrat wog am schwersten. Er, Benjamin war bereit gewesen alles ...aber auch wirklich alles zu tun. Sie hatten eine Vision gehabt... einen Traum. Doch dieser Traum war genauso in der Gosse gelandet wie Aurore, während die Streuner, die Tagelöhner und der Rest der Welt draufgepisst hatten. Noch nie hatte er sich dem Vater seines Blutes so Nahe gefühlt wie in diesem Moment und Fetzen unterschiedlicher Gespräche hallten im Moment eines Herzschlages durch seinen Kopf. Einen Herzschlag den er nicht mehr hatte. Er wusste damals auf was er sich einließ, hatte er sich zumindest eingeredet. Doch heute verstand er es zum ersten Mal in Gänze.

Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und richtete sich zu Aurore gewandt auf. Seine Stimme war klar und zitterte nicht als er sein Wort wieder erhob. "Denkt ihr das wirklich eure höchst verehrte Majestät? Das Ich Namen aufrufe wie ein Ertrinkender der nach einem Treibholz greift?" er ließ seine Worte im Nichts verhallen. Er rechnete mit keiner Antwort und es verlangte ihn ebenso wenig danach. Es wären sowieso nur nichtssagende zusammenhängende Wortfetzen ohne Bedeutung für Ihn.
"Ich schwöre meine Pflicht in euren Diensten ernst zu nehmen und nicht zu ruhen bis Ich Brimir vernichtet wurde. Ich habe meinen Worten nach eurem Richtsspruch nichts mehr hinzuzufügen und akzeptiere die damit einhergehenden Konsequenzen vollumfänglich. Ich gelobe ebenso, sofern es in meiner Macht steht keine weitere Auseinandersetzung mit dem verehrten Hofgelehrten zu suchen. Ich bitte außerdem um Verzeihung für die Unannehmlichkeiten die euch die heutige Zusammenkunft bereitet hat und hoffe dass der neue wohlwerte erste Liktor" er spuckte die letzten Worte scharf in Richtung Boden. "Euch zu mehr Ehre gereichen wird als Ich es getan habe höchst verehrte Majestät." ergeben kniete er sich anschließend hin.

Er erkannte die Milde mit der ihn die weiße Prinzessin heute Abend bedacht hatte, er verstand sie sogar in gewisser Weise. Vergeben würde er ihr aber genauso wie all den anderen Verrätern des heutigen Abends niemals.
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Liutprand
Ventrue
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Liutprand »

Die Provokation des Assamiten hatten tatsächlich eine gewisse Wirkung auf den Liktor gehabt und bevor ihm das Wort von der Prinzessin abgeschnitten worden war, hatte sich seine Haltung deutlich versteift, sein Griff um seinen Speer hatte sich knirschend gefestigt und sein Gesicht hatte sich in einen wütenden Ausdruck verwandelt. Doch schließlich war es die Prinzessin selbst gewesen, die den Angriff auf seine Ehre mit einem bloßen Satz zurück schlug. Und allein dies machte für den Augenblick sein Wort über jeden Zweifel erhaben.

Seine Ernennung zum ersten Liktor der Domäne Genua nahm Liutprand mit einer tiefen Verbeugung dankend aber stumm hin.

Den Assamiten betrachtete er nach dem Richtspruch mit einem geringschätzigen Blick. Und die Geringschätzung intensivierte sich noch einmal, als Benjamin erneut eine Provokation versuchte. Er war besiegt und nun wurde er zur Schlange...aber was sollte das den Löwen kümmern?

Diese Nacht war für ihn erfolgreich gewesen, hatte ihn aber auch exponiert. Auf dem Weg zur Macht muss man andere zurücklassen und ihnen Manchmal dabei die Beine brechen. Wie shcnell sich Benjamin davon erholen würde, würde sich zeigen. Er war sich darüber bewusst, dass er eines Nachts zurückschlagen würde...er wird bereit sein.
Nobilitas obligat
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