[1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

[Oktober '21]
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Il Canzoniere
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[1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Es waren Jahre ins Land gezogen, seit jener Nacht in San Giorgio. Einer abgeblasenen Beichte, einer angedrohten Durchsuchung und einem Streit zwischen Liktoren und Hofgelehrten. Oder zumindest einigen von ihnen. Man hatte Nachrichten gen Casteletto geschickt, man benötige einen Schiedsspruch, ein Urteil, Befugnisse, Verdammnisse, Schimpf und Schande, Lob und Tadel und noch vieles mehr.
Vierzehn Jahre später kam eine Bestätigung. Man wolle die Angelegenheit nun beurteilen. Die Konfliktparteien und andere wurden in die Villa Illuminata geladen. Im Herbst. Die Mühlen der Verwaltung mahlten lang und gründlich.

Nun war es endlich soweit. Das kalte, nasse Wetter war beinahe noch unangenehmer als Schneefall und die Temperaturen froren die kalten Körper der Toten noch unerträglicher durch als in den wärmeren Monaten. Als schließlich die Nacht gekommen war in der sich einige Verdammte in die Hügel Luccolis aufmachten, lag die Villa ruhig, aber illuminiert da, wie es auch ihr Name versprach. Die beiden Wachen unten am Fuß des Hügels kontrollierten höflich aber bestimmt die Namen der Eintretenden und schickten sie zum Tor, dort empfing der Allesfresser einen nach dem anderen, wirkt ein wenig ernster als sonst. Ihm war offenbar weniger nach plaudern zumute. Nachher war er noch zu jemandem falsches freundlich. Das konnte er sich nicht leisten.

Er begleitete jeden von ihnen über den Hof, durch die große Eingangstür ins Gebäude hinein und von hier durch dieses, den kleinen Innenhof und den Gang hin zum Thronsaal. Hier ließ er sie warten. So das er sie alle auf einmal hinein vor ihre Majestät führen könne.

Lediglich Iulia, der weißen Prinzessin Kind, war bereits innen, auf einem Stuhl an der Seite, als Beobachterin der heutigen Geschehnisse platziert. Sie sah ihrer aller Herrin wie sie unleidlich aufrecht und erhaben im genuesischen Löwenthron residierte, ganz anders als bei so mancher Audienz, bei der sie die Füße über die Armlehnen geschwungen hatte um in dem großen Sitz zu fläzen wie ein ungezogenes Gör.

Heute jedoch schien sie dem Anlass eine gewisse Würde verleihen zu wollen und verzichtete auf solcherlei Kinkerlitzchen. Das sich dies auf ihre Stimmung niederschlug konnte man beinahe mit bloßen Augen sehen. Sie hasste etwas tun zu müssen was sie nicht wollte. Wann würde jenes gesellschaftliche Korsett jemals enden? Dachten Kinder noch es könne enger nicht sein bekamen die Neugeborenen es mit absoluter Konsequenz übergestülpt. Die Ancilla mussten es atmen oder untergehen. Die Ahnen jedoch schienen sich damit arrangiert zu haben, war es nicht so? Oder war es vielmehr so das sie das Korsett noch schlimmer einengte als all die jüngeren? Wenn gar ein Prinz in seinem eigenen Thronsaal nicht tun und lassen konnte wonach es ihm beliebte?

Unbehagliches Schweigen lag in der Luft.
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Iulia Cornelia
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Wie an einem unsichtbaren Faden straff nach oben gezogen, saß die junge Ventrue aufrecht mit durchgedrücktem Rücken und nach hinten gezogenen Schultern gesittet auf dem Stuhl, welcher der Harpyie zugewiesen worden war, nachdem sie zuvor respektzollend ihre Aufwartung gemacht hatte. Ob sie sich freute anwesend sein zu dürfen, war schwer auszumachen, denn ihr angespannter Körper spiegelte kaum mehr als die sichtbare Ernsthaftigkeit und spürbare Ehrfurcht wider, welche sie offenkundig hegte. Dennoch wirkte sie nicht undankbar, während sie in einer unaufdringlichen, aber durchaus aufmerksam wirkenden Art und Weise, das unbehagliche Schweigen klaglos erduldete und demütig ihre blaugrauen Augen gesenkt hielt. Ihre gepflegten Hände waren derweil adrett auf ihren Oberschenkeln platziert, während ihre mit feinem hellen Leder bedeckten Füße fest parallel auf dem Boden standen und ihr langes helles Haar fein säuberlich eingeflochten, sowie mit kleinen silbernen Kämmchen fixiert worden war. Kein sonstiger Schmuck oder Prunk war an ihr zu auszumachen, der den Fokus in dieser Nacht auf sie gelenkt hätte. Stattdessen war ihr Auftreten, und ihre Kleidung, die sie züchtig bedeckte, von einer gewählt zurückhaltenden Erscheinung geprägt.
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Liutprand
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand hatte zu diesem Anlass seine 'Arbeitskleidung" als Liktor angelegt, schließlich war er zu diesem Tribunal in seiner Funktion als Liktor vorgeladen worden. Der genietet Lederwams war frisch gesäubert und gefettet worden. Die wollene Tunika und die Beinlinge in natur-weiß. Die Füße steckten in ledernen Halbschuhen. Ein roter Umhang, im Stile eines römischen Offiziers hin von seinem Rücken und schwang in der Dynamik seiner Bewegungen mit, verlieh ihm noch einmal mehr eine gewisse Autorität. An dem verzierten Gürtel trug er sein Gladius und in seiner Hand den Speer, als er vor dem Eingang der Villa Illuminata trat. Der Allesfresser verneigte sich vor dem Ventrue und führte ihn sogleich in den Thronsaal seiner Herrin.

Er folgte ohne sichtliche Anzeichen von Einschüchterung oder Angst dem alten Ghul zu den Türen Thronsaal. Schließlich war das die Zentrale der Macht seines Blutes in dieser Stadt und von allen Clans hatte sein Blut hier am wenigsten zu befürchten...so er denn keine Fehler machte. Geduldig und fast bewegungslos verharrte er hier, um auf die anderen zu warten, bevor sie alle gemeinsam zur weißen Prinzessin vorgeladen wurden.
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Benjamin
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin hatte an den Toren seinen Namen genannt und wortlos darauf gewartet dass ihm der Einlass gewährt werden würde. Ebenso wortlos hatte er dem Allesfresser den Vortritt gelassen und war ihm bis zum Thronsaal gefolgt. Gekleidet war er in die Gewänder eines Händlers, gepflegte Kleidung aber nichts herausstechendes. Lediglich eine Umhängetasche wie jene die die Botenreiter trugen um Depeschen zu überbringen war an seiner Seite zu sehen. Ebenso trug er einen Zierdolch an seinem Gürtel.

Geduldig und ohne Gefühlsregung im Gesicht verharrt er nun ebenso wie Liutprand, dem er respektvoll zugenickt hatte.
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Il Canzoniere
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Auch Ferrucio betrat, nach den beiden anderen, den Wartesaal. Barfuss, in Lumpen gekleidet, wie eigentlich immer. Der Allesfresser, der ihn vom Eingang hergeführt hatte, musterte die drei noch einmal, dann stieß er die Tür zum Thronsaal auf und ließ die drei ein.

Ferrucios stechender Blick hatte heute kaum Augen für jemanden anderen als die Prinzessin, auch wenn er Liutprand und Iulia ebenfalls mit einem sachten Nicken bedachte. Der Allesfresser neben ihm kratzte sich am Kopf, als er den Raum betrat, als ob der Malkavianer etwas getan hatte das dem dicken Ghul nun etwas beschäftigen mochte.

Ferrucio ging vor Aurore in die Knie, nur in Nuancen weniger starr als der Ventrue, verharrte dort schweigend.

Aurore seufzte nickte einmal eröffnend und gab alle drei dann mit einer halb gelangweilten, halb verärgerten Geste frei. "Erhebt euch." fuhr sie dann auch noch verbal hinterher, falls es jemanden hier gab der die völlige Eindeutigkeit der Geste konservativ-angstvoll interpretieren wollte.
Ein: "Bringen wir es also hinter uns." kam etwas leiser hintendrein, beinahe mehr zu sich selbst als zu den anderen. Ihr Blick glitt dabei zu Il Onnivorno, der sich daraufhin an ihre Seite begab und zu rezitieren begann: "Heute soll eine Streitigkeit zwischen dem Hofgelehrten verehrten Ferrucio Erminio, Ancilla aus dem Blute des Mondes, Kind des Romeo, messo dei ultimi giorni, Ancilla vom Blute Malkavs sowie dem werten Liktoren Benjamin, Neugeborener der Banu Haqim, geklärt werden. Wir beginnen mit dem Leumund der beiden Parteien, vorgetragen durch die wohlwerte Iulia Cornelia, Harpyie von Genua, Neugeborener vom Blut der Könige, Kind der Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige, Kind des Ventrue, erster seines Blutes, Kind des Enoch, des Weisen, Kind des Kain, des Vaters. Im Anschluss daran folgen die gegenseitigen Vorwürfe der beiden. Dann wird der wohlwerte Liktor Liutprand, Neugeborener vom Blut der Könige, Liktor Genuas und Nachfahre des ehrwürdigen Mithras, des Herrn der Sonne berichten was an jenem Abend in der Kirche San Giorgio in Platealonga vorgefallen ist, auf den sich die beiden Konfliktparteien beziehen." beendete er schließlich das Protokoll. Sein Blick glitt zu Aurore hinüber, die ihrerseits nickte und Iulia einen Wink gab.

In diesem Augenblick öffnete sich das Portal zum Saal erneut und eine einzelne Person trat ein. Das unverkennbare schlieren in seinen Bewegungen, die dunkle Kleidung und kaum verhohlene Gehässigkeit die in seinen Bewegungen steckten ließen jeden im Raum bereits an seinem Gang erahnen wer es sein mochte. Auch wenn nur Aurore, Iulia und der Allesfresser ihn beim eintreten beobachten konnten.
Er zog die Tür hinter sich zu und wischte sich durch das Gesicht, wie wenn er ein paar Haare entfernen würde, dann schmunzelte er und nickte der weißen principessa mit einem ausgiebigen und auf eigenartige Weise sogar höflichem Nicken zu. Diese schnaubte nur, nickte aber ebenfalls kurz, fuhr dann mit dem Blick an die Seite des Raums, wo bereits Iulia saß. Offenbar der Platz für Zuschauer und Beisitzer. Langsam schritt der Gast daraufhin durch den Saal, bedeutete mit einer Geste das man sich von ihm nicht stören lasse sollte. Das Protokoll konnte weiter voranschreiten. Er war nur hier um etwas Gerechtigkeit in den Raum zu bringen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia hatte sich erhoben, als der Ancilla den Raum betreten hatte und sich vor diesem leicht verneigt. Die beiden Neugeborenen derweil betrachtete die Harpyie mit einem zurückhaltenden und abwartenden Interesse.

Als der Allesfresser verkündete, dass Iulia den Leumund der beiden Parteien vortragen solle, wanderte ihr Blick zu ihrem Erzeuger, dem sie in einer langsamen Bewegung ergeben zunickte. Auf Aurores Zeichen hin, öffneten sich ihre wohlgeformten Lippen sanft, doch bevor sie auch nur einen einzigen Ton hervorgebracht hatte, gingen ihre blaugrauen Augen über zu dem sich öffnenden Portal.

Fast so als hätte der Anblick seines unentwegtes Flackern der Neugeborenen die Stimme verschlagen, schloss sich ihr Mund instinktiv. Sowohl ihr Blick wie auch ihr Haupt senkte sich gen Boden, bevor sie ihren hochgewachsenen Körper, ohne auch nur einen Moment zu zögern oder überhaupt darüber nachdenken zu müssen, in eine knieende Position übergleiten ließ, ihm somit den Respekt zollend, der ihm zustand.

Demütig verweilte die Harpyie in dieser Position, bis Aurores Blick in ihre Richtung fiel und der Hinzugetretene mit seiner Geste zu verstehen gab, dass fortgefahren werden konnte. Mit einer ruhigen, aber zügigen Bewegung erhob sich die Ventrue umgehend in eine aufrechte Position zurück, während sie dabei mit einer zweifelerhabenen Selbstverständlichkeit dezent einige Schritte zur Seite glitt, um so dem Ranghöheren galant den Stuhl freizugeben und anzubieten, sofern dieser sich denn setzen wollen würde.

Ohne weitere Zeit unnötig verstreichen zu lassen, öffneten sich die Lippen der Harpyie erneut, um sogleich der Weisung ihres Erzeugers nachzukommen.
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Liutprand
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand hatte dem Ancilla des Clans des Mondes den Vortritt gelassen und war direkt hinter diesem in den Thronsaal eingetreten. Zuvor hatte er ihm mit einer leichten Verneigung und einem kurzen Grußwort seinen Respekt gezollt. Benjamin nickte er knapp zu und begrüßte auch ihn mit einem kurzen Wortwechsel.

Im Thronsaal angekommen war er vor der Prinzessin auf das rechte Knie gegangen, hatte den Kopf gesenkt und seinen Speer der Herrscherin symbolisch vor die Füße gelegt. Seine Miene war ein wenig angespannt, ernst und sehr aufmerksam. Auf Befehl der Prinzessin erhob er sich, packte seinen Speer wieder in die Hand und positionierte sich etwas seitlich vor dem Löwenthron, um der Prinzessin und ihrer Tochter einen freien Blick auf die beiden Hauptprotagonisten dieser Nacht zu ermöglichen, aber sofort auf Wunsch zur Verfügung zu stehen.

Seine Clanschwester begrüßte er mit einem leichten Nicken und einem kurzen aber freundlichen Lächeln.

Als der Seneschall den Raum betrat, zollte er diesem mit einer tiefen Verbeugung Respekt, wandte sich dann aber durch dessen Geste wieder dem Geschehen zu.
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Benjamin
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin war nach den anderen beiden in den Thronsaal gegangen. Zuvor hatte er sich dem Rang entsprechend vor dem Ancilla tief verneigt. Nachdem er vor der Prinzessin tief auf die Knie gegangen war und auf ihren Wink gewartet hatte sich zu erheben, tat er genau das, er erhob sich. Anschließend neigte er in Richtung Iulia tiefer als in anderen Situationen das Haupt. Seine Haltung im gesamten war demütiger als sonst. Mit gesenktem Blick erwartete er das Voranschreiten des Protokolls. Als der Seneschall den Saal betreten hatte war er bereits abermals in die Knie zu gehen, beließ es nach dessen Geste jedoch bei einer sehr tiefen Verbeugung.

Anschließend wandte er ergeben wieder seine Aufmerksamkeit Iulia zu, die gerade darin begriffen war den Leumund der beiden vorzutragen. Würde man die Situation nur anhand seiner Körpersprache deuten, machte er nicht den Anschein, dass er in irgendeiner Weise jemanden anklagten würde heute, sondern eher als wäre er als Zeuge geladen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Wohlklingend und gefestigt erklang schließlich die Stimme der Harpyie, die nicht lauter sprach, als sie musste, um gehört zu werden, aber auch nicht leiser, als sie sollte: „Was den Leumund des verehrten Ferrucio Erminio anbelangt, so ist zu berichten, dass es noch immer vereinzelten Neugeborenen in Genua schwerfällt das Amt und die Würden des verehrten Hofgelehrten zu kennen, oder auch anzuerkennen. Trotz den Bemühungen des verehrten Ferrucio Erminio, diesen den Sinn und Zweck der Beichte näher zu bringen, zeigen überwiegend Kainiten, die aus arabisch dominierten Gebieten nach Genua eingereist sind, noch immer grundlegende Verständnisschwierigkeiten hierfür.“

Ob die Ventrue selbst hierfür Verständnis besaß, war schwer zu sagen, denn sie fuhr unbeirrt fort: „Andere Kainiten dagegen wissen den verehrten Nachfahren von Romeo, messo dei ultimi giorni, gerade für seine Überzeugungen und seinen damit verbundenen, starken Glauben überaus zu schätzen. Weiter ist über den Leumund des verehrten Ferrucio Erminio zu berichten, dass sich sein gesellschaftliches Verhalten über die vergangenen Jahrzehnte verbessert hat und keinerlei Vorwürfe über seine Person erneut laut geworden sind. Der verehrte Ferrucio Erminio widmet sich zudem fürsorglich dem Wohl der Menschen Genuas. Die Gemeinde San Giorgio wächst seit vielen Jahrzehnten friedlich und im Gegensatz zur Vergangenem, wurde von dort keinerlei erneute Gefährdung der Stille laut.“

Die Harpyie machte eine kurze, aber bewusste Sprechpause, wohl um den Leumund des einen, nicht mit dem Leumund des anderen zu vermischen, als sie nachfolgend über Benjamin berichtete: „Was den Leumund von Benjamin anbelangt, so sprechen vor allem die von seinem Lehnsherren in der Nacht des Tophets erwähnten Taten für ihn. Ebenfalls kann seine Vertragstreue bestätigt werden.“

„Bedauerlicherweise jedoch.“, erklärte die Harpyie weiter, während ihr Blick bei Aurore lag, auch wenn sie durchaus Lydiadas im Augenwinkel dabei behielt. Ob die Harpyie ihre nachfolgenden offenen Worte bedauerte, war schwer zu sagen, doch ihre aufrechte Haltung spiegelte wider, dass sie nichts beschönigte, weder für den einen noch den anderen, auch wenn sie sicher mehr Gutes über seinen Vasallen gesagt hätte, sofern es denn tatsächlich irgendetwas gegeben hätte.

„Treffen in den vergangen Jahrzehnten vermehrt Beschwerden auf Grund von Benjamins unangemessenem Betragen ein. Darunter Streuen von Unwahrheiten, lancieren haltloser Gerüchte, respektloses Verhalten gegenüber Höherrangigen, Vorwürfe der bewussten Provokation von Vasallen des höchst verehrten Prinzen, um wissentlich und willentlich Traditionsbrüche herbeizuführen, sowie zahlreiche Drohungen gegenüber Gästen und Vasallen des höchst verehrten Prinzen, wovon zwei derzeit als vermisst gelten.“

Die blaugrauen Augen blieben weiterhin auf Aurore gerichtet, auch wenn man das Gefühl haben mochte, dass ihre Worte auch an den Seneschall mit gerichtet waren, als sie zu verstehen gab: „Unarten, die ausschließlich von Benjamin selbst auszugehen scheinen und von keinem der Gefolgsleute des hoch verehrten Lydiadas, in dieser oder auch ähnlicher Form gezeigt werden. Selbst Kainiten wie Salvador beweisen inzwischen, im Gegensatz zu Benjamin, dass sie sich redlich und erfolgreich bemühen, sich in die genuesische Gesellschaft zu integrieren und ihr Verhalten zu verbessern, zum Wohle eines geeinten und starken Genuas.“

Nur kurz ging ihr Blick etwas mehr in Richtung des Seneschalls, als sie ihm mit zu verstehen gab: „Dagegen ist das sich derart schnell verändernde und massiv verschlechternde Verhalten von Benjamin als äußerst bedenklich einzustufen. Gerade in Hinblick auf die Erfahrungen mit anderen seiner Brut aus der Vergangenheit.“ Mehr sagte Iulia hierzu nicht, sondern sah wieder direkter zum Prinzen zurück. Mit einer ehrfürchtigen und tiefen Verneigung vor Aurore schloss die Harpyie den Vortrag über den Leumund der beiden Kainiten schließlich ab. Geduldig und mit höflich gesenktem Haupt, wartete sie, ob der Prinz sich noch einmal an sie wenden wollte, oder aber ob sie dem Protokoll hiermit Genüge getan hatte, um sich mit einer weiteren tiefen Verneigung vor ihr an die Seite der Beobachter zurückziehen zu dürfen, den Ahn vom Clan der Schatten dabei weiterhin dezent im Augenwinkel behaltend.
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Benjamin
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Re: [1062] Bedauern. [Benjamin, Liutprand, Iulia, (SL)]

Beitrag von Benjamin »

Ruhig und ergeben hatte Benjamin die Schläge eingesteckt. Wenn man jedoch genau auf seinen Körper achtete konnte man sehen wie er zum Teil unter den Worten zusammenzukte. Wäre er eine Ulme gewesen man hätte sein Holz unter dem Sturm ächzen hören können. Er hielt seinen Kopf nach oben gerichtet auch wenn er immer wieder nach unten wegdrifftete. Als Iulia jedoch ihre letzten Worte gesprochen hatte suchten seine Augen geradezu die ihren, besannen sich dann aber besseren Wissens in Sekundenbruchteilen eines anderen, und in seinem Gesicht konnte man offensichtliche Fassungslosigkeit erkennen. Seine Knöchel traten weiß hervor während sie auf das zarte Leder pressten und seine Gesicht zierte nach diesem Ausbruch eine kalte emotionslose Maske die darauf wartete, dass sie endlich mit dieser Farce fortfahren konnten. Seine Augen streiften nun weiter zu der Silhouette Ferrucios, diese erreichten das Gesicht des Malkavianers jedoch nie, da Benjamin ihn nicht herausfordern wollte oder diesen Haltlosen Anschuldigungen irgendeinen Nährboden bieten. Stattdessen beschäftigte er seinen Geist mit dem Gedankenspiel, wie er sowohl Iulia als auch Ferrucio mit ihrem gespienen Gift das Maul stopfen würde. Der ganze Raum stank nach Bigotteri und falschen Zeugnissen... ihm wurde fast schlecht davon! Was ein erbärmlicher Wicht Ferrucio doch war. Er bedauerte es beinahe, dass er nicht dabei sein konnte wenn Ferrucio erkennen würde dass im Himmel für ihn kein Platz vorgesehen war. Sondern sie zusammen, wenn das Ende für sie irgendwann beide gekommen war, auf alle Ewigkeit im Fegefeuer brennen würde.

Auf verdrehte und korrumpierte Weise löste dieser Gedanke ein wohliges Gefühl in Benjamin aus und ein kleiner Hauch eines seeligen Lächelns hob seine Mundwinkel kaum wahrnehmbar.
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