[1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

[November '21]
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Iulia Cornelia
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[1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Es war März geworden und die salzige Luft, die vom Meer her wehte, war durchwoben von den Gerüchen des anbrechenden Frühlings, der seine ersten zarten Knospen vorsichtig nach dem kalten Winter aus der Erde, den Büschen und Sträuchern hervorrecken ließ.

Der überwiegende Teil der mittelgroßen Gruppe eines reisenden Händlers hatte sich in einer der Herbergen einquartiert, bewachte dort die kostbare Fracht oder schlief bereits in Etappen im Stroh der Scheune, während zwei von ihnen in dieser Nacht unauffällig die Reisegesellschaft verlassen hatten, nachdem zuvor Botengänge getan worden waren und der Letzte davon dem Herrn der Reisegruppe mitgeteilt hatte, wann sie empfangen werden würden. Laufende Geschäfte, wie sie unzählige in der Welt Tag für Tag geführt wurden, damals wie heute, auch wenn dieses anders war.

Verborgen unter langen, grauen, dicken, wollenen Umhängen standen die Beiden in dieser Nacht vor dem Gebäude, als der ältere Mann von ihnen an der Pforte angeklopft hatte, seinen Namen genannt und höflich zu verstehen gegeben hatte, dass er in Begleitung von Iulia Cornelia sei, die demütig darum ersuche ihre Aufwartung machen zu dürfen. Sie würde bereits erwartet werden.

Die genannte hochgewachsene Frau an seiner Seite war bisher schweigend neben dem Mann gestanden und trug unter dem grauen Umhang mit weißen Lammfellbesatz an den Nähten, feine weiße Seide, welche sichtbar über ihr Haupt unter der wollenen Kopfbedeckung floss und ihre Haare vollständig damit bedeckte, so dass sie sowohl einen gepflegten und edlen, aber dem Ort angemessenen züchtigen, beinahe schlichten aber durchaus modischen Eindruck erweckte.

Das zarte Lächeln auf ihren jungen Lippen ließ sie sympathisch erscheinen und ihre aufrechte Körperhaltung spiegelte ihre adlige Abstammung wider, ebenso wie des Mannes an ihrer Seite. Ihr falscher Atem ging ruhig und gleichmäßig, während sich ihre Brust hob und senkte und ihre Augenlider sich dann und wann bewegten, wie immer, wenn sie sich in Gesellschaft von Menschen befand, ihre feingliedrige, helle Hand auf dem Unterarm des Mannes liegend, dadurch den Blick unter den Umhang gewährend, der offen zeigte, dass sie unbewaffnet war.

Iulia schien in sich zu ruhen, sich auf das hier und jetzt konzentrierend. Das kommende Treffen barg nicht nur ein, sondern viele Risiken auf gleich mehreren Ebenen, und die Ventrue hatte in den vergangenen Nächten kaum mehr getan, als mit geschlossenen Augen in eine dicke Decke gehüllt dazuliegen und sich auszumalen, was hier wohl auf sie zukommen könnte oder auch würde. Sie hatte mehrere Szenarien durchdacht, um Sicherheit für sich selbst zu gewinnen, während sie sich noch immer fragte, weshalb er sich unbedingt einen Ort wie diesen, als Residenz oder auch Treffpunkt hatte aussuchen müssen. Doch es war nicht an ihr hierüber zu urteilen, sondern dankbar dafür zu sein, dass sie überhaupt kommen durfte.

Mit einer unaufgeregten Bewegung ließ die Harpyie ihre Hand sinken und zupfte noch einmal ihre Kleidung unter dem Umhang zurecht. Sie kontrollierte, dass sie ihr Geschenk dabeihatte, während sie ihre Schultern straffte und darauf wartete eingelassen und vorgelassen zu werden. Die stetige und bohrende Ungewissheit, ob sie hier überhaupt heil ankommen würde oder ob sie direkt in eine Falle laufen würde, hatte in den letzten Nächten an ihr gezehrt, bis schließlich das erlösende Klopfen erklungen war. Sie war sicher und ungesehen gereist, doch damit befand sie sich auch auf feindlichem Territorium und jeder Schritt, den sie hier tat, konnte ebenso gut ihr Letzter sein, das war ihr bewusst.

Entsprechend galt es keine Fehler zu machen, oder zumindest keine gravierenden, denn es war Iulias eigene Entscheidung gewesen hierher zu kommen. Es war eine Begegnung, welche sie womöglich Kopf und Kragen kosten konnte, doch es war in ihren Augen die richtige Entscheidung gewesen. Nun hieß es geduldig und respektvoll zu sein, in der zarten Hoffnung, dass sie womöglich am Ende alle von diesem Treffen profitieren können würden.
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Il Canzoniere
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Re: [1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Es dauerte nur wenige Augenblicke, als ob jemand direkt bei der Tür stehen würde, bis sie einen spaltbreit geöffnet wurde. Ein abschätzender Blick eines gerüsteten Mannes glitt über die beiden Gäste, dann wurde die Tür ein wenig weiter geöffnet. Ein höfliches, aber nicht unbedingt freundliches Nicken wurde getätigt, ein Schritt zur Seite wurde gemacht. Als ob man hereinbitten wolle. Details könnten auch hinter verschlossener Tür geregelt werden.

Folgten sie der unausgesprochenen Einladung, würde die Tür knapp hinter ihnen wieder geschlossen und verriegelt. Eine dünne Verneigung folgte, ehe mit einer einladenden Geste gebeten wurde zu folgen. Sie waren nicht allein. Hier und da standen Wachen, gerüstet. Abwechselnd aufgebaut war es eine Mischung aus einem Spalier und einem Gefängnis. Konnte sich im Laufe der Nacht auch sicher in eines von beiden oder gar nichts davon verwandeln.

Der Audienzsaal war wohl auch der Audienzsaal des Bischofs, nur das er des Nachts von völlig anderen Gestalten genutzt wurde. Am auffälligsten natürlich jener der auf dem Stuhl des Bischofs, in der Mitte des halbrunden großen Raumes thronte. In einem brokatbestickten, mit Goldfaden zusammengenähten Stück Kleidung welches vom Schnitt fränkisch, vom Stoff italienisch und von der tragweise deutsch war. Das weiße, wallende Haar offen, sein eigenes Wappen mittig auf der Brust tragend, strotzte er vor Selbstvertrauen. Bedachte Iulia mit einem sanften Lächeln der Begrüßung.

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Brimir
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Re: [1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Brimir »

Wie lange ist es her, dass er jemanden gerochen hatte, der nach Genua stank? Nach dem Verrat der den Genuesen anhaftete, wie kaum etwas Anderes. Ihnen Allen. Und vor Allem ihrem Prinzen. Wahrscheinlich war der Lasombra - der wahre Herrscher dieses Kaffs - noch derjenige, der am ehrlichsten von ihnen Allen war. Sie lebten in einem Reich aus Jauche und Dunk, dem er gerade so eben entkommen konnte, bevor er ganz in ihm versunken war.

Es hatte sie Alle dahingerafft, die ihm je etwas bedeutete hatten. Sein ganzes Blut. Und nur, weil keiner seine Warnungen hören wollte. Keiner sein Spiel verstanden hatte. Dabei war er am Ende gut geworden in dem, wie die Alten spielten. Vielleicht zu gut? Vielleicht hatte der genuesische Prinz gar am Ende Angst, dass der Gangrel zu mächtig werden konnte; ohne Acacia, die ihn bändigte? Dabei galt seine oberste Pflicht immer nur einer simplen Tatsache: Überleben. Und das konnte er wirklich gut. Und vielleicht war es notwendig, dass sie - Acacia, Grimstein, Titus, seine Einherjer - vernichtet wurden, damit er sich endlich von Allem lösen konnte, was ihn angreifbar gemacht hatte - was... ihn noch im Entferntesten menschlich gehalten hatte.

Und nun kamen die Genuesen hierher? Hatten sie endlich verstanden, wovor er sie all die Jahre warnen wollte? Man würde es sehen. Brimir glaubte da nicht wirklich dran.

Neben dem Thron lag ein grauer, riesiger Wolf. Viel zu groß für einen Sterblichen seiner Art. Wachsam legten sich seine Augen auf die Türe, als sich diese öffnete. Genauso wie das zweite Augenpaar, welches zu jenem "Mann" gehörten, der neben der Türe lehnte. Lauernd, wie das Tier hinter den Bernsteinfenstern. Seine Hände - vielmehr Krallen - fuhren über den Stein aus dem die Halle gebaut waren. Das Gesicht, einst mit den Zeichnungen eines Pfaues übersäht, glich nun gänzlich mehr der Bestie in seinem Inneren. Dagegen wirkte der Rabe auf seiner Schulter fast schon menschlich, so klug und wach, wie er die Ventrue musterte.

Und Alles in diesem Raum - zumindest hier bei der Eingangstüre rief: Die Jagd ist eröffnet und du, Kind Genuas, bist Teil davon.

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Iulia Cornelia
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Re: [1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Mit einem freundlichen Lächeln war Iulia durch den offenen Spalt getreten, bevor sie das Geräusch des sich hinter ihr schließenden Riegels geduldig zur Kenntnis genommen hatte, welchem sie jedoch kaum mehr Beachtung zu schenken schien als den anwesenden Wachen und der seltsamen Wahl der Innenraumgestaltung, als sie dem gerüsteten Mann auf dessen Geste hin mit einem aufrechten Gang gefolgt war.

Ihre eigene Begleitung hatte die ewig junge Frau zurückgelassen, war dies hier kein Ort für einen Sterblichen wie ihn. Womöglich nicht einmal für die Ventrue selbst, die jedoch mit einer routinierten Selbstverständlichkeit auf dem Weg ihre wollene Kopfbedeckung zurückgeschlagen und diese adrett auf ihren schmalen Schultern drapiert hatte, so dass nicht mehr als ihr weißer, seidener Schleier zu sehen war, der ihre Haare vollständig verbarg.

Ihr Umhang wog leicht bei jeder Bewegung ihres hochgewachsenen, schlanken Körpers mit, als sie vorgelassen wurde und schließlich den Audienzsaal betrat, ihren Blick aus blaugrauen Augen kurz dezent über diesen wandern lassend, um ihn als solchen zu erfassen. Zu sehen, dass auf dem Stuhl des Bischofs tatsächlich ihr Blutsverwandter anstatt einem Kirchenoberhaupt thronte, beruhigte die deutlich Jüngere der Beiden, während ihre dennoch würdevoll gesetzten Schritte sie weiter in seine Richtung trugen.

Für einen flüchtigen Moment musterte sie aus den Augenwinkeln heraus jene seltsame Wesenheit, welche neben der Tür lauerte, doch in ihrem milden und unaufgeregten Blick spiegelte sich keinerlei Erkennen wider.* Dennoch sorgte dessen Kratzen über den Stein dafür, dass sich ihre ansonsten makellos glatte Stirn für einen kurzen Moment in zarte Fältchen legte, während sie weiter in Richtung des Prinzen sah.

Offenkundig war sie dezent verwirrt darüber, dass es den Prinzen nicht im Geringsten zu stören schien, dass dieses Ding hier gerade sein Domizil derart markierte, womöglich sogar ankratzte, doch Iulia war nicht die Harpyie dieser Domäne, und entsprechend auch nicht hier, um ein solches Verhalten zu beurteilen, oder gar zu verurteilen. Womöglich legte der Prinz auch schlicht keinen gesteigerten Wert auf derartige Feinheiten, verfügte seine Domäne, wie sie wusste, schließlich nicht über eine Harpyie per se.

Entsprechend überging Iulia das ungewöhnliche Verhalten höflich, während sich ihr Gesicht glättete und ein zartes Lächeln darauf zurück fand, hießen andere Domänen schließlich immer andere Sitten, und da derartiges hier anscheinend so geduldet wurde, passte Iulia sich an und ließ dem Unbekannten nur eine dezente Verneigung zukommen, schien sie trotz allem nicht so recht daran glauben zu wollen, dass ein Neugeborener sich in der Anwesenheit eines Prinzen vom Clan der Könige solche Freiheiten hätte nehmen, geschweige denn, hätte erlauben können.

Dennoch widmete sie dem ungewöhnlich aussehendem Wesen bei der Tür nicht mehr Zeit, als die kurze Respekterweisung auf dem Weg, die gepaart mit einem um Verzeihung suchenden gesenktem Blick in Richtung des ihr noch Fremden war, der jedoch davon sprach, dass sie in diesem Augenblick nur ein einziges Ziel kannte und dies war der direkte Weg zum Prinzen der Domäne, um dem Herrscher ganz wie es sich geziemte, zuerst ihre vollständige Aufwartung zu machen, bevor sie sich einem anderen Kainiten womöglich später noch ausführlicher widmen würde, um sich auch ihm vorzustellen oder auch ihm den gebührenden Respekt gänzlich zukommen zu lassen, schien er zumindest nicht ohne Erlaubnis oder ganz ohne einen Grund hier anwesend zu sein.

Iulias Haltung verblieb derweil tief in sich ruhend und gefasst, während sie mit aufrechtem Gang auf den Prinzen zuschritt, nur um eine gute Mannslänge vor diesem schließlich innezuhalten, ihre blaugrauen Augen noch immer zart vor ihm zu Boden geschlagen, auf welchen sie sich, ohne zu zögern, auf ihr Knie hinabsinken ließ. Zwar war ihr Gegenüber kein Ahn, doch hielt er als Prinz an einem Ort wie diesem, eine Macht über sie, welche sie ohne Zweifel anerkannte, indem sie schweigend ihr Haupt leicht vor ihm senkte.

Ihre marmorfarbenen, hellen Hände glitten ohne Hektik unter dem Umhang hervor, welcher sich hinter ihr aufgefächert hatte und den Blick auf ihren wohlgeformten Körper freigab, über den die weiße Seide wie sanftes Wasser floss und ihre natürliche Schönheit weiter betonte. Silberne Stickereien zierten dezent die Säume ihres dennoch züchtig geschnittenen Kleides, und unterstrichen die zarte Eleganz, die von der knienden Kainitin ausging.

Die Ventrue war offenkundig unbewaffnet und ihre offenen Handflächen, die von einem seidenen weißen Tuch bedeckt waren, hielten vorsichtig ein kleines Gebilde, welches sie dem Herrscher der Domäne mit über ihren Kopf hinwegreichenden, ausgestreckten Armen ergeben darbot. Es war ein aus hellem Olivenholz fein gearbeiteter stilistischer Vogel, welcher durch dessen Maserung und aufgespreizten Flügeln, den Eindruck verlieh, als würde er zu ihm fliegen, während in seinem Schnabel ein Gegenstand war, der in seiner Form an eine Rolle erinnern mochte.

Die gewählte Schlichtheit der Schnitzerei machte es jedoch schwer eindeutig zu sagen, ob es sich bei dem Vogel womöglich um eine Taube, wie bei Noah handeln mochte, doch spiegelte sich eine gewisse Ähnlichkeit hierzu wider, auch oder gerade wegen der zweighaften Rolle in seinem Schnabel. Oder war der Vogel womöglich gar eine Harpyie, von der letztlich Niemand so recht zu wissen schien, wie diese überhaupt aussahen und das Runde Stück, welches sie so artig im Schnabel hielt, vielmehr ein Pergament, welches einzig für die Symbolik und Einfachheit des Geschenks wegen verkleinert, und nicht wie üblich an ihrem Fuß befestigt worden war.

Was auch immer es war und was auch immer die genuesische Harpyie sich dabei gedacht haben mochte, gerade ein solches Geschenk wie dieses ihm zu machen, so offerierte sie es doch auf ihren Händen demütig dem Prinzen darbietend, dabei schweigend in der unterwürfigen Haltung verweilend, so geduldig als wäre es das selbstverständlichste der Welt abzuwarten, ob dieser es annehmen, zuerst das Wort ergreifen wollen würde oder sie ihre Stimme an ihn wenden durfte, um sich höflich und vollständig bei ihm vorzustellen, sowie ihm ergeben dafür danken zu dürfen, dass er sie empfing.

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Brimir
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Re: [1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Brimir »

Als Iulia den Gangrel betrachtete legte sich seine ganze Aufmerksamkeit für einen Moment auf sie. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sie von oben bis unten und ein Hauch von Erkennen zeigte sich in den Bernsteinen. Ja. Diese Kainitin hatte er schon einmal in Genua gesehen*. Damals war sie sicher noch ein Kind, dass die ganze Zeit über bei Maximinianus stand. Vielleicht sogar seines? Den Gedanken hatte Brimir schon damals. Interessant war nur die Vermutung, dass er sie in Genua lässt. Aber… dieser verfluchte Kainit und seine Spiele um Genua sind nicht mehr sein Problem.

Die knappe Verbeugung wurde noch knapper erwidert. Und zwar ganz offensichtlich bewusst – nicht aus Unhöflichkeit. Offenbar war sich der Gangrel trotz seines Clans sicher, hier im Raum über ihr zu stehen. Aber auch Brimir wollte diese Klärung auf später verlegen. Der Prinz lag im Fokus dieses Treffens... und Iulia nun in Brimirs.

Ein zweites knappes Nicken folge, bei ihrem entschuldigenden Blick und darauf sogar eine einladende Geste mit der linken Hand nach vorne zu treten. Bei ihrem Weg nach vorne ‚streunerte‘ der Gangrel mit geschmeidigen Schritten in einem kleinen Abstand, der zum einen höflich war, zum Anderen aber durchaus die Möglichkeit bot im Falle eines Angriffs direkt zu reagieren, hinter der Neugeborenen her. Immer wieder legte er den Kopf von der einen Seite zur Anderen.

Als der Gast sich kniete, trat Brimir an ihre Seite und verfolgte jede Bewegung genau, schien dann vorerst zufrieden. Er drehte sich zum Prinzen und verneigte sich so, wie es angemessen war, wenn ein Ancilla, einem Prinzen-Ancilla gegenübertrat; vielleicht sogar einen Hauch mehr – ob das jetzt Unfeinheiten beim Gangrel war oder ein gewisser Respekt ließ sich hier schwer sagen.

Das folgende passierte jedoch vollkommen bewusst: Brimir trat neben den Thron auf die rechte Seite – etwas zurück gestellt, aber nicht so sehr, wie er es in Genua getan hätte. Jedenfalls unterstrich er hier eine simple Tatsache: Das ‚Ding‘ war mit Sicherheit nicht irgendjemand.

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* Iulia erkennen: 10, 10, 9, 8, 6
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Brimir
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Re: [1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Brimir »

Luitprand nickte der ankommenden Kainitin grüßend zu, nachdem diese sich hingekniet hatte. Dann jedoch dauerte es eine halbe Ewigkeit bis auf ein kleines Handzeichen des Regenten das Tier aus der Kehle des Gangrel drang und die Worte des Kainiten durch die Stille des Raums begleitete.

„Ich darf vorstellen… seine Majestät
Prinz Liutprand von Savona,
Ancilla des Clans der Könige,
Kind von Henri Founion de Avignon, Ahn des Clans der Könige,
Kind von Olivier de Savoyen, Ahn des Clans der Könige,
Kind von Alexandre de Paris,
Kind Ventrues“

Der Gangrel ließ die Vorstellung einen Moment einfach so wirken. Schließlich jedoch legte er wieder seine gesamte Aufmerksamkeit auf den Gast.

„… und ich bin
Brimir Böggvisson, Ancilla vom Clan des Tieres,
Blutvogt von Savona,
Kind von Böggvir 'Bärenklaue' Olafson, Ancilla, Blutvogt von Locarno,
Kind von Espen 'Sturmrufer' Kjellsson aus Seeland, Ahn,
Kind von Wetzel 'Klingenwind',
Kind von Manasco,
Kind von 'Panaka', Ahnherrin,
Kind von Ennoia, erste ihres Blutes und Enkelin Kains.“

Die Bernsteine lagen lauernd auf der jungen Genuesin, bereit jede Regung von ihr wahr zu nehmen und zu verinnerlichen. Er kostete diesen Moment der Erkenntnisgewinnung ihrerseits voll aus, falls sie nicht schon wusste, dass er hier in Savona war… das Amt des Blutvogt bekleidete.

So wie Luitprand Brimir das Wort im Thronsaal des Prinzen erteilt hatte, war es nun an Brimir dieses an Iulia weiter zu reichen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Harpyie wirkte aufmerksam, wie ihr der Prinz Savonas vorgestellt wurde und mit einer tieferen Verneigung ihres Körpers in der noch immer knieenden Haltung, zollte sie dem Prinzen angemessenen Respekt, bevor sie ihren Rücken mühelos in eine kerzengerade Haltung zurückkehren ließ, weiterhin auf ihrem Knie vor Luitprand verweilend und den Kopf demütig vor ihm geneigt.

Als der Gangrel nur wenig später seinen Namen ausgesprochen hatte, spiegelte sich im Gegensatz von zuvor an der Tür, ein deutliches Erkennen wider, während ihre blaugrauen Augen auf Brimir wanderten, ihn und seine offensichtliche Veränderung mit einem durchaus interessiert wirkenden Blick musternd, diesen jedoch nie höher als bis über seine Brust hebend. Iulia wirkte nicht erschrocken, sondern weiter in sich ruhend, wie Jemand, der damit gerechnet hatte, dass etwas derartiges durchaus passieren könnte, auch wenn sie es selbst wohl nicht für sonderlich wahrscheinlich gehalten hatte.

Auf ihr feines Gesicht fand entsprechend ein zartes und freundlich wirkendes Lächeln, welches sie auf natürliche Art und Weise durchaus sympathisch wirken ließ, bevor sie sich auch ohne zu zögern in seine Richtung verneigte, wenn auch weniger lang und tief, wie vor dem Prinzen zu vor. Dass Brimir in Genua zur Blutjagd ausgerufen war, schien für sie hier in Savona keine Rolle zu spielen, oder aber sie war ihres jungen Daseins schlicht noch nicht müde genug, um ihn derart offen auf feindlichem Territorium herauszufordern. Auf die Geste des Blutvogts hin, fand ihr Blick auf den Prinzen zurück, vor dem sie eine kurze, respektzollende Verneigung andeutete, bevor sie ihre Lippen schließlich öffnete und sie an diesen gerichtet sprach.

„Höchst verehrter Luitprand, Prinz von Savona, vor euch kniet Iulia Cornelia, Harpyie von Genua, Neugeborener vom Blut der Könige.“, begann die junge Kainitin mit einer angenehm warmen und melodischen Stimme zu sprechen, die es leicht zu machen schien, ihr stundenlang zuzuhören. Trotz der vorherigen Offenbarung darüber, wen der Prinz noch zu diesem Treffen geladen hatte, lag in ihrer Stimme keinerlei Angst, als sie ihrer selbst bewusst weiter zu verstehen gab: „Kind der Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige, Kind des Ventrue, erster seines Blutes, Kind des Enoch, des Weisen, Kind des Kain, des Vaters.“

Die Ventrue blickte nicht zu Brimir, als sie stattdessen an den Prinzen gerichtet weitersprach: „Es ist mir eine große Ehre mich euch, höchst verehrter Prinz, hier und heute persönlich vorstellen zu dürfen und ich biete euch demütig diese kleine und bescheidene Aufmerksamkeit von mir dar, als Zeichen und Symbol meines tiefen Dankes und den friedlichen Absichten, mit denen ich in eure Domäne hatte einreisen dürfen.“ Noch immer lag der kleine hölzerne Vogel in ihren ruhig ausgestreckten Händen, während ihre blaugrauen Augen leicht in Richtung Brimir und wieder zurück zu Luitprand fanden, als sie abschließend meinte: „Euer Großzügigkeit, mir die unerwartete Gelegenheit geboten zu haben, mit eurem verehrten Blutvogt persönlich bekannt werden zu dürfen, ehrt euch und ich bin euch hierfür zu tiefsten Dank verpflichtet.“ Wie glücklich oder auch froh, das Kind Aurores hierüber tatsächlich war, war schwer zu sagen, aber sie war eines ganz sicher nicht: undankbar.
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Il Canzoniere
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Re: [1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Luitprand nickte großzügig, als Iulia seine Tat als Kompliment aufnahm. Immerhin lief es dafür das tiefe Gräben zwischen ihnen verliefen bisher recht gut. Noch war kein Blut geflossen und sie hatten sich sogar schon vorgestellt.

"Erhebt euch, Iulia Cornelia, Harpyie von Genua, Neugeborener vom Blut der Könige Kind der Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige, Kind des Ventrue, erster seines Blutes, Kind des Enoch, des Weisen, Kind des Kain, des Vaters. Willkommen in Savona. Schön das ihr hier seid." er warf nun einen Blick auf den angebotenen Holzvogel und öffnete die Hand. Offenbar sollte sie es ihm direkt überreichen.

Tat sie das, würde er dem Geschenk einen Augenblick gönnen, es von allen seiten betrachten und dann dankend und annehmend Nicken, ehe er es auch Brimir für einen Moment zur Begutachtung hinhielt. Dann wandte sich seine Aufmerksamkeit erneut Iulia zu.

"Ich sehe es als gutes Zeichen das ihr es seid, die hierhe gekommen ist und nicht nur einer von Aurores Herolden oder gar dieser Nachrichtenzwerg." er überlegte kurz, warf einen Blick zu Brimir, ob dieser ihm mit dem Namen aushelfen konnte. Ein brummendes "Angelique." beantwortete die ungestellte Frage.
"Richtig." bestätigte Luitprand diesen Namen schon einmal gehört, aber sofort wieder vergessen zu haben. Nicht ganz unwahrscheinlich würde es diesmal genauso sein.

"Wir reden schon viel zu lange nicht miteinander. Und gefährden damit den Frieden an unseren Grenzen. Hat euch eure höchst verehrte Erzeugerin mit Handelsvollmachten ausgestattet? Absprachemöglichkeiten? Wir haben ein paar offene Punkte, glaube ich, die wir mit einem kurzen Gespräch aus der Welt schaffen könnten. Und, ehe es losgeht:was sind eure Erwartungen an dieses Treffen? Gibt es eurerseits Punkte die ihr der Agenda hinzufügen wollt?"
er war recht direkt für jemanden ihres Blutes, wie es schien. Vielleicht mochte dies an seinem Alter liegen oder an ihrer Gesellschaft. Alles in allem hätte es aber auch förmlicher zugehen können. Komplizierter.
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Iulia Cornelia
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Re: [1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Schön hier sein zu dürfen.“, erwiderte Iulia die Worte des Willkommens charmant, nachdem sie sich erhoben hatte. Die junge Ventrue verblieb noch einen kleinen Moment schweigend stehen, indem sie dankbar ihren Körper verneigt hatte, um diese Aussage zu bekräftigen, bevor sie auf seine Geste hin, ohne zu zögern mit ruhigen und gleichmäßigen Schritten auf den Thron zuging.

Mit einer erneuten respektvollen Verneigung und weit ausgestreckten Armen, legte sie dem Prinzen Savonnas behutsam die bescheidene Geste ihrerseits in seine offene Hand, stets darauf bedacht ihn nicht mit einer versehentlichen Berührung unsittlich zu bedrängen oder gar schlimmer noch zu belästigen, bevor sie mit dezenten Blicken seine Körpersprache oder auch sonstige Gesten verfolgte, die ihr Aufschluss darüber geben mochten, ob er wünschte, dass sie hier bei ihm in der Nähe bleiben solle oder sie sich mit einer anhaltenden Verneigung von ihm fortbewegen durfte, zurück an den Platz, an dem sie zuvor vor ihm gekniet hatte. Nachdem das Geschenk ihre feingliedrigen Hände verlassen hatten, fanden diese entspannt und gut sichtbar an ihre Seite zurück, während sie Luitprands Blick, aber auch dessen Geste gegenüber seinem Blutvogt stumm verfolgte.

„Eure Fragen schmeicheln mir, höchst verehrter Prinz.“, erwiderte die Ventrue mit gesenkt gehaltenem Blick wenig später freundlich, bevor sie demütig verbleibend ergänzte: „Ich muss jedoch gestehen, ich reiste ohne Handelsvollmachten von meinem Erzeuger oder auch entsprechenden Absprachemöglichkeiten nach Savonna. Sofern es euch, höchst verehrter Prinz, jedoch beliebt will ich gerne eure offenen Punkte diskret an das Ohr meines Erzeugers weitertragen, so dass dieser darüber, oder auch über ergänzende Punkte bezüglich der Agenda, entscheiden mag.“
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Il Canzoniere
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Re: [1063] Unter dem Deckmantel der absoluten Verschwiegenheit [Iulia, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

"Nunja..." begann er langsam, nachdem er einen Moment überlegt hatte wieso Aurore ihr Kind ohne weitere Vollmachten hierher geschickt hatte. Er nickte zu Brimir hinüber "Zum ersten hörte ich das die Blutjagd auf meinen Blutvogt noch immer nicht beigelegt wurde. Daran wäre mir sehr gelegen. Ich möchte nicht schon wieder einen Amtsträger, Soldaten oder freundschaftliche Gesten von genuesischer Machtpolitik abgeschlachtet wissen. Insbesondere da ein gemeinsamer Fall besteht." er nickte Brimir zu, das dieser diesen Fall am besten selbst erläutern sollte.

"Darüber hinaus berichtete mir Brimir über sich überschneidende Territorialansprüche. Zu Zeiten unser beider Unabhängigkeit war jenes kleine Dörfchen vielleicht noch kein Problem, aber nun könnte jemand der es darauf abgesehen hat einen ernsthaften Zwischenfall damit hervorbeschwören. Wenn auf Territorium, das sowohl die See der Schatten, in Vertretung durch Genua, als auch die tedescischen Territorien, in Vertretung durch Savona, beanspruchen, ein Konflikt entbrennt, kann das enorm ausarten. Wenn dort also mein Blutvogt seiner Pflicht nachgeht und eure Liktoren das fälschlicherweise ebenfalls tun und sie dann dort unvermeidlich aufeinandertreffen, sind eure Liktoren den Traditionen nach daran gebunden meinen Blutvogt ermorden zu müssen. Oder es zumindest zu versuchen. Ich halte das für ein sehr gefährliches Szenario. In solch einem Fall müsste ich, da Savona allein Genua wenig militärische Stärke entgegenzusetzen hätte, um Hilfe innerhalb der tedescischen Allianz bitten. Und dann, so vermute ich, hätten einige interessierte Parteien innerhalb dieser eine Möglichkeit die letzte stabile Nachschubroute für Mailand zu kappen. Ich vermute daher das dieses von mir eingebrachte Hilfegesuch wegen eines winzigen Grenzkonfliktes als Vorwand genutzt würde um völlig unverhältnissmässig heftig zurückzuschlagen, Genua einige Jahre unter Kontrolle zu behalten bis Mailand endgültig erobert wäre und es dann an die See der Schatten zurückzugeben. Eventuell mit weiteren Gütern oder Gefälligkeiten zum Ausgleich für die Zeit der Besatzung. Ich weiß nicht wie ein solches Ereignis sich auf die Herrschaft ihrer Majestät Aurore auswirken würde, aber ich kann mir vorstellen das ihre geschätzte Herde dies nicht sonderlich gut wegstecken würde." formulierte er das Szenario aus das er sich offenbar bereits zuvor zurecht gelegt hatte. Ein Achselzucken folgte, als ob er damit sagen wolle das das ganze nicht in seiner Hand liegen würde.

"Ich hatte daher gehofft, das Aurore auf ihren Anspruch auf Votori verzichten könne. Damit wäre dieses gefährliche schwebende Unheil aus der Welt." gütig lächelte er Iulia an. Als ob er ihr damit einen Gefallen tun würde.
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