[1063] Neues Blut der Brut [Pietro, Toma]

[Toma Ianos Navodeanu]

Der Nosferatu hatte um das Gespräch gebeten und es wurde ihm gegeben.
Zwei Wochen später wartete man im A Tarda Ora auf den Neuankömmling.

Die Wachen waren bereits angewiesen den "Boten" der kommen würde nicht zu sehr zu behelligen. Denn einen Nosferatu sollten sie sich lieber nicht zu genau anschauen.
So blieben die Wachen die auf dem Platz vor dem zweistöckigen Bau mit den Zitronenbäumchen an Feuerkörben Wache hielten, beiseite und ließen Pietro ungesehen oder nicht zum Eingangsportal ziehen. Wo die beiden Türwachen nur nach dessen Namen fragten und ihm sodann öffneten.

Dahinter fand sich Pietro in einer weiss gefliesten Halle wieder in der zwei Kerzenständer in den Ecken brannten. Vier besser gekleidete Wachen standen und ein großes Fresko die gegenüber liegende Wand einnahm, das ein wallendes Meer zeigte, welches sich an Klippen brach.

Ein junger Mann in vornehmer dunkelblauer Kleidung begrüßte ihn.

"Guten Abend, bitte folgt mir."

Erst außerhalb der Hörreichweite der Wachen, sprach er weiter.
"Willkommen in Genua verehrter Pietro. Meine Herrschaften erwarten euch."

So führte er ihn einen Gang entlang, eine Treppe hinauf, weitere Gänge entlang, an der Balustrade vorbei, die auf dieser höheren Ebene das Foyer umspannte und hielt schließlich vor einer Tür an die er klopfte, nach einem Moment eintrat und sich verneigte.

"Meine Herrschaften, euer Gast Pietro Silvo, Neugeborener der Nosferatu ist eingetroffen."
Der Diener ließ Pietro an sich vorbei eintreten und sprach weiter.

"Ich darf euch vorstellen: Toma Ianos Navodeanu, neugeboren im Blute der Drachen. Erster Herold der Domäne Genua, Kind des Ancilla Navod Sorinescu."

Dann verneigte er sich erneut und verließ das Zimmer.

Vor Pietro blieb eine männliche Gestalt stehen, die im Gegensatz zu dem Diener einfachere bürgerliche Kleidung trug und ein entstelltes Gesicht aufwies.
Die rechte Seite sah aus wie von Krallen zerrissen, die linke so glattgeschmirgelt wie von Feuer verbrannt.
Der Kopf war aber nicht kahl sondern trug langes schwarzes Haar.

[Pietro Silvo]

Bewundernswert musterte Pietro, nachdem ihn die Wachen eingelassen hatten, das nahezu die Wand einnehmende Fresco. Die unstetige Kraft mit welcher das Wasser gegen die vermeintlich unformbaren Klippen schlug empfand der Nosferatu als eindrucksvoll und er nickte dem Mann in dunkelblauer Kleidung zu, bevor er ihn nach oben folgte.

Dort angekommen blickte er mit seinen blauen, hinter der Kapuze versteckten Augen auf vermeintlichen Mann mit langem schwarzen Haar und dem bemerkenswerten Gesicht. Nach der Ausführung des Dieners, machte er eine der Etikette entsprechende Respektsbekundung, nicht mehr, aber auch nicht weniger und als der Diener den Raum verlies, warf der Nosferatu seine Kapuze nach hinten, sodass man sein groteskes Gesicht inspizieren könnte.

„Verehrter Herold von Genua, ich würde mich gerne mit diesem Treffen ganz offiziell vorstellen und des weiteren ein Bleiberecht innerhalb der Domäne und Stadt Genua beantragen. Sollte es von Nöten sein, würde ich mir selbstverständlich dieses Recht auch erarbeiten wollen.“

Der Nosferatu pausierte kurz uns Musterte die Miene des Herolds.

„Der weitere Grund, warum ich nach diesem Treffen gebeten habe ist, dass ich potentiell aufkommende, ungewollte Konflikte vermeiden möchte, aufgrund meiner vorübergehenden Unwissenheit als Neuankömmling. Ich hätte einige triviale Fragen über Genua bezüglich der Jagdgebiete, Domänen, Stadtwache, Elysien und anderen Gegebenheiten in Genua von denen ich vermutlich nichts weiß, aber ich als Neuankömmling wissen sollte… Und gestattet mir die Bemerkung, ein wahrlich schönes Fresco beherbergt ihr in diesem Etablissement.“

[Toma Ianos Navodeanu]

"Eure Höflichkeit ehrt euch, jedoch steht uns die Anrede eines Ancilla noch nicht zu. Ihr könnt es bei wohlwert belassen." antwortete der Drache zunächst und bedeutete dann mit einer Geste der Hand sich doch zu setzen an den kleinen eckigen Tisch an dem genau zwei Hocker standen.

So wie sie beide im Raum standen würde Pietro damit mit dem Rücken zur Tür sitzen und Toma ihm gegenüber.
Hinter Toma befanden sich plastische Verzierungen an den Wänden die aussahen als würden Schuppen aus diesen wachsen.

"Erarbeiten werde ihr es müssen, ja, doch zunächst erzählt uns einmal woher ihr kommt und was euch nach Genua führt. Warum ist es euch ein Anliegen längerfristig in der Domäne zu bleiben?" setzten sie weiter an nachdem sie sich gesetzt hatten und die Hände vor sich auf den Tisch gefaltet legten.

[Pietro Silvo]

Der Nosferatu drehte sich wieder einmal um, um sich auch zu vergewissern, dass die Tür auch wirklich geschlossen war, bevor er ihr den Rücken zeigte, als er sich entschloss auf den bereitgestellten Hocker Platz zu nehmen und dabei sichtlich die Verzierungen an Wänden näher musterte.

Als Pietro die Frage hörte endete er mit seinem Monolog, machte eine Pause und musterte er dabei nun das Gesicht des Drachen. Der Nosferatu setzte sich etwas weiter vor und wie ein Spiegel, faltete er die Hände und legte sie auf den Tisch bevor er nun selbst seine Tonlage leicht die des Tzimiscen anglich.

„Ich bin ein Neugeborener der Brut aus Venedig, wie ihr vermutlich schon wisst und ich wurde nach Genua geschickt. Ich wurde geschickt da der Brut in Venedig das mysteriöse Verschwinden der Neugeborenen Signora Achilla aufhorchen lies und ich dadurch in diese.. nun ich würde behaupten prekäre Situation hineingeraten bin. Sicherlich, ich verstehe wenn nun so manch einer in Genua Bedenken über meinen Nutzen für die Domäne von Genua haben könnte, aber da ich es vermeiden will, mir schon bei meiner Ankunft mein eigenes Grab zu schaufeln, kann ich Ihnen vergewissern, das ich langfristig gesehen die Interessen der Brut in Genua vertreten werde und nicht die Interessen der Brut in Venedig.. ich mag zwar Nervenkitzel, aber lebensmüde bin ich auch wieder nicht“

[Toma Ianos Navodeanu]

Bei diesen Worten des Nosferatu horchten sie besonders auf und es zeigte sich eine Regung in dem geschundenen Gesicht. Überraschung.
"Die werte Achilla ist verschwunden?" Ganz offensichtlich war diese Information ihnen neu.
Es herrschte auch eine Weile Schweigen in denen sie über diese Information nachdachten. Wie war es dazu gekommen? Seit wann? Warum? Es gab durchaus Möglichkeiten. Mochte ihr Theater ihr doch zum Verhängnis geworden sein?

"Nun. Die Nosferatu Venedigs haben euch also ausgeschickt um nach ihr zu suchen?" Dies bedeutete auch dass sie wohl bisher Kontakt noch nach Venedig hatte, sonst wäre es nicht aufgefallen. Nicht verwunderlich.

[Pietro Silvo]

"Es hat schon vor Jahren einen Kontaktabbruch zu der Brut von Venedig aus Genua gegeben und daraus wurde ein vermutliches Verschwinden geschlussgefolgert. Bitte nehmt es mir nicht übel, in eurer Fragestellung habe ich etwas Verwunderung bemerkt, was mich nun etwas stutzig macht da wir ja von einer Harpyie sprechen. Liege ich mit meiner Vermutung falsch oder besitzt Ihr etwa Informationen über ihren vermutlichen Verbleib? Verschwinden ist bekanntermaßen ja ein recht dehnbarer Begriff und möglicherweiße nicht passend"

"Gut kombiniert. Sollte ich nun vom Schlimmsten ausgehen, möchte ich allerdings auch nicht zu tief graben um mir dadurch gleichzeitig mein eigenes Grab zu schaufeln, ich denke Sie verstehen nun was ich mit präkeren Situation meinte, es gilt zwar auf das Beste zu hoffen, aber auch auf das Schlimmste vorbereitet zu sein."

[Toma Ianos Navodeanu]

"Nein wir wissen nichts über ihren Verbleib, wir hören es nun zum ersten mal, dass sie überhaupt verschwunden sein soll. Doch wir haben sie auch seit ihrer Vorstellung im Theater nicht mehr gesehen. Was nicht sonderlich ungewöhnlich ist. Wir Kainiten sind doch nicht alle so gesellig wie die Menschen und sehen sich jede Woche. Wenn sie verschwunden ist und selbst ihr clan nicht weiss wohin so scheint dies doch etwas wirklich ernstes zu sein."
erwiderten sie und schauten nachdenklich an Pietro vorbei. "Eine Schande. Mit der werten Achilla war immer gut Geschäfte zu machen." Und sie hatten einander verstanden.

"Nun, wenn ihr ohnehin hier seid um eure Schwester zu finden, so würden wir euch sogleich die Aufgabe für die Domäne übergeben alle verschwundenen Kainiten zu finden bzw. einen regelmäßigen Bericht vorzulegen dass sich gemeldete Kainiten immer noch in Genua aufhalten oder dies eben nicht mehr tun." Sie warteten einen Moment, was der Nosferatu darauf erwidern würde.

[Pietro Silvo]

Der Nosferatu hörte den Ausführungen des Drachen zu. Er konnte es drehen, wenden und schönreden wie er wollte, auch Unwissenheit schützt ihn vor Fehltritten nicht. Er hatte ob gewollt oder ungewollt gegen eines der Prinzipien der Brut von Genua verstoßen: Gib niemals Informationen über einen anderen Nosferatu weiter. Wie konnte ich nur so kurzsichtig sein und davon ausgehen, dass dies obwohl es sich um eine Harpyie handelte, allgemein aufgefallen war?

“Ist etwas ungewöhnliches bei der Theatervorstellung vorgefallen? Nun, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn diese Information erstmal diskret bleibt, im Gegenzug werde ich euch als erstes in Kenntnis setzten, wenn sie wieder gesichtet werden sollte oder ich sie hier in Genua finde.”

Pietro musste sich kurzzeitig Mühe geben, nicht überrascht zu wirken. Das hätte er tatsächlich nicht erwartet, eine potenziellen Ausrede vom Herold zu bekommen um Personen nachzuspionieren, sollte er unachtsam genug sein und sich dabei erwischen lassen. Er nickt leicht zögerlich und gab sich mühe nicht sonderlich begeistert zu klingen. “Dieser Aufgabe kann ich mit besten Wissen und Gewissen nachgehen. Was mir sehr dabei helfen würde, wäre, wenn ich eine Liste von den in Genua gemeldeten Kainiten aufgesetzt bekommen würde. Umso besser natürlich, wenn auf dieser Liste Namen von Kainiten unterstrichen wären, die sich seit längerem nicht im Elysium blicken ließen, damit ich jene als erstes aufsuchen oder aufspüren kann”

[Toma Ianos Navodeanu]

"Ah Informationen sind ein wertvolles Gut nicht war? Wir geben selten Informationen frei heraus, doch dies ist etwas das ihr von jedem der dort war erfahren könnt und kein Geheimnis ist: Das Theaterstück behandelte die Geschehnisse einer Nacht als der sehr verehrte Lydiadas den Thron von Genua beanspruchte. Im Zuge dieses Putschversuches kam es zu mehreren Kämpfen in der Stadt verstreut. Nicht alle hatten direkt mit dem sehr verehrten nun heutigen Seneschall oder dem Prinzen zu tun, wie es scheint. Eben jenes Ereignis das im Theater vorgeführt wurde war so wie es sich darstellte eine Scharade um einen Diebstahl zu verdecken. Nun, jene die dort abgebildet worden waren, wären vielleicht nicht so erfreut darüber gewesen. Doch das ist nur eine Vermutung. Können wir schlecht in die Köpfe jener schauen und niemand verhielt sich auffällig. Die Vorstellung war in jedem Fall äußerst kreativ umgesetzt, das muss man ihr zugestehen. Warum sie es jedoch tat, wissen wir nicht oder woher sie davon wusste, doch das ist etwas das euer Clan wohl eher weiss."

"Was die Diskretion angeht. Wir werden nicht vor dem Prinzen verheimlichen können, dass eine ihrer Harpyien verschwunden ist. Und warum sollten wir das für euch tun?" Alles hatte einen Preis.

"Eine Liste der gemeldeten Kainiten können wir euch zukommen lassen, jedoch wissen wir nicht wer sich wie oft im Elysium aufhält. Das ist es nun an euch herauszufinden. Womöglich kann euch der verehrte Hüter, Ilario Contarini, Ancilla der Schatten, Kind des Ahnen Lucius Valerius Galba, dabei behilflich sein.
Solltet ihr von jemanden glauben, dass er oder sie länger nicht aufgetaucht ist so meldet dies uns und wir werden die Liktoren informieren. Die euch dabei unterstützen können sie zu finden. Bisher sind das zwei: Benjamin, Neugeborener vom Blute der Assamiten und Liutprand, Neugeborener der Könige aus der Linie Mithras'. Es gibt auch zwei Hilfsliktoren, Salvador, Neugeborener von den Gelehrten befindet sich jedoch auf See und darf die Stadt nicht betreten und Anastasia, Neugeborene von eurem Clan scheint auch schon seit längerem nicht mehr gesehen worden zu sein. Was ja nicht so ungewöhnlich ist. Also vielleicht fangt ihr am besten auch da an: Ist Anastasia noch in der Domäne und geht ihrer Pflicht als Hilfsliktor nach?"

[Pietro Silvo]

“Ich weiß eure Offenheit diesbezüglich zu schätzen. Dann könnte ich auch die Vermutung in den Raum stellen, dass sie aus eigenem Antrieb zur eigenen Sicherheit abgetaucht ist, Informationen sind nicht nur wertvoll, sondern auch gefährlich. Ob ihr in die Köpfe der Anwesenden schauen konntet kann ich nicht beurteilen, allerdings gehe ich auch nicht davon aus, das ihr mich diesbezüglich teilhaben lassen würdet. Alles in allem klingt dass euren Worten nach zu beurteilen nach einer sehr gewagten und interessanten Vorstellung, sehr schade, dass ich zu den damaligen Zeitpunkt nicht dabei sein konnte.”


Pietro schien einwenig abzuwägen und den Kopf leicht schief zu legen, bevor er wieder antwortete. “Ich wollte es lediglich vermeiden dass sich unvollständiges Halbwissen, mit dem ich aus Venedig gekommen bin, hier weiter verbreitet. Euren Worten nach zu beurteilen scheint ihr die Geschäfte mit Achilla sehr geschätzt zu haben. Es ist nicht auszuschließen dass ich bei meinen zukünftigen Recherchen auf einen Namen stoße, der nun direkt oder indirekt eure Geschäfte zwischen Achilla und euch verhindert hat, treffen werde. Jenen Namen könnte ich euch mitteilen, was ihr damit anfängt ist euch überlassen.” Dabei formt sich die Mimik von Pietro, der eines fragenden Blickes entsprechend.

Der Nosferatu hörte gespannt den Ausführungen zu und versuchte dabei sich die eben angesprochenen Namen zu verinnerlichen. “Dann werde ich in absehbarer Zeit ein Gespräch mit dem verehrten Hüter Ilario Contarini ersuchen”

Das trifft sich gut, Giada hat mir im Elysium ebenfalls empfohlen den Hüter aufzusuchen.

“Sollte ich diesbezüglich fündig werden, werde ich jene Abwesenheiten nachgehen und euch wissen lassen.. Zu meinem Verständnis, was fällt genau in den Pflichtbereiches eines Hilfliktors der Domäne Genua?”