[1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

[November '21]
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Giada Salvaza Rossi
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[1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Ein bezahlter Laufbursche verschiedener Händler am Hafen überbrachte am Schiff eine Nachricht für “den jungen Herrn”. Sie war einfach gesiegelt und unterschied sich nicht von anderen Botschaften, die sich die Händler manches Mal untereinander zuschickten. Der Bursche konnte sie sogar aufsagen, wenn es denn gewünscht war:

“Der feine Herr Cataldo Embriaci lässt ausrichten, dass er eine Antwort für den jungen Herrn wegen der Abmachungen in Mailand hat. Er lässt einladen in das Stadthaus Aria de Mare, in zwei Wochen am Abend, dass das weiter besprochen werden kann.”

Ziemlich genau das war auch der Inhalt des Briefes. Das besagte Stadthaus war ein Haus wie es sich wohl ein gut betuchter Händler am Hafen hatte leisten können - vermutlich wohl der Herr Cataldo Embriaci selbst, auch wenn dieser wohl eigentlich einen anderen Wohnsitz hatte. Andererseits konnten solche Häuser am Hafen auch gut als Schreibstuben, Kontorei, Lager und sogar einfach als Prestigeobjekt dienen.

Ein paar kleine Hinweise in der Einladung selbst deuteten für Benjamin vielleicht bereits an, worum es ging. Ein weiterer Hinweis war die Unterschrift des Schreiberlings, welcher den Brief im Auftrag angefertigt hatte: Ein Herr Scipio Rossi aus Mailand.
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Benjamin
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Re: [1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Dem jungen wird die Antwort mitgegeben, dass der Herr an besagtem Abend zugegen sein würde, auch er hätte Neuigkeiten die es zu besprechen gelte. Und so kam es dass sich Benjamin in Begleitung zweier Wachen, welche er am Eingang des Stadthauses zurücklassen würde, zwei Wochen später an der Türschwelle einfand und seinen Namen vortrug sowie den Zusatz dass er erwartet würde.

Er hatte die Kleidung eines Händlers an. Feine Stoffe aber nichts außergewöhnliches. Er sah so aus als ob er an die Schwelle dieses Hauses gehörte, aber nicht als ob der Händler hochadligen Besuch zu erwarten hatte. Die Männer mit denen er unterwegs war schienen gut gerüstet und nicht heruntergekommen, jedoch hatten sie keine Einheitliche Gewandung an, was auf Söldlinge schließen lies. Dieser Status tat ihrer professionalität jedoch keinen Abbruch.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Hauswächter, die es hier gab, besahen sich die Bewaffneten mit der Mischung aus Wachsamkeit, Mißtrauen, Rivalität und vielleicht Anerkennung der Zunft, die man wohl erwarten konnte. So oder so wurden alle eingelassen. Benjamins Begleiter konnten, wenn sie wollten, einen warmen und trockenen Platz in einer Stube bei der Küche des Hauses finden, mit etwas heißer Brühe, Brot und Wein zur Verpflegung.

Benjamin selbst wurde eine Schale mit warmem Wasser dargereicht, in dem ein paar Blütenblätter trieben. Sauberes Leinentuch lag bereit, um den Straßenstaub los zu werden. Er wurde eine Treppe aus im alter gedunkeltem Holz hinauf geführt. Treppe und Flur im Haus zeigten bereits die Art von gediegenem Reichtum, mit welchen Händlern ihre Häuser gern schmückten: Wandteppiche, ein Kuriosum an wohl erhandelten Besonderheiten, das stetigere Licht von Laternen mit reinem und teurem Lampenöl. Kleine Schalen mit getrockneten Blüten oder hier und da ein Tropfen Lavendelöl wehrten den Stadtgestank von draußen ab.

Benjamin wurde von einer jungen und wohl ein wenig müden Magd in eine Art Studierzimmer geführt. Hier gab es ein paar einfache Regale mit losem Schriftwerk, aber auch ein paar tiefe Stühle und einen Tisch, der nicht ohne einige Gebrauchsspuren aus dem Alltag war: Da waren Kerben wie von scharfen Messern, es gab ein paar Farben- oder Tintenflecken und die gesamte Tischplatte zeigte den matten, wohlgepflegten Glanz von regelmäßiger Politur und Säuberung.
Ein Prunkstück der Studierstube war eindeutig eine aus mehreren, aneinander gereihten Kartenstücken bestehende Karte der Lombardei, die zwischen Holzrahmen an einer Wand eingespannt war. Offenkundig war die Karte gerade im Entstehen begriffen: einige Teile wirkten detailreich so wie zum Beispiel die Gegend um Genua und die Straße gen Norden, Richtung Pavia und Mailand. Andere Teile waren eher grob und vage, auch wenn man sich wohl um eine Art von einheitlichen Maßstab bemüht hatte, was in dieser Zeit alles andere als selbstverständlich oder einfach war.

“Die Herrin wird bald zu Euch stoßen”, erklärte die Magd leise. “Ich darf Euch fragen, ob Ihr eine Stärkung für Euch wünscht?”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin war ruhig aber bestimmt der Magd in das Studierzimmer gefolgt und hatte sich auf dem Weg interessiert umgeschaut. Es war interresant wie schnell sich die Magisterin hier ihr durchaus beachtliches Domizil errichtet hatte, aber gleichzeitig war wohl auch nicht weniger von ihr zu erwarten gewesen wenn man ihre Blutlinie in die Gleichung miteinbezog.

Benjamin nahm in einem der Stühle Platz als die Magd ihm bedeutet hatte dass ihre Herrin bald eintreffen würde. "Nein aber habt Dank für die Nachfrage. Und ebenfalls für eure Zeit zu so später Stunde." er lächelte, und der Magd könnte auffallen, dass er im Gegensatz zu anderen seiner Art durchaus sehr lebeding wirkte.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Das ließ die Magd einen kleinen Moment lang zögern. Hätte er nicht auf sie geachtet, er hätte es wohl kaum bemerkt, aber so sah er ihren scheuen Blick, das kleine Lächeln und wie sie sich dann eilig zurück zog als erschräke sie sich über sich selbst.

Für eine kleine Weile war Benjamin nun in dem Raum allein. Man konnte die Geräusche von unten hören: seine Begleiter vielleicht, wie sie sich in der Stube aufwärmten. Das Gerumpel von Feuerholz, das auseinander gerutscht war. Die Geräusche der Stadt draußen, Wind um das Haus, Leute umher.
Als Giada letztlich den Raum betrat, konnte sie wie ein Teil von all dem Treiben wirken, das so banal und normal ineinander griff. Vielleicht war sie die Hausherrin oder jemand nahe daran. So war sie jedenfalls gekleidet, in die teuren und bestickten Stoffe, die einer Matrone im Hause gut zu Gesicht standen, mit der Haube auf dem Kopf und einem Christenkreuz an einer Kette um den Hals. Der metallene Schmuck, den sie trug, war vielleicht ein wenig merkwürdig, weil die Metalle so unterschiedlich waren, graues Eisen, rötliches Kupfer, polierte Bronze, helles Silber oder Einlegearbeiten aus Gold. Es schien weniger um den Wert der Metalle zu gehen als darum, sie alle zu präsentieren, in Ring, Armreif oder Schmucknadel an der Haube. Auch das gehörte zu der Fassade und Art des Hauses und Giada trug all dies in geübter Selbstverständlichkeit.

“Einen guten Abend”, sagte sie. “Seid willkommen in diesem Haus. Es ist eine Frucht und zugleich neue Saat für den Reichtum dieser Stadt.”

Sie machte eine Geste zu den Stühlen hin. “Die Blüte Genuas ist nicht zu leugnen. Die Weiße Prinzessin verlangt, sie zu bewahren und zu fördern. Ein guter Tribut.”
Damit setzte sie sich, so dass Benjamin nicht in die Verlegenheit geriet, vielleicht oder vielleicht nicht damit auf sie warten zu müssen.

“Ich habe eine Antwort für Euch aus der Heimat.”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin neigt leicht den Kopf und antwortete "Die Nacht zum Gruße. Eure Nachricht kam im bestmöglichsten Moment. Ich habe mich inzwischen ebenfalls umhören können und bin auf ein interessantes Detail gestoßen. Ihr hattet es zwar nicht gesagt, aber aus irgendeinem Grund war Ich davon überzeugt, dass das von Euch beschriebene Dorf und die Grotte in der Domäne der höchst verehrten Majestät zu finden sein. Dem ist aber nicht so. Ebenso konnte Ich keine übergeordnete Macht ausmachen, die anweisend für Operation in der Grotte wäre. Der sehr verehrte Seneschall hatte zu verstehen gegeben, dass es dabei nicht um seine Männer handelt und er ein Interesse an Informationen hätte, sollte sich herausstellen, dass doch ein Kainit ob aus Genua oder einer anderen Domäne ihre Schritte leitet. Ansonsten kann mit ihnen verfahren werden wie es nötig erscheint." damit wäre er fürs erste fertig bevor Giada aber ihren Teil der Vereinbarung einlöste machte er noch einen Vorschlag.

"Eine Zusammenarbeit diesbezüglich könnte sich lohnen. Ihr braucht jemand der sich mit ein Paar Erfahrenen Söldnern um unschöne Überraschungen kümmert und Ich brauche jemand, der falls nötig die Blutsdiener bricht." er hob den Blick und auf seinem Gesicht zeigte sich ein sachtes Lächeln. Seine Augen jedoch trafen nie die ihren.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ich ‘brauche’ hierbei nichts.” Es war eine harsche, erste Feststellung der Lasombra. Sie ließ sie einen Augenblick lang so stehen. “Mir fielen diese Machenschaften auf und Ihr seid der rechte Mann, dies weiter zu geben, so dass ich nicht Geschäfte und Vorgänge in der Domäne störe, welche ich nicht erkennen kann.” Das wiederum konnte man als Kompliment verstehen, wenn man es so wollte - oder jedenfalls als eine Anerkennung dafür, was Benjamin tat.

“Indes bin ich gern zu einer Zusammenarbeit bereit. Der Preis ist einfach und einfach verständlich: Wenn uns dies gut gelingt, dann sprecht gut darüber. Wer es will, der kann mich in dieser Domäne als nichts weiter sehen als eine Neonata ohne Amt. Doch der Prinz dieser Domäne wünscht, dass ihre Mitglieder ihren Wert und Nutzen beweisen und sich für die Domäne, die Stadt und die Menschen einsetzen - und so soll es sein, nach den Traditionen und dem Recht. Dass eine solche Truppe knapp vor Genua kaum etwas Gutes im Schilde führt und mehr darüber erfahren werden sollte, was sie dort treiben und wer dahinter steckt, scheint mir offensichtlich nützlich.”

“Nennt mir also Zeit und Ort und ob Ihr weitere Männer in Waffen oder andere Dinge benötigt oder ob es für den glatten Ablauf besser bei Euren Männern bleibt.”
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Benjamin
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Re: [1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin musste sich beherrschen nicht laut zu seufzen und im Anschluss ein Schmunzeln zu unterdrücken. „Gut, mein Preis sei die Befragung eines Zeugen oder Gefangenen." er ließ eine Pause falls sie noch weiter auf den Preis eingehen wollte.

"Natürlich könnte man euch so sehen, doch wer dies tun würde dem mangele es an Aufmerksamkeit. Das ihr ohne Amt seid ist eine Momentaufnahme, ihr seid jemand der sich niemals mit einer Existenz in der Mittelmäßigkeit zufrieden geben wird. Ihr wart seid eurer Wandlung für mehr bestimmt und strebt auch nach eben jenem. Es wird nicht lange dauern bis ihr ein Amt innehabt oder auf andere Weisen euren Gesellschaftlichen Status wachsen lassen werdet." sprach er in neutraler Stimme, die wenig schmeichelhaft sondern mehr feststellend klang.

"Bevor wir dazu übergehen genaue Details zu besprechen... Ihr sagtet ihr hättet ebenfalls Antwort bekommen bevor Ich ebenfalls meine Informationen geteilt hatte? Ich wollte euch nicht ins Wort fallen, sondern habe lediglich die Gesellschaftliche Rangordnung, vorgegeben von ihrer höchst verehrten Majestät, beachtet. Eure Ahnenlinie und Clanszugehörigkeit ist in diesem Fall gewichtiger als mein Amt." er neigte leicht das Haupt.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada nickte dies ab. “Und dies ist recht und wahr.”

“Ich kann Euch ermöglichen, einen sterblichen Diener zu einer Audienz beim Grafen zu schicken. Der Graf wird keinen Unsterblichen treffen. Man hat Eure Worte, soweit sie gesprochen wurden, mit dem Wohlwollen aufgenommen, welches ordentlich vorgetragenen Geschäften gelten kann.” Giada hob eine Hand an und öffnete sie so als biete sie Benjamin etwas auf der offenen Hand an.
“Der geforderte Preis ist ein kleiner Gefallen, den Ihr mir schulden werdet.”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1063] Cui bono [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin überlegt einen Moment, dann nickte er. "Unter der Bedingung dass der Gefallen nicht weiter veräußert werden kann, Ich im Zuge dieses Gefallens weder Töten noch bewusst dem Eigentum eines anderen unserer Art schaden zufügen soll, bin ich bereit euch einen jederzeit einlösbaren kleinen Gefallen zu schulden." abermals schaute er sie fragend an, wobei sein Blick eher an ihr vorbeiging als sie direkt zu fokussieren.

"Bezüglich der Grotte, würde sich im Punkte einer Zusammenarbeit die Frage stellen ob ihr denn persönlich vor Ort sein wollt wenn es zu einem direkten Eingriff kommt? Abhängig davon würde Ich planen ob wir extra Verstärkung benötigen würden. Könnt ihr ungefähr einschätzen wie viele Personen diese Gruppe zählt? Und wie sieht es mit Wegen in und aus der Grotte aus?" Abhängig von diesen Faktoren würde sich ergeben ob der Nutzen von mehr Kampfkraft überhaupt das potentiell vergebene Überraschungsmoment wert war.
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