[1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

[November '21]
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Nubis
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[1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Nubis »

Es war Herbst, die Nächte würden bald wieder länger werden und die ersten Blumen verloren ihre Farbenpracht, Stück für Stück, Blütenblatt um Blütenblatt.
Ruhig beobachtete ein Gelehrter in dunkler Robe eine dieser Blumen, eine Rose, die nur noch zwei Blätter ihrer einst so prächtigen Blütenpracht besass.

Die Nacht über ihm war dunkel und doch von Sternen durchzogen. Als würden die Engel auf diese Stadt und ihn herabblicken und Wache halten. Vielleicht erlebten auch sie den Zerfall dieser Blume, ein Zyklus des Lebens, sodass aus den Samen später neue Rosen gedeihen konnten. Ein leichter Wind zupfte an dem Rest der zarten Pflanze, stahl ihr noch etwas mehr ihrer einstigen Schönheit.

Sein Blick folgte dem Wind und seinem Spiel, doch ward diesem es bald zu langweilig und als das Blatt sich zu Boden legte, so schritt auch er von der Blume und in Richtung des Casa. Sein Gast würde wohl bald in dem schönen Garten auftauchen und ihn treffen wollen. Er sollte bereit für ihn sein.

Also schritt er, begleitet durch die Sterne über ihm, den Pfad entlang, vorbei am Teich, auf dessen Wasser etwas Laub schwamm. Doch seine Augen sahen fest und bestimmt in eine Richtung. Er verschwand im Haus des Elysiums und würde dort warten.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Liviu Cosma
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Re: [1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

Erwartungsvoll schritt Liviu in den Garten, noch immer entzückt von der akkuraten und sauberen Schrift. Die nur von einem geübten Schreiber stammt konnte. Er haderte innerlich etwas mit sich, da seine Anreise etwas überstürzt war. Er hätte lieber mehr über die Stadt und ihre Bewohner gewusst, aber dafür war es nun zu spät. Schon zu lange gingen die Streitigkeiten seiner Erzeugerin mit seiner Schwester im Blute. Schon zu lange . . . .

Er konzentrierte sich wieder auf dem Moment und ließ seinen Blick durch den wunderschönen Garten wandern. Der Herbst verlangte seinen ersten Tribut von den Pflanzen und er verweilte kurz vor einer Reihe Rosen. Er lächelte bei dem Anblick und schaute sich um nach seinem Gastgeber
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Nubis
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Re: [1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Nubis »

Der Griffel schabte Wachs von der Tafel, Strich um Strich. Während er wartete, konnte sich der Herold auch beschäftigen. Kerzen erhellten den Raum und sein Blick fiel, beim Absetzen des Griffels, ein paar Male gen Schachbrett, welches auf dem anderen Tisch stand. Das Spiel der Könige.
Gedanken kreisten kurz in seinem Geist. Doch dann stand er auf und lief gemächlich zur Tür zurück. Der Garten war gross und er wollte vermeiden umsonst hier her gekommen zu sein. Also trat er noch einmal hinaus. Drinnen war schliesslich alles vorbereitet.
So sah er sich, neben der Tür an der Aussenmauer des Gebäudes stehend, nach weiteren Gästen des Gartens um. Von welcher Seite wohl der Besucher kommen würde?

Der Wind zerrte auch hier hin und wieder an seiner Kleidung und den Haaren, sodass er sich ein- oder zweimal darüber strich, um sie wieder zu ordnen. Schliesslich sollte sein gesamtes Äussere gepflegt daher kommen. Gepflegte Haare, ein kurzer Bart, edle, dunkle Kleidung mit Zierde an den Säumen, Ringe an den Fingern, einen Gürtel, der eine kleine Börse und ein Täschchen für etwas in der Grösse eines Messers hielt. Lediglich an seinem bleichen und etwas kränklich erscheinenden Äusseren konnte er nicht viel ausrichten. Er war hagerer, als so manch Edelmann, der Hunger oder andere Entbehrungen hatten ihn gezeichnet.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Liviu Cosma
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Re: [1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

Die Ruhe und die friedliche Ausstrahlung des Gartens übertrugen sich auf sein Gemüt. Jeder ablenkende Gedanken verflog und er fokussierte sich auf das bevorstehende Gespräch.

Seine Augen folgten den Pfad an einem Teich vorbei und weiter zu einem angrenzenden Gebäude. Daraus erschien ein Mann mit gepflegter Kleidung und noch schien er ihn nicht bemerkt zu haben. Er kontrollierte noch einmal seine Kleidung. Seine Haare gingen bis zu seinem Kinn, sein Bart war gepflegt und frisch gestutzt. Seine Kleidung in dunklen Braun Tönen und sein Umhang war mit Fellen an den Schultern und dem Saum entlang bestückt. Am Gürtel einen Geldbeutel.

Er räusperte sich kurz, um die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich zu ziehen und deutete eine einfache Verneigung dem gegenüber an. Sein Blick gingen zu den Augen des Mannes und er ging ihm mit einem freundlichen Lächeln und mit langsamen Schritte entgegen.
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Nubis
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Re: [1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Nubis »

Ein Mann tauchte in seinem Sichtfeld auf, kurz nachdem dieser ein Räuspern erklingen lassen hatte. Seiner Verneigung gegenüber folgte ein Nicken. Sonst änderte sich die Haltung des Mannes beim Casa nicht sonderlich. Er schien noch immer abzuwarten.
Als dann jedoch der Besucher näher an ihn heran trat und freundlich lächelte, veränderte sich der neutrale Ausdruck ebenfalls zu einem freundlicher wirkenden.

"Ich nehme an, ihr seid der werte Liviu Cosma, der den Herold Genuas sprechen möchte?" fragte dieser in einer – für sein Aussehen – recht ungewöhnlich anmutenden Stimme. Offenbar hatte dieser Herr nie einen Stimmbruch besessen und eine recht klare, helle Stimme, die allerdings sehr angenehm die Worte umschmeichelte.
Seine Haltung war etwas steif, zurückhaltend und doch nicht zu sehr. Er war wohl bereit auf den Herren, der auf ihn zu schritt, ebenfalls zuzugehen, würde er sich als sein Gast entpuppen.
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Liviu Cosma
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Re: [1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Ja das bin ich und hoffe ihr seid der ehrenwerte Herold dieser Stadt“ – Seine Stimme ist ruhig und im einem angenehmen Lautstärke und Tempo. „Ich mochte mich bedanke für Euer Antwortschreiben. Eure Schrift ist bemerkenswert und ich muss gestehen, dass ich versucht war das Treffen zu verschieben um unseren Schriftwechsel dadurch zu verlängern. Dennoch bin ich nur eine bescheidener Gast in dieser Stadt und möchte nicht zu viel eurer Kostbaren Zeit in Anspruch nehmen.“

Liviu machte eine kurze Pause und fuhr fort – „Ich bin sehr entzückt über diesen Garten und verzeiht mir meine Neugier, aber könnte sie mir etwas über seine Entstehung erzählen. Wer ist der Hütter diese Platz und wie gelingt es, das diese Pracht nur für die Unsrigen zugänglich ist?“
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Nubis
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Re: [1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Nubis »

Der Herold lauschte den Worten des neuen Gastes, hob allerdings schon bei den ersten Worten über den Schriftwechsel eine Braue und senkte zeitgleich die andere. Sonst blieb seine Mimik steinern.

"Der bin ich, ja."
Er setzte noch einmal ab und wirkte pflichtbewusst.

"Das wäre euch tatsächlich nicht gut bekommen und ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ihr es nicht getan habt. Ein Briefwechsel auf Grund eines schönen Schriftstils ist bei Weitem nicht so hoch zu priorisieren, wie die Berücksichtigung der Traditionen."

Sein Blick wanderte über den Garten und er nickte. "Dieser Garten ist lobenswert angelegt worden und wohl durchdacht. Eine Rose Genuas schuf ihn und er ging in den Besitz des verehrten Hüters der Elysien über. Die Anerkennung für die Bereitstellung dieses Gartens als Elysium für jeden von uns und weitere Fragen dazu, solltet ihr an ihn richten. Der verehrte Ilario Contarini, Ancilla der Schatten, Kind des Ahnen Lucius Valerius Galba wird sich sicherlich geehrt fühlen, wenn ihr ihm dementsprechend eure Aufwartung macht."

Dann wies er mit einer Handbewegung zur Tür, die seitlich zu ihm lag.
"Tretet ein und wir unterhalten uns über euren Gaststatus und jene Grundlagen, die ihr wissen solltet, aber auch diverse Informationen über euch, die ich wissen muss."

Das Innere des Casa war geräumig und für die Gemeinschaft gedacht. Eine schöne Dame war anwesend, die beinahe so wirken mochte, als gehöre sie mit zur Innenausstattung. Sie wurde auch von Galeno ignoriert. Dieser führte den Gast zu einem Bereich mit Tischen und Sitzgelegenheiten, wobei ein Tisch Schreibutensilien aufwies, der andere ein Schachbrett zum Spielen bereit hielt. Noch im Raum vorzufinden waren zwei Tafeln. Eine mit den Traditionen darauf vermerkt, die andere mit den Regeln des Elysiums selbst. Und eine Anschlagtafel war ebenfalls zu sehen, die man jederzeit auch entfernen konnte.
An einer Wand befand sich zudem ein Fresko, recht gross, die Wand füllend. Es war von jemanden geschaffen worden, der sich als Meister bezeichnen durfte. Das Motiv war ein Reigen aus dreizehn Menschen, die alle mit Symbolik Hand in Hand spielten. Beinahe wirkte es so, als war es ein ständiges Geben und Nehmen zwischen ihnen. Drumherum war ein Rahmen gemalt worden, bei dem Schmuckelemente in die Wand eingesetzt waren. Wappen waren zu erkennen, die allerdings sich ebenfalls einer Symbolik zu bedienen schienen. Eine Krone, ein wildes Tier, ein Jäger, ein Mond und so weiter. Auch ihre Anordnung schien nicht willkürlich zu sein, war die Krone, das Szepter, der Totenschädel und die Rose auf der oberen Seite angelegt, so sah man am unteren Rahmen beispielsweise das Tier, eine Maske, den Mond und noch weitere.

Galeno setzte sich zu den Schreibmaterialien und nun konnte man erkennen, dass die Wachstafel mit Griffel vor ihm, so arrangiert war, dass er jederzeit einige Notizen während des Gespräches verfassen konnte. Doch er faltete vorerst die Hände zusammen und letzte sie auf dem Tisch ab. Ruhig und recht neutral betrachtete er sein Gegenüber.

"Nun, zuerst einmal willkommen in Genua. Ich entscheide heute über euer Aufenthaltsrecht innert unserer Stadt als ein Gast. Doch zuerst frage ich euch, auch wenn ihr es schon in eurem Schreiben erwähnt habt, warum zog es euch hier her? Etwas ausführlicher als im Schreiben gerne."
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Liviu Cosma
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Re: [1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

Er trat hinein und folgte Galeno in das Gebäude. Vorbei an den Tafeln, dem Fresko und zum Tisch mit dem Schreibmaterial. Wie sorgsam die Gegenstände platziert wurden und ein Lächeln erschien in seinem Gesicht. Wie treffend die Auswahl seinen Mentor war. Er setzte sich an den Tisch, beobachtete seine Gegenüber und fing an seine Fragen mit ruhig und fester Stimme zu beantworten.

„Ich danke ihnen für ihre Zeit. Ich gehörte zum Gefolge Maria di Caltagirone, Anchilla des Clan Toreador. Wir haben die letzten 20 oder waren es 30 Jahre in der Domäne Syrakus verbracht. Eine sehr aufschlussreiche und lehrreiche Zeit für mich. Vor allem durch die Vermischung der westeuropäischen, der byzantinischen und der arabischen Traditionen ist die Stadt eine Quelle der Inspiration, der Sprachen und Kulturen. Aber trotz dieser Fülle an Wissen, war ich mehr und mehr gefangen in meinen festgefahrenen Abläufen, den Aufgaben und Erwartungen anderer.
Ich habe daher entschlossen weiterzuziehen, um mich wieder auf meine Studien konzentrieren zu können. Es wäre außerdem eine besondere Ehre an den Gesellschaftlichen Anlässen der Domäne teilnehmen zu dürfen.

Außerdem wäre es mir eine besondere Freude, der verehrte Ilario Contarini, Ancilla der Schatten, Kind des Ahnen Lucius Valerius Galba meine Aufwartung machen zu dürfen. Der Garten und dieses Gebäude sind sehr inspirierend.“ Seine Blicke wandern zum Nachbartisch und zum Schachbrett. „Könnte ich sie vielleicht nach unserem Gespräch oder an einem anderen Abend für eine Partie Schach gewinnen“
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Nubis
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Re: [1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Nubis »

"Die Einflüsse klingen spannend und doch schien die Abwechslung wohl nicht genug zu sein, dass sogar eine zweite Rose aus Syrakus nach Genua zu reisen pflegt. Kennt ihr den verehrten Mnason, Ancilla vom Clan der Rose, Meister der Protokolle zu Syrakus? Ihn benannte eine weitere Rose hier in Genua als seinen Erzeuger. Der werte Adamo Manacres.
Allerdings werdet ihr hier auch den Erwartungen anderer gerecht werden müssen und sicherlich wird es irgendwann einmal festgefahrene Abläufe geben, in denen ihr möglicherweise auch gefangen sein werdet. Um es mit euren Worten auszudrücken. "

Er setzte kurz ab und wurde nachdenklicher.
"Welche Studien verfolgt ihr denn? Gesellschaftliche Anlässe werdet ihr sicher besuchen können. Jene der höchst verehrten Majestät Aurore sind selten, jedoch die wohlwerte Harpyie Iulia Cornelia lädt ab und an ebenfalls ein, sofern es eben die Zeit zulässt. Schliesslich sind besonders die Amtsträger Genuas mit wichtigen Aufgaben innert der Domäne versehen und..."

Er blickte ebenfalls zum Schachbrett herüber.

"Nicht immer ist Zeit für Spiele oder andere Unternehmungen. Auch meine Zeit ist knapp bemessen und dies ist nicht ganz ausgeschlossen, doch nicht heute oder in nächster Zeit."

Sein Blick wanderte wieder zurück und er lächelte leicht. "Doch sicherlich findet ihr einen anderen Spieler in unserer Gemeinschaft."
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Liviu Cosma
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Re: [1063] Eine Rose im Garten [Galeno, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Der verehrter Mnason, Ancilla vom Clan der Rose, Meister der Protokolle zu Syrakus ist mir bekannt. Eine außergewöhnliche Person, sehr charmant mit einem scharfen Geist und mit einem sehr strengen Blick auf die Etikette und Regeln unter uns. Adamo Manacres selbst bin ich bedauerlicherweise bisher nicht persönlich begegnet und hatte gehofft ihn in Genua antreffen so können. Aber wie ich hörte, verweilt er nicht mehr in dieser Stadt.“

„Ich beschäftige mich seit meiner Jugend mit den Studien der Medizin „Medicus curat, natura sanat, deus salvat“ – und in den letzten Jahren den unterschieden der verschiedenen Traditionen. Einiges des antiken Wissens findet man in den byzantinischen und arabischen Traditionen wieder. Zusätzlich werden unsere bisherigen Materia medica durch arabische und indische Materialen wie Ambra, Gewürznelken und Muskatnuss erweitert. Mein Vater wäre entzückt, wenn er wüsste das ich mich mit Gewürzen und anderen wertvollen Handelsgüter befasse.“ Sein Blick wandert symbolisch bei der Erwähnung sein Vater gegen die Decke

Sein Blicke werden wieder etwas ernster - „Ich möchte ihnen und den anderen Amtsträger sicherlich nicht ihre Kostbare Zeit stehlen. Gibt es ein Ort wo sich die Unsrigen regelmäßig treffen, um sich auszutauschen? Gibt es etwas was ich als Gast für die Stadt tun kann oder was ich unbedingt zu beachten habe?“
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