[1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

[Dezember '21]
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Liutprand
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[1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Es war ein Sonntag, eine helle Nacht eines zunehmenden Mondes. In wenigen Nächsten würde der Mond voll sein und doch schien das blasse Licht hell über die Ländereien zwischen Genua und Quinto al Mare. Bei einem Blick auf den Golf von Genua spiegelte sich die fahle Scheibe in einem von leichtem Wind gekräuselten Wasser. Liutprand hatte die Einladung seiner Clanschwester auf ein Bad angenommen und war nun auf seinem Ross auf dem Weg in Richtung des Gästehauses beim Leuchthaus westlich von Quinto al Mare. Die Sicht war gut, die Straße in der mondhellen Nacht gut zu sehen und so schlug er einen flotten Trab an. Das Pferd, ertüchtigt von dem Blut des Königs, trabte unermüdlich nach dem Willen seines Herren.

Der Reisemantel, der den Leib des Ventrue umschlang, verhüllte seine Gestalt und die befestigte Kapuze verbarg das Gesicht, so dass er nicht erkannt wurde, wenn er vielleicht von nächtlichen Wanderern oder anderem lichtscheuen Gesindel beobachtet wurde.

Und so dauerte es kaum mehr als eine Stunde, bis er schließlich sein Ziel erreichte. Die Dienerschaft seiner Clanschwester war auf seine Ankunft vorbereitet. Ohne den Dienern eines Blickes geschweige denn eines Wortes zu würdigen, stieg er von seinem Pferd ab. Mit einem scharfen Wort in einer längst ausgestorbenen Sprache an sein Ross veranlasste der Liktor diesem sich zu beruhigen. Schon hatte es die Ohren angelegt und Anstalten gemacht den herannahenden Stallknecht zu beißen. Es war klar...ohne diesen Befehl hätte der erfahrene Stallknecht seine liebe Mühe mit dem kräftigen Ross gehabt. Doch so ließ sich das Pferd ohne Widerstand abführen. Wortlos legte er den Reisemantel ab und reichte diesem irgendeinem Diener.

Offenbar geduldig wartete er darauf, dass er eingelassen wurde oder von seiner Clanschwester empfangen wurde.
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Iulia Cornelia
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Re: [1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Augen des älteren Mannes, der eher fränkisch als italienisch wirkte, wenn auch sein Kleidungsstil, dem von Iulias Dienerschaft entsprach, leuchteten sichtlich auf, als er ein solch prächtiges Tier von Liutprand entgegennahm. Offensichtlich hatte er noch nie ein derart großes und erhabenes Ross gesehen, weshalb er sich diesem mit einer gewissen Vorsicht genähert hatte, doch wirkte er erfahren im Umgang, geradezu andachtsvoll, während er dem ihm Fremden mit einer tiefen Verneigung begegnete, ihm somit stumm beglückwünschend ein solch außergewöhnlich schönes Tier zu besitzen, welchem er sich sogleich gewissenhaft annahm, versorgte und in den anliegenden Stall führte, der offenkundig seid Liutprands letztem Hiersein fertiggestellt worden war. Auch ein weiteres Haus stand inzwischen neben dem Stall, welches wohl für das Gesinde gedacht war.

Am Eingang des Gästehauses erwartete ihn bereits eine ältere, kleine Frau, deren Gesicht von zahlreichen Falten durchzogen war, gleich einem Acker mit tiefen Furchen. Sie wirkte wie Jemand, der viel und gerne lachte, während sie eine herzliche, warme und fürsorgliche Art ausstrahlte. Gekonnt nahm sie trotz ihrer schwächlich wirkenden Gestalt von Liutprand den Mantel mit einer Verneigung entgegen, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan, bevor sie ihn nonverbal bat zu folgen und ihn ins Innere des Gästehauses führte.

Auf dem Weg warf sie ihm verstohlene Blicke zu, als sie diskret das Gespräch zu ihm suchte. „Seid willkommen, verehrter Gast. Unsere verehrte Herrin freut sich bereits sehr darauf euch heute zu empfangen und sie gab mir zu verstehen, dass ich euch in eines der Zimmer geleiten möge, wo bereits Tücher zu eurer freien Verfügung bereitliegen. Dort werdet ihr auch eine Möglichkeit zur Verwahrung eurer Habseligkeiten vorfinden. Ein Diener unserer verehrten Herrin wird auf sie Acht geben, solange ihr in ihrer Gesellschaft verweilt. Sollte es etwas geben, was ihr zudem benötigt oder was ich für euch tun kann, lasst es mich gerne wissen oder ruft nach mir, ich werde hier sein und auf euch warten, bis ihr bereit seid, um euch zu unserer verehrten Herrin zu führen. Der Name dieser Dienerin ist Johanna.“, stellte sie sich Liutprand vor, während die ältere Dienerin vor einer der vier hölzernen Türen im Inneren stehengeblieben war. Sie schob die Tür für den Gast auf, trat ins Innere und verneigte sich dabei vor ihm, während sie abwartete, bis er hindurchgetreten war oder noch etwas benötigte. So nicht, faltete sie den Mantel gekonnt zusammen und platzierte ihn auf der Liege, bevor sie sich mit einer weiteren Verneigung verabschiedete und die Tür hinter sich zu zog.

Das Innere des Gästehauses war gerade schlicht gehalten. Der Boden war aus eingelassenen Holzdielen und die Wände mit Kalk weiß verputzt worden, an denen sich nur dann und wann kleinere silberfarbene Haltungen befanden, in denen hinter feingeschabter Haut Flammen brannten und angenehm warmes Licht verbreiteten. Im Haus war es warm, was von der linken Seite aus zu kommen schien. Die Rechte, zu welcher Johanna den Gast geführt hatte, wirkte dagegen etwas kühler. Das Zimmer, in welches sie ihn geleitete, war zweckmäßig, aber durchaus geschmackvoll eingerichtet. Eine römisch anmutende Liege, die groß genug für drei Menschen war, auf der feinbestickte Kissen aus Seide lagen, stand an der langen Seite der Wand. Ein reichverzierter Stuhl und ein mit nicht minder schönen Schnitzereien verzierter kleiner Tisch, standen auf der gegenüberliegenden Seite der Wand, auf dem ein brennendes, silberfarbenes Windlicht platziert worden war. An der Wand zwischen Liege und Tisch stand ein kleiner Waschtisch mit einer tönernen Waschschale und einem Krug Wasser bereit. Des Weiteren befand sich eine größere, geräumige Truhe aus Holz am Fußende der Liege, in welche man seine Habseligkeiten verstauen konnte, während auf dessen verziertem Deckel, wie bereits angekündigt, dickere Tücher aus hellen Leinen lagen.
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Liutprand
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Re: [1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand ließ sich in den Umkleideraum führen und wartete dort, bis die Dienerin ihn alleine gelassen hatte. Eine Weile sah er sich um, fuhr mit dem Finger über die reichen Verzierungen der Möbel, begutachtete für ein paar Augenblicke die Machart und setzte sich schließlich auf die Liege, als er begann sich zu entkleiden. Fein säuberlich, eine alte Angewohnheit unter Soldaten, faltete er die Kleidung und legte diese in die Truhe zusammen mit den Habseligkeiten an seinem Gürtel. Der Gladius, ein kleiner Beutel mit Münzen.

An der Waschschüssel rieb er sich den groben Schmutz der Straße von Händen und Gesicht bevor er dann nach einem der Leinentücher griff und sich dieses über die Schulter legte. Dann trat er aus dem Raum hinaus und sah sich nach dieser Johanna um.

Der Körper des Ventrue war muskulös und stattlich gebaut, gekräftigt von Jahren der körperlichen Ertüchtigung. Ganz offensichtlich hatte Liutprand zu sterblichen Zeiten Zugang zu sehr guten Wundärzten gehabt. Die wenigen Narben, die auf dem Körper nur schwer sichtbar waren, zeugten von guter Pflege und großer Heilkunst. Ganz sachte konnte man Schnitte oder auch eine Pfeilwunde sehen, die aber kaum mehr als helle Linien oder Punkte auf der ohnehin schon bleichen Haut waren. Dagegen war die Narbe in seinem Gesicht geradezu stümperhaft versorgt worden, wenngleich diese Narbe das Gesicht keineswegs entstellte.
Außerdem wurde offenbar vor seiner Wandlung nach römischer Sitte sämtliche Körperbehaarung fein säuberlich entfernt. Die einzigen Haare die er trug, waren die im Gesicht und auf dem Kopf. Wäre seiner Haut seinem Zustand entsprechend nicht etwas zu bleich, so könnte man diesem Körper eine vitale Gesundheit und ein langes Leben voraussagen ohne in der Medizin großartig bewandert zu sein.

Mit einem stummen Blick befahl er der heraneilenden Dienerin, ihn dann zu ihrer Herrin zu führen. Er zeigte kein Anzeichen von Scham, würde auch nicht auf etwaige Reaktionen der Dienerin diesbezüglich reagieren. Für solche Gefühle war in diesem alten Geist kein Platz und zu seiner Zeit war an einem nackten Körper nichts Schamhaftes oder Unangenehmes.
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Iulia Cornelia
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Re: [1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Johanna war entweder keine Christin, denn der Anblick eines Unbekleideten schien sie nicht zu verstören, noch die Schamesröte ins Gesicht zu treiben oder aber sie hatte in ihrem langen Leben bereits viel nackte Haut gesehen. Vielleicht war sie auch zu gut erzogen worden, als dass sie es wagte Liutprand eingehender zu betrachten. Dennoch schien sie geradezu verschmitzt in sich hineinzuschmunzeln, als sie ihren Gast zu ihrer Herrin in wärmere Gefilde führte. Anscheinend warf sie gelegentlich doch einen verstohlenen Blick auf den so gut gebauten Herrn, sich darüber freuend, dass Iulia in so prächtiger Gesellschaft sein würde oder sie womöglich gar um diese beneidend. Was auch immer es war, die Dienerin verblieb dennoch diskret diesbezüglich.

Nach nur wenigen Metern klopfte die ältere Dame an der Tür an und als sie diese für den Ventrue offenhielt, schwappte ihnen eine angenehme trockene Wärme entgegen. Ihr Blick ging kurz zu ihrer Herrin, die sich auf einer römischen Liege gefläzt hatte. Ihr linker Arm war angewinkelt und ein seidenes Kissen stützte ihren unbedeckten Körper leicht nach oben, während sie seitlich dalag und anscheinend gerade ein Schriftstück gelesen hatte, welches sie mit einem Lächeln einrollte, als sie Liutprand erblickte.

Mit einer fließenden Bewegung erhob sich die Harpyie und schritt auf ihren Clansbruder zu. Ihre blonden Haare waren zu einem lockeren Zopf geflochten, den sie eingedreht und mit silbernen Kämmchen an ihrem Hinterkopf geradezu züchtig festgesteckt hatte. Wie auch ihr Gegenüber, war sie vollständig unbekleidet und sie schien sich wie bereits damals in der Arena ihrer Blöße nicht zu schämen.

Stattdessen war ihre Haltung aufrecht und ihre helle Haut erinnerte beinahe an weißen Marmor, ganz so als wäre sie aus diesem geformt worden, was ihr ein gewisses statuenhaftes Erscheinungsbild verlieh. Darauf fanden sich weder sichtbare Narben, die von erhaltener Züchtigung gesprochen hätten, Kämpfen oder medizinischen Behandlungen, die eine Öffnung des Körpers erfordert hätten, noch Dehnungen der Haut, die auf die Geburt eines Kindes hätten hinweisen können.

„Wie schön euch zu sehen, werter Bruder.“, erklärte sie mit einem freundlichen Lächeln und einem respektvollen Nicken, während sie beiläufig das Schreiben an die Dienerin überreichte, die es entgegen nahm und sich auf ein dezentes Zeichen der Ventrue hin, mit einer Verneigung zurückzog. Die Kühle, welche sich vor einem Moment noch hinter dem Liktor befand, verwandelte sich in eine angenehme Wärme, die seinen Körper zu umarmen schien, während Iulia meinte: „Willkommen in den angenehmeren Räumlichkeiten meines bescheidenen Gästehauses.“

Der steinerne dunkle Boden des Raumes war angenehm warm und hatte offenbar die Temperatur dieses gespeichert. Die Wände derweil waren weiß verkalkt worden und kleinere silberne Windlichter hingen hier und dort, wie auch bereits im anderen Teil des Hauses an den Wänden, um ein angenehm schummriges Licht zu spenden. Die gesamte Raumgestaltung war offenkundig gewollt schlicht gehalten, so dass die Hochwertigkeit der einzelnen wohl platzierten Gegenstände deutlicher zu Geltung kam. Offenkundig schätzte die Ventrue auch hier eine gewisse Klarheit in dezenter Eleganz gegenüber dekadentem Protz und Prunk. Oder aber sie wollte sehr bewusst, dass der Blick des Gastes nicht völlig unnötig abwanderte, sondern ganz und gar auf ihr und ihrem wohlgeformten Körper verweilen blieb.

Zwei mit Wasser befüllte Becken befanden sich in dem Raum, ein etwas Kleineres, sowie ein etwas Größeres, während aus einer weiteren Tür im hinteren Teil zarte Dampfschwaden in diesen vordrangen. Nahe der Tür stand die Liege mit seidenen Kissen und seidener Auflage, auf welcher Iulia zuvor geruht hatte und von welcher man sicherlich einen guten Blick auf die beiden Becken genießen konnte oder auch andersherum. Offenkundig war dieses Haus nicht für viele Gäste gedacht, sondern wohl eher, um exklusivere Gesellschaften zu beherbergen und diesen einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen.

Die Luft derweil barg einen feinen und unaufdringlichen Geruch von frischen Kräutern, die wohl als Öle, Cremes oder auch Rauchwerk in dem Raum ansonsten Anwendung fanden.
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Liutprand
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Re: [1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Sein Blick glitt nur kurz über die Einrichtung des Raumes und spätestens, als sich Iulia erhob, hatte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ohne Hektik wanderte sein Blick über den schönen Körper der Harpyie, bevor er sich in ihre Augen legte. Für das Blut der Könige war zwar das Aussehen bei der Wahl für den Kuss nicht ausschlaggebend, doch einer solchen Schönheit wie es Aurore war, stand es gut zu Gesicht, dass ihr Kind ein gewisses Mindestmaß an Schönheit besaß. Neben ihr hätte jede normalaussehende Frau hässlich gewirkt. Und mittlerweile...das musste Liutprand zugeben...hatte Iulia bewiesen, dass sie nicht nur ein folgsames hübsches Püppchen war. Mit diesen Gedanken im Kopf wartete er reglos, bis die Dienerin den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte.

Dann begrüßte auch er sie mit einem respektvollen Nicken.


"Habt dank, werte Schwester, für die Einladung. Ich bin ihr gerne gefolgt und sehr gespannt auf den Verlauf der Nacht."

Er zog sich das Leinentuch von der Schulter und ließ es auf einem nahen Schemel fallen. Tatsächlich war es eine Weile her seit ihm das letzte Mal tatsächlich warm war...oder besser gesagt, dass er eine Wärme verspürte die er nicht aus einer aufgerissenen Kehle in sich auf nahm.
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Iulia Cornelia
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Re: [1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Verlauf.“, entgegnete die Ventrue ihrem Clansbruder mit einem zarten Lächeln, bevor sie nur sacht den Kopf schüttelte und mit einem feinen, hellen Lachen feststellte: „Das klingt so schrecklich förmlich und steif, werter Bruder.“ Iulia drehte sich leicht um, winkte ihm dezent mit ihrer feingliedrigen Hand zu folgen, während sie über ihre Schulter blickte, ihn anlächelnd, bevor sie sich auf den hohen Rand des Kleineren der beiden Beckens nieder ließ.

„Sicher, die Pflichten unseres Blutes und unseres Amtes binden uns zu jeder Zeit, doch ist dies kein Grund, sich nicht auch einmal entspannen zu dürfen und den Abend zu genießen.“, erklärte sie, während sie sich leicht nach hinten zurückgelehnt hatte, ihre Hände ihren Oberkörper stützen lassend und den vor ihr Stehenden einen Moment betrachtet, bevor sie geradezu sittsam ihre geschlossenen langen Beine von der einen auf die andere Seite drehte, diese schließlich in das dortige Wasser gleiten lassend.

Es war offenkundig nicht sonderlich tief, denn die Harpyie konnte darin aufrecht knien, während ihre Brüste leicht über der Wasseroberfläche verblieben. So man darin saß, musste es einem Mann wohl bis zum Schlüsselbein reichen. Ihr Blick verweilte aus den Augenwinkeln heraus von unten her auf ihrem Blutsbruder, dem sie leicht ihr seitliches Profil zuwandte, wohl um nicht den fälschlichen Eindruck zu erwecken, sie knie vor ihm.

Ihre feingliedrigen Finger ergriffen eine der reichlich verzierten Tonschalen, die auf dem Rand standen, befüllte diese, um das offenkundig kühle Nasse mit einer ruhigen und gleichmäßigen Bewegung über ihren Körper zu gießen. Kleine glitzernde Wassertropfen und zarte feuchte Linien blieben auf ihrer weißen Haut zurück, während sie Liutprand betrachtete und sich erkundigte: „Wünsch ihr einen Diener oder eine Dienerin, die euch zur Hand geht oder gar mehrere, werter Liutprand? Oder bevorzugt ihr die traute Zweisamkeit mit mir?“ Fragend blickte sie auf ihren Clansbruder, während sie ihre andere Körperseite mit dem kühlenden Nass bedeckte. Offenbar bevorzugte sie für sich selbst Letzteres, doch wollte sie ihrem Gast gewisse andere Freuden auch nicht verwehren.
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Liutprand
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Re: [1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Ihrer Geste folgend trat er an den Rand des Beckens heran. Für eine Weile betrachtete er sie reglos von oben herab und ein leichtes Funkeln in seinen blass-blauen Augen verriet ihr, dass ihm an diesem Anblick irgend etwas gefiel, so wie sie nackt in einem Wasserbecken vor ihm kniete. Von unten konnte sie unter seinem Kinn die Narbe sehen, die der Kinnriemen der Helme, die er in sterblichen Tagen offenbar häufig und ständig getragen hatte, hinterlassen hatten.

Mit einer fließenden und weniger sittsamen Bewegung wie seine Clanschwester stieg er über den Beckenrand und blieb in dem Wasser stehen, das ihm etwas mehr als bis zur Mitte seiner Oberschenkel reichte. Sein Blick blieb weiterhin auf ihr und er beobachtete sie. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, charismatisch und ganz eindeutig der versprochenen Entspannung, die Iulia zugesichert hatte, nicht abgeneigt.


"Gegen Entspannung habe ich bei weitem nichts einzuwenden. Nun normalerweise würde ich jetzt nach Dienern rufen, doch..."

Dabei drehte er sich langsam und schließlich ihr den Rücken zu, weiterhin stehend. Sein Blick war über seine Schulter auf Iulia gerichtet.

"...so Ihr gewillt seid und mir die Ehre erweisen wollt...?"

Damit breitete er die Arme leicht aus.
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Re: [1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ein feines Schmunzeln lag auf den Lippen der Harpyie, als sie sich langsam zu voller Größe aufgerichtet und wie beiläufig einen der Schwämme am Rand aufgenommen hatte, ihn durch das kühle Nass ziehend. Leichte Wellen breiteten sich vor ihr aus, als sie ihrem Clansbruder nahegenug kam, dass er wohl bei einem Sterblichen dessen warmen Atem in seinem Nacken gespürt hätte, doch so er etwas über seine Clansschwester wusste, dann dass sie nicht atmete oder gar blinzelte, so sie nicht musste.

„Nun, solange ihr mich dann nicht fälschlicherweise für einen Diener haltet und mich beißt.“, scherzte die Ventrue entspannt, doch mit einem kleinen Funkeln in den Augen. Eine leichte Kälte breitete sich in seinem Rücken auf Höhe seines Herzens aus, als die Ventrue ihm den feuchten Schwamm genau dorthin gepresst hatte, und sie ihm leise, fast schalkhaft definitiv jedoch einen kurzen Moment zu spät dabei ins Ohr geraunt hatte: „Vorsicht es wird kühler.“

Dann jedoch fing Iulia an mit ruhigen und gleichmäßigen Bewegungen seinen Rücken abwechselnd mit Wasser zu begießen und mit dem Schwamm sanft zu reinigen. Auch wenn dies bei ihren kainitischen Körpern völlig unnötig war, so war es doch auch eine zarte Geste der Vertrautheit und des Füreinander da seins. „Ich wünschte ich könnte euch öfters lächeln sehen, werter Bruder.“, vernahm der Ventrue die sanfte Stimme seiner Clansschwester hinter sich, als sie ihm charmant zu verstehen gab: „Es steht euch ausgesprochen gut zu Gesicht.“

Ihre Berührungen waren weich, während ihr Blick dann und wann auf seinen feinen aber verheilten Narben hängen blieb und sie nachdenklich meinte: „Ihr habt wohl viele Kämpfe in euren sterblichen Zeiten bestreiten müssen, nicht wahr?! Und auch dieser Nächte mag es nicht immer einfach sein. Doch wir sollten auch die schönen Zeiten genießen und uns dieser erinnern.“

Nachdem sie mit seinem Rücken fertig geworden war und sie inzwischen leicht seitlich zu ihm stand, hatte sie sich seinem Arm gewidmet. Und während sie so sanft über sein Schultergelenk strich, erkundigte sie sich in einer interessierten und vertraut wirkenden Plauderlaune bei ihm: „Sagt, was war euer bisher schönster Moment in eurem Dasein?“
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Liutprand
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Re: [1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Da er für gewöhnlich kein Blut verschwendete, um seinen Körper zu wärmen und er seit seiner Verwandlung nicht mehr in der Lage war so etwas wie eine Gänsehaut zu bekommen, war die Warnung seine Clanschwester vor dem kalten Wasser ein wenig unnütz. Trotzdem verstand er die Intention dahinter. Aber es stahl sich für einen kurzen Moment ein sachtes triumphierendes Lächeln, dass er sie dazu gebracht hatte, ihn zu waschen. Da er mit dem Rücken zur Ihr stand, konnte sie es nicht wahrnehmen, doch als er wieder seinen Kopf zur rechten Schulter drehte und ihr Tun aus dem Augenwinkel beobachtete, war sein Lächeln wie zuvor.

"Oh, das würde ich niemals tun."

In der Art der Betonung seiner Worte und dem kleinen Schalk, der in seiner Stimme lag, war nicht klar verständlich, was er genau meinte. Würde er sie niemals für eine Dienerin halten oder würde er sie niemals beißen?

"Ich bin nicht wie Ihr, werte Schwester, dass ich Befehle mit einem Lächeln erteilen kann. Soldaten und Untergebenen begegne und leite ich mit der Führungskraft eines Befehlshabers. In der Schlacht oder am Strategiebrett ist wenig Platz für ein freundliches Lächeln. Ich habe gelernt und auch gelebt, dass ein guter Befehlshaber nichts von seinen Männern verlangen sollte, was er nicht selbst bereit ist zu tun. Daher habe ich in sterblichen Tagen oft an der Seite meiner Soldaten gekämpft und das ein oder andere Mal verwundet worden. Das hat mir den Respekt und Loyalität meiner Männer eingebracht...etwas das viel stärker und belastbarer ist als Furcht, Zwang oder Geld."

Er machte eine kurze Pause und betrachtete sie, als sie seitlich zu ihm stand.

"In meinem sterblichen oder in meinem unsterblichen Dasein?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1064] Balneum Regni [Iulia, Liutprand]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Natürlich nicht.“, hatte die Ventrue Liutprand mit einem hörbaren Amüsement in der Stimme zu verstehen gegeben, offenlassend, ob sie ihm dies nun glaubte oder nicht. Oder aber auch, ob sie nichts anderes von ihm erwartet hatte. Ihre gleichmäßigen Bewegungen hielten wenig später jedoch für einen kurzen Moment inne auf seine Worte hin, dass er nicht wie sie mit einem Lächeln Befehle erteilen konnte, auf welche hin sie scheinbar leicht nachdenklich den Schwamm auswrang, bevor sie sich der Pflege ihres Gegenübers ernsterblickend widmete, diesem offenkundig weiter dabei zuhörend.

„Ganz wie ihr möchtet.“, entgegnete Iulia dessen Worten, die Wahl, wie viel oder auch was ihr Gegenüber erzählen wollte oder nicht, offenlassend. „Und nein, ihr seid nicht wie ich.“, bestätigte die Ventrue sanftmütig, während sie ihren Zeigefinger zart unter sein Kinn legte und sachten Druck darauf ausübte, wohl um dieses leicht anzuheben, um besser arbeiten zu können. Mit einer ruhigen Bewegung wanderte der Schwamm über sein Schlüsselbein und Teile seines Halses, während sie selbst dabei mit einem aufrechten und kerzengeraden Gang von seiner Seite aus direkt vor ihn schritt.

Erneut wusch Iulia den Schwamm aus, ihre blaugrauen Augen dabei tief in den seinen haltend, während sie vorsichtig entlang der Seite seines Kopfes strich und dabei erklärte: „Ich weiß nichts darüber, wie es wohl sein mag, im Kampf dem Tod stets näher zu sein als dem Leben, und unzählige Leben in diesen zu überführen.“ Ihre Hand wanderte auf seine andere Gesichtsseite, die mit und von der tieferen Narbe geziert war, während ihr Blick milder wurde und sie sprach: „Es mag ein wahrlich schweres Schicksal sein, um welches ich Niemanden beneide.“ Der Schwamm ruhte für einen Moment beinahe mitfühlend auf seiner Wange, bevor sie die Kälte des Wassers sanft auf und über seine Wangen, sein Kinn und seine Stirn tupfte.

Ein feiner Geruch von Kamille ging von ihr aus, als sie einen Schritt näher auf ihn zugetreten war, um sein Haupt, sowie die Reste seines Kopfes zu benetzen. Auch eine unterschwellige leicht säuerliche Note, die an vergorenen Wein erinnern mochte, war darin zu erahnen. Kaum eine Handbreit passte noch zwischen ihre unbedeckten Leiber, so nahe war sie ihm dabei gekommen, doch strahlte sie keinerlei Furcht aus, ihm derart nahe zu sein. Stattdessen schien sie es beinahe zu genießen.

„Wahre Macht ist nicht Männer zu haben, die einem selbst loyal zur Seite stehen oder gar eine Schlacht gewinnen zu können, auch nicht Furcht, Zwang oder Geld, sondern zu erkennen, wer der Feind ist, den man wirklich bekämpft und wie man ihn besiegt.“, gab die Ventrue dabei leise flüsternd ihrem Gegenüber zu verstehen, bevor sie mit dem Schwamm über seinen seitlichen Hals nach unten wanderte und sie selbst an ihm vorbeischreitend auf seine andere Seite hin ging, etwas mehr Abstand haltend oder auch ihm Freiraum gewährend, je nachdem wie man ihre Geste deuten wollte.
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