[1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

[Dezember '21]
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

[1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Ein Elysium konnte das stille Herz einer Domäne der Toten sein. Vielleicht war der Giardino della Rosa silenziosa ein solcher Ort geworden. Die Gesellschaft der Nacht kam hierher, ihre schönen und hässlichen Worte zirkulierten wie schwarzes Blut im Körper der Domäne. Wahrscheinlich endete dieses Gleichnis hier auch, wenn es nicht schon vorher überstrapaziert gestorben war.

Die Frau, die in dieser Nacht die Pfade des Gartens entlang ging, war regelmäßig hier. Sehen und gesehen werden - beides war ein notwendiger Teil dieser Existenz in der Nacht. Sie hielt sich aufrecht und war wohl gekleidet, in teure und schwere Stoffe, mit Stickwerk und Borte, aufwendig geschnitzten Knöpfen und metallenem Schmuck an ihren Armen und Fingern. In der Welt da draußen hätte sie wohl eine Edelfrau sein können oder jedenfalls die Frau eines sehr reichen Händlers. Doch was zählte derlei schon hier drinnen?
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Er war vor dem Jahreswechsel nach Genua gereist und immer noch ein Gast. Wie lange dieser Status noch andauern mochte, konnte er nicht sagen. Doch das Gespräch mit der Harpyie hatte ihn nicht losgelassen. Nun, ob es euch gestattet wird, hängt zu einem großen Teil mit davon ab, wie gut es euch gelingen mag, euch in die kainitische Gesellschaft Genuas zu integrieren. Das waren ihre Worte, an denen es sich auszurichten galt. Waren doch die Harpyien die Gesellschaftlichen Hüter einer jeden Domäne. Aufgrund dieser Worte hatte er sich, seitdem einmal pro Woche im Giardino della Rosa silenziosa sehen lassen und sich bemüht mit allen möglichen Gästen des Elysiums zumindest Gespräche zu führen. Erster und Zweiter Herold? Beide aus hohen Clans? Wer stand hier über wem? Ein Amtsträger, der die Etikette sanfter auslegt? Und das direkte Prinzenkind als Harpyie. Ihm fehlte ein Vergleich zu anderen Städten aber der Boden der kainitischen Gesellschaft erschien ihm ungewöhnlich glatt. Dennoch nahm er den Weg wöchentlich auf sich, um ein paar nächtliche Stunden im Elysium zu verbringen.

Die Hose aus weichem Leder und ebensolche Schuhe waren von guter Qualität und dennoch ebenso schmucklos wie das dunkle Seidenhemd und der schwere wollene Umhang gegen die Kälte und verrieten sehr bescheidenen Wohlstand. Gabriel war bereits früh in der Nacht angekommen und Stand am Brett mit den Aushängen, gemeinsam mit Mariam. Der geneigte Beobachter konnte erkennen wie sich beide ruhig unterhielten und Gabriel gelegentlich auf einen der Aushänge zeigte und danach der Frau geduldig zuhörte.
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada machte auf ihrem Weg durch den Garten Halt, als sie die beiden so sah. Sie war niemand, die lauschte - oder auch nur den Eindruck erlauben wollte, sie täte derlei. Also hielt sie mit einem für den Fremden höflichen Abstand an und wartete.
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel hatte den Blick kurz gehoben, als er Bewegung im Garten wahrnahm. Ein kurzer gehobener Blick enthüllte ihm zumindest die Information, dass die eingetroffene Person ihm gänzlich unbekannt war. Nun alles weitere wird sich vielleicht in einem Gespräch zeigen. Geduldig lauschte er den Ausführungen Mariams bis zum Ende hin und entließ diese dann, mit einem lächeln und einem kurzen Wink der Hand. Im Anschluss drehte er sich dem weiteren Gast entgegen, lächelte erneut und nickte der weiblichen Gestalt höflich zu und signalisierte mit einem kleinen Fingerzeig auf den Brunnen, man könne sich setzen und ein wenig Konversation betreiben.

Im Anschluss schritt er, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und weiterhin mit einem gütigen, doch leicht melancholischen Lächeln, zum Brunnen, setzte sich an dessen Rand und wartete, ob das Gesprächsangebot wohl angenommen würde. Sollte sich die fremde Person nähern würde er aufstehen, zum Gruße freundlich und respektvoll Nicken und sich als „Gabriel Ducas, Neugeborener vom Clan der Gelehrten, Kind von Canissa von Catania, Kind von Xanthus dem Wissenden aus der Linie von Syphax von Karthago.“ vorstellen und im Anschluss fragen, „Mit wem habe ich die Ehre?“
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Frau sah jenem kleinen Fingerzeig zu und hob eine Augenbraue. Sie war offenkundig nicht gewohnt, herumgedeutet zu werden wie ein Dienstbote und Gabriel war gefährlich nahe daran, eben genau das zu versuchen.

Doch eine erste Begegnung war eben genau das. Es gab ein wenig Spielraum um Sitte und Höflichkeiten zu verstehen, um aus Fremdem Bekanntes zu machen. Ebenso gewährte auch ein Elysium einen gewissen Spielraum und verlangte sogar ein Maß an Umsicht. Und so ließ sie ihn vorerst gewähren, für die paar Schritte, die sie ihn zum Brunnen hin begleitete, für den Sitz und für seine Vorstellung.

“Giada Salvaza Rossi, neugeboren in den Clan der Nacht, Tochter im Blute der verehrten Santa Noellina, Ancilla und Tochter im Blute des höchst verehrten Totila, Ahn des Clans der Nacht, Prinz von Mailand, Herr der Lombardei und Gafaúrd des Zirkels der bitteren Erinnerung.”

Sie ließ beide Vorstellungen für einen Moment so stehen, dann nickte sie, ganz ähnlich wie er, und machte eine Geste zu den Sitzen hin. Keiner von ihnen musste sitzen, doch es gab einen beinahe menschlichen Anschein, wenn sie es taten.
“Es ist eine Weile her seit ich ein Gespräch mit einem der Gelehrten führen konnte”, stellte sie fest. Giadas Stimme war tief für die einer Frau. Sie konnte weich klingen, doch meist - und so auch jetzt - schwang ein harter Unterton darin mit. Sie war keine sonderlich weiche Frau. “Ihr kommt von Catania her?”
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Ob es nun Empathie oder schlichtweg eigene Erkenntnis war, war schwer zu sagen, doch Gabriel entschuldigte sich für die etwaig missverständliche Geste. Freundlich lächelnd nahm er das Gespräch auf und ging mit ihr gemeinsam zu den Stühlen. „Es ist eine Freude eure Bekanntschaft zu machen, ich hoffe ihr versteht meine Geste als Einladung auf ein Gespräch und nicht als Forderung.“ seine Augen und Mundwinkel umspielte ein mildes entschuldigendes Lächeln. „Mir fällt es manchmal schwer die Gesten, mir Unbekannter, richtig zu deuten und als Gast der Domäne aus dem fernen Catania sind mir manche Gepflogenheiten noch neu. Umso erfreuter bin ich, wenn dies nicht zwischen uns steht.“ Am Tisch angelangt zog er einen Stuhl hervor und lächelte. „Von daher erlaubt mir, euch meinen Respekt zu zollen.“ Sprach Gabriel als er Giada den soeben zurückgezogenen Stuhl als Platz anbot. Sofern sie sich setzte, würde er ihr den Stuhl sanft heranrücken er alsdann um den Tisch herum gehen und ihr gegenüber ebenfalls Platz nehmen.

Aufmerksam musterte Gabriel die Lasombra, doch nicht mit abschätzendem Blick. Vielmehr wanderten die Augen auffällig über die prunkvollen Stoffe mit den bestickten Borten und weiteren Verzierungen. Nicht wie ein gieriger Dieb, sondern in Anerkennung der Handwerkskunst. Er schien weder eingeschüchtert ob der Vorstellung des Namens noch schien er sie auf die leichte Schulter zu nehmen. Er war mehr, wie einer dieser Händler, der mit einem wohlhabenden Kunden sprach. „Das ferne Mailand. Für uns in Catania ist es so weit entfernt das der Name nur ein Flüstern ist, doch die Geschichten seiner Pracht sind für jedermann wie der Gesang der Singvögel an einem schönen Frühlingsmorgen. So erlaubt mir die Frage, was verschlägt euch in die Domäne Genua?“

Spoiler!
Empathie@📚 Gabriel Ducas (Karsten) I rolled 6d10 for you which resulted in 29.
Results: 8 6 1 3 1 10.
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Lasombra nahm platz so wie er es anbot. “Ihr habt Recht”, beschied sie. Es klang harsch, doch zugleich auch ernst und wahrhaftig. “In der Gesellschaft der Nacht müssen wir oft Brücken schlagen, Jahrzehnte und Jahrhunderte überbrücken - oder die Grenzen von Ländern, Reichen und Sitten der Völker.” Offenbar zeigte seine Rede und auch seine Geste Wirkung - sie schien ihm nichts nachzutragen.

Trotz des prunkvollen Äußeren konnte man erahnen, dass die Frau hinter der Zier und den Farben eine gewisse Härte besaß. Doch sie hatte hier keinen Grund, diese zu zeigen. Im Gegenteil: Sobald er sich ebenso gesetzt hatte, eröffnete sie das Gespräch mit einer knappen Handgeste wieder und antwortete auf seine Frage:
“So fern ist Mailand nicht und Genua war eine lange Zeit ihr Vasall. Ihr könnt Euch denken, dass in dieser Zeit die Politik keine einfache ist. Würde ich nun hier behaupten, ich wäre allein deswegen in Genua, um mein Glück in der Welt und mir einen Namen zu machen, so wäre dies eine fadenscheinige Lüge und offenkundige Narretei. Ich will Euch ebenso Respekt zollen und sagen: Es ist die Politik mit ihren Notwendigkeiten, welche mich hierher führte. Dies macht mich weder zur Politikerin noch zur Spionin, doch vielleicht hat es für den einen oder die andere in der Domäne sogar einen Nutzen und erlaubt eben jenen Brückenschlag, von welchem ich zuvor schon sprach. Nach Mailand hin, wo sonst dieser Tage für so manchen Genuesen die Tore und Türen verschlossen sind.”
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Er lauschte der Stimme seiner Gesprächspartnerin aufmerksam und schien sich auch nicht an dem teilweise harschen Tonfall zu stören. Bei ihren Ausführungen über das Schlagen von Brücken nickte er bestätigend, ganz so als hätte man es nicht besser ausdrücken können. Ein leichtes Lächeln schob sich auf seine Gesichtszüge als es so dann um die Entfernung Mailands und die Politik der Nacht ging. Nachdem sie geendet hatte, erwiderte er freundlich, „Nun Mailand und Genua mögen nicht weit weg liegen, doch für einen Bauern oder Arbeiter aus Catania ist die Reise wohl weiter, zumal er sie sich vermutlich nicht oder nur schwerlich leisten könnte.“ Sie verschwendet keine Zeit. Gleich mit Rang und Namen. Grund der Anwesenheit. Ein wenig schroff und direkt aber erfrischend….anders.

Erneut fiel also die Narretei. Natürlich wusste er, dass er nicht auf persönliches Glück in dieser Stadt war. Doch warum sollte er irgendwelche Namen als Schild vor sich hertragen. Sicher erlaubte dies eventuellen Schutz, doch zu einem hohen Preis. Vielleicht war ein Platz abseits doch gar nicht so schlecht. Er musste einen Moment an das Bild des Kappadozianers denken und ertappte sich dabei, bei diesem Gedanken kurz erleichtert zu schmunzeln.
„Doch erlaubt mir die Frage, warum sollten die Tore Mailands für manche Genuesen verschlossen sein? Ich hoffe inständig dereinst die Pracht Mailands bewundern zu können und hoffe, trotz meines Aufenthalts in Genua, die Tore unverschlossen vorzufinden. Die Politik ist meine Sache nicht. Ich bin Handwerker und sollte daher auch bei diesem bleiben.“[/b] Gabriel sah Giada nun mit einem entschuldigenden Lächeln an.
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Solche Worte brachten die Lasombra zum Innehalten. Sie betrachtete ihren Gegenüber als schätzte sie ihn ein, zweifelnd, irritiert.
“Eure Worte versetzen mich in Verwunderung”, erklärte sie dann. “Wie, denkt Ihr, wollt Ihr Euch der Politik entziehen? Ihr seid ein Teil der polis. Gewiss ist es nicht mehr das Volk der Menschen sondern die Gesellschaft der Nacht, doch ein jeder von uns ist ein Teil davon und keiner kann sich entziehen. Ihr seid ein Erbe Eures Blutes, ein Vertreter der Euren, habt eine Vergangenheit und einen Weg durch die Nacht, der Euch von Eurer Heimat durch die Länder führte und schließlich hierher. So Gott es will, wird er Euch hier verweilen lassen oder weiter führen.”

Sie runzelte die Stirn. “Ihr seht es in diesem einfachen Umstand, nach dem Ihr nun fragen musstet. Mailand verschloss seine Tore gegen die Kainiten Genuas seit der Vasalleneid gegenüber Mailand gebrochen wurde. Vieles mehr geschah noch und geschieht auch weiterhin. Ihr könnt nicht nicht ein Teil davon sein. Und doch sprecht Ihr so als sei dies möglich - wie kann dies sein?”
Benutzeravatar
Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1716
Registriert: Mi 24. Nov 2021, 10:56

Re: [1064] Im Auge des Betrachters [Gabriel, Giada]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Seine Gesichtszüge hellten sich bei ihren letzten Worten noch ein wenig mehr auf. Scheinbar schien diese Diskussion ihn an etwas zu erinnern und in den Augen entbrannte sogleich ein Feuer der Begeisterung. „Oh werte Dame Salvaza Rossi. Bin ich Teil der Polis? Oder eher ein Fremder, der seinen Beitrag leistet, um ein Teil selbiger zu werden? Sind nicht nur Personen mit Bürgerrechten ein Teil der Polis? Ich wurde von der bestehenden Bürgerschaft als Gast und nicht als Bürger aufgenommen. Nun suche ich Fürsprecher und muss eine Aufgabe erfüllen, um mir ein Bürgerrecht zu verdienen.“ Gabriels Stimme klang neutral und ohne Klage. Ja er lächelte Giada sogar freundlich an. Ganz offensichtlich genoss er das Gespräch bereits jetzt.

Er überlegte einen Moment und legte sich im Kopf die Worte zurecht, um auf den Konflikt zwischen Genua und Mailand einzugehen. „Ohne vollwertiges Bürgerrecht, kann ich wohl kaum ein Teil der Polis sein. Wie könnte ein nicht Mitglied der Polis einen Eid schwören oder diesen sogar brechen?“ Interessiert legte der Brujah seinen Kopf schräg um seiner Gegenüber die Möglichkeit zu geben in den Dialog einzusteigen. Die Fragen nach dem Grund des Aufenthalts der Lasombra in Genua und weitere Fragen stellte er vorerst hintenan.
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

-----------------------------------
Meet your Maker - In Flames
Gesperrt

Zurück zu „1064“