An die geschätzten Gäste der Domäne Genua,
Im Jahre 1060 anno Domini hatten sich zahlreiche Kainiten im Elysium eingefunden, um sich über die Entwicklungen in der Domäne Genua miteinander auszutauschen. Hierzu lade ich alle Interessierten gerne erneut am neunten Mai 1064 anno Domini eine Stunde nach Mitternacht in die Casa der Heiligen Hallen des Elysiums Giardino della Rosa silenziosa ein.
Iulia Cornelia,
Harpyie von Genua,
Neugeborener vom Blut der Könige,
Kind der Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige,
Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige,
Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige,
Kind des Ventrue, erster seines Blutes,
Kind des Enoch, des Weisen,
Kind des Kain, des Vaters
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Bevor dieser Aushang jedoch im Elysium angeschlagen worden war, war einiges zuvor geschehen. So hatte die Harpyie unter anderem mit einer routinierten Selbstverständlichkeit zahlreiche persönliche Einladungen an die Kainiten der Domäne verfasst, diese feinsäuberlich geschrieben wie der Aushang selbst. Ebenso auf hochwertigem hellem Pergament und mit silberfarbener Tinte.
Der offenkundige Unterschied war jedoch, dass die Harpyie die Schreiben an die jeweiligen Kainiten selbst adressiert hatte, mit vollständiger Anrede, soweit Iulia bekannt und gesiegelt mit einem weißen Wachs ohne Emblem. Auch enthielten diese individuelle Gruß- und Abschiedszeilen an den jeweiligen Kainiten.
Die Harpyie hielt sich dabei an die Etikette und nahm sich zudem die Zeit, die Schreiben einem jedem Neugeborenen Amtsträger der hohen Clans persönlich vorbeizubringen. Selbst einige wenige Neugeborene der niederen Clans erhielten die Schreiben von der Ventrue selbst.
Alle anderen Einladungen, wie jene an die Geißel oder auch andere Neugeborene ohne Amt, mit denen Iulia bekannt war und von denen sie eine Möglichkeit des Kontakts kannte, erhielten die entsprechenden persönlichen Schreiben, allerdings über Boten.
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Die Nacht des in der Einladung datierten Montag war lauwarm. Die Kühle des Winters schien langsam immer mehr der Vergangenheit anzugehören und die Wärme, die langsam wieder in die Jauche der Stadt zurückkroch, brachte den Gestank des Verfalls und der Armut in lauen Sommernächten mit sich mit. In Platealonga oben und somit innerhalb der heiligen Mauern, die das Elysium schützend umgaben, war hiervon jedoch nur wenig zu riechen. Noch weniger in dem Versammlungssaal der Casa, durch welchen die Harpyie der Domäne bereits schritt.
Sie war zeitig schienen und trug wie so oft weiße Seide, die wie Wasser über ihren hochgewachsenen Körper floss und ihre natürliche Schönheit weiter zu betonen wusste, während die Kleidung selbst in ihrem Schnitt geradezu züchtig ihre Haut verbarg. Einzig ihre zarten Fesseln schauten unter dem langen Kleid bei ihren Schritten hervor, an deren Ende sich Sandalen befanden, welche ihren Fuß mit feinen Lederbändchen fest umschlangen.
Kleine weiße Stickereien zierten die Säume des modischen Kleides und werteten dieses auf, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen, schien es die Schlichtheit zu unterstützen, ohne die elegante Note zu verfälschen, mit welcher es ihren Träger in Fokus setzte. Die hellen Haare der Harpyie waren kunstvoll eingeflochten und mit kleinen, perlenbesetzten, silberfarbenen Kämmchen hochgesteckt worden.
Ihr Taint war so hell, wie weißer Marmor, was sie beinahe wie eine wandelnde Skulptur wirken ließ, vor allem, da sich ihr Brustkorb weder gleichmäßig hob und senkte noch ihre Lider sich unregelmäßig schlossen und öffneten. Der Anschein von Leben entstand in ihren blaugrauen Augen, die ruhig über das Innere wanderten, auch wenn sie selbst dabei nicht blinzelte. Dennoch strahlte die Harpyie ein gewisses sympathisches Äußeres aus, während sie geduldig wartete, welche Kainiten in dieser Nacht ihrer Einladung wohl folgen würden.