[1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

[Dezember '21]
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Vergonzo Faro
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er grinste einen Moment lang breiter bei den Worten Giadas. Dann verneinte er ihre Frage mit einer knappen langsamen Bewegung des Kopfes.
"Nein nichts dergleichen. Bis vor einiger Zeit bestanden für Blutsgejagte recht gute Chancen in Mailand unterzukommen. Dies hat sich jedoch wohl vor kurzem geändert. Meine Frage zielt darauf ab, aus welchem Grund Mailand diese Handhabung geändert oder verschärft hat, sie vielleicht sogar gänzlich gestrichen hat."

Erläuterte er recht neutral sein Anliegen, achtete dann jedoch recht genau auf Giadas Reaktion um abzulesen, in wie weit sie in diesen Bereich wirklich Einsicht hatte.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Raserei: 5 9 8

"Nein nichts dergleichen. Bis vor einiger Zeit bestanden für Blutsgejagte recht gute Chancen in Mailand unterzukommen…”

Viel weiter kam Vergonzo wohl vielleicht gar nicht. Die Miene der Lasombra wurde hart und in ihren Augen loderte eine Art von Zorn, die Vergonzo wahrscheinlich fürchterlich vertraut war. Etwas knirschte metallisch, mit einem merkwürdigen, an den Nerven zerrenden, weinenden Geräusch - Metall, das sich langsam bog und riss. Einer der schweren Ringe an der geballten Faust der Lasombra klirrte deformiert und schwer zu Boden. Für einen kurzen, schrecklichen Moment wirkte es als würde sie Vergonzo einfach mit der geballten Faust gerade ins Gesicht schlagen.

“Wie könnt Ihr es wagen.” Das klang sehr leise und fürchterlich beherrscht. Giadas Kiefermuskeln mahlten, sie stieß die Worte zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. “Ihr könnt von Glück sagen und auf Knien dankbar sein, dass wir uns hier vertraut miteinander treffen. Dass ich Euch das Gastrecht in diesem Haus gewährte.”

Wieder war da ein Moment der Stille, in dem sie mit sich rang.
“UND DANN SPUCKT IHR MIR IN MEINEM HAUSE VOR DIE FÜSSE!”, donnerte sie ihm entgegen. “IHR BELEIDIGT MIT GLATTEM GESICHT MEINE HEIMAT UND MEINEN LEHNSHERREN!”

Ihre Hand und ihr Arm fegten durch die Luft. Eben hatte da noch ein Stuhl neben ihr gestanden, im nächsten Augenblick zerschellte das ohnehin nicht allzu schwere Möbel an der Wand als wäre es nichts als Reisig und Zündhölzer gewesen.

“Entschuldigt Euch!”, grollte sie. “Und dann sprecht klar heraus, was Ihr wissen wollt. Kein einziges, katzenzüngiges Wort mehr! Denn …” Ihre Stimme wurde unweigerlich wieder lauter und lauter. “...Ihr WOLLT KEIN ZWEITES MAL LAUT AUSSPRECHEN, DASS MEIN HERR DIE BLUTJAGD NICHT ACHTET, DASS ER DIE TRADITIONEN GERINGSCHÄTZT!”
Sie schien auf dem besten Wege, ihre Beherrschung einfach abzustreifen. Vergonzo hatte ein paar kurze Momente Zeit.
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Vergonzo Faro
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Als die Lasombra den Nosferatu bei der Wiedeholung seiner zuvor gesprochenen Worte, die sie danach bestätigt hatte, jetzt plötzlich unterbrach und die Fassung verlor, verengten sich die Augenbrauen des Nosferatu.
Ihr Tier schien an der Oberfläche zu kratzen und dieses aufbäumen stachelte auch seins an. Seine Haltung blieb in jetziger Mimik und Gebahren eingefroren.
Sein Monster war neugierig nach vorne gesprungen um zu sehen was es versuchte heraus zu fordern. Ihr Wut und der anstehende Kontrollverlust waren durchaus verlockend, für es und ihn. Doch er behielt oberhand, zeigte nichts vom Wunsch des Tieres sie niederzuwerfen und zu dominieren.*
Seine Zehen verkrümmten sich, blieben die Zeit seines Einklangs mit dem Tier verkrampft und würden sich später wieder lösen, kaum bemerkbar für Außenstehende.
Sein finstere Blick blieb starr nach vorne gerichtet, grob in ihre Richtung um ihr es leichter zu machen, da Augenkontakt sie weiter herausgefordert hätte.

Dies stand sehr im Widerspruch zu seinen rationalen Gedanken.
Innerlich sackte er seufzend zusammen über den Ausbruch und der geringen Kontrolle der Lasombra.
Vielleicht wäre es besser gewesen das Tier anzunehmen, doch stattdessen kam es zu einem schlechten Versuch das Tier zu kontrollieren, welches wie eine Neugeborenes Monster am Käfig der kühlen Schönheit rüttelte. Hätte sie ihm die Fresse poliert, hätte man danach die Sache besprechen können, hätte sie ihre Fehler und die vermessenen Gedanken vielleicht erkannt. Doch so hing das Damokles Schwert über der Situation oder vielleicht über ihr.

Gutmütig gab er der noch jungen Kainitin die Zeit, die sie brauchte um ihr Gesicht nicht noch weiter zu verlieren.
In dieser Zeit überlegte er, wieso sie seine erste Aussage bestätigte und die zweite mit selbem Inhalt als Falsch, Unterstellung oder Beleidigung empfand, ganz zu schweigen wieso sie plötzlich auf den Gedanken kam, er hätte keine klare Frage gestellt oder wie sie darauf kam, dass hinter dieser Frage mehr steckte.
Ein kurzer Moment verging, der sich für beide bedeutend länger anfühlte. Zeit für sie ihr Gesicht zu wahren, Zeit für ihn diese abstruse Situation nachvollziehen zu versuchen.

Sein Blick wanderte zu ihr, als er der Meinung war, dies würde sie nicht weiter antreiben. Viel wäre zu sagen gewesen. Er beließ es bei wenigen Worten vorest.
Sein Kopf legte sich leicht schief und er sprach mit sanften aber klaren Worten zu ihr, die Stimmlage ohne Nuance die anecken würden, eher wohltuend fürs Ohr.*1
Nicht um sie zu bezierzen oder zu beschwichtigen, sondern um sicher zu gehen die Situation dadurch nicht anzuschüren.
"Ich entschuldige mich." sprach er offen aus. Dennoch schien er offene Fragen zu haben.
Doch er blieb vorerst still, gab Giada Zeit sich zu beruhigen oder ihn fortzuschicken, je nachdem was sie für richtig hielt.


*Das reagierende eigene Tier äusserlich verbergen:
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*1 evtl. noch ein Wurf dafür nötig
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Raserei II (Ende): 8, 8, 4


Vergonzos Entschuldigung hing in der Luft. Der Moment kam und er ging. Die Lasombra schnaubte einmal und dann straffte sie sich. Nein, sie schien sich für ihren Zorn nicht im mindesten zu schämen, auch wenn sie für einen Moment finster zu den traurigen Überresten des Stuhls sah bevor sie ihren Blick wieder auf Vergonzo richtete. Langsam legte sie die Hand an den Rosenkranz an ihrer Seite. Ihre Finger wanderten dessen Perlen entlang, Metall, Bein, Stein und wieder von vorn, eine lange Reihe.

“Worte wie die Euren hätten Euch im Palazzo Massimiano di Milano den Kopf gekostet”, grollte sie. “Ob ich Eure Entschuldigung annehme, will ich davon abhängig machen, wie Ihr Euch und Eure Worte erklärt. Ihr seid zu lange Zeit in diesem Dasein, um aus jugendlicher Torheit einen solchen Fehltritt zu tun. Sprecht.”
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Vergonzo Faro
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo musterte Giada, versuchte ihren Zustand zu ergründen.*
Wie nahe hatte sich ihr Tier an die Oberfläche gekämpft, wie weit hatte sie noch unter Kontrolle.
Es sah nicht gut aus.
Dies liess in ihm den Gedanken wachsen, ob er ihr einen anderen Weg empfehlen sollte, da ihrer scheinbar nicht gut funktionierte, wenn sie auf Grund einer ihr bekannten und durch sie bestätigten Aussage, die Kontrolle beinahe verlor. Er verwarf diesen Gedanken, das war es nicht wert und zu gefährlich in diesem Moment ihrer Gemütslage.
Und auch wenn sie es nie zugeben würde, wussten beide, dass er ihr entgegen kommen könnte, je nachdem wie er sich ihr nun gegenüber verhallten würde, was und wie er sprechen würde. Raserei war alles andere als blamabel, der Grund dafür allerdings druchaus.

Sollte er kurz und knapp antworten, weil sie für eine vernünftige Antwort keine Geduld hatte? Er entscheid mehr zu sagen, da er einerseits an ihre Stärke glaubte, andererseits daran, das er durch mehr Worte in dem ruhigen Ton auch in ihr mehr ruhe erreichte oder ihr so zumindest weiter Zeit gab, Abstand vom Zorn zu erkämpfen.
So sprach er weiter in vorherigem Tonfall, ruhig, besonnen und mit Achtsamkeit.
"Es tut mir ausserordentlich Leid für diesen Umstand. Mir lag alles andere daran als den höchstverehrten Totila, Prinz der Domäne Mailand, Ahn des Clans der Schatten aus der Linie des Boukephos, Herr der Lombardei und Gafaúrd des Zirkels der bitteren Erinnerung zu beleidigen, noch euch. Niemand würde je so dumm sein und bezweifeln, das der Höchstverehrte Prinz die Traditionen nicht achtet. Es gab für mich keinen Grund an der mir bekannten Information diesbezüglich zu zweifeln, vor allem da ihr zuvor den genannten Umstand mit Einschränkungen bestätigt hattet." gab er ruhig an.
Fügte im Geiste die Ausführung weiter, aber jeder müsste ebenfalls wissen, dass man diese Macht die er auf sich vereint, nicht allein durch Stärke halten kann, sondern vor allem durch weitsicht, vorsicht, Intelligenz und politischem Feingefühl. Das man nicht jedes Urteil einer fremden Domäne einfach hinnimmt, sonst würde man Gefahr laufen, einem politischen Schachzug auf den Leim zu gehen.

Nach einer sehr kurzen Pause sprach er behutsam weiter.
"Wie ihr sagtet, kommen ab und an fliehende, aus anderen Domänen, gejagte die Schutz suchen und diesen nach reiflicher Prüfung erhalten oder nicht." wiederholte er ihre Ausführung und bestätigte ebenfalls dies dabei mit den soeben von ihm genannten Talenten Totilas´.
"Auch über den Umstand, dass ihr durch meine Worte dachtet, ich würde auf eine bestimmte Person hinaus wollen, ist bedauerlicherweise nicht förderlich gewesen. Natürlich geht man bei der hiesigen Gesellschaft davon aus, da es so viele Vielreder und Nichtssager in der Domäne gibt. Aber seid versichert, dass ich beinahe nie um den heißen Brei herum lamentiere, zumal ich zuvor andeutete eure Zeit nicht verschwenden zu wollen. Meine Frage zielte lediglich darauf ab, das ich hörte, dass es nun unter beinahe keinen Umständen mehr Möglich ist, in Mailand Schutz zu finden als fliehender. Nicht mehr und nicht weniger. Da ihr vermutlich dachtet ich beziehe mich auf Brimir, füge ich nun hinzu, dass ich ihn betreffend alles weiß, was ich wissen muss und wollte."
Er war die gesamte Zeit über bemüht sanft zu sprechen aber klar, seine Stimme klang beinahe normal, hatte nur noch einen leichten rasselnden Unterton. Achtsam sprach er, betonte Worte mit sanften Nuancen und beobachtete Giadas Reaktion genau, bei jedem Anzeichen ihrerseits den Mund zu halten.
Die Situation war delikat und es war weder für ihn noch für sie förderlich sollte es zu einem Abbruch kommen oder einer Eskalation.



* Einschätzung des gereizten Zustands:
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Vergonzo konnte schon erkennen, dass er die Lasombra an einem empfindlichen, vielleicht einem hier in Genua äußerst angestrengten Punkt getroffen hatte. Doch seine Erläuterungen veränderten die Lage und sie ernüchterten Giada erheblich.

“Ich verstehe”, meinte diese auch steif. Sie würde dies wohl niemals offen zugeben, doch Vergonzo konnte wenigstens ahnen, dass ihr dieses Mißverständnis durchaus unangenehm war. Sie räusperte sich und machte letztlich eine wegwischende Geste.

“Und Ihr habt Recht. Die Tore Mailands öffnen sich in diesen Tagen für diejenigen vom Hofe Genuas kaum noch.” Sie neigte den Kopf ein wenig und erläuterte dann: “Dies ist, weshalb ich jene Aufgabe mit der Straße nach Mailand dem Herold vorschlug. Es mag auch eine Sache sein, bei welcher ich jenen, die Einlass erfragen, wenigstens den Weg weisen könnte, sofern solche Reisenden oder Pilger mir ehrbar erscheinen.”

Sie faltete langsam die Hände vor dem Bauch und meinte dann: “Fragt Ihr lediglich nach dem Grund für die verschlossenen Tore?”
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Vergonzo Faro
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Respektvoll und Distanziert zu Giadas unbehagen bezüglich des Missverständnisses reagierte er nicht auf diesen Umstand. Weder mit Blicken, Mimik noch Worten.
Entweder weil ihn solche Dinge wenig interessierten da sie Zeit stahlen und daher unangenehme Begleiterscheinungen waren oder weil er Frauen ihres Schlages einfach gerne entgegen kam in der Hoffnung, einen wohlgesonnen Eindruck zu hinterlassen.

Was die Lasombra allerdings erkannte war, dass sich scheinbar Wissen bei ihm kombinierte und er sehr interessiert zu hörte.
"Eine durchaus auch mit Gefahren verbundene Aufgabe für euch, wie ich finde. Aber somit hat die Straße mehr Stellenwert für euch, als es mir bisher klar war. Gerne werde ich diesbezüglich meine Anstrengungen erhöhen." versicherte er ihr dann mit ruhigen aber ehrlichem Tonfall, welcher immernoch kaum das sonst erklingende Rasseln inne hatte.

"In der Tat. Mich interessiert der Grund für die verschlossenen Tore. Das was dazu führte und ob sich dieser Umstand nur auf Genua bezieht oder auch auf alle anderen Domänen, ob es eine grundsätzliche Änderungen dieser Haltung ist. So ihr diese Informationen habt und tauschen könnt."
Seid dem Vorfall war er still und beinahe starr in seiner Haltung verblieben.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada schwieg einen Moment, doch der Zorn war mittlerweile ganz aus ihrer Miene und Haltung geschwunden. Wahrscheinlich war Vergonzos Art tatsächlich das Beste gewesen, um die Situation zu entschärfen - in jedem Fall schien sie nun seine und wohl auch ihre Worte abzuwägen.

Dann sagte sie langsam: “Ich bin keine offizielle Diplomatin des höchst verehrten Totila von Mailand. Eure Einschätzung meiner …Lage in Genua ist allzu treffend: Ich bewege mich auf einem schmalen Grad. Doch eben dies schafft auch Möglichkeiten für jene Kainiten in Genua, die irgendein Interesse in die Richtung Mailands haben.”

“Jedoch bringt dieser …inoffizielle Status, also die einfachen Möglichkeiten, die meine bloße Anwesenheit hier in Genua mit sich bringt, in der Tat Gefahren für mich. Aber zugleich wohl auch eine Art von …Schutz, denn wer diese Dinge wenigstens etwas klarer versteht, der wird sich nicht ohne guten Grund und gute Mittel darauf versteifen, mich anzugehen.”

“Im Gegenzug jedoch bin ich daran gebunden, keine solchen Gründe zu bieten, äußerste Höflichkeit hier in Genua zu beweisen, mich gewissenhaft jener Aufgabe zu widmen, welche ich selbst nannte, und nicht über meinen Stand hinaus zu handeln.” Damit legte sie eine Hand auf ihre Brust wie um die Enge ihrer eigenen Grenzen anzuzeigen.

“Die Beantwortung Eurer Frage kratzt an genau dieser Grenze meines Standes. Eine offizielle Diplomatin Mailands könnte Euch diese Frage ohne Schwierigkeiten klar und im Sinne ihres Lehnsherren beantworten. Ich aber bin hier eine Fremde in der Fremde, eine einfache Neugeborene ohne ein Amt.” Andere hätten hier vielleicht in irgendeiner Form gelächelt oder diese Dinge etwas geschmeidiger zu erläutern versucht. Giada wirkte eher ungeduldig über die eigenen Erläuterungen oder die Notwendigkeit, sich so vorsichtig den Dingen nähern zu müssen. Doch offenbar war für sie nichts daran zu ändern.
Zugleich war all das vielleicht eine Erklärung für die Art des Auftretens der Lasombra auf den verschiedenen gesellschaftlichen Abenden in Genua: Das oft sehr steife Gebahren, der strikte Ernst, die sorgfältige Höflichkeit. Ja, ganz offensichtlich war dieser Grad, auf dem Giada Salvaza Rossi in Genua ging, äußerst schmal.

“Jedoch könnte ich Euch mit der Beantwortung Eurer Fragen behilflich sein, indem ich Euch die …zeitliche Abfolge von Ereignissen darlege, welche direkt vor jenen Verfügungen gegen den Einlass der Genuesen nach Mailand liegen. Ihr könnt daraus gewiss Eure eigenen Schlüsse ziehen.”
Sie hob eine Augenbraue und schien wohl zu erwarten, dass Vergonzo ihr Dilemma und dieses Angebot gut genug verstand.

“Und vielleicht könntet Ihr mir im Gegenzuge mit einer Sache helfen, an welcher ich ein wohl wenig verwunderliches Interesse habe - und Ihr oder die Euren vielleicht ebenso natürlich bereits Einsichten. Ich wäre bereit, für solche Einsichten auch dem Clan der Verborgenen von Genua etwas zu schulden und vielleicht ließe sich auf diese Weise etwas aushandeln.”
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Vergonzo Faro
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Mit durchaus erkennbar Neugier aber auch mit deutlich sichtbarem Respekt hörte er den Erläuterungen Giadas zu.
Neugier, weil entgegen seines ersten Eindruckes von ihr, schien sie ganz genau zu wissen, wo sie stand und wo nicht. Was ihre Möglichkeiten und wo ihre Grenzen waren.
Respekt, weil sie recht offen davon sprach, ohne Scheu oder Gezeter und vor allem ohne zu klagen.
Natürlich hatte sie Mailand und ihren Erzeuger im Rücken, stand, wie sie soeben aber Beschrieb, auch unter dessen Schatten.
Offenbarte sie damit eine Schwäche sich soweit zu öffnen? Hätten andere in ihrer Lage ähnlich gehandelt?

Letztendlich nickte der Nosferatu einen Moment nachdem sie geendet hatte und schien weder List noch Argwohn oder gar Abscheu zu empfinden.
Weiter lag eine Ruhe auf seiner Stimme und die Worte schienen wohlüberlegt zu sein.
"Habt Dank für eure Ausführung. Auch wenn ich es geahnt habe, lag es nicht in meiner Absicht euch mit meinem Anliegen soweit an die Grenze eurer Situation zu bringen."
Sie hätte auch einfach die Frage mit einem Nein beantworten können und fertig. Für den Gefallen der Nosferatu hätte sie sicher auch ein anderes Zahlungsmittel gefunden.
Stattdessen schien sie tatsächlich bemüht. Das überraschte den Buckligen doch etwas und all diese Gedanken lagen in seinem dann folgenden tiefen Nicken der Dankbarkeit.
Sollte Giada ein Gespür dafür haben, konnte sie eben das erkennen.

Dann sprach er weiter, denn mehr gab es dazu nicht zu sagen oder drauf herum zu reiten. Zeitsparend kam er zum geschäftlichen.
"Gerne höre ich mir die zeitliche Abfolge der Geschehnisse und politischen Entscheidungen an und versuche meine Schlüsse daraus zu ziehen. Um euer Angebot der Gegenleistung besser beurteilen zu können bin ich gespannt darauf zu hören, an welcher Sache ihr Interesse habt?"
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Amo la politica [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Euer Dank ehrt Euch. Doch seid versichert, ich gehe hier in Genua beinahe ohne Unterlass an eben dieser Grenze.” Das klang sehr schlicht und trocken, so wie die Lasombra es sagte.
Sie setzte sich langsam, als sie dann mit den Ausführungen begann:

“Es war jene Feier der hundertjährigen Herrschaft der Weißen Prinzessin von Genua, zu welcher so viele bedeutsame Kainiten geladen waren wie sie wohl selten an einem Ort sind. Und sie alle wurden Zeuge der Ereignisse.”

“Ich war nicht dort, doch Ihr wart es wohl. Was mir von einigen jener Zeugen des Abends zugetragen wurde, war viel. Glanz und Ruhm, Blut und erhitzte Gemüter, Tod und Asche, das Klagen Seinfredas, von welchem ich hörte, dass es sich kaum mehr aus dem Gedächtnis bannen lässt, wenn man es nur einmal vernahm. Doch unter alledem war auch dies: Dass der Prinz Genuas ihren Eid gegenüber einem ihrer Vasallen brach.”

Die Magistra sprach langsam und gleichmäßig. Mit großer Sorgfalt hielt sie auch nur die Andeutung einer Wertung aus ihrem Tonfall heraus.

“Jene Nacht endete mit einer Herausforderung und blutige, hässliche Nächte folgten, in welchen die Stille, die uns allen für die Nacht und unsere Maskerade vor den Sterblichen auferlegt ist, mehr als einmal zerrissen wurde. Am Ende fanden die zwei Ahnen, die um den Thron von Genua rangen, eine Einigung. Erneut lässt sich viel über dies sagen und es gibt mehr als nur einen bedeutsamen Beiklang der Ereignisse. Der Aschene Pakt wurde geschlossen und damit brach der alte und neue Prinz von Genua einen zweiten Eid: den eigenen Vasalleneid gegenüber dem Fürsten der Lombardei, in deren Länder auch Genua gehört.”

Giadas Hände ruhten locker auf den Lehnen ihres Stuhls doch sie zeigte mit zwei Fingern die beiden Eidbrüche an.

“Nun ist Genua ein Teil der See der Schatten und die Weiße Prinzessin ist eine zweifache Eidbrecherin. Seither begab es sich dann wohl, dass die Günstlinge von Genuas Hof in Mailand kaum mehr ein offenes Willkommen erfahren.”
Giada hob eine Augenbraue an und nickte Vergonzo einmal zu.

“Nicht allzu lange später fiel Brescia an die Tedesci. Dies ist für Genuas Geschichte nicht von Bedeutung, doch für meine: Ich verlor meine zeitweilige Heimat dort und wandte mich hierher. Ich erklärte dem Herold, dass ich jene Aufgabe um die Instandsetzung der Straße nach Mailand auf mich nehmen will. Und auch zu jener Zeit war mir bereits vollständig bewusst, dass ich dies kaum jemals allein tun kann.”

“Seither suche ich hier in Genua nach solchen, die ein Interesse an einem solchen Unterfangen haben. Es hat allzu viele verschiedene Verstrickungen und Verflechtungen in der Welt bei Tage und bei Nacht.” Sie legte keine Aufforderung in diese Worte und beobachtete einfach die Reaktion des Nosferatu vor ihr.

“Was nun diese andere Frage angeht, bei welcher Ihr und die Euren mir vielleicht weiterhelfen könnten: Es geht um eine Sache, die mit all diesen Dingen verwoben ist. Ich interessiere mich für den Weg, welche der Nachschub an Soldtruppen aus Venedig durch Norditalien nimmt und wo sie nun immer häufiger aufgehalten werden - und von wem genau. Es gibt einige Gründe, für solche Fragen in die Richtung Pisas zu blicken, doch ich will meinen Blick nicht so blindlings lenken lassen. Der Clan der Verborgenen aber könnte über diese Dinge mehr wissen und würde dieses Wissen vielleicht auch an mich verkaufen wollen. Der Preis dafür müsste wohl zu verhandeln sein.”
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