[1064] Ein Gelehrter im Mondschein [Angelique, Gabriel]

[Gabriel Ducas]

Gabriels Augen wurden größer als das Kind mit all der Begeisterung und Ehrfurcht begann zu flüstern. Fürwahr ein ehrgeiziges Unterfangen. Aber sie hat offenbar ihre Zeit bereits genutzt. „Aber natürlich sollte man klein beginnen. Jedes Haus beginnt mit einem Fundament.“ Der Brujah hatte offenbar seine anfängliche Verwirrung überwunden und stieg nun mit einer ähnlichen Begeisterung in das laufende Gespräch ein. Seine Worte ließen offen ob sie sich auf die Bibliothek oder den Wunsch der Malkavianerin bezogen ALLES zu wissen.

„Nebst dem verehrten Hüter des Elysiums und eurer werten Person. Wer könnte, eurer Meinung nach, noch etwas beisteuern zu einer solchen Bibliothek? Ich wäre gern bereit mich an einer solchen zu beteiligen, doch fürchte ich, mein Beitrag wird eher die Peripherie als den Inhalt betreffen.“ Gabriel war offenkundig sehr angetan von der Idee. Vielleicht sollte man ein neues Gebäude errichten und es mit diesem Verbinden. Eine öffentliche Bibliothek für die Sethkinder und ein Bereich für die Kinder Kains.

[Angelique]

"Der Chronist der Verdammten Genuas. Der ehrwürdige primogentor Benedetto von den Kappadokiern hätte sicher viel beizusteuern. Wenn Ihr mit ihm Euch verabredet, mag er Euch auch Einblicke gewähren, die einem Neuankömmling wertvoll sein könnten.
Aber bedenkt, dass er einen Preis verlangen wird, da er Wissen noch für etwas Kostbares hält, das wie Kostbares fortgeschlossen gehört."

[Gabriel Ducas]

Der Chronist der Verdammten. Ein interessanter Titel. Bei den Worten des kindlichen Mondes strich sich Gabriel nachdenklich durch seinen Bart. Die Idee einer Bibliothek schien ihm zu Gefallen. Allerdings machten sich auch leichte Sorgenfalten auf seinem Gesicht breit, so war er doch nur ein Handwerker und noch dazu kein Baumeister. Wer sollte ein solches Gebäude bauen und was würde es kosten? Ich kann bei der Innengestaltung sicher einiges beisteuern. Doch den Inhalt einer Bibliothek? Wie hoch mochte wohl der Preis… der Gedanke durchfuhr ihn wohl just in dem Moment als Angelique das Wort aussprach, fuhr er doch etwas aus deinen Gedanken heraus und sah diese nun nachdenklich an.

„Eine solche Bibliothek wäre wohl nur durch eine gemeinschaftliche Anstrengung aller Mitglieder der Domäne Genuas zu realisieren. Auch wenn dies zum Wohle aller wäre, bin ich doch skeptisch wie ein solches Unterfangen zu realisieren wäre, bin ich doch weder Schriftgelehrter noch Baumeister.“ Der Brujah lächelte entschuldigend presste die Lippen aufeinander und hob die Augenbrauen. Ein Anbau am Elysium wäre zielführend. Im Kopf ging er die nähere Umgebung des Elysiums durch. „Meint ihr, der verehrte Ilario wäre einem solchen Projekt gegenüber aufgeschlossen? Und wie steht es um euch? Welch Gegenleistung hieltet ihr, für eure Beteiligung als angemessen?“

[Angelique]

"Ich hoffe, der verehrte Ilario wird den Sinn in diesem Unterfangen sehen."

Sie lachte glockenhell.

"Ich? Ich will keine Gegenleistung. Im Gegenteil. Ich würde meinen bescheidenen Anteil an Büchern beisteuern wollen. Dafür aber frei Zugang zu allen Werken haben, die in der Bibliothek angehäuft werden.

Als Gebühr würde ich vorschlagen, dass ein jeder Nutzer ein Buch entweder beisteuert oder die Herstellung eines solchen finanziert.
Man könnte Kopierdienste von Werken, die man nicht für sterbliche Augen bestimmen will, mir überlassen. Ich bin nicht der verehrte Benedetto in seiner Kunstfertigkeit, aber ein bisschen beherrsche auch ich inzwischen Schönschrift und Illumination."

[Gabriel Ducas]

Gabriel schmunzelte. Keine Gegenleistung aber freien Zugang zu allen Werken die dort angehäuft werden? Ist das nicht bereits eine Gegenleistung? Schließlich verzog er schmunzelnd den Mund und zuckte erneut mit den Schultern. Sollten sich andere um Zutrittsrechte und die Rechte zur Einsichtnahme kümmern. Viel wichtiger war, wie ein solcher Bau zu bewerkstelligen war. Er war nun bereits seit ungefähr einem Jahr in Genua und seine Aufgabe war, nachdem er sie nun allein zu bewerkstelligen hatte, nicht einfacher geworden. Kulturell hätte eine solche Bibliothek sicher einiges zu bieten, dennoch mussten sehr viele Dinge bedacht werden.

„Ihr verfügt nicht zufällig über Verbindung in die Stadtpolitik Genuas um ein solches Bauvorhaben anzustoßen? Oder vielleicht euer verehrter Clansbruder Ferrucio? Ein solches Werk baut sich nicht von allein und wir müssten Fürsprecher gewinnen.“

[Angelique]

"Nein, das habe ich nicht. Ich hasse Politik. Sie nahm mir, was mir hundert Jahre lang alles bedeutet hatte."

Die Kleine wirkte in dem Moment nicht wie eine Elfjährige, sondern der Gram einer alten Witwe sprach aus ihr.

Dann fing sie sich, als die Traurigkeit wieder amüsierter Fröhlichkeit wich. "Oh, Ferrucio müsst Ihr schon selber dazu fragen. Ich mische mich nicht in seine Angelegenheiten ein.
Einen Baumeister der Nesiferitu könnte ich aber vermitteln."

[Gabriel Ducas]

Gabriel hob erstaunt eine Augenbraue. Ein ziemlich harscher Wechsel und auch ein starkes Wort. Hass. Scheinbar war der Brujah allerdings nicht darauf aus, die Laune des Mädchens zu verderben, denn offenbar kannte er sich mit solchen plötzlichen Gefühlsausbrüchen durchaus aus und ließ das Thema Politik erst einmal Ruhen. Gabriel musterte die Malkavianerin und ließ ihr etwas Zeit den Gram hinter sich zu lassen, ehe er selbst fortfuhr.

„Eine Vermittlung wird es wohl kaum sein. Eher müsste der Baumeister ebenfalls überzeugt werden, dass ein solcher Bau im Sinne, der seinen und im Sinne der Domäne sei.“ Die Worte blieben einen Moment zwischen den beiden stehen ehe Gabriel hinzufügte.
„Bislang hörte ich nur vom ehrenwerten Feruccio. Ist er ebenso ein Chronist der Domäne? Wie könnte ich meinem Wunsch für ein Gespräch Ausdruck verleihen? Ist er des Öfteren in diesen schönen Hallen?“

[Angelique]

"Ich hoffe nicht", sagte Angelique erschrocken. "Dann müsste ich mir ja andere Hallen suchen, wenn ich in Ruhe studieren möchte.
Fragt den verehrten Ilario, wenn Ihr eine Verbindung zum Hofgelehrten wünscht."

Das Wort "Hofgelehrter" troff von Sarkasmus.

"Da könnt Ihr auch gleich beichten oder ähnliche Sakramente in Anspruch, die sonst nur zurecht Sterblichen vorbehalten sind. GOtt macht wohl eine Ausnahme für die wahrhaft Gläubigen."

Die Kleine rollte ihre Schriftrolle zusammen und betrachtete sie liebevoll. Die kleine Zornesfalte auf ihrer kindlichen Stirn, die sich in ihrem Unmut gebildet hatte, verschwand wieder wie ein Sommerwölkchen.

[Gabriel Ducas]

Beichten? Es ist… Der Brujah schien in Gedanken in der Zeit zurückzureisen. Nur mühsam fand er den Zeitpunkt seiner letzten Beichte. „…eine Weile her.“ vollendete er seinen Gedankengang sprechend und mit einem Schmunzeln. „So ist euer verehrter Clansbruder also ebenfalls ein Hofgelehrter?“ Gabriel nickte und zählte insgeheim die ihm bisher bekannten Kainiten mit Amt und jene ohne Amt.

„Ist es denn in Genua üblich bei den Hofgelehrten zu beichten? Sollte nicht ein Geistlicher die Beichte abnehmen?“ Seine Stimme klang fragend und er hatte seine rechte Augenbraue skeptisch erhoben. Der Brujah gab sich keine Mühe seine Verwirrung über die Informationen zu Feruccio zu verbergen. Offenbar war das Konzept der Beichte ihm zwar bekannt, dennoch schien es offensichtlich einige Jahre her zu sein, dass der Maler zur Beichte erschienen war.

[Angelique]

"Nein", berichtigte die Kleine geduldig, "Ferrucio ist nicht ein Hofgelehrter, sondern der Hofgelehrte. Ich bin nur ein dummes Mädchen."

Sie grinste böse. "ja, nicht wahr? Normalerweise gibt man das Amt des Geistlichen mit seinem Ableben ab. Offenbar ist diese Idee nicht bis zu unserem Hofgelehrten durchgedrungen. Schade, wo er sich doch sonst so penibel an die Weisungen des Bischofs von Rom hält."

Irgendwie vermittelte das Mädchen das Gefühl, ihren Klangenossen nicht wirklich zu mögen.