[1067] Schwarze See [Arash, Giada]

[März '22]
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Gerade mit dem Satz des kleinen Bootes und stärkerem Wellengang griff die Lasombra natürlich nach der Reling oder einem Haltetau, um sicher zu bleiben. Doch sie schien nicht sonderlich angstvoll. Wenn Arash sich mit der Takelage beschäftigte, ging ihr Blick oft einfach auf die schwarze See hinaus. Es konnte beinahe wie eine Art von Sehnsucht wirken, doch vielleicht war das auch nur eine Täuschung oder zuviel der Interpretation. Giadas Miene wirkte hier friedlicher und weniger hart.

Auf seine Frage antwortete sie dennoch direkt: “Meine Heimat ist die Lombardei und diese kennt zwar starke Flüsse und eine Küste, doch Ihr könnt Euch denken, dass in der Gesellschaft der Menschen für eine Frau wenig Spielraum ist. Wie viele Frauen würden hierzulande frei umherziehen? Wie viele sind selbst Fischer oder bleiben ihr Leben lang dem Wasser nah genug, dass sie solcherlei lernen? Nur die wenigen, die direkt an einem Fluss oder einer ruhigen Bucht aufwachsen, haben in der Kindheit wohl die Gelegenheit zu derlei. Doch danach… nein.”
Sie sah ihn an und da war ein kleines Lächeln. Es wirkte merkwürdig grausam oder vielleicht einfach bitter und hart wegen solcher engen Grenzen.
“Es kostet einiges, solche Grenzen der Gesellschaft zu übertreten. Nur die wenigsten können sich dies leisten - oder wollen diesen Preis zahlen, wenn die andere Möglichkeit doch ist, behütet, bequem und geschützt in sicheren Bahnen zu bleiben.”
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Arash
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

"Was hat euch dazu veranlasst diese Freiheit zu suchen? Eure sichere Umgebung zu verlassen und in das Unbekannte überzutreten?" folgte eine weitere Frage des Gangrels, während er von der Reling herabstieg und dabei scheinbar keinerlei Schwierigkeiten damit hatte dem auf und ab der Wellen zu Folgen. Er schien sich nicht festhalten zu müssen.

Schließlich blieb er neben ihr an der Reling stehen und schien das Boot selbst seinen Weg durch die Wellen suchen zu lassen. Kurz schweifte sein Blick erneut über die Lasombra und insbesondere ihren Gesichtsausdruck, bevor er weitersprach. "Die See ist faszinierend nicht wahr? War fasziniert euch an den schwarzen Wellen?" Beinahe konnte man meinen die Stimme des Gangrels war ein wenig verträumt. In jedem Fall aber übertönte sie nur ganz knapp das Knarzen der Takelage und das Rauschen der Wellen, während der Bug durch sie hindurchpflügte.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Was mich veranlasst hat, vorzutreten?” Giada lachte einmal. Es klang rau vom Seewind und dunkel - und verstummte schnell wieder. “Die Gewissheit, dass ich mehr kann als ein ganzes Menschenleben lang in engen Kammern, engen Kleidern, engen Regeln und ohne irgendeinen Nutzen für diese Welt dahin zu dämmern. Ich war stärker, schneller, klüger, besser als jene um mich her. Weshalb sollten sie ein Recht haben, mich ein zu sperren? Ich habe mir erst die Möglichkeit, die Macht und dann das Recht geschaffen, sie ein zu sperren. Und so habe ich die Lage umgekehrt. Dort hat mein Weg begonnen.”

Sie sah Arash an, mit noch einem Anflug dieses Lachens im Blick und in der Miene. “Das ist lange, lange her. Jeder von uns in der Nacht hat irgendwo einen Anfang genommen. Ich verachte die, die in die Nacht gezerrt werden mussten. Die meisten davon vergehen schnell. Diejenigen, die mit einem Willen, vielleicht gar einem Ziel, in die Nacht gehen, das sind diejenigen, die es anzusehen lohnt. Sie könnten Freund oder Feind sein, doch immerhin sind sie.”

Dann machte sie eine weite Geste, hinaus auf die See. “Und das dort draußen? Wonach Ihr da fragt, das ist etwas gänzlich anderes. Ich kann es Euch schwer umschreiben. Die Weite. Die Tiefe. Die Schwärze. Die Fremde. Die Vertrautheit.” Sie ließ den Arm sinken.
“Brutalität. Der absolute Mangel an Gnade oder auch nur ein Verständnis für ein solches Ding, für ein solches Konzept.” Sie sagte noch etwas, doch diese Worte waren deutlich leiser, ein geflüsterter Zusatz. Ob Arash ihn gegen Wind und Wellen überhaupt hören konnte? "Manches Mal finde ich Trost in unserer Bedeutungslosigkeit."

Dann jedoch räusperte sie sich und schüttelte jene leisen, dunklen Töne ab.
“Ihr jedoch habt Euch gewiss schon in der See und in der Tiefe erprobt. Sagt mir, was habt Ihr erfahren?”
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Arash
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

Innerlich lächelte Arash bei den Worten der Signora. Wäre sie nicht in so behüteten Verhältnissen aufgewachsen und hätte mit dem Löffel in den Mund gelebt, hätte sie durchaus das Interesse eines Gangrels erwecken können. Vielleicht war es diese Art der Nähe ihrer Gedanken, die ihn veranlasste, Giada noch einmal genau zu betrachten. Er kannte die Konturen ihres Körpers und hatte eine gewisse Vorstellung wie er sich unter der weit geschnittenen Reitkleidung bewegte.

Er blinzelte diese Vorstellung weg, da sie ihn abzulenken drohte. "Ihr wärt eine gute Gangrel." schmunzelte er und richtete seinen Blick wieder über die dunklen Wellen der offenen See. "Meine Erzeugerin fragte mich damals nicht. Sie wandelte mich und "zerrte" mich so in die Nacht, wenn ihr so wollt. Auch, wenn ich mich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr als den Menschen verbunden fühlte, war die erste Zeit für mich neu und unbekannt. Es war keine freie Entscheidung, aber auch nichts das ich ihr nachtrage. Ich bin im Gegensatz sogar froh, dass sie mir zeigte was jenseits der Stille liegt, die sich in mir ausgebreitet hatte. Es war ein Erwachen, eine Öffnung meiner Augen und meines Geistes." kurz pausierte er, um die Wellen seine Worte unterstreichen zu lassen. "Wie habt ihr eure ersten Nächte erlebt? Wart ihr allein? Musstet ihr lernen zu überleben?"

Ihre weiteren Worte riefen in ihm die Erinnerung an den dunklen Abgrund herauf den er am Meeresboden einst fand. Es war faszinierend und gleichzeitig beängstigend gewesen. Es war wie eine reale Abbildung seiner inneren Kluft in der die Bestie lauerte, die er so gut kannte.

"Die Natur hat kein Mitgefühl. Sie denkt nicht wie Menschen oder Kainiten. Sie ist ein Kreislauf, der unaufhaltsam sich immer weiter dreht. Das Gras wird vom Reh gefressen. Das Reh wird vom Wolf erlegt und gefressen. Der Wolf hinterlässt irgendwann sein Geschäft, welches Fliegen anlockt, welche von Vögeln gefressen wird. Der Vogel stirbt und seine Überreste geben dem Gras neuen Nährboden. Der Kreislauf schließt sich. Genauso ist es dort unten. Unser Körper ist dort unten den Gezeiten ausgesetzt, Strömungen zerren an einem. Die allumfassende Finsternis ist dort allgegenwärtig. Je tiefer man kommt desto weniger werden die Farben, bis schließlich kein Licht mehr den Meeresboden erreicht. Egal wie mächtig wir sein mögen. Dort unten sind wir nichts. Das Meer ist der ware Herr." gerade als er geendet hatte taf eine Welle das Boot direkt an der Reling und lies eine Gischtwolke über die beiden Kainiten niedergehen, die beide bis auf die Haut durchnässte. Die Welle war unsichtbar gewesen, bis sie sich an der Bordwand gebrochen hatte. Scheinbar hatte nicht einmal Arash sie kommen sehen. Oder es war ihm schlicht egal.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Einmal durchnässt, reckte Giada ihr Gesicht in den Wind. Für eine Weile antwortete sie nicht mehr auf Arash, schien ganz in dem Moment aufzugehen.
Als sie dann wieder zu ihm herüber sah, war ihr Blick ganz ähnlich wie seiner: Sie musterte seine Gestalt, die mühelosen Bewegungen, seine Stärke hier draußen. Als sie dann ihren Arm ausstreckte, war die Bewegung langsam, aber vielleicht dennoch überraschend. Ihre Hand legte sich auf Arashs Brust, wenn dieser nicht davor zurück trat.

“Dann wurdet Ihr gezerrt, doch Ihr habt Euer neues Dasein angenommen. Ihr seid nicht das Opfer einer anderen geblieben. Gut.” Überraschenderweise trug Giadas Hand harte Schwielen. Ebenso war diese Hand alles andere als sonderlich zart oder heil. Für gewöhnlich wurde dies wahrscheinlich mit langen Ärmeln oder dem Schmuck verborgen, doch jetzt gerade könnte Arash sogar erkennen, dass diese Hand von irgendeiner Tortur von zuvor sogar noch heilte. Was auch immer die Lasombra getan hatte, es hatte ihr irgendwann vor nicht allzu langer Zeit die Knochen gebrochen und die Haut wund gerissen. Von beidem waren nur noch Spuren zu sehen, Unregelmäßigkeiten in der Haut und den Knöcheln.
Hätte Arash Giadas Hand auf seiner Brust zugelassen, so könnte er mit dem Wellengang den Druck dieser Berührung fühlen. Sie griff nicht zu, sie spürte seinem Körper und dem Auf und Ab des Bootes nach. Vielleicht wartete sie auch darauf, was er tat.

“Ich musste lernen, zu überleben. Niemand erhält dieses Blut, das ich erhielt, der nicht hundertfach seine Stärke bewies und weiter beweist. Doch mein Überleben war nicht in der Wildnis. Das ist das Reich der Euren. Doch so wie eine Jagd nicht an der Grenze von Stadtmauern endet, wie Ihr es mir schon gesagt habt, genau so endet der Kampf ums Überleben nicht aufgrund von Palästen vergangener Reiche. Für meinesgleichen beginnt er in den langen Schatten, die jene werfen, die uns vorausgehen.”
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Arash
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

Auch der Körper und die Kleidung des Gangrels waren nun vollkommen durchnässt. Das Leder seiner Hose und des Hemds klebte nun noch enger an seinem schlanken drahtigen Körper, als ohnehin schon. Sein Blick allerdings glitt über den Körper Giadas, der sich nun deutlicher unter der nassen Kleidung abzeichnete. Sein Körper wandte sich ihr beinahe automatisch zu und er zuckte auch nicht zurück, als sich die Hand der Lasombra auf seine Brust legte. Durch das dünne, nasse Leder hindurch konnte sie keinen Herzschlag spüren. Keine Atmung. Die Haut fühlte sich kalt an, noch unterstrichen vom kalten Meerwasser, welches von der Haut seines Gesichts und den Haaren tropfte.
Sie konnte die flache Brust spüren, die nicht so muskulös war wie bei vielen Männdern, eher sehnig aber eindeutig von einem Leben der Arbeit geprägt. Die Haut war ohne Narben und glatt. Nicht einmal Haare wuchsen dort. Arash lies den Moment zu. Erlaubte ihr seine Brust, den Körper zu erforschen, bevor er leise, kaum hörbar antwortete. Beinahe so, als wollte er den Augenblick nicht zerstören. "Jeder lernt auf andere Art das Überleben. Mein Blut beobachtet lange und entscheidet dann ob eine weitergabe des Blutes gut ist oder nicht...selbst wenn das Blut weitergegeben wird, so beginnt danach der Kampf ums überleben, dann man bleibt allein mit dem Tier zurück und muss die ersten Nächte überleben sich selbst nähren, das Tier kontrollieren lernen...wer dies nicht schafft wird zu Asche und dem Wind übergeben. Es hört nie auf...Überleben und Jagd sind für euer und mein Blut wichtig...nur...anders."

Waren die ersten Worte Giadas ein Kompliment gewesen? Er war sich unsicher. Versuchte ihren Blick wieder einzufangen und in den Augen zu lesen. Dies war das erste Mal, dass sie ihn berührte. Was hatte das zu bedeuten? War sie nur neugieirig? War es mehr? Seine Zunge fuhr über seine Lippen, während er langsam seine Hand auf die Ihre legte. Vorsichtig streckte er seine andere Hand schließlich nach ihrem Körper aus und würde sie auf dieselbe Stelle der Brust legen, die sie bei ihm berührte. Sollte sie dies zulassen würde sie merken, dass die Hand genau wie ihre schwielig war. Sie war arbeit gewohnt gewesen, als er noch lebte. Trotzdem waren die Finger schlank und die geschickt. Es schien nicht das sie jemals gebrochen oder verletzt waren. Ob er immer vorsichtig gewesen war? "Sagt ihr mir, was euch eure Hand verrät?" Dabei lag seine Hand immer noch auf der Ihren.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Meine Hand? Wenig, das ich nicht zuvor schon wusste”, antwortete Giada. Ihr Lächeln blitzte auf, nur kurz, vielleicht weniger ein Lächeln als das Aufblitzen von Zähnen.
“Eure Antwort jedoch sagt mir, dass Ihr kein Feigling seid.” Sie trat ein klein wenig näher, so dass der Druck ihrer und seiner Hand sich erhöhte. Dann löste sie ihre Hand, strich über Arashs Brust und griff nach seinem ausgestreckten Arm.

“Wesen wie wir sollten keine Feiglinge sein. Wir dürfen es nicht. Mit jeder Generation wird unser Blut dünner und blasser. Wir, die wir jung sind, müssen uns beweisen und können nicht nur bequem überdauern, dahindämmern, warten und hoffen.”
Ihr Griff war hart, aber noch nicht schmerzhaft. Sie wollte sehen, was er tat, wollte seinen Arm und Körper spüren. Vielleicht begnügte er sich mit dem Blick auf die klarer gewordenen Konturen, doch Giada war nicht jemand, die sich einfach begnügte.

“Ich verstehe Euren Weg durch die Nacht nicht, doch ich kann seine Stärke schätzen, wenn sie sich zeigt.”
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Arash
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

"Wenig...ist nicht, nichts." schmunzelte er. "Erzählt mir mehr." Das Aufblitzen der Zähne erwiderte er. Allerdings etwas länger. Mehr als einen kleinen Augenblick. Aber auch nicht zu lange. Als der Druck ihrer Hände stärker wurde, da Giada näher an ihn heran trat, blieb sein Körper standhaft. "Feigheit tötet in der Wildnis und auch in sonst überall...Feigheit kann sich niemand von uns leisten." ein leises Knurren erklang, als sie seinen Arm ergriff. Sein Blick aber, bisher von ihrem Körper angezogen, versuchte ihre Augen zu erfassen. Zu sehen worauf sie hinauswollte. Was erwartete sie...zu oft trugen viele ihre Absichten in Ihren Blicken, in den Gesten...er hatte gelernt sie zu lesen, vor langer Zeit und nur selten lies ihn sein Gefühl im Stich.

Seine Zunge fuhr über seine Lippen, bevor er fortfuhr. "Feigheit und Schwäche ist nicht Teil meines Weges und ich hoffe auch nicht des Euren." Seine Hand blieb an ihre Brust gedrückt, dann aber macht er einen weiteren Schritt auf sie zu und blieb nur Zentimeter von ihr entfernt stehen. Der Druck seiner Hand auf ihrer Brust blieb gleich. Aber seine zweite Hand griff nach ihrer anderen Hand und umschloss das Handgelenk. Sein Griff mochte kraftvoll sein, aber nicht schmerzhaft, Er hob den Arm an und ein Lächeln überkam seine Lippen. Jäger und Beute hatten sich gegenseitig gefangen. "Nun...erzählt mir mehr..." meinte er leise, lauernd.

Wahrnehmung + Empathie:
Results: 7 2 10 7 8 7.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Vielleicht war es diese merkwürdige, aus den üblichen Wegen heraus gerissene Situation, die Arash die Lasombra etwas klarer sehen ließ. Vielleicht war es auch einfach die Tatsache, dass sie sich wenig Mühe machte, sich selbst zu verstellen. Gewiss halfen die Andeutungen und auch das, was sie bereits voneinander kannten.

Ja, Giada war wahrscheinlich bereits im Leben mit jenem ‘goldenen Löffel’ im Munde geboren worden. Wenn man es so sehen wollte, dann war auch ihre zweite Geburt von dieser Art gewesen: In eine der herrschenden Blutlinien in der Lombardei, in den Clan mit der Krone im Wappen, in den wortwörtlichen Schatten großer, alter und berühmter Namen. Eine solche Geburt, zweifach zudem, konnte eine Seele vollständig formen und sie auf ewig bestimmen. Es gab genügend Beispiele für genau das.

Doch die Frau, die vor Arash stand, hatte sich nie einfach gefügt oder mit diesen Dingen begnügt. Ein goldener Löffel bedeutete auch einen goldenen Käfig, eine goldene Kette um den Hals und ein Leben, welches Schritt für Schritt bestimmt und vorgezeichnet war. Doch diese Frau hatte sich nicht einfach gefügt, sich nicht einfach begnügt, war nicht irgendwann einmal vor hundert oder zweihundert Jahren irgendeinen vorbestimmten Weg gegangen. Was für eine Sorte von Willen - oder vielleicht Ehrgeiz? Machtgier? Anspruch? - brauchte es wohl, um sich sehenden Auges in den Tod und in die Nacht zu begeben?

Diese Frau nahm sich, was sie wollte. Sie hatte hier und jetzt keinen Grund, sich zu verstellen: Arash gefiel ihr und sie wollte ihn. Seine Nähe? Seine Worte? Seine Herausforderung? Sein Blut? All diese Dinge vermischten sich für Kreaturen wie sie beide, für die die allzu menschliche Lust des Körpers allzu oft eine Sache war, die mit diesem Körper auch gestorben war. Wahrscheinlich war da auch noch mehr - jemand wie die Lasombra tat nichts einfach nur aus irgendeinem niederen Trieb, irgendeiner Laune oder Gier heraus.

Giada löste ihre Hand von der Reling, an der sie sich im Wellengang festgehalten hatte. Nun hatte sie diesen Halt in Arash, in ihrer Hand um seinen Unterarm und sie lachte. “Wenn Ihr es wünscht, dann will ich das tun! Ich will Euch sagen, dass mich Eure Augen an das Grün der Wälder im Sonnenlicht erinnert. Dass mich Euer Kampf um Eure Seele an meinen eigenen gemahnt! Dass ich vielleicht wie Ihr bald um mich selbst ringen muss, mit allem, was ich habe und was ich aufbieten kann. Ihr erinnert mich daran, dass es eine Welt außerhalb der Mauern gibt.”

Sie neigte sich vor wie um seinen Geruch tief einzuatmen. Doch sie mussten nicht atmen und es war die kalte, schwarze, salzige See, die alles durchdrang. “Also musste ich spüren, dass Ihr echt seid, unter meiner Hand, dass Ihr kein Feigling seid, dass ich nicht einfach in die leere Nacht, hohle Worte und irre Hirngespinste greife.”
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Re: [1064] Schwarze See [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

Arash Augen blitzten auf, während er Giadas Gestalt und ihre Augen, den Blick, das Tier dahinter, in sich aufnahm. Oh er verstand sie, er verstand sie in gewissem Sinne besser, als es die Lasombra vielleicht ahnte. Oh sie nahm sich was sie wollte, genau wie er. Hier unterschieden sie sich kaum. Er mochte anders in die Nacht gekommen sein, aber er hatte sich die Nacht und seine Natur zu eigen gemacht.

Als sie näher kam und einatmete, hüllte der Geruch nach Moschus sie ein. Es war der Geruch eines Raubtiers, gemischt mit der salzigen frische der Seeluft. Gewürzt mit den Gerüchen nach frischer Erde, süßem Baumharz und dem Blut einer Beute. Nun war sie ihm so nah, dass ihre Körper sich berührten und sein Griff um den Leib Giadas verstärkte sich, nun wo sie nicht mehr den Halt der Reling hatte. Vielleicht war dies auch seine Art zu zeigen, dass er sie an sich nahm. Eine Herausforderung. Die Nähe des schlanken Körpers an dem der Lasombra verstärkte sich und die Köroer berührten sich nun deutlich. Er konnte die Nasse Kleidung an seiner spüren und die Formen ihres Körpers mit seinem nachverfolgen.

Er genoss die Weichheit des Körpers den er festhielt, der aber gleichzeitig fest und trainiert schien. Wusste was er wollte. Auch er atmete tief ein und versuchte einen Geruch an Giada wahr zu nehmen, bevor er sprach. "Ich sehe in eure Augen einen Drang nach Selbstbestimmung Freiheit, der immer wieder von langen Schatten getrübt wird. Der nie ganz ausgelebt werden kann. Die Welt außerhalb der Mauern mag ich euch zeigen und ihre Wunder und die dortige Schönheit. Den Kampf mit euc selbst, dem Tier...es ist für jeden anders...wenige hier meinem Umgang damit...noch weniger verstehen es oder sehen als Verstehenswert an." Er flüsterte die Wort nah ihres Gesichts, so dass sie nur leise, aber eindringlich die Ohren der Lasombra erreichten. Beinahe wurden die Worte von den Wellen und dem Wind verschluckt. "Folgt mir in die Wildnis wann immer ihr Luft benötigt und aus den Mauern heraus müsst." bot er schließlich noch an, aber lies den Körper vor sich dabei nicht los. Schien diese Nähe eher noch zu suchen. Auch, wenn das körperliche bei ihnen zurück getreten war, so war die Nähe eines anderen Körpers und ihn mit jeder Faser des eigenen Körpers zu spüren ein zusätzlicher Reiz.
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