[1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

[Dezember '21]
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Etwas wie Interesse veränderte den Blick und letztlich die Haltung Giadas nun. Wenn das Gespräch bislang eher steif gewesen war und die eine oder andere Untiefe nur so gerade eben umschifft hatte, schien sie es nun tatsächlich zu schätzen.

“Ich teile Eure Trauer um den Verlust der Erkenntnisse von einst. Und auch das Interesse am Studium, wenn nötig auch in der Sprache der Heiden. Ich selbst habe begonnen, mich den Künsten mehr zu widmen. Mir hat es die Sprache der Zahlen angetan, in welcher sich die Gegebenheit der ganzen Welt und Schöpfung Gottes beschreiben lassen soll.”
An diesem Punkt sah sich Giada suchend um. “Die werte Angelique ist des öfteren in diesem Elysium, doch ich sehe sie heute nicht. Sie besitzt einen wahren Eifer und schier unerlöschlichen Wissensdurst. Ich wäre sehr an einem Austausch mit Euch interessiert - und zur Einladung dazu kann ich Euch sagen, dass sie es gewiss auch wäre.” Das klang tatsächlich wie eine Einladung, vor allem, da sie nun auch nachfragte:
“Ihr seid hauptsächlich an der Heilkunst interessiert? Kann derlei losgelöst von den anderen Künsten studiert werden? Ist es das Wissen darum, das Euch reizt, oder auch das Handwerk selbst, wie sich der Leib oder gar der Geist der Sterblichen wieder richten lässt?”
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Liviu Cosma
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Liviu Cosma »

Seine Stimmung erhellt sich und er hört fasziniert zu.

„Interessant Ansatz, da habe ich bisher noch sehr wenig gehört, auch wenn die Bedeutung der Zahlen in der heiligen Schrift nicht zu unterschätzen ist. Wie lange beschäftigt ihr euch mit der Sprache der Zahlen?“

„Nein, die Heilkunde umfasst eine ganze Reihe von anderen Künsten. Nach der Lehre der Säfte geht es um die Ausgewogenheit des Körpers mit seiner Seele und seiner Umgebung. Es fließen die Elemente genauso wie die Astrologie, das Temperament der Person, das Wissen über Kräuter und noch viele anderen Künste mit ein.“

„Ich wäre sehr erfreut werte Angelique kennen zu lernen und vielleicht wäre es möglich ein Treff mit euch und der werten Dame zu organisieren. Sich gemeinsam auszutauschen wäre auch ein Wunsch von mir.“

„Im Moment nimmt meine Aufgabe sehr viel Zeit in Anspruch und sind in letzter Zeit wieder Gäste oder Mitglieder der Domäne verschwunden und in welchen Vierteln habe diese Personen sich niedergelassen?“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ich werde Euch gegenüber der werten Angelique erwähnen. Wovon Ihr sprecht, klingt bereits für Menschen nach einem schwierigen Gleichgewicht. Doch wenn wir Eure Kenntnisse unter dem Licht von unseresgleichen betrachten könnten, so könnten sich vielleicht Fragen und Kenntnisse ergeben, welche uns allen dreien unser Dasein verstehen helfen.”

Sie machte dann eine langsame, eher beiläufige Geste zur Überleitung des Themas. “Lasst Euch mit Eurer Aufgabe alle Zeit, die Ihr benötigt. Euer Werk ist gewiss keines, dem große Hast wohl tut? Zumeist handelt es sich um solche Dinge, die dieser Domäne und Stadt dienen, die sie fördern und zur Blüte bringen sollen. Es mag Jahre oder Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte dauern, ganz nach der Art Eurer Aufgabe und der Hingabe, mit welcher Ihr ihr nachgeht.”

“Vom Verschwinden von Kainiten weiß ich wenig. Dies sind Fragen, die Ihr besser an eine Geißel richtet. Vielleicht mögen auch die Liktoren Genuas mehr über solcherlei wissen. Was die Viertel angeht: Seid Ihr auf der Suche nach einer festeren Bleibe innerhalb der Mauern?”
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Liviu Cosma
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Ich danke euch!“

„Ja, ich bin auf der Suche nach einer festen Bleibe, aber wenn ich den wohlwerten Herold Galeno Fiore richtig verstanden habe, ist als Gast verboten innerhalb der Stadtmauern zu jagen. Man müsste sich das Privileg innerhalb der Stadt niederzulassen erst verdienen. Dennoch würde es einiges vereinfach, vor allem da ich auch meine Bücher dann endlich nach Genua holen könnte.“

„Die Wichtigkeit der Aufgabe und ihren Nutzen für Stadt ist mir bewusst, aber es ist für mich die erste Domäne in die Gäste in dieser Art begrüßt werden. Wie ist es euch damals ergangen, wenn ich fragen darf?“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Und schon zum zweiten Mal in diesem Gespräch versetzte der Toreador Giada in einen Moment des verblüfften Erstaunens. Sie räusperte sich. Es wirkte ein wenig steif und auch ein wenig so als hätte er nach etwas Abseitigem oder sehr Persönlichen gefragt, in etwa so als fragte man nach der Art wie die oder der jeweils andere seine Unterwäsche zu tragen pflegte.

“Ihr tut Recht daran, das Gesetz und Wort der Herrin dieser Domäne zu achten”, sagte Giada. Es klang in der Tat etwas umständlich, jedoch ernsthaft und durchaus aufrichtig.
“Es wird auf Eure Mittel und …Wege der Jagd ankommen, hier einen angemessenen Weg für Euch zu finden. Gewiss ist jeder aus der Nacht am Ende eine Kreatur der Jagd. Außerhalb der Mauern gibt es Beute - auch genug, dass Ihr jagen könnt ohne die Stille zu gefährden.”

Sie zögerte einen Moment, dann fügte sie hinzu: “Ich will nicht über meine Methoden sprechen. Doch sehe ich mich als mehr als nur eine Kreatur der Jagd und des Hungers. Ich will Euch ein Angebot zur Not machen: Bevor Ihr tatsächlich Hunger leiden müsstet oder Euch durch ihn in Bedrängnis sehen würdet, könnt Ihr Euch an mich wenden. Ein hungriger Kainit ist eine Gefahr für uns alle.”
Knapp neigte sie den Kopf.

“Ein oder zwei einfache Wege kann ich Euch vielleicht nennen: Wenn Ihr die Mittel oder Methoden habt, so kauft Euch Eure Beute in der Tagwelt. Ihr sollt nicht innerhalb der Mauern auf die Herde der höchst verehrten Herrin Aurore Jagd machen, doch Ihr könnt Eure Dienerschaft Sklaven von außerhalb kaufen lassen und sie gebrauchen wie Ihr es wünscht.”

“Ihr könnt Euch auch innerhalb der Mauern bereits ein Domizil suchen, wenn Ihr nicht dort jagt. Es ist ohnehin wohl umsichtig und vorausschauend, wenn man nicht dort zu jagen pflegt, wo man seine Unterkunft sucht. Gerade in dieser Domäne gibt es genügend Sterbliche, die die Schrecken der Nacht in irgendeiner Weise fürchten, hassen oder sogar jagen gelernt haben. Also nehmt Euch ein Domizil, baut eine gute Maskerade darum her auf, dass kein solcher Jäger einen Verdacht schöpfen muss, und bringt dorthin, was Ihr wünscht.”

Noch immer schien Giada ein wenig verblüfft darüber, wie sich dieses Gespräch gewendet hatte. Ihre Miene hatte sich jedoch langsam verhärtet - Livius war wohl nahe daran, die etwas großzügigeren Grenzen auszuschöpfen, die sie den Fremden und Jüngsten einräumte.

“Am Ende jedoch seid Ihr ein freigesprochener Kainit Eures Blutes. Macht Eurem Erzeuger und Eurem Blut keine Schande.”
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Liviu Cosma
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Liviu Cosma »

Liviu war überrascht in welche Richtung sich das Gespräch entwickelt hatte.

„Nein ihr versteht mich falsch, die Ernährung ist gesichert und mit dem Domizil muss ich den wohlwerten Herold Galeno Fiore missverstanden haben. Das Gespräch damals hat bedauerlicherweise zu dem einem oder andern Missverständnis geführt.“

„Spielt ihr vielleicht auch Schach? Bisher hatte ich nur das Vergnügen gegen den wohlwerten Toma Ianos Navodeanu zu spielen.“

Er versuchte das Thema wieder auf etwas Unverfänglichen zu lenken

„Ich habe immer noch einige Kontakt zu meiner Heimatstadt Salerno und der dortigen Medizinschule der Benediktiner und während man in der Anfangszeit noch byzantinische Texte in das Lateinische übertragen hat, werden nun schon die ersten arabischen Bücher übersetzt und für den Unterricht verwendet. Das gebündelte Wissen wird sicherlich die Medizin voranbringen“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Das Amt der Herolde ist eine Eigenheit Genuas, an die wir alle uns anpassen mussten”, meinte Giada ein wenig steif. Vielleicht war das ebenso der Versuch, diese Holprigkeiten zu überbrücken.

“Was Ihr von dieser Schule sagt, das klingt in der Tat bahnbrechend. Ich kenne aus eigener Erfahrung das Leid der arg begrenzten Schriften, karge Auswählen an Klosterschriften, verschollene, verblichene und zerstörte Werke hoher Gelehrtheit von einst - und selten einmal ein heller Geist, der Altes neu verstehen oder lehren könnte oder gar Neues versuchen. Ich bin allein aus dieser Not heraus ebenso auf arabische Texte ausgewichen… .”

Ihre Stimme verlor sich einen Moment. Hatte sie dies womöglich nicht sagen wollen? Die Lasombra schnaubte einmal und machte eine unwirsche Handgeste.
“Die Kirche sieht mit großer Wachsamkeit auf solcherlei Entwicklungen. Seid Ihr nicht auf solche Grenzen gestoßen?”
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Liviu Cosma
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Ja sicherlich und mir sind auch die Versuche bekannt, die Heilkunst zu unterbinden und zu behaupten diese würde grundsätzlich gegen das Werk Gottes verstoße. Zum Glück hat sich die Meinung durchgesetzt, dass der Heiler ein Diener der Natur ist, die Natur heilt und Gott rettet. Medicus curat, natura sanat, deus salvat.“

„Die arabischen und griechischen Texte werden sicherlich akribisch beobachtet und finden bedauerlicherweise nicht nur Befürworter in unserem Kulturkreis. Umso so wichtiger ist es dieses Wissen ins Lateinische zu übersetzten und sie so zu sichern. Ich befürchte auch, dass es Zeiten geben wird, in dem die Herkunft dieses Wissen und ihre ursprünglichen Schreiber unserem Kulturkreis angepasst werden müssen, um es zu bewahren.“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Hrmh”, machte Giada. Es klang nicht überzeugt. “Ich verstehe wohl Eure Argumente und ich beklage wie Ihr den Mangel an Wissen, Lehre und Schriften in unseren Klöstern und Schriftenhallen. Doch zugleich muss man wohl davor warnen, einfach unbenommen Wort, Schrift und Lehre von Heiden zu übernehmen und sogar noch weiter zu tragen als wäre alles aus ihrem Munde und ihrer Feder recht.”

Prüfend sah sie ihn an. “Seid Ihr es, der diese Übersetzung der Schriften leitet? Nach welchem Maßstab soll das gehen? Bedenkt, dass Ihr hier auch inmitten die Belange der lebendigen Menschen eingreift, in ihr innerstes Territorium, denn sie sind es, die lebendige Körper haben, die Krankheiten und Alter erleiden. Wenn wir in ihre Belange so tief eingreifen, dann sollte dies wohl einem rechtschaffenen Zwecke folgen, nicht wahr?”
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Liviu Cosma
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Re: [1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Nein bin ich nicht. Es handelt sich zum Teil um Schriften, die ursprünglich aus dem griechischen Kommen und bei uns verloren gegangen sind. Der andere Teil sind Erfahrungsbeichte mit Materialen, die aus dem arabischen und indischen Raum stammen. Wie z.B. Kampfer, Moschus, Ambra, Gewürznelken und Muskatnuss. Da fehlt uns einfach die Erfahrungen mit und bei aller Vorsicht, es ist aber schon eine Menge aus dem arabischen Raum bis uns vorgedrungen. Sogar das Spiel der Könige soll aus Indien kommen und ist über den arabischen Raum nach uns gekommen. Das bedeutet aber nicht, dass wir unsere Prinzipien verraten, und es bleibt bei dem Grundsatze: Medicus curat, natura sanat, deus salvat.“
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