[1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

[Dezember '21]
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Iulia Cornelia
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[1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Wie die Harpyie dem Maler bereits wenige Tage zu vor beschrieben hatte, lag das erwähnte Gästehaus am Fuße der Klippen nahe Quinto al Mare in Richtung Genua hin, auf denen in einigen Metern Abstand ein Leuchthaus thronte. Am flacher werdenden Sandstrand war ein Steg für Boote erbaut worden, während ein kleinerer Flusslauf in Sichtweite von dem Gästehaus weiter ins Landesinnere führte, hin zu der Straße, auf welchem Reisende aus dem Süden nach Genua kamen.

Zu dem Gästehaus selbst führte kein befestigter Weg, sondern vielmehr ein natürlicher Trampelpfad, der zwischen Fluss und Wald von der Hauptstraße in Richtung Meer führte. Entweder man schätzte hier die Ruhe und Abgelegenheit oder aber es war ein exquisiterer Ort, der nicht für allerlei Gesindel gedacht war, dass sich hierher versehentlich verirren konnte.

Gesinde gab es hier jedoch durchaus, welches in und um die Ställe und dem kleinen Haus abseits des Haupthauses beschäftigt war. Es herrschte ein reges, wenn auch ruhiges Treiben. Große Tücher waren wohl vor kurzem im nahen Fluss gewaschen worden und hingen nun an gespannten Leinen zwischen Stall und Gesindehaus zum Trocknen aus. Der Duft von Essen erfüllte die Luft und stammte wohl aus letzterem. Es schien heute frisches Brot für die Arbeiter auf dem kleinen Anwesen zu geben.

Eine kleinere, ältere und gebrechlich aussehende Frau saß auf den Stufen vor dem Gästehaus und überwachte streng den täglichen Ablauf, auch wenn das von zahlreichen Falten durchzogene Gesicht auf eine Person hindeutete, die gerne und viel lachte, während sie trotz allem eine geradezu herzliche und fürsorgliche Art ausstrahlte.

Ihr Blick ging regelmäßig hinaus auf das Meer oder auch in Richtung des Flusses, als sie von dort die Ankunft des heutigen Gastes geduldig erwartete. Oder vielmehr Gästen, denn es sollte gegen Abend noch ein weiterer, hoher Gast ihrer Herrin heute hier ankommen. Entsprechend sorgte sie dafür, dass das Gästehaus auf Hochglanz gebracht wurde, während sie selbst ein Küchenmesser in der Hand hielt, mit welchem sie gerade das Wurzelgemüse in die Schale auf ihrem Schoss in kleine Teile hineinschnippelte. Offenbar gab es heute Suppe zu dem Brot.

Die Umgebung wirkte insgesamt friedlich und wie ein bescheidenes, kleines Idyll geschaffen aus Menschenhand, entgegen den Irrungen und Wirrungen des Krieges. Blumen blühten in angelegten Beeten vor dem weißgekalktem Gästehaus, was diesem einen zusätzlichen einladenden und warmen Eindruck verlieh. Die leisen Geräusche des Waldes vermischten sich hier mit dem des Wassers in der Ferne und dem Treiben der Menschen vor Ort, während über das alles die Männer des Leuchthauses in der Ferne mit zu wachen schienen.
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Gabriel Ducas
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Re: [1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Bereits kurz nach Sonnenaufgang konnte man einen Gast begrüßen. Ein schmächtiger Mann, vielleicht Ende 20, mit kurzem rotblondem Haar, sauberer Rasur und der hellen Haut eines Normannen, kam vom Fluss den Weg zu besagtem Haus. Höflich hatte dieser sich als Gawain vorgestellt und gebeten das Gasthaus der Dame Cornelia in Augenschein zu nehmen, ehe sein Herr Gabriel am Abend die Gegebenheiten im Mondschein bewerten würde. Es handele sich zwar nicht um eine Wissenschaft im eigentlichen Sinne, doch man nehme das Handwerk und dessen Gesamtwirkung im Hause Ducas sehr ernst. Im Plauderton hatte der normannische junge Mann mit etwaigen Zuschauern über das Handwerk gesprochen. Über das exakte Vermessen des Lichteinfalls, um jedes Mosaik und jedes eventuelle Fensterbild zu jeder Tages- und Nachtzeit im perfekten Licht erstrahlen zu lassen. Bis zur Mittagsstunde ging er in dem Haus umher. Ließ sich die Räumlichkeiten erklären und betrachtete alles. Mehrmals schritt er die Räume ab. Besah sich alles von innen und von außen und auf Wachstafel und Pergament machte er Aufzeichnungen und notierte ständig Schrittmaße, Möblierung, Stand der Sonne, Windrichtung, Baumbewuchs und weitere Dinge. Etwa eine Stunde nachdem die Sonne ihren Zenit überschritten hatte, bat er um etwas Wasser und machte sich danach auf den Rückweg. Die Aufzeichnungen ließ er im Gästehaus offen liegen, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Er verabschiedete sich freundlich sowie höflich und entschwand entlang des Flusses.

So früh es ihm eben möglich war, hatte Gabriel sich in Richtung des Gästehauses der Ventrue aufgemacht. Gawain hatte ihm einen ersten Bericht gegeben und auch markante Wegpunkte noch einmal erwähnt, um die Anreise so angenehm und schnell wie möglich zu machen. Zeit war ein wichtiger Faktor. So kam denn der ungefähr fünfeinhalb Schritt große Gestalt des Brujah aus dem Dunkel der Nacht den Fluss hinauf. Die Kleidung unterschied sich deutlich von der sonstigen, trug er doch diesmal die Tracht eines Handwerkers. Einfacher Leinenstoff und ebensolches Leder, hier und da ein Farbfleck. An der Seite eine Umhängetasche und ein, von einer Spange gehaltener Leinenumhang, welcher ebenfalls hier und da ein paar Farbflecken aufwies. Mit dem Bart und den vom Wind der Klippen zerzausten Haaren hätte man ihn wohl für einen Landstreicher halten können, wäre da nicht, die so gar nicht zur Kleidung passende, herrschaftliche Ausstrahlung. Gemeinsam mit dem gütigen und milden Lächeln auf den Lippen hatte der Brujah etwas von einem väterlichen König. So die alte Dame Gabriel erwartete, grüßte er diese höflich und stellte sich als „Gabriel Ducas, der Maler aus Genua. Ich bin hier, um die Gemächer zu besichtigen.“ vor und ließ sich von der älteren Frau die Räumlichkeiten zeigen und lauschte ihrer Vorstellung. Im Gegensatz zu dem Jüngling zu Beginn des Tages war Gabriel ruhiger, gesetzter, aber ebenso professionell. Er ließ sich herumführen, stellte keine Fragen zu Dingen, die ihm offenbar verschlossen waren und würde sich, sobald er alles gesehen hatte, ebenfalls an die Arbeit machen. Auch er würde die Räumlichkeiten genauestens vermessen, sich die Aufzeichnungen seines Mitarbeiters ansehen und auch eigene Dinge hinzufügen. Auch würde er sich alles von außen besehen. Deckenhöhe, Fensterzahl, Raummaß, Materialien, Nutzung des Raumes. Alles konnte wichtig sein und würde seine Arbeit beeinflussen.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die ältere Dame hatte den heranschreitenden Nordmann interessiert beäugt, während sie geübt weiter ihrer Arbeit nachging, bevor sie diesen freundlich gegrüßt hatte, nachdem er am Gästehaus angekommen war. Auf seine Vorstellung hin, nickte die Frau, rieb sich die Hände an einem Tuch ab, bevor sie wohl nach einer jüngeren Dienerin rief, die sich auf ihre Anweisung hin sogleich dem Schnippeln des Essens weiter widmete, während sie selbst den Gast bat zu folgen.

Das Innere des Gästehauses war schlicht gehalten. Der Boden mit Holzdielen aus hiesigen Wäldern belegt und die Wände mit Kalk weiß verputzt worden, an denen sich nur dann und wann kleinere silberfarbene Halterungen befanden, in denen hinter feingeschabter Haut wohl des Nachts Flammen brannten und angenehm warmes Licht verbreiteten. Tagsüber dagegen bevorzugte man wohl die geöffneten Fenster als natürliche Lichtquelle zu nutzen, die nachts jedoch hinter hölzernen Läden verschlossen wurden.

Im Haus selbst war es angenehm warm, was von der linken Seite aus zu kommen schien. Die Rechte, zu welcher die ältere Dame, die sich als Johanna vorgestellt hatte, den Gast zuerst nicht führte, wirkte dagegen etwas kühler. Sie schien etwas überrascht darüber zu sein, dass Gawain mehr als nur den eigentlichen Raum sehen wollte, um den es gehen sollte, zuckte aber schließlich auf dessen Erklärung hin mit den Schultern. Offenbar gab es hier nichts, was es geheim zu halten galt und so zeigte sie ihm auch bereitwillig das restliche Gebäude.

Die einzelnen Zimmer, in welche sie ihn geleitete, waren zweckmäßig, aber durchaus geschmackvoll eingerichtet. In zwei der Zimmer stand jeweils eine Liege, die wohl groß genug für drei Menschen war, auf der feinbestickte Kissen aus dicken Leinen lagen und die an der langen Seite der Wand standen. Ein verzierter Stuhl und ein mit nicht minder schönen Schnitzereien versehener kleiner Tisch, standen auf der jeweils gegenüberliegenden Seite der Wand, auf dem ein silberfarbenes Windlicht platziert worden war. An der Wand zwischen Liege und Tisch stand ein kleiner Waschtisch mit einer tönernen Waschschale und einem Krug Wasser bereit. Des Weiteren befand sich eine größere, geräumige Truhe aus Holz am Fußende der Liege, in welche man seine Habseligkeiten verstauen konnte.

Daneben gab es ein Zimmer, welches wohl als separater Essbereich oder auch Gesprächsbereich dienen mochte. Ein größerer Tisch mit acht Sitzgelegenheiten stand darin, jeweils 3 Sitzgelegenheiten an der langen Seite stehend, sowie eine an der kurzen Seite. Auch hier befanden sich erneut silberne Halterungen für Lichter an den Wänden, während die Möbel fein verziert waren. Auch wenn hier, wie im Rest des Hauses eine schlichte Eleganz obsiegte, so mochte einem kundigen Beobachter doch auffallen, dass der überwiegende Teil der Möbel aus den Händen unterschiedlichster Künstler stammen musste. Eher hiesiges Holz mischte sich mit Teilen aus arabischer Kunst, aber auch nordische Schnitzereien waren zu finden. Es war ein Sammelsurium aus unterschiedlichsten Einflüssen, welche jedoch geschickt zu einem harmonischem Gesamtbild arrangiert worden waren, so dass sich das eine nicht an dem anderen biss, sondern ergänzte.

Auch eine kleine Küche gab es, die wohl eher dem Warmhalten und kurzzeitigen Lagern von Speisen diente, sowie dem entsprechenden tönernen Geschirr. Sie half zudem wohl mit den angrenzenden Raum zu beheizen, um welchen es tatsächlich ging. Vor Gawains und wenig später Gabriels Augen erstreckte sich das Zimmer, welches wohl einen größeren Teil des Gästehauses ausmachte. Eine hauseigene Therme, mit einer großen Liege zur Rechten, auf der erneut sicher drei Erwachsene gleichzeitig entspannt ruhen konnten und von welcher aus man auf die zwei gegenüberliegenden Becken blicken konnte. Ein kleineres, sowie ein etwas größeres, sowie eine weitere Tür, hinter welcher sich ein dunkler Raum zum Schwitzen befand, wie die Dienerin bereitwillig erklärte. Schwere Steine befanden sich dort, die wohl vor Verwendung aufgeheizt wurden und diese Wärme Stück für Stück in den kleinen Raum abgaben, der kaum größer war als die zwei schmalen hölzernen Liegen, die sich in dessen Innerem befanden. Der feine Geruch von Kräutern oder auch Ölen hing hier noch präsenter im dem deutlich wärmsten Raum des Hauses, auch wenn er in der Therme zuvor durchaus dezent zu riechen gewesen war.

Der Boden in der Therme war entgegen dem Boden im Rest des Hauses aus dunklem Stein, welchem sich die Verzierungen der Kissen auf der Liege farblich angepasst hatten. Ansonsten überwog auch hier das Weiß der Wände, die jedoch durch nur kleine schlitzhafte Fenster nahe der Decke und die schiere Größe des Raumes deutlich präsenter wirkten. Wenig verwunderlich, dass die Ventrue gerade hier nach einer optischen Abwechslung suchte, auch wenn der Raum selbst es womöglich nicht unbedingt nötig gehabt hätte, musste gerade der Blick von der Liege auf die Becken oder vom Becken auf die Liege atemberaubend sein, vor allem so man sich die Schönheit der ewigjungen Kainitin in ihrer vollkommenen Blöße dabei vorstellen mochte, ohne dass der Blick dabei von anderen Details abgelenkt wurde.

Die ältere Dame wirkte derweil höflich und plauderte offenbar gerne mit Gawain über dessen Handwerk, auch wenn sie selbst davon nichts zu verstehen schien. Sie deutete jedoch an, dass er ihr gerne Bescheid geben dürfe, sobald er eine feste Adresse besitze, über welchen man ihn kontaktieren könne, denn sie halte gerne Kontakt zu Menschen mit Geschäftssinn. Des Weiteren lud sie den Normannen ein zum Essen zu bleiben. Sie bestand förmlich darauf. So er zusagte, gab es auch für ihn später Gemüsesuppe, welche aus einem Topf geschöpft wurde und gemeinsam mit Brot, welches in einer Schale danebenstand, gegessen wurde. Auch das erbetene Wasser sollte er dabei erhalten. Die anderen Diener, die beim Essen anwesend waren, waren freundlich und fragten Gawain nach dessen Herkunft und Ausbildung, was die ältere Dame jedoch umgehend streng unterband. Offenbar wollte sie nicht, dass er sich durch derartige Fragen belästigt oder gar bedrängt fühlte, denn sie entschuldigte sich vielmals bei ihm danach. Die anderen Anwesenden schwiegen daraufhin, bevor sie sich, während dem Essen nach und nach wieder allgemeinerem Klatsch und Trasch aus der Stadt widmeten und die Stimmung entspannter wurde. Johanna verabschiedete sich wenig später von Gawain. Niemand folgte ihm nach, noch hielt ihn auf, als er wenig später das Gästehaus von Iulia verließ.

Auch Gabriel war am Abend von der älteren Dame in Empfang genommen worden, nachdem er an der Tür des Hauses angeklopft hätte. Mit einer demütigen Verneigung sprach sie an ihn gerichtet: „Bitte, tretet doch ein, verehrter Herr.“ Womit sie ihm die Tür weiter aufhielt und den Weg freigab, so dass dieser eintreten konnte, bevor sie diese hinter ihm schloss, aber nicht verschloss. „Unsere verehrte Herrin hatte euer Erscheinen in der heutigen Nacht bereits angekündigt. Sie gab mir zu verstehen, dass sie selbst erst später erscheinen werde. Ich möge euch jedoch bereits die Räumlichkeit zeigen, welche eure Kunstfertigkeit später beherbergen solle. So ihr Fragen habt oder wie euer Diener ebenfalls die restlichen Zimmer des Hauses besichtigen möchtet, werde ich sie euch gerne zeigen. Die Aufzeichnungen eures Dieners hierzu befinden sich im Aufenthaltsraum. Sollte es zudem etwas geben, was ihr benötigt oder was ich für euch tun kann, lasst es mich gerne wissen, oder ruft nach mir so ihr bevorzugt euch allein umzusehen. Der Name dieser Dienerin ist Johanna.“, stellte sie sich Gabriel vor, während sich die ältere Dienerin erneut vor ihm verneigte.

Dem Maler die Wahl über das weitere Vorgehen lassend, und sich diesem fügend, konnte Gabriel feststellen als er sich umsah, dass die Schränke und Truhen im Haus zwar geschlossen, aber nicht verschlossen wirkten, auch wenn dies wohl prinzipiell möglich war. Offenbar herrschte hier ein gewisses Vertrauen gegenüber der Dienerschaft vor, oder aber sie wussten um die Strenge der Hausherrin, sollte Jemand auf die Idee kommen etwas zu stehlen. Entsprechend entspannt wirkte die Dienerin und machte keine Anstalten Gabriel davon abzuhalten, hineinzusehen oder Dinge zu bewegen, sofern der Gast dies denn wollte. Dem Brujah mochte dabei auffallen, dass Johanna nicht nur freundlich, sondern geradezu ehrfürchtig im Umgang mit ihm wirkte. Wieviel sie tatsächlich über ihn wusste war schwer zu sagen, doch offenkundig sah sie in ihm weit mehr als einen gewöhnlichen Maler, denn ihr Umgang mit ihm war eher dem eines Adligen angemessen, denn einem Handwerker. Entsprechend war sie stets darauf bedacht, diesem nicht ungebührlich nahe zu treten. Weder verbal noch nonverbal.

Die Pläne, welche Gawain gezeichnet hatte, lagen auch am Abend noch unverändert an Ort und Stelle. Johanna begleitete den Gast höflich, sofern er dies denn wollte, klärte Fragen oder hielt ihm ein silbernes Windlicht, so er nach draußen ging. Oder aber sie zog sich höflich in die warme Küche nahe des Feuers auf einen Schemel zum Sticken eines Kissens zurück, so er sich lieber allein umsehen wollte. Beides schien der Dienerin recht zu sein, auch wenn sie im zweiteren Fall ab und an kam, einen Blick auf den Gelehrten warf und sich höflich erkundigte, ob alles weiterhin zu seiner Zufriedenheit war oder er etwas benötige. Bis auf Johanna selbst war offenbar Niemand sonst anwesend, auch wenn von dem nahen Gesindehaus leise Stimmen am Anfang der Nacht zu hören waren, die jedoch je später es wurde, nach und nach verstummten.
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Gabriel Ducas
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Re: [1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Als Johanna am Abend Gabriel demütig empfing musste dieser gar ein wenig schmunzeln. Zwar war er gekleidet, wie ein einfacher Handwerker, aber dennoch hatte seine Gegenwart etwas Herrschaftliches. Es war nicht das pompöse Gewand eines großen noblen Herrschers, eher fiel es anderen Personen aufgrund seiner schieren Präsenz leicht ihm den Respekt eines ehrwürdigen Vaters zu erweisen. Er bedankte sich höflich und ließ sich ebenso das Anwesen zeigen, verzichtete jedoch auf die weiteren Räumlichkeiten des Hauses. Lediglich die Therme, in denen er Arbeiten würde und die angebotene Möglichkeit zum Schlafen ließ er sich zeigen. Beim Anblick der Therme blitzten die Augen des Handwerkers erfreut auf, schien die Herausforderung doch reizvoll. Er besah sich die Decke und begann bereits mit den geistigen Planungen eines Deckenmosaiks für diesen Raum. Er wollte der Dienerin keinen unnötigen Aufwand verursachen, lauschte ihren Antworten und nachdem sie geendet hatte, bedankte er sich freundlich und ging zu den Unterlagen von Gawain. Der Brujah studierte diese mit nachdenklichem Blick, hob sie auf und ging mit ihnen durch das Haus. Er überprüfte die gemachten Angaben und auch Gabriel ging noch einmal außen um das Gebäude um sich den Bewuchs und die Lage genauer zu beschauen.
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Nach einer guten Stunde hatte er genug gesehen und ging in die Therme. Aus seiner Tasche am Gürtel kramte er ein Stück Kohle hervor, um an den entsprechenden Plätzen Markierungen zu setzen und mit Kreisen und Linien die Decke der Therme in sechs Bereiche aufzuteilen. Er war sofort vertieft in sein Handwerk und beachtete die weitere Umgebung kaum.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Decken im Haus waren wie der Boden aus Holz, während vor der Haustür ein Beet mit kurzblühenden Blumen angepflanzt worden war, welches wohl regelmäßig eine liebevolle Pflege und neue Bepflanzung erhielt. Ansonsten war die Umgebung hier draußen so abseitsgelegen von sonstiger Zivilisation bei Nacht eher unscheinbar und schwer in der Dunkelheit tatsächlich abzuschätzen.

Der Schein des Leuchthauses war in der Ferne über dem Gästehaus gut auszumachen, während man in mehreren Schritten den Steg ins Meer erreichte. Der sandige Strand war hier kurz flacher abfallend, bevor er wohl in größere Tiefen abrutschten musste. Ansonsten gab es keinen Bewuchs, der nicht von der Natur selbst stammte, wie der Wald in einiger Entfernung oder den Gewächsen entlang des weiter entfernten Flusses. Man achtete wohl zwar darauf, dass kein völliger Wildwuchs stattfand, doch herrschte auch keine zu akkurate Ordnung oder gar Nutzbepflanzung. Was wuchs durfte dort wachsen, wo es sich wohlfühlte und wurde nur gelegentlich zurückgeschnitten, damit es nicht überhandnahm. Einzig neben dem Gesindehaus war ein kleinerer Bereich angelegt worden, in welchem vor allem Kräuter wuchsen, welche in der Küche Verwendung fanden.

Es dauerte entsprechend einige Zeit und es musste wohl schon gut zwei Stunden nach Mitternacht sein, als leise Bewegungen im Haus zu hören waren. Die Unterhaltung, die wenig später im Flur geführt wurde, war gedämpft und nur von kurzer Natur. Gabriel konnte die bekannte Stimme von Johanna hören, die die Angekommene mit verehrte Herrin begrüßte, bevor sie ihr nach einer kurzen Pause weiter zu verstehen gab: „Der Diener eures verehrten Gastes war morgens hier und ist bereits abgereist, während der verehrte Gast sich in der Therme befindet.“

Die Stimme, welche darauf antwortete war ebenso bekannt wie angenehm warm, als sie nach einen Augenblick der Stille meinte: „Gut. Leg dich schlafen, Johanna. Wir sprechen uns morgen Abend.“ Gabriel mochte das Gefühl haben, dass Iulia ihrer Dienerin noch etwas zugeflüstert hatte, doch durch die Tür und die Entfernung war es zu einem unverständlichen Geräusch verschwommen. Stattdessen konnte der Brujah hören, dass sich wenig später leichte Schritte näherten. Das Klopfen an der Tür war sanft, aber bestimmt und es verging ein Moment, der dem Gelehrten genügend Zeit ließ, bevor sich die Tür öffnete und die Hausherrin mit ruhigen Schritten eintrat.

Ihr hochgewachsener Körper war wie in der Nacht im Elysium nur mit einem modischen Kleid aus feinster Seide bedeckt, welches über diesen wie Wasser floss. Es bedeckte geradezu züchtig ihre Gestalt, betonte jedoch zeitgleich ihre natürliche Schönheit. Ruhig wanderten ihre blaugrauen Augen über den Raum, während sie die Tür hinter sich zuzog, die Markierungen wohl mit einem gewissen Interesse und zarten Lächeln aufnehmend, bevor ihr Blick letztlich auf dem Gelehrten zu ruhen kam.
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Gabriel Ducas
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Re: [1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Der Brujah war in seine Arbeit vertieft. Zwar konnte er Johannas als auch Iulias Stimme wahrscheinlich sehr gut hören, dennoch geziemte sich das Lauschen nicht. Er war hier zum Arbeiten und ganz offenbar hatte er auch nicht vor etwas anderes zu tun. Mit viel Phantasie konnte man die ersten Muster vielleicht sogar erkennen, welche sich an der Decke langsam bildeten. Der Handwerker hatte die Decke in mehrere gleich große Felder aufgeteilt. In einem zeigte sich bereits ein sichelförmiger Mond, umgeben von Sternen. Einige der Sterne waren, in der Kohlestift Skizze gut erkennbar, miteinander verbunden und bildeten so eine Art Gesicht oder Maske. In einem weiteren Feld konnte man mehrere Inseln mit Pflanzen sehen, deren Uferlinie mit einer Mauer versehen war. Die Schlangenförmigen Linien im Rest des Bildes könnten auf Wasser hindeuten. Der dritte Bereich war zweigeteilt zwischen einer dunklen und einer hellen Seite. Im Umbruch zwischen diesen Zuständen stand oder besser kniete eine Gestalt die brannte. Auch hier verbanden sich wohl einige der Sterne zu zwei Personen, die vom Firmament auf die andere Gestalt hinabblickten.

Gabriel hatte ihr eintreten wohl bemerkt und stieg gerade von einem Tisch hinunter und drehte sich zu der Ventrue um als diese so eben die Tür geschlossen hatte. Er hatte das gleiche freundliche Lächeln wie bei ihrem ersten Treffen, doch in dieser Nacht war dort keine Melancholie zu sehen. Er blieb in angemessener Entfernung stehen. Zur Begrüßung legte er seine Hand auf den Brustbereich und senkte den Kopf tief. Es war ihr Haus, sie stand im Rang höher. Somit überließ er es der Harpyie zuerst zu sprechen.
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Re: [1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Harpyie würdigte seine Begrüßung mit einem freundlich wirkenden Nicken, einem Vertreter hohen Blutes angemessen, bevor ihre Augen erneut über die Decke wanderten, einen Augenblick länger an der Symbolik hängend, bevor sie an ihn gewandt sprach: „Schön euch wiederzusehen, werter Gabriel Ducas. Wie ich sehe, habt ihr bereits angefangen.“ Sie nickte leicht in Richtung der Decke. „Dies bedeutet wohl, dass wir nun einen Handel haben.“, fügte sie an, bevor sie schmunzelte und erklärte: „Ich bin gespannt das Endergebnis zu sehen, denn auf den ersten flüchtigen Blick mag vieles bereits weit politischer wirken, als ihr noch im Elysium vorgabt Interesse an derlei Dingen zu hegen.“

„Gefällt euch eure neue Arbeitsstätte denn?“, erkundigte sich die Harpyie anschließend, nach einem kurzen Moment des Schweigens, während sie sich in Richtung der Liege aufmachte, um sich dort seitlich niederzulassen. Die Kissen unter ihrem Oberkörper rückten ihren Leib in eine für die Augen wohlgefällige Position, die ihre natürliche Schönheit weiter betonte, während sie dem Brujah mit einer dezenten Geste anbot, es sich bei ihr auf der Liege ebenfalls bequem zu machen. Während sie sich geduldete, fiel ihr Blick wie beiläufig auf den Tisch, doch sie sagte vorerst nichts dazu.
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Re: [1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Ob es nun ihr beiläufiger Blick oder die eigene Wahrnehmung war. Gabriel zog seinen Umhang, den er über den Tisch als Unterlage ausgebreitet hatte beiseite und lächelte entschuldigend. Offenbar hatte er sich einen Tisch vom Gesinde geben lassen. Sorgfältig legte er den Umhang über einen Stuhl und ging lächelnd hinüber zur Gastgeberin. Die Kleidung wirkte sehr viel robuster als noch bei ihrem ersten Treffen im Elysium und hatte auch nicht die gleiche Qualität. Vielmehr war sie scheinbar seit langem im Gebrauch und wies hier und da farbige Flecken auf. Ein König sah wahrhaft anders aus, wenn auch die Anwesenheit des Mannes dennoch etwas herrschaftliches hatte. „Vielen Dank für die Gastfreundschaft. Es ist wahrlich eine schöne Arbeitsstätte.“

Beim Nähertreten sah er gespielt nachdenklich an die Decke und zeigte mit einem Zeigefinger hinauf.
„Politisch?“ lächelnd sah er hinauf und versuchte ein ahnungsloses Gesicht zu schauspielern.*

„Wohlwerte Iulia Cornelia. Dies ist die Schöpfungsgeschichte.“ Sprach der Brujah grinsend mit gespielter Empörung und zeigte auf die angedeutete Maske. „ER setzte mit dem Mond die Sterne an den Himmel und gemeinsam mit der Sonne sollten diese über die Erde leuchten.“ Erst jetzt mochte einem auffallen, dass Mond und Sonne die Augen der besagten Maske bildeten. Langsam wanderte der Finger zu der knieenden Gestalt. „ER sprach „Es werde Licht“ und das Licht vertrieb die Dunkelheit.“ er zwinkerte freundlich und wies auf die Wand, welche der Gestalt am nächsten war. „Hinter dieser Wand verbirgt sich der Sonnenaufgang.“ Mit diesen Worten setzte er sich im Schneidersitz in angemessener Entfernung zur Liege und so mittig im Raum wie möglich auf den Boden, breitete die Arme aus um die Gesamtheit des Raumes zu umschließen. „ER segnete den siebten Tag, an dem man ruhen sollte.“ Gabriel ließ Iulia einen kurzen Moment ehe er schmunzelnd hinzufügte. „Mit Sicherheit kann man andere Gäste auch an...“ erneut glitt der Finger zur Decke und begann diesmal bei den Inseln mit den Mauern. „…die Domäne,…“ sein Finger glitt erneut zur Maske „…die Stille…“ und schließlich mit weniger fröhlicher Stimme endete er bei der brennenden Gestalt „…die Vernichtung erinnern.“

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Iulia Cornelia
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Re: [1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulias Blick folgte interessiert seinem Fingerzeig und seinen Erklärungen, bevor sie mit einem entspannten Schmunzeln rhetorisch entgegnete: „Die Schöpfungsgeschichte. Aber natürlich.“ Tatsächlich trug die Ventrue selbst keinerlei religiöse Zeichen an ihrem dennoch geradezu züchtig und sittsam bedeckten Körper. Auch im Haus hatte es keine Symboliken gegeben, die auf ihren Glauben hingewiesen hätten. Selbst ihre Dienerin Johanna hatte nichts dergleichen an ihrem Körper getragen.

„Es freut mich zu hören, dass euch mein Heim gefällt und dass ihr so schnell bereits eine entsprechende Inspiration gefunden hattet. Ich bin gespannt darauf, euer Werk in Gänze zu betrachten, sobald es beendet wurde.“, erklärte die Ventrue weiterhin freundlich. Offenbar hatte sie nicht vor den Künstler in eine bestimmte Richtung zu lenken, noch ihm etwas vorzuschreiben oder gar ihm etwas zu verbieten. Stattdessen verfolgte sie gespannt, was er daraus machte.

Ihre blaugrauen Augen musterten den im Schneidersitz auf dem Boden Sitzenden noch einen Moment, bevor sie sich bei diesem erkundigte: „Erlaubt ihr mir die Frage welcher Glaube es ist dem ihr selbst folgt? Soweit mir bekannt ist kennen sowohl Christen wie auch die Juden als auch die Muslime die Schöpfungsgeschichte, doch ist ihr Blickwinkel darauf womöglich ein anderer.“
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Gabriel Ducas
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Re: [1064] Die Farben des Meeres [Gabriel, Iulia]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Etwas entschuldigend sah Gabriel die Ventrue an als er sich noch einmal bewusstwurde, dass er nicht in ihrer unmittelbaren Nähe, sondern vielmehr auf dem Fußboden Platz genommen hatte. Er besann sich und mit der ihm eigenen Milde entgegnete er mit einem schmunzeln. „Verzeiht das ich hier Platz nahm, allerdings wollte ich euer makelloses Antlitz, die schönen Kleider und Stoffe nicht mit meiner fleckigen Arbeitskleidung belästigen. Ich selbst bin christlich getauft.“ Noch einmal glitt sein Blick über die Decke, er machte nicht den Eindruck als wäre ihm das Fehlen christlicher Symbole entgangen. Auch schien es nicht so, als hätte er sich bei der Auswahl des Motivs einfach treiben lassen. Er legte die Hände rechts und links flach auf den Boden und sah die Harpyie einen Moment fragend an, so als suchte er nach den Fragen, die sie interessieren mochten.

„Das Leben auf Sizilien ist ein buntes Gemisch aus verschiedenen Einflüssen. Christen, Juden, Moslems religiös gesprochen. Normannen, Byzantiner, Sarazenen, Römer und andere. Ihr sagtet dies sei ein Gästehaus. So habe ich mir erlaubt das Werk so unverfänglich wie möglich zu gestalten. So mögen menschliche Gäste durchaus die Schöpfungsgeschichte sehen und diesen Raum als den siebten Tage ansehen, an dem selbst der Schöpfer ruhte. Gäste der Nacht mögen die Bilder an die geltenden Traditionen erinnern, auf dass sie sich in der Domäne eurer sehr verehrten Erzeugerin stets an diese halten mögen.“ Er sah sie direkt an und schloss mit, „Ich sehe es als mein Beitrag zur Stille. Gefällt es euch?“
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