[1065] Illuminierte Schatten [Macario, Ilario, Aurore (SL), Lydiadas (SL)]

[Ilario]

Die Möglichkeit vor der Weißen Prinzessin sprechen zu dürfen war arrangiert worden und so befand sich Ilario samt einer Eskorte von vier Elysiumswächtern auf dem Weg zur Villa Illuminata. Macario war benachrichtigt worden, dass er sich dem kleinen Zug anschließen könne, man würde an der Porta di San Pietro auf ihn warten.
Von dort ging es weiter, dem Weg unterhalb der Ruinen der Martinsfeste, dem Flusslauf folgend gen Norden. Den ganzen Weg über hüllte Ilario sich in Schweigen, hing düsteren Gedanken nach und behielt die Umgebung im Auge. Wie oft war er als Kastellan jenen Weg gegangen, vor den Nächten. Vor dem Verrat von Herrin und Vasall, bevor etwas in ihm zerbrochen war. Doch sein Eid war erneuert worden, Vergebung und Unleben erkauft worden. Ilario war Hüter und geschworener Vasall, auf dem Weg zu seiner Lehnsherrin.
Er klopfte an das Tor der Villa Illuminata.

[Macario]

Der Mönch Macario war der Einladung des Ilario gefolgt und hatte sich schweigsam dem kleinen Zug an der Porta di San Pietro angeschlossen, nachdem er dem Älteren die Ehrerbietung erwiesen hatte.

Er trug ein schwarzes, schlichtes Gewand, dem Mönchshabit gleich.

Hatte er sich als nützlich erwiesen im Interesse der Mächtigsten und würde zumindest in dieser Nacht einen Schritt nach vorn tun. Nun würde das Spiel neu beginnen. Neid und Missgunst der Abgehängten würden ihm folgen. Speichellecker und Leisetreter würden ihm die Hände reichen mit falschen Versprechungen. Doch auch die Oberen würden vermehrt den Blick auf ihn richten...

[La Cronista]

Vor dem Tor der Villa standen wie stets zwei Wachen, die auf Vorstellung der beiden sogleich den Weg frei machten und die beiden Lasombra in den Vorgarten der Villa entließen, wo es zu beiden Seiten des kleinen Weges blühende Büsche und kleine Bäumchen zu sehen gab.

Auf halber Strecke wartete Lucio auf die beiden und verneigte sich den Gästen, gezielter jedoch vor Ilario.
"Willkommen in der Villa Illuminata, hochgeschätzte Gäste meiner hochverehrten Herrin. Ich hoffe der Weg war nicht zu beschwerlich, wenn ihr mir bitte folgen wollt."
So brachte er sie zum Tor des alten römischen Gebäudes und öffnete es vor ihnen um sie einzulassen.

Die beiden traten durch einen kurzen marmorverkleideten Gang bis sie im Atrium standen, wo ein Wasserbecken die Mitte einnahm und still, kalt und schwarz, nur mit spiegelndem Mondlicht dalag und ihrer beide Schwäche offenbaren würde, so sie direkt daran vor rüber gingen. Kleine Sträucher umringten den Fuß des Beckens. Weisse Marmorsäulen und kleine Büsche und Bäumchen in Töpfen umreihten das Atrium und zwei Bänke luden zum Verweilen ein.

Lucio hielt zielgerichtet auf die gegenüberliegende Seite des Atriums zu, wo ein roter Vorhang den Durchgang zum Thronsaal verdeckte.

[Ilario]

Er folgte Lucio durch Tore und Gänge, die er so oft beschritten hatte in besseren Nächten. Ilario hatte gesühnt und war sich seines Fehls bewusst, dennoch konnte er eine gewisse Bitterkeit nicht leugnen. Er war gefallen und diente nun als geschworener Gefolgsmann einer Herrin, die manche als Eidbrecherin bezeichneten. Jemand hatte ihm jedoch gesagt, dass sein Eid alledem zum Trotz ein eigener Wert war und bis zum bitteren Ende gegangen werden musste. Und so schritt er trotz aller düsteren Gedanken entschlossen durch die Villa Illuminata. Er und Macario hatten den Willen ihrer Majestät ausgeführt und Genua gedient. Es war Zeit davon zu berichten.

Ilario ließ sich von Lucio den Vorhang aushalten und betrat den Thronsaal.

[Macario]

Macario ging direkt an dem Wasserbecken vorüber.

Es mochte sein, dass er die Spiegelfläche nicht bemerkt hatte oder auch, dass er sich darum hier nicht scherte.

Er würde einen halben Schritt hinter Ilario seitlich versetzt zum Stehen kommen und in dem Fall der Prinz bereits anwesend sei auf beide Knie herabsinken und seinen Blick demütig auf die Bodenplatten richten. Sollte Aurore den Thronsaal nach ihnen betreten, würde er dann erst ebenso handeln.

Würde der Ältere etwas vorgeben? Eine Geste? Doch warum sollte er... der Ancilla würde wohl nicht auf die Knie herabsinken, doch für Macario wäre es sicherer dies zu tun. Er wußte allzu wenig über das Vasallen-Verhältnis des Ilario Contarini. Möge diese Nacht auch darüber Aufschluss bringen.

[La Cronista]

Lucio hielt den roten Vorhang vor Ilario offen und gab den Blick und den Eintritt frei in den Thronsaal der weissen Prinzessin. Der ebenso wie ihr Name bedeutete, in weiss gestaltet war. Nur das Feuer zahlreicher Kerzen ließ alles eher gelblich warm wirken, als es im Sonnenlicht gewirkt hätte.
Dennoch tat es der erhabenen Wirkung die sie ausstrahlen wollte keinen Abbruch.

Die Herrscherin in ihrer jugendlichen Gestalt saß auf dem gewaltigen Löwenthron, der fast zu groß für ihre zierliche Gestalt wirkte und doch schien sie nicht fehl darauf. Dies war ihr Thron, so bezeugte es ihre ganze Körperhaltung die leger und locker anmutete, aber gerade deshalb den Thron mit den Löwenköpfen als Armlehnen, wirklich einnahm.

Mit einem neutralen aufmerksamen Gesichtsausdruck sah sie auf ihre Vasallen herab und wartete darauf, dass sie ihr Respekt erweisen würden, wie es sich ziemte.

[Ilario]

Gemessenen Schrittes trat Ilario vor den Thron und ging in angemessener Entfernung auf die Knie, das Haupt demütig gesenkt. All dies geschah in einer anmutigen Bewegung*, leise raschelte nur der weiche Stoff seiner Gewänder als er sich auf den marmornen Boden niederließ. Schweigend wartete Ilario auf ein Zeichen seiner Herrin und ob der jüngere Lasombra es ihm gleichtun würde.


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[Macario]

Macario folgte, nahezu den Älteren nachahmend - sicherlich nicht ganz so formvollendet in seiner Bewegung -, doch das Ergebnis blieb gleich: Seine Knie berührten den Marmor-Boden.

Seinem Status entsprechend hatte er Ilario den Vortritt gelassen.

[La Cronista]

Aurore gabe den beiden einen Wink sich zu erheben, ließ es ihnen vielleicht offen ohne die Anwesenheit ihres Ältesten schon zu beginnen oder auf diesen zu warten. Etwas dazu sagte sie jedenfalls nicht oder forderte sie auf.
Schweigsam tippelte sie mit den Fingern auf der Armlehne des Löwenthrones.

[Ilario]

Ilario erhob sich und stand nun aufrecht vor seiner Lehnsherrin, wiewohl er älter als Macario war und Ancilla stand es ihm nicht zu unaufgefordert zu einer Ahnin, einem Prinzen noch dazu zu sprechen. So blieb er aufmerksam und mit demütig gesenktem Blick vor dem alten, blutsaugenden Monster in Gestalt einer wunderschönen jungen Frau stehen. Die Etikette wahrend und die möglichen Fallstricke der beiden Ahnen meidend, hoffte er, dass Macario es ihm gleichtun würde.