[1066] Hallen des Wissens [Ilario, Angelique, Gabriel]

[Gabriel Ducas]

Es hatte einiger Zeit und Absprachen bedurft, allerdings konnte man sich schließlich endlich auf einen Termin einigen. So fand man sich im Frühjahr 1066 im Giardino della Rosa silenziosa ein, um über eine Idee zu sprechen, die, unter menschlichem Zeitverständnis, wohl längst der Vergessenheit anheimgefallen wäre. Damals, im Jahre des Herren 1064, als sich Angelique und Gabriel das erste Mal im Elysium begegnet waren, hatten sie den Plan gefasst, dass man mit einer Zusammenarbeit viel erreichen könnte, allerdings wollte man, in dem Ancilla Ilario einen Fürsprecher für ihr gemeinsames Unterfangen gewinnen. Die Errichtung einer Schrifthalle.

Also hatte sich Gabriel daran gemacht eine gemeinsame Audienz beim Hüter des Elysiums zu erwirken. Nachdem alle Parteien terminlich übereingekommen waren, hatte er seine Kleider am Vortag des Treffens reinigen lassen und sich rechtzeitig auf den Weg zum Elysium gemacht. Das leichte Schuhwerk aus dunklem Leder, die dunkle Lederhose und das feine Seidenhemd waren verborgen unter einem wollenen Umhang. Über diesen war noch ein lederner Umhang gegen den Wind gelegt. Auch wenn er die winterliche Kälte nicht mehr spüren konnte, wäre es doch auffällig gewesen durch die Straßen zu gehen, als wäre es Hochsommer. Die Stille musste beachtet werden. So schlich der Brujah durch die abendlichen Straßen Genuas in Richtung des Elysiums. Immer darauf bedacht keine unnötigen Blicke auf sich zu ziehen oder gar verfolgt zu werden. Der Ort war ihm und den seinen schließlich heilig.

Ein fast schon routinierter Umweg, um größere Straßen zu meiden und auch das Nachvollziehen direkter Wege zu erschweren, der ritualisierte Blick über die Schultern und so dann betrat er rasch den Garten. Gemessenen Schrittes ging er unter den Holzbögen hindurch, betrat die Halle und sah sich um. Er erwartete noch niemanden hier als er die Umhänge ablegte.

[Ilario]

Noch war Gabriel allein und blieb es auch eine Weile, bis Schritte, die nach weichem Lederschuhwerk klangen, vom Nahen eines weiteren Wesens kündeten. Ilario war den Weg zur Casa entlanggeschritten und hatte dabei die Kapuze seines dunkelgrauen Mantels zurückgeschlagen. Als er das Gebäude betrat berührte er kurz das silberne Kreuz welches an silberner Kette auf seiner Brust ruhte. Tunika, Beinlinge, Gürtel und sogar das Schuhwerk waren von der Farbe der Nacht. Das Schwarz wurde nur durch silberne Stickereien an den Säumen unterbrochen.

Ilario begab sich zu den Bronzetafeln die von den heiligen Traditionen des Dunklen Vaters kündeten und bekreuzigte sich dort. Dann wandte er sich um und gab seinem Gast mit einer einladenden Geste zu verstehen näherzutreten.

"Werter Gabriel, seid gegrüßt und willkommen auf diesem heilgen Boden."

[Gabriel Ducas]

Bereits als er des Ancilla gewahr wurde, erhob sich Gabriel und verneigte sich. Er verblieb in dieser Position, bis der Magister seine Runde beendet hatte und ihm mit seinen Worten und seiner Geste zu verstehen gab, nähe treten zu dürfen. Er achtete peinlich genau auf die gebotene Eile aber auch darauf seine Bewegungen nicht hektisch und nervös wirken zu lassen. Mit ruhigen Schritten und wie so oft darauf bedacht sich seinem Gesprächspartner offen und frontal zu nähern, trat er auf den Ancilla zu, verneigte sich noch einmal, bevor er sprach*.

„Die Nacht zum Gruße, verehrter Ilario Contarini, Hüter der genuesischen Elysien, Zeichner der Wege, Wandler auf der Via Regalis, Ancilla im Blut der Schatten, Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig, Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn im Blut der Schatten, Kind des Eremiten, Ahn im Blut der Schatten.“ er gönnte sich eine kurze Pause, ehe er fortfuhr. „Habt Dank für eure Worte und die Möglichkeit einer Audienz. Es ist immer wieder eine Freude in diesen Hallen zu verweilen.“

*

Spoiler!

Int+Etikette Gabriel Ducas (Karsten) Roll: [9, 8, 8, 7, 5]

[Angelique]

Angelique trat dann auch aus den Schatten und verbeugte sich vor den beiden Mitgliedern der Hohen Häuser, ohne das Wort zu ergreifen, ohne vorher angesprochen zu werden.

[Gabriel Ducas]

Der Oberkörper des Brujah zuckte einen Moment zurück als sich das Kind aus dem Dunkel der Schatten löste. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet das sich jemand dort verbergen würde. Er hob seine rechte Augenbraue und beobachtete das Kind. Als er sich wieder gefangen hatte, wandte er den Blick auf den Hüter und wartete, wie dieser reagieren würde.

Erst nachdem der Lasombra entweder signalisiert hätte, er hätte das Kind bereits vorher begrüßt oder es selbst begrüßt hätte, würde Gabriel Angelique ein sanftes Nicken und Lächeln schenken, ehe er vorschlagen würde „Verehrter Hüter. Werte Angelique. Lasst uns doch setzen. Wir…“ Gabriel deutete auf die kindliche Malkavianerin und sich selbst „…hätten ein Anliegen bei dem wir euren Rat und hoffentlich euren Zuspruch erbitten möchten.“ er verneigte sich bei diesen Worten noch einmal respektvoll vor dem Ancilla. „Sofern unser Vorhaben euren Zuspruch erhält, wäre es uns natürlich ein besonderes Vergnügen, so ihr es gar als Förderns wert erachten möget.“

[Ilario]

"Gut, setzen wir uns." Ilario ging einige Schritte bis zu einer der Sitzgruppen und nahm dort, nahe des kleinen Tisches mit Schreibutensilien, Platz. Er deutete den beiden anderen es ihm gleichzutun. Zuerst musterte er eine Weile die kindliche alte Neugeborene, dann sah der Lasombra zu Gabriel. "Ein Vorhaben... Euer beider Vorhaben im Verein, für welches ihr Zuspruch sucht und vielleicht gar einen Förderer. Ich will es mir gern anhören, also sprecht frei heraus und erläutert mit dieses Vorhaben."

Der Ancilla lehnte sich ein wenig zurück, stützte die Ellenbogen auf die Lehnen des Stuhles und legte seine Fingerspitzen aneinander. Darüber hinweg blickte er aus seinen meergrauen Augen die beiden an, gespannt wer von ihnen beginnen würde.

[Angelique]

Amgelique tat, wie ihr geheißen. Sie versuchte, so lieblich und der Etikette folgend zu sein, wie man es von einer älteren Vampirin erwartete.
Das Mädchen machte eine ermunternde Geste zu dem männlichen Vampir, der natürlich der Wortführer ihres Anliegens sein musste, nicht nur, weil er ein Mann war, sondern weil er vor allem einer Hohen Familie angehörte.

[Gabriel Ducas]

Sofern die junge Kainitin es ihm gestatten würde, würde er, wie es sich gegenüber einer Dame geziemte dieser den Stuhl zurückziehen, den Platz anbieten und ihr diesen so dann heranschieben. Erst im Anschluss würde er selbst, den ihm zugewiesenen Platz einnehmen und nach der kurzen nonverbalen Kommunikation zwischen ihm und dem Kind des Mondes den Hüter ansehen. Sofern er es noch nötig gehabt hätte, hätte Gabriel wohl tief Luft geholt vor seinen ersten Worten.

„Zunächst sei euch, verehrter Hüter, noch einmal für eure Zeit gedankt. So will ich denn auch diese nicht über Gebühr beanspruchen und komme zum Kern unseres Vorhabens. Wir…“ er deutete mit seiner Hand zwischen sich und der Malkavianerin hin und her. …sprachen in diesen wundervollen Hallen über die Möglichkeit Genuas kulturelles Ansehen zu stärken und so war es die werte Angelique die die Idee äußerte eine Schrifthalle zu errichten. Ein Vorhaben welches sicher einiger Zustimmung und Unterstützung bedarf.“ Gabriels Blick huschte immer wieder über die Züge des Magisters und gelegentlich hinüber zu Angelique. „Die Idee wäre, die Schrifthalle mit einem Teil für die Kinder Seths und einem Teil für die Kinder Kains zu schaffen. Nun bin ich lediglich ein bescheidener Handwerker und könnte daher nur bei der räumlichen Gestaltung und eventuell teilweisen Finanzierung eines solchen Vorhabens unterstützen. Jedoch könnte ich keine Werke oder die erforderliche Fürsprache beisteuern. Darüber hinaus seid ihr der verehrte Hüter der genuesischen Elysien.“ er verneigte sich noch einmal, bevor er weitersprach. „Ein Amt mit einem großen kulturellen Aspekt. Daher ersuchen wir eure Fürsprache und euren Weisen Rat. Denn es gibt viele Blickwinkel zu beachten, nicht zuletzt, ob eine Schrifthalle gegen den Willen des Klerus überhaupt geschaffen werden kann.“

[Ilario]

"Hm..." Ilario lehte sich noch eine Nuance weiter zurück und schlug ein Bein über das andere. Seine schlanken, blassen Finger kamen auf den Lehnen zur Ruhe, während er überlegte und den Gedanken an das was diese beiden schaffen wollten in all seinen Aspekten durchging.

"Zunächste einmal muss ich sagen, euer Projekt findet mein Gefallen und würde es auch gerne Fördern. Sei es mit Geldmitteln oder auch mit Abschriften, oder auch Kontakten. Allerdings will ich auch meine Bedenken aufzeigen, nicht viele aber auch nicht zu ignorieren. Zum einen würde ich euch raten Abstand zu nehmen von dem Gedanken einen Teil jener Schrifthalle den sterblichen Menschen zu widmen. Viel zu gefährlich... einmal in Sachen der Stille, vor allem aber auf Ebene der Sterblichen selbst. Der Klerus besitzt Bibliotheken und außerhalb gibt es dafür kaum einen Bedarf. Wer kann schon lesen? Weite Teile des Klerus werden gegen ein solches Projekt eingenommen sein. Zwar könnte ich dem entgegenwirken, allerdings bin ich nicht der einzige Kainit in Genua der in der Kirche aktiv ist. Zumal eine dieser Schrifthalle gegenüber misstrauische Kirche schnell ungewollte Aufmerksamkeit generieren kann, von Kräften die gerade erst wieder einigermaßen eingelullt wurden..."

Eine gewisse Grimmigkeit hatte sich in die Miene des Ancilla geschlichen, als wären ihm einfache Menschen die Kainiten jagten ein Gräuel.

"Also würde ich vorschlagen eine kainitische Bibliothek zu errichten. Dies würde den Ruhm Genuas innerhalb der See der Schatten mehren und auch euch beiden zur Ehre gereichen. Wenn es gelingt. Glaubt mir, auch eigener Erfahrung weiß ich, dass Werke kainitischer Autoren noch weit kostspieliger und schwieriger zu erlangen sind als die Schriften der großen Geister der Vergangenheit. Aber ich denke auch, dass es das wert wäre. In Acht nehmen müsstet ihr euch aber noch vor einer Sache, dem sehr verehrten Benedetto. Als Chronist wird er sich eventuell in seinem Amt angegangen fühlen, denn wer eine große Schriftensammlung sein Eigen nennt, mag im nächsten Schritt vielleicht noch dem Amt des Chronisten greifen?! Vielleicht wird er aber auch helfen wollen und so schleichend immer mehr Einfluss auf euch und euer Projekt gewinnen wollen, da ihn als gebildeten Mann sicher reizen würde Teil davon zu sein. Ihr solltet also sicherstellen, dass niemand außer euch beiden, wenn ihr das denn zusammen angeht, sich der Schrifthalle bemächtigen kann. Weder Hüter noch Chronist... und auch der verehrte Ferrucio sollte sie nicht wegen heidnischen Wissens einfach niederbrennen können. Auch keine anderen Neugeborenen solltet ihr involvieren, mehr als zwei Kainiten arbeiten selten lange gut zusammen. Dementsprechend würde ich für meine eben angebotene Hilfe auch keinen Einfluss oder Anteile verlangen, lediglich Zugang um lesen zu können."

[Angelique]

Angelique wartete dann brav, bis beide geendet hatten.
Sie schwieg kurz und hob dann diese großen, enigmatischen Augen, bevor sie sprach.

"Dann vielleicht zumindest Schulen für die Sterblichen, die gerne auch mit denen der Kirchen verbunden sein mögen. Ich leiste mir den Luxus anderer Meinung zu sein, was den Bedarf angeht, und habe viele Beispiele dafür in anderen Städten gesehen. Die Zahl derer, die lesen können, steigt durch den Aufstieg der Händler mit Jahr zu Jahr immer mehr. Und diese Händler werden literate Gesellen und Vorarbeiter brauchen, je größer ihre Geschäfte werden. Sie werden die Handelssprachen der Sarazenen und Romanoi lernen müssen, denn jetzt schon gibt es ganze Viertel von uns in den Städten des Ostens."

Sie lächelte leise.
"Was den Ausschluss anderer Verwandter wie den des wohlwerten Hofgelehrten und des von mir für sein Wissen verehrten Chronisten angeht, so sollte man sich umhören. Was ist mit dem Kloster der armen Seinfreda geworden? Gehört dies jemanden? Es wäre ein guter Ort dafür und meine Schriften wären dort sicher. Und als Frauenkloster dem Zugriff der Circumcellionen Ferrucios und den Benediktinern Benedettos verschlossen."

Ilario hatte sie gut gelehrt. Sie konnte sich inzwischen in das Intrigenspiel der Vampire hineindenken.
Und der Magister konnte sich denken, dass ein persönliches Interesse an jenem Ort für Angelique bestand.