[1066] Hallen des Wissens [Ilario, Angelique, Gabriel]

[Gabriel Ducas]

Mit den aufmerksamen Augen eines Händlers, der einen Kunden beim Betrachten seiner Ware beobachtet, folgte Gabriel den Worten des Hüters. Er nickte zur Bestätigung und hob hier und da interessiert eine Augenbraue. Offenbar waren die Informationen aufschlussreich. Auf die Ankündigung das Projekt würde den Gefallen des Magisters finden und dass dieser sich ebenfalls vorstellen konnte, als Förderer aktiv zu werden, strahlten die Augen des Händlers freudig. Doch auch Sorgenfalten zierten das Gesicht des Brujah, nicht alles gehörte war für ein solches Unterfangen erfreulich, insbesondere die Tatsache eine Einflussnahme der beiden Ancilla und Amtsträger einschränken zu müssen, machte das Unterfangen sehr gefährlich.

Erst bei Angeliques Worten hellten sich die Gesichtszüge wieder etwas auf. Ein bestehendes Gebäude zu nutzen, würde sehr viel Zeit sparen, wenn es darüber hinaus tatsächlich möglich war, darüber den Einfluss Benedettos und Ferrucios bereits etwas einzuschränken wäre dies sicher eine Überlegung wert. Sein Blick glitt daher zu Ilario. Wie er wohl diese Möglichkeit einschätzen würde? Erst jetzt schien ihm aufzufallen, dass seit Angelique geendet hatte, niemand mehr etwas gesagt hatte und so ergriff er das Wort.

„Wir…“ sein Blick ging hinüber zu Angelique „…sind höchst erfreut und dankbar das dies Unterfangen euren Gefallen findet und ihr gar einer Förderung gegenüber aufgeschlossen seid.“ er senkte dankend und demütig das Haupt vor dem Magister.

„Gestattet mir, bezüglich eurer Bedenken ein kleines Gedankenspiel. Die Förderung des kulturellen Ansehens ist eine Aufgabe ihrer höchst verehrten Majestät, die durch die wohlwerten Herolde vergeben wird, oder?“ der Zelot machte eine kurze Pause und sah zu seinen Gesprächspartnern, ehe er fortfuhr. „Ist das Schaffen einer solchen Schrifthalle…“ sein Blick traf einen Moment den der kindlichen Malkavianerin „…in einem Kloster, in der Gestaltung eine stilistische Huldigung von la principessa bianca ein Unterfangen, welches von ihrer höchst verehrten Majestät und ihrem Hofgelehrten UND dem Chronisten mit Wohlwollen betrachtet werden könnte? Denn immerhin ist es ihre Aufgabe und in ihrer Erfüllung gar ihr gewidmet.“

[Ilario]

"Ja, ich weiss werte Angelique. Für florierende Geschäfte wird Genua mehr des Lesens und Schreibens Kundige brauchen. In die Zukunft gedacht, sehr gut!
Von einem Frauenkloster würde ich jedoch abraten, eine wachsende Bibliothek dort könnte Fragen aufwerfen. Zudem dürfte der Zugang für Kainiten männlicher Gestalt probleme machen die nicht jeder umgehen kann."

Offensichtlich dachte Ilario eher in kainitischen Maßstäben, auch wenn er die sterbliche Welt nicht ausser Acht liess. Dann wandte er sich an Gabriel und nickte sacht.
"Das wäre eine Möglichkeit, doch wird sie euren Einfluss auf jene Schreibhalle oder Bibliothek schmälern. Womöglich würde diese dann gar zu einem Zankapfel mit, oder unter, mehreren Ancilla. Lasst mich einen Moment überlegen..." Was der Lasombra dann auch schweigend tat, eher er erneut sprach. "Nun, wenn ihr den Versuch starten wollt eine Bibliothek für Kainiten im Verbund mit einer Schule für die Menschen, legt sie profan an. Eventuell angebunden an die Kirche, falls dies nötig wird könnte ich hier den Weg ebnen. Und, so ihr dies möchtet, höre ich mich um in meinen Kreisen... Nach einem Mäzen der vielleicht einen echten Grundstock an Werken zur Verfügung stellen würde."

[Angelique]

Angelique nickte zu den Worten des Magisters.
"Vielleicht sollte man es wie eine Idee der sterblichen Handelsfamilien und Handwerkerbünde aussehen lassen. Die profanen Händler würden einen Einfluss der Kirche ja gar nicht wollen, wenn es um so sündige Dinge wie Profit geht."

Sie schaute bescheiden. "Mir geht es sowohl in der mundanen Fassade, als auch in der geheimen Bibliothek der Unseren nicht um eigene Macht und Prestige. Mir geht es um das Wohlergehen der Menschen und ihre Erleuchtung. Es wäre schön, würden auch Vampire davon profitieren und wieder zu der Weisheit zurückfinden, die in unserer Princeps Jugend verbreiteter war.

So gerne ich es tue, ich kann nicht jedem Willigen im Einzelunterricht lehren, was für uns selbstverständlich sein sollte.
Die letzten Jahrzehnte traten immer wieder solche an mich heran, die Wissen erlangen wollten, dass essentiell ist, um in Genua zum Wohle aller zu funktionieren.
Selbst Feinde von mir taten dies. Es besteht also dringender Bedarf."

[Gabriel Ducas]

Gabriels Blick wanderte aufmerksam vom Ancilla der Lasombra zur Neugeborenen des Mondes. Mit einem sanften Nicken signalisierte er, dass er den Überlegungen der beiden folgte und hörte sich alles bis zum Ende hin an, ehe er leicht den Kopf zur Seite neigte und auch seinen Blick etwas senkte, um selbst nachzudenken. Als er seinen Kopf und seinen Blick wieder aufrichtete hob er ebenfalls sanft die rechte Hand und hob einen ersten Finger.

„Somit besteht Einigkeit zum Nutzen einer solchen Schrifthalle.“ sein Blick glitt einmal kurz über die Anwesenden, ehe er einen zweiten Finger hob und Richtung Ilario sah. „Wir haben euren Zuspruch“ er nickte noch einmal dankend zum Hüter des Elysiums und hob dann einen dritten Finger. „Und offenbar besteht in dem verehrten Hofgelehrten Ferrucio eine Gefahr für dieses Unterfangen?“ sein Blick glitt fragend zu den anderen beiden Kainiten, ehe er dann jedoch den Finger der linken Hand hob. „Bitte verzeiht meine Unwissenheit. Doch wenn der verehrte Hofgelehrte Einfluss auf die Kirche hat und es Bedenken aufgrund der langsam verheilenden Wunden der Stille gibt, wäre es dann nicht zielführend eurem ersten Rat zu folgen und vorerst nur eine kainitische Bibliothek einzurichten? Die Stille ist ein solch fragiles Gebilde und könnte durch einen Kampf um Einfluss in der Kirche sicher in Mitleidenschaft gezogen werden.“ Seine Augen blickten fragend zwischen seinen beiden Gesprächspartnern umher.

„Man verzeihe einem einfachen Handwerker, doch von welcher Menge an Schriften reden wir hier? Könnten wir nicht etwas anderes schaffen? Vielleicht angeschlossen an diese wunderschönen Hallen? So stünde diese Sammlung auch unter dem Schutz des Elysiums und damit der höchstverehrten Majestät und könnte zumindest helfen das unsereins zur Weisheit zurückfindet.“ Gabriel machte eine kurze Pause und sah einen Moment fragend in Richtung Angelique. Es ist ein Kompromiss. Zumindest ein Teilerfolg. Könnt ihr damit Leben?

[Ilario]

Entschieden verneinte Ilario. "Auf keinen Fall, euer Projekt soll und darf gern eigenständig sein. Teil des Elysiums hingegen nicht, wiewohl natürlich jeder eingeladen ist Werke hier zu lesen oder zu diskutieren. Innerhalb der Kirche hat nicht nur der verehrte Ferrucio Einfluss, aber es sind auch die ganz normalen Mitglieder des Klerus die, dank ihrer Bildung, die Stille durchschauen könnten. Im unmittelbaren Umfeld der Kirche muss man besonders behutsam agieren." Sacht strich er sich über die Ärmel seines Gewands, sah dann von einem zur anderen. "Der Schutz des Elysiums gilt den Kainiten, nicht eurer Halle, nicht den Schriften darin... Doch ihr fragtet nach der Menge. Ich denke für den Anfang wären zwei Dutzend Werke ein nicht zu verachtende Menge. Oder nicht?" Beide, Brujah wie Malkavianerin mochten wohl wissen oder erahnen, was der Wert dieser Menge an Literatur wäre, manche Klöster hatten weniger. Und Ilario wusste, dass sie dies wussten, weshalb er nun gespannt auf die jeweiligen Reaktionen wartete.

[Angelique]

Kurz blitzten die Augen der Kindvampirin auf, als Ferrucio erwähnt wurde, aber sie bewahrte inzwischen würdevolle Contenance.

Zu den Worten von Ilario meinte sie: "Nun, um ein Kloster gründen zu können, bräuchte man nur zehn Bücher im Bestand. Es wäre also mehr als genug für einen Anfang."

[Gabriel Ducas]

Zwölf Werke. Gabriels Augen wurden größer und er hob beeindruckt die Augenbrauen. Beinahe hätte er aufgrund der schieren Anzahl die weiteren Worte des Hüters vergessen oder gar überhört, besann sich allerdings rechtzeitig und sah diesen und im Anschluss Angelique an.

„Ich ähm…“ stammelte er einen kurzen Moment als er die Informationen wohl noch verdaute und fand nur mühsam zurück zu gewohnter Souveränität. „Ähmm also ich. nun ich begrüße die Eigenständigkeit sehr wohl, jedoch muss eine solche Menge Wissen wahrlich geschützt werden?“ er sah etwas fragend zwischen den beiden anderen hin und her.

„Ein solcher Schutz muss nicht nur die Stille wahren. Sondern auch religiösen Eiferern oder verletztem Stolz unsereins widerstehen. Der Bau sollte also nicht allzu viel Aufmerksamkeit erregen. Eine Schrifthalle oder Schule ohne Beteiligung des Klerus würde zwar den Zutritt verbessern, hätte jedoch von Anfang an mit dem Misstrauen der Kirche zu kämpfen. Doch was wäre mit einem städtischen Archiv? Erlässe, Gesetze und Verkaufsdokumente könnten so abgelegt werden. In einem solchen Bauwerk könnten wir die Schriften doch sicher lagern, oder?“

[Angelique]

"Eine interessante Idee", meinte die kleine Vampirin nachdenklich. "Die Romanoi haben so etwas und auch die Sarazenen.

Aber das hieße, es in die Hand des Senats zu geben und somit in die Hände von den vampirischen Strippenziehern hinter den Senatoren.
Dann hätten bald Leute wie ich, die keine Senatoren beeinflussen, auch keine Zutritt mehr zu den eigenen Büchern."

Sie lächelte traurig. "Eine gute Methode, sich Einfluss im Senat zu erschleichen, mit so einem Projekt. Ich empfehle in dem Fall, als Belohnung die Kontrolle darüber zu verlangen.
Ich kann einem solchen Unterfangen vielleicht ein paar Schriften spenden und meine Söldner wären natürlich zum Schutz günstig anzuheuern."

Diese Worte verpackten diplomatisch die schlichte Tatsache, dass Angelique im Laufe des Gesprächs in den Schatten der Hohen Klans zurückgedrängt wurde. Sie würde nur eine untergeordnete Rolle, wenn überhaupt, in dieser Angelegenheit einnehmen können.

[Ilario]

Ilario sah von einem Neugeborenen zur anderen und breitete dann seine Hände aus, darreichend anmutend. "Wenn ihr die Gabe annehmt ist es die eure, ich werde darum für euch bitten. Mehr nicht, denn diese ganze Angelegenheit soll die eure sein. Macht euch um Genua verdient, fördert die Bildung und damit den Wohlstand. Auch den an Wissen innerhalb der kainitischen Gemeinde." Ein schmales Lächeln schlich sich auf des Hüters Lippen, als er mit den Achseln zuckte. "Angeliques Idee hat etwas für sich, vielleicht erlangt ihr Einfluss auf einen oder zwei Sentoren wenn neue gewählt werden... Vielleicht könnt ihr deren Aufstieg mit der Schrifthalle verknüpfen..."

Interessiert sah er wieder zu seinen beiden Gästen und lehnte sich zurück, den beiden die Diskussion und Gedankenspiele überlassend.

[Gabriel Ducas]

Der Brujah hatte seine Rede etwas nervös beendet und legte danach seine Hände ineinander und versuchte sich selbst zu beruhigen, indem er die Regungen seiner beiden Gesprächspartner verfolgte*. Auf den Einwand der Malkavianerin hob er eine Augenbraue und verweilte mit seinem Blick einen Moment auf dem kindlichen Vampir. Einen Moment erinnerte er sich an die leichte Verbitterung, die das Mondkind gezeigt hatte, als sie das erste Mal über Zusammenarbeit sprachen und zog irritiert die Augenbrauen zusammen als sie über die Zutrittsbeschränkung sprach. Ein Frauenkloster ist auch nicht jedem zugänglich? er schüttelte einen Moment den Kopf um den Gedanken zu verscheuchen und erinnerte sich dabei auch an die Verwirrungen im letzten Gespräch.

„Nun, ich bin zu neu in dieser Stadt, als das ich großen Einfluss auf Kirche und Senat hätte. Auch verfüge ich nicht über eine Schriftensammlung.“ er sah die beiden einen Moment beinahe entschuldigend an. „Jedoch verfüge ich über gute Verbindungen in den Süden und könnte einen Baumeister beauftragen. Darüber hinaus würde ich selbst dem Bauwerk Fenster spenden, um die Werke darin zusätzlich zu schützen.“ nun sah er freundlich lächelnd zu Angelique. „Wenn wir dies als Idee der sterblichen Handelsfamilien und Handwerkerbünde aussehen lassen können, soll mir dies nur Recht sein. Eine profane Schule würde daher die Unterstützung meiner Malerei finden.“ Gabriel lehnte sich etwas zurück und breitete die Arme aus als er fragend hinzufügte. „Wenn die Kirche einem solchen Vorhaben zustimmen würde, fehlt es jedoch an Lehrkräften, die nicht dem Klerus dienen, oder?“

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