[1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

[Februar '22]
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Gabriel Ducas
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel nutzte die Gelegenheit und nahm eine der Figuren aus der Mitte des Brettes in die Hand und sah sie sich von allen Seiten an. Eine interessante Art des Zeitvertreibs, mit solch Figuren. Ob sich daraus ein Motiv ableiten ließe? Langsam stellte er sie zurück und sah seine Gegenüber wieder an.

„Es wäre höchst bedauerlich, wenn ich nicht mehr das sein kann, was ich einst war. Ist es doch das was ich sein will. Das was mich herbrachte. Kann ich noch bei Tage meinem Handwerk nachgehen? Mit Sicherheit nicht. Doch es ganz hinter mir zu lassen?“ er schüttelte entschieden den Kopf. „Was dann? Die Welt in Rivalen und nützliche Verbündete trennen? Einsteigen in den ewigen Kampf nach Ämtern? Anerkennung? Intrigen spinnen? Niemandem mehr trauen?“ seine Augenlieder senkten sich bei seinen Worten und machten seine Trauer über das gesagte deutlich.

„Geht es euch nicht ähnlich? Musstet ihr in lebenden Jahren nicht für eure Anerkennung kämpfen? Kämpfen dafür mehr zu sein? Hat es sich seit dem Kuss geändert? Konntet ihr ausbrechen aus dem Kampf? Wolltet ihr es? Würde man euch lassen? Hat man euch nicht genau deshalb in die Nacht geholt? Weil ihr die wart, die ihr seid?“ mit seinem melancholischen Blick sah er Giada an und wartete auf eine Antwort.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ich wurde nicht in die Nacht geholt, um die zu bleiben, die ich war.” Andere hätten Gabriel vielleicht zurück gewiesen. Sie hätten ihn verspottet oder wären gekränkt gewesen. Die Lasombra aber schien dies zu schätzen: Seine Fragen, die Herausforderung darin, das Ringen um seine Antwort, ihre Antwort, irgend eine Antwort, die genug Bestand haben könnte, um die Zeit zu überdauern.

“Ich habe die Grenzen meiner Existenz von einst gesprengt, in jeder Hinsicht. Ihr habt dies vermutlich ebenso. Wenn nicht, dann ist dies eine Verschwendung Eures Potentials. Ihr wollt ein Handwerker sein? Dann seid einer, aber auf der Ebene, die Sterbliche niemals erreichen. Euer Körper ist besser, Eure Hände sicherer, Ihr kennt keine Erschöpfung und Euer bloßes Dasein sprengt jeden Rahmen, den der enge Blick der Sterblichen auf diese Welt haben muss.”

“Doch Meisterschaft wird selbst denen vom Blut nicht geschenkt. Eure Ziele müssten mit Euch gewachsen sein. Eure Werke sollten den Rahmen von allem sprengen können, was Ihr zuvor als möglich erdacht habt.”
Giada beugte sich vor, so dass sie einen Ellenbogen auf den Tisch neben dem Brett stützen konnte. Sie lehnte ihr Kinn auf ihre Faust und maß Gabriel mit ihrem Blick ab.

“Denkt dieses Wort neu für die Nacht: “Handwerker”. Mehr noch: “Meister”. Werdet dem gerecht. Und dazu könnt Ihr nicht mit dem verharren, was für den Tag genug ist und war.”
Sie hob die Augenbrauen.
“Wenn ich mich nicht irre, muss ein jeder Lehrling, der ein Geselle werden will, seine Lehrzeit machen. Und jeder Geselle, der ein Meister werden will, muss sein Meisterstück darbringen.”

Mit einem kleinen Ruck stieß sie sich vom Tisch ab und lehnte sich auf ihrem Platz wieder zurück, die Hände nun vor dem Bauch gefaltet. “Sagt mir, habt Ihr die Lehre der Nacht schon begonnen? Oder seid Ihr noch auf diesem ohnmächtigen, tatenlosen Stand, von dem Ihr da gerade gesprochen habt? Dieses oberflächliche Winseln über diese oder jene Intrigen, das Ringen aller anderen um Macht? Ist dies wirklich alles, was Ihr in Eure Nächten tun wollt? Habt Ihr keine Ziele? Oder habt Ihr nur noch nicht gewagt, sie Euch zu erträumen, in Euren Blick zu fassen und dann mit beiden Händen danach zu greifen?”
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Gabriel Ducas
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Nicht die bleiben die sie war? Ist dem so? Gabriels Blick musterte seine Gegenüber noch einmal eindringlich. So ihre Erzeugerin die Gabe der Voraussicht hatte, hatte sie wohl weise gewählt. Der Blick war respektvoll und anerkennend.

„Nun. Wenn ihr nicht die geblieben seid, die ihr wart. Wer seid ihr dann?“ Er griff erneut eine Figur des Spielbrettes – einen Springer – und besah sie sich, während er fortfuhr. „Wissen wir, wer wir sind? Oder glauben wir nur zu wissen wer wir sind?“ seine Augen wanderten von der Figur wieder zu seiner Gesprächspartnerin. „Allein die Tatsache das ihr hier vor mir sitzt macht deutlich, dass ihr jegliche Grenzen nicht nur als Sterbliche gesprengt habt.“ mit einer geschmeidigen und kraftvollen Bewegung stellte Gabriel die Figur in die Mitte des Schachbrettes. „Die Frage bleibt dennoch. Wer sind wir?“ sein Zeigefinger umkreiste die Figur einmal vollständig. „So viele Blickwinkel, so viele Möglichkeiten. Dennoch können alle Falsch sein, denn keiner ist unser eigener Blickwinkel.“ nun schüttelte er betrübt den Kopf. „Und selbst dieser kann dem widersprechen, was andere sehen wollen.“ der Brujah legte den Kopf schräg und lächelte leicht. „Ich bin Handwerker und strebe nach Perfektion meiner Kunst.“ er legte eine kurze Pause ein und drehte bedächtig die Spielfigur in der Mitte. „Die einen nehmen es so hin. Die anderen sehen eventuell eine Verschwendung von Potenzial und wieder andere…“ sein Blick traf den ihren. „…sehen in meiner bloßen Gegenwart eine politische Einflussnahme. Ich nehme an, ihr kennt diese Einschätzung?“ Wieviele sahen in der Magistra wohl eine Spionin? Wieviele sahen in ihr eine Botschafterin?

„Es geht hier nicht um oberflächliches Winseln. Perfektioniert man sein Handwerk, in dem man mit betrunkenen Seefahrern schmutzige Lieder krakeelt?“ zum ersten Mal nahm die Stimme des Brujah etwas Abstand von der üblichen milde und klang beinahe zischend.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Sicher kenne ich jenen Blickwinkel auf Eure Anwesenheit in Genua.” Naturgemäß war der Lasombra dieser Blickwinkel nicht fremd. Ihr erging es genauso und das schien auch nichts außergewöhnliches für sie zu sein.
“Eure Anwesenheit bedeutet gewiss einen Einfluss, ob es Euch gefällt oder nicht”, erläuterte sie dann ihren Standpunkt. “Ihr könnt Euch dies zueigen machen und es nutzen. Oder Ihr könnt Euch vergeblich dagegen stemmen und hoffen, dass es letztlich nur als Geste jener gewertet wird, die Euch hierher gelenkt haben.”

Sein Zischen indes ließ sie die eine Augenbraue heben, interessiert, mit einem halben Lächeln, wachsam. “Eben das ist mein Argument. Wenn Ihr auf dem Maß bleibt, auf dem sich die Menschen bewegen, dann ist es so als würdet ein begnadeter Sänger nur mit Matrosen Trinklieder gröhlen. Darum, so sage ich, dürft Ihr nicht bei dem verharren, was für die Menschen das Handwerk sei, welches Ihr gewählt habt. Ihr müsst dessen Grenzen sprengen so wie die Grenzen Eures Daseins gesprengt wurden.”

Sie hob das Kinn ein wenig an. “Was ist Euer Handwerk?”
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Gabriel Ducas
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Der Brujah hob den rechten Mundwinkel und schmunzelte etwas schief.

„Stemme ich mich dagegen? Ich wüsste nicht einmal davon, wenn man mich nicht darauf hingewiesen hätte.“ er hob die beiden Arme und zuckte mit den Schultern. „Kann ich mich gegen etwas stemmen, von dem ich nichts weiß? Vielleicht möchte ich lediglich, dass man meine Perspektive einnimmt und mich nicht nur als Spielfigur…“ er deutete auf das Schachbrett „…von anderen sieht. Ich bin vielleicht der Einzige meiner Kunst unter den Kindern der Nacht. Dementsprechend rar sind die Kunstwerke, die ich zu schaffen im Stande bin. Ich verstehe mich auf die Glasmalerei und die Erstellung kunstvoller Mosaike.“ seine Stimme wurde etwas lebhafter und wieder freundlicher. Offenbar mochte er es von seiner Kunst zu sprechen.

„Meine Werke finden sich unter anderem in der Kathedrale von Syrakus aber inzwischen auch hier im Palast der Meere. Jedes ein Kunstwerk für sich, jedoch noch immer nicht das wonach ich strebe. Ich rede von Perfektion. Etwas bei dessen Anblick selbst Kämpfende innehalten. Kann man Perfektion erreichen? Ich hoffe nicht.“ er schmunzelte wieder und das Zischen war aus dem Tonfall gewichen. Vielmehr sprach er mit einer Leidenschaft und Euphorie, die auf Menschen sicher Eindruck machte.

„Vergleicht es mit der Gesellschaft der Nacht! Wie ein jeder von uns, muss auch jedes Mosaiksteinchen an seinem Platz sein.“ er nahm den Springer aus der Mitte des Spielbrettes wieder in die Hand und tauschte die Startpositionen von Springer und Turm. „Ich nehme an so wäre es nicht korrekt?“ fragte er rhetorisch, ehe er fortfuhr. „Sicher kann ich von außen versuchen einen Stein in eine Position zu pressen, die nicht zu ihm passt. Aber es würde das Kunstwerk ruinieren und der Stein wäre wertlos. Erst an der passenden Position entfaltet er seine wahre Schönheit, denn diese Position würde er wie selbstverständlich einnehmen. Er wäre kein Fremdkörper, sondern Teil von etwas Großem.“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Und das ist das Los der Figuren auf dem Brett: Oft wissen wir nicht einmal, das wir solche sind, eben so wie Ihr sagt und Euch beschreibt. Sind wir wahrhaftig gegenüber uns selbst, so erkennen wir, dass wir unser gesamtes Spielbrett nicht sehen wie ein Betrachter eines Eurer Mosaike sehen würde: von oben, mit einer vollkommenen Allsicht auf jede Einzelheit. Dies mag Gottes Blick auf diese Welt sein, doch wir… .”

Nun hob Giada das erste Mal die Hand und berührte einen der weißen Bauern - oder Neonaten - auf dem Brett. “...wir haben diesen Blick nicht. Ein jeder unserer Blickwinkel unterscheidet sich von dem der anderen. Das ist einer der Gründe, weshalb wir beständig miteinander im Streit und Zwist liegen.”

“Es ist auch nicht so, dass Unwissen oder Blindheit uns vor diesem Streit oder dem eingeschränkten Blickwinkel schützen. Es hilft jedoch, wenn wir beides erkennen. Dann fällt es uns leichter, unsere eigenen Schritte zu wählen, wenn wir es können. Wenn wir die Wahl nicht haben, dann haben wir es doch immerhin leichter darin, wenigstens die Art und Weise unserer Schritte zu bestimmen.”

Sie sah vom Brett auf und wieder zu Gabriel. “Wollen wir beginnen? Oder sind Euch die Regeln noch fremd?”
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Gabriel Ducas
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel besah sich die unterschiedlich gestalteten Figuren vor sich und tippte sanft auf eine Figur – einen Turm – in der Ecke des Spielbrettes.

„Doch könnten wir unseren Blick nicht wenigstens fokussieren? Anstatt auf die Mitte des Spielfelds zu rennen, einfach einsehen, dass uns manche Dinge nicht liegen? “

Er ließ die Figur wieder los und betrachtete Giada.

„Haben wir nicht Zeit? Kann ein Neugeborener, der sich eilig in die Mitte des Feldes bewegt nicht schnell zur Beute anderer werden? Nur Bewegung, um der Bewegung willen?“ er schüttelte leicht den Kopf und stellte die, zuvor vertauschten, Figuren wieder so auf, wie die Magistra es am Anfang getan hatte und nickte.

„Mir sind die Regeln dieses Spiels völlig fremd.“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“So scheint es.” Es war ein trockener, vielleicht sogar sardonischer Kommentar. Doch sie wischte den Mißklang mit einer Geste zum Brett hin beiseite.
“Vielleicht liegt es Euch nicht, vielleicht jedoch durchaus. Früher oder später fordert Euch jemand heraus und spätestens dann erkennt Ihr Eure Begabung - vielleicht zu spät, wenn Ihr niemals geübt habt. Kaum ein Gegner würde darauf Rücksicht nehmen.” Ihr Lächeln war knapp, mit einer gewissen Ironie für die eigenen Worte, so wie sie die Grenzen der Metapher erreichte und bereits ein Stück weit über Gebühr dehnte.
“So erscheint es klug, sich zu erproben anstatt es nicht zu tun. Das ist in der Tat das Privileg und der Freiraum der Jungen und der Unerfahrenen.”

Sie legte dann jedoch ihre Fingerspitzen an den Rand des Spielbretts zwischen ihnen beiden.
“Zumindest dieses Spiel kann ich Euch lehren, wenn es Euch gefällt. Seine Regeln sind wenigstens klar und zwischen Schwarz und Weiß sind die Grenzen unverrückbar gezogen. Wenn es Euch also gefällt, dann wird es mir eine Freude sein.” Ihr Lächeln nun hatte nicht die selbstironische Schärfe von zuvor - man könnte meinen, dass Giada tatsächlich echte und direkte Freude an diesem Spiel hatte und sich geradeheraus über einen möglichen Mitspieler freute.
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Gabriel Ducas
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel hob skeptisch eine Augenbraue. „So wollt ihr mir, mit diesem Spiel vor Augen führen, was passiert, wenn ich mich nicht auf dem politischen Parkett erprobe?“ er schmunzelte kurz als sich seine Züge wieder normalisierten und er mit einer kurzen einladenden Geste der Hand auf das Spielbrett wies. „Bitte. Erhellt mich mit den Regeln des Spiels. Sie zu kennen, wird wohl kaum zum Nachteil sein.“

Mit diesen Worten beugte er sich vor und lehnte seine Ellenbogen auf den Tisch. Mit ruhigen Bewegungen legte er sein Kinn auf die Hände und sah Giada an. Die Augenlider hatten sich erneut gesenkt und auch das Lächeln schien verschwunden als er sich offenbar darauf konzentrierte die Regeln des Spiels erläutert zu bekommen. Oder war da noch mehr?
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1066] Regentropfen und Gesprächsfetzen [Giada, Gabriel]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada tat seine erste Frage nur mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem eher skeptischen, vielleich auch tadelnden Blick ab, doch sie hielt sich nicht damit auf.

“Die Figuren auf dem Brett sind unversöhnlich, weiß gegen schwarz. Es gibt nichts dazwischen. Darum ist es nur ein Spiel - diese Dinge sind sehr einfach und klar.”
Giada deutete auf die beiden ordentlichen Reihen von weißen Figuren vor Gabriel. “Weiß beginnt stets und auch darin sind die Dinge wohl sehr einfach gemacht worden.”

Es lag eine Art trockener Selbstkritik in diesen Worten - oder wenigstens wohl die trockene, pragmatische Anerkennung der Tatsache, dass in der Wirklichkeit die Dinge niemals so einfach oder klar waren.

“Wenn einer Figur gelingt, auf ein Feld zu ziehen, auf dem eine andere steht, so wird diese andere dadurch geschlagen. Offenkundig hatte sie nicht genügend Schutz. Auch die Kämpfe auf diesem Brett sind kurz, hart und eindeutig.”

Giada ließ dies für einen Augenblick so über dem Brett stehen, bevor sie fortfuhr.

“Stellt Euch die Figuren vor wie zwei verfeindete Domänen. Jede Domäne wird von einem Prinzen geführt. Fällt der Prinz, fällt die Domäne, die durch ihn errichtet wurde und sein Spiel ist verloren.” Giada hob die beiden Prinzen auf dem Brett - die Könige wohl - an und setzte sie dann in die Mitte des Brettes, um das Folgende zu demonstrieren.

“Jede Art von Figur auf dem Brett hat nur eine bestimmte Art, wie sie gezogen werden kann. Für die Prinzen gilt: Sie sind in die Herrschaft ihrer Domänen so verstrickt und durch die hohe Politik derart gebunden, dass sie nur ein Feld weit ziehen können. Doch immerhin erlaubt ihre Macht ihnen, in jede Richtung um sich her zu ziehen.”

Sie führte dies in ein paar einfachen Zügen auf dem Brett vor, bevor sie die beiden Prinzen auf ihre Plätze zurückstellte. “Doch die meisten Prinzen wissen dies gut genug und daher errichten sie um sich her ihre Höfe zu ihrem Schutz und zum Angiff gegen den Feind. Sie kämpfen selten selbst - ihre Macht liegt in ihren Untergebenen.”
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